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»Und dir geht es gut?«, wollte sie wissen.

Er zog die Brauen hoch. »Jedenfalls, wenn ihr beide mich endlich für eine Weile besuchen kommt.« Er drohte Richard mit erhobenem Finger.

»Eins sag ich dir, Richard, manchmal kommt es mir vor, als wärst du noch einmal in die Unterwelt entschwunden, um im Tempel der Winde zu leben.«

Richard bedachte ihn mit vollkommen nüchternem Blick. »Der Tempel der Winde steht nicht in der Unterwelt.«

»Aber sicher doch. Er wurde dorthin verbannt während de-«

»Ich habe ihn zurückgeholt.«

Zedd erstarrte. »Du hast was?«

Richard nickte, ein kaum merkliches Lächeln auf den Lippen. »Als ich vor dem Öffnen der Kästchen noch einmal in die Unterwelt hinabstieg, habe ich ein paar Veränderungen vorgenommen, so dass ich den Tempel durch die offenstehende Pforte wieder an seinen angestammten Platz zurückholen konnte - in diese Welt. Sowohl er selbst als auch die in ihm aufbewahrten Dinge sind Errungenschaften des menschlichen Geistes, deshalb ist er das Eigentum der Menschen. Ich habe ihn für all die zurückgeholt, die diese Genialität zu würdigen wissen.«

Zedd hatte kein einziges Mal geblinzelt. »Aber das ist sehr gefährlich.«

»Ich weiß. Ich habe dafür gesorgt, dass ihn niemand außer mir betreten kann. Ich dachte, wenn es deine Arbeit erlaubt, könnten wir beide ihn zusammen besuchen. Das Gebäude selbst ist ziemlich be merkenswert. Die steinerne Decke im Saal des Himmels gleicht einem Fenster, durch das man in den Himmel sieht. Er ist wunderschön. Ich wäre gern derjenige, der dir diesen Ort zeigt, den seit dreitausend Jahren kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat.«

Zedds Mund stand offen. Er hob einen Finger. »Richard, hast du etwa sonst noch irgendetwas getan, als die Pforte offen stand?«

Er zuckte die Achseln. »So dies und das.«

»Zum Beispiel?«

»Nun, zum einen habe ich es so eingerichtet, dass die roten Früchte in den Midlands nicht mehr giftig sind, wie ich dir vor langer Zeit versprochen hatte.«

»Was sonst noch?«

»Nun, ich - oh, sieh doch, es fängt gleich an. Ich muss gehen. Wir reden später weiter.«

Zedds Miene verfinsterte sich. »Ich will hoffen, du meinst es ernst.«

Richard ergriff Kahlans Hand und stieg die Stufen zur Plattform des Andachtsplatzes empor. Egan und Ulic, die Hände locker verschränkt, erwarteten ihn bereits. Richard nahm seinen Platz ein, neben sich Kahlan.

Die über die weite Halle verstreute Menge verstummte. Als Kahlan sie schließlich hereinmarschieren sah, hatte sie ein so breites Lächeln im Gesicht, dass ihre Wangen schmerzten. Die Menge zu beiden Seiten des scheinbar endlosen roten Teppichs teilte sich für das auf die Plattform zuschreitende Paar, hinter dem in einem langen Zug ihre Begleitung folgte.

Cara war eine absolut strahlende Erscheinung, als sie an Benjamins Arm die Stufen emporstieg. Benjamin sah prächtig aus in seiner Ausgehuniform. Er war jetzt General Meiffert, Befehlshaber der Ersten Rotte im Palast des Volkes.

Wie alle hinter ihr folgenden Mord-Sith, trug Cara ihren weißen Lederanzug. Zusammen mit Benjamin in seiner dunklen Uniform bildeten die beiden ein prachtvolles Paar. Kahlan fühlte sich ein wenig an ihr weißes Konfessorinnenkleid und Richards schwarzen Kriegszaubereranzug erinnert.

Nicci, schön wie eh und je, stand lächelnd mitten unter den Mord-Sith, um Cara als deren offizielle Trauzeugin zu repräsentieren.

»Seid ihr bereit?«, fragte Richard.

Cara und Benjamin, viel zu übermütig, um ein Wort hervorzubringen, nickten nur.

Richard beugte sich ganz leicht vor und fixierte Benjamin mit seinem Raubtierblick. »Ben, wehe, Ihr krümmt ihr jemals auch nur ein Härchen, habt Ihr verstanden?«

»Lord Rahl, dazu wäre ich wohl kaum imstande, selbst wenn ich wollte.«

»Ihr wisst, wie es gemeint war.«

Benjamin strahlte über das ganze Gesicht.

»Gut.« Richard richtete sich wieder auf.

»Aber ich darf doch, wenn ich möchte, oder?«, fragte Cara. Richard hob eine Braue. »Nein.«

Cara schmunzelte.

Richard ließ seinen Blick über die erwartungsvoll schweigende Menge schweifen. »Sehr verehrte Anwesende, wir sind heute hier zusammengekommen, um Zeugen eines wunderbaren Ereignisses zu werden: dem Beginn des gemeinsamen Lebens von Cara und Benjamin Meiffert.

Die beiden haben sich als leuchtendes Vorbild für uns alle erwiesen: stark, klug, ihren Lieben treu verbunden und bereit, alles für den Schutz des höchsten Gutes zu geben, das wir kennen: das Leben. Nun haben die beiden den Wunsch, das ihre miteinander zu teilen.«

Mit leicht gebrochener Stimme fuhr er fort. »Darauf, und auf die beiden, ist niemand hier im Saal stolzer als ich selbst.

Cara, Benjamin, was euch beide verbindet, sind nicht die hier vor uns allen gesprochenen Worte, sondern eure Herzen. Dies sind einfache Worte, aber in den einfachen Dingen liegt große Kraft.«

Kahlan erkannte diese Worte von ihrer eigenen Trauungszeremonie wieder und fand, dass er ihnen kaum größeren Respekt erweisen hätte können, als sie jetzt mit denselben Worten zu vermählen. Richard räusperte sich und hielt einen Moment inne, um sich zu sammeln.

»Cara, willst du Benjamin zum Ehemann nehmen, und wirst du ihn für alle Zeiten ehren und lieben?«

»Ich will«, antwortete sie mit deutlich vernehmbarer Stimme, die über die Menge hinwegtrug.

»Benjamin«, sagte Kahlan, »willst du Cara zur Frau nehmen und sie für alle Zeiten ehren und lieben?«

»Ich will«, sagte er mit ebenso klarer Stimme.

»Dann seid ihr jetzt vor euren Freunden und Angehörigen, vor eurem Volk vermählt für alle Zeit«, schloss Richard.

Während die Mord-Sith hinter ihnen feuchte Augen bekamen, umarmten sich Cara und Benjamin und küssten sich unter dem tosenden Jubel der Menge.

Als der Lärm sich schließlich legte und der Kuss endete, forderte Richard sie mit ausgestreckter Hand auf, sich neben ihn und Kahlan zu stellen. Berdine weinte noch immer Freudentränen an Nydas Schulter. Kahlan sah, dass Rikka, Tränen in den Augen, ebenjenes rosa Band im Haar trug, das sie ihr einst geschenkt hatte.

Stolz und aufrecht ließ Richard den Blick über die ihm entgegenblickenden Gesichter schweifen. Hätte Kahlan all die Tausende von Menschen nicht mit eigenen Augen gesehen, sie hätte die Hallen für menschenleer gehalten, so still war es.

Dann sprach Richard, mit einer Stimme, die bis in den letzten Winkel trug.

»Das große Geschenk des Lebens besteht darin, für einen winzigen Augenblick an diesem gewaltigen Universum teilhaben zu dürfen. Es ist das einzige Leben, das uns je vergönnt sein wird. Das Universum wird ungeachtet unseres kurzen Daseins weiterexistieren, aber solange wir hier sind, sind wir nicht nur ein Teil dieser Unermesslichkeit, sondern auch des Lebens aller um uns her. Das Leben ist ein großes Geschenk, das jedem von uns zuteilwurde. Es gehört jedem selbst und niemandem sonst, es ist wertvoller, als sich je errechnen ließe. Es ist das höchste Gut, das uns je zuteilwerden wird. Haltet es in Ehren für das, was es wahrhaftig ist.«

Cara umarmte ihn. »Danke, Richard, für alles.«

»Es ist mir eine große Ehre, Cara«, sagte er, indem er ihre Umarmung erwiderte.

»Ach, übrigens«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Shota war vor Kurzem bei mir. Sie bat mich, Euch etwas auszurichten.«

»Tatsächlich? Was denn?«

»Sie meinte, sollte es Euch jemals wieder nach Agaden verschlagen, würde sie Euch umbringen.«

Richard wich überrascht zurück. »Tatsächlich? Das hat sie gesagt?«

Grinsend nickte Cara. »Aber sie hatte dabei ein Lächeln auf den Lippen.«

Und dann erklang die Glocke, die die Menschen zur Andacht rief. Aber noch ehe sich jemand von der Stelle rühren konnte, ergriff Richard erneut das Wort.

»Von nun an wird es keine Andachten mehr geben. Niemand wird mehr vor mir oder irgendjemandem sonst niederknien müssen. Euer Leben gehört euch allein. Steht auf und genießt es.«