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Noch besorgniserregender ist, dass Feinde durch die Sliph eindringen könnten. Richard ist der Einzige, der sie in den Schlaf versetzen kann, wir können das nicht. Aufgrund ihrer Natur kann die Sliph niemandem ihre Dienste verweigern, der sie darum bittet und über die geeignete Kraft verfügt. Jagang könnte Schwestern der Finsternis hindurchschicken. Wir sind zu wenige, um sie Tag und Nacht zu bewachen, oder zumindest besitzen zu wenige von uns die nötige Kraft, um bei einem Angriff der Schwestern auch nur eine Chance auf Gegenwehr zu haben.

All dies macht die Burg anfällig für Übergriffe aller Art. Von einem solchen Bann dagegen muss man annehmen, dass er aufgrund seiner Natur jeden innerhalb der Burg vernichtet. Da es sich um ein Mittel für den äußersten Notfall handelt, könnte ein Verbleiben innerhalb der Burg für uns also ebenso tödlich sein. Deswegen müssen wir sie verlassen, bevor wir den Schutzstatus auslösen.«

»Und wie kommen wir nachher wieder hinein?«, wollte Cara wissen.

»Nun, erst einmal werde ich die Burg vollkommen abriegeln müssen. Die Abfolge zur Inaktivierung des Banns ist mir bekannt, doch ist sie einmal abgeriegelt, kann der Bann vermutlich nicht reaktiviert werden. Wir dürfen sie also auf keinen Fall abriegeln, ehe dies aus irgendeinem Grund absolut erforderlich wird, oder die Verunreinigung durch die Chimären aus der Welt des Lebens entfernt werden kann.«

Nicci tat einen schweren Seufzer. »Ich wüsste nicht, was dagegenspräche. Im Moment scheint dies die einzige Möglichkeit, die Burg zu retten.«

»Zumal wir«, fügte Zedd hinzu, »hier nicht einfach länger tatenlos herumsitzen können.«

»Nein«, gab Nicci ihm recht. »Vermutlich nicht.« In Gedanken war sie bereits bei den Dingen, die es zu erledigen galt. Es gab jede Menge von Orten, die sie aufsuchen musste.

»Mir scheint«, sagte Zedd und ließ den Blick über die seiner Entscheidung Harrenden wandern, »zuerst einmal müssen wir dafür sorgen, dass Richard seine Kraft wiedererlangt. Vermutlich wäre es sehr hilfreich für ihn, wenn sich die Verbindung zu seiner Gabe wiederherstellen ließe. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie durch einen in den heiligen Höhlen von Tamarang gezeichneten Bann gekappt wurde. Falls keiner eine bessere Idee hat, schlage ich vor, wir begeben uns dorthin und helfen ihm, indem wir das, was immer ihn von seiner Gabe trennt, zerstören.«

Die beiden Mord-Sith nickten. »Wenn es Lord Rahl hilft, würde ich sagen, machen wir uns auf den Weg.«

»Einverstanden«, sagte Tom.

»Ich fürchte, ich würde euch nur behindern«, meinte Friedrich. »Ich bin nicht mehr der Jüngste. Vielleicht bleibe ich am besten in der Gegend, für den Fall, dass Richard sich hier blicken lässt. Er wird über die Vorfälle unterrichtet werden müssen. Außerdem kann ich die Burg dann von außen im Auge behalten.«

»Klingt vernünftig«, meinte Zedd.

»Ich denke, ich sollte stattdessen besser zum Palast des Volkes aufbrechen«, sagte Nicci.

Zedd runzelte die Stirn. »Wieso?«

»Nun, ich kann die Sliph benutzen und vom Palast des Volkes direkt in die Gegend von Tamarang reisen, um Euch dort zu treffen. Da die Sliph erheblich schneller ist, bliebe mir etwas Zeit, einige Dinge im Palast zu überprüfen.«

»Zum Beispiel?«, fragte Zedd.

»Jetzt, da Richard verschollen und von seiner Gabe abgeschnitten ist, tritt Nathan in seiner Eigenschaft als Lord Rahl auf. Allein diese Bande verhindern noch, dass der Traumwandler in unsere Gedanken eindringt. Ich möchte wissen, wie er damit zurechtkommt.«

Zedd nickte nachdenklich.

»Außerdem gibt es im Palast, so wie hier, mit Magie gespeiste Schutzvorrichtungen«, fuhr Nicci fort. »Ann und Nathan müssen also unterrichtet werden, dass die Chimären im Begriff sind, diese Magie zu beeinträchtigen. Sie müssen wissen, was hier vorgefallen ist, damit sie im Gegensatz zu uns vorbereitet sind, sollte dort das gleiche Phänomen auftreten.

Aber vor allem müssen wir die Kästchen der Ordnung wiederbeschaffen. Sechs stammt aus der Alten Welt, dort haben auch Ann und Nathan lange Zeit gelebt. Auch wenn sie angeblich nichts über sie wissen, können sie uns vielleicht inzwischen einen Hinweis geben. Damals, in der Alten Welt, war Sechs überaus verschwiegen. Vielleicht weiß trotzdem jemand etwas über sie, jemand, den die beiden mir nennen könnten. Zurzeit wissen wir so gut wie nichts über diese Hexe. Wir sind also auf jeden Hinweis angewiesen.

Ich habe keine Ahnung, wo ich nach ihr suchen soll, aber dort könnte ich wenigstens mit meinen Fragen ansetzen.«

Zedd seufzte. »Klingt einleuchtend. Aber wenn Ihr etwas heraus findet, kommt Ihr zuerst zu mir nach Tamarang, ehe Ihr auf die Idee kommt, Euch selbst auf die Suche zu machen. Gut möglich, dass wir in Tamarang Eure Hilfe brauchen, und bei der Frage, wie Ihr mit Sechs fertig werden wollt, werdet Ihr meine Hilfe ganz gewiss benötigen. Sie hat ihre Gefährlichkeit hinlänglich bewiesen, Ihr werdet Euch nicht einfach an sie heranschleichen und ihr das Kästchen abnehmen können. Sobald wir einen Hinweis auf ihren möglichen Aufenthaltsort bekommen, werden wir uns zusammentun und einen Plan überlegen müssen.«

»Einverstanden«, sagte Nicci. »Und was ist mit der Sliph - nachdem ich in ihr gereist bin, meine ich? Wird sich jemand auf dem umgekehrten Weg in die Burg einschleichen können?«

»Der Schutzbann hat für die Eingangspunkte besondere Sicherungsvorkehrungen vorgesehen. Die Sliph wird Verzweigungen des Bannes zeichnen, so dass dieser Eingangspunkt wie alle anderen unüberwindbar wird. Sobald Ihr durch die Sliph aufgebrochen seid, werde ich den Bann aktivieren.«

»Ich werde Euch begleiten«, sagte Cara zu Nicci. Es war keine Bitte.

»Dann gehe ich mit Zedd«, entschied Rikka. »Eine von uns muss ja auf ihn aufpassen.«

Zedd warf ihr einen säuerlichen Blick zu, enthielt sich aber eines Kommentars.

Cara ließ ihren blonden Zopf durch die Hand gleiten. »Hört sich vernünftig an. Dann ist es also abgemacht.«

Es war, als ob die beiden festlegten, wie die Operation durchgeführt werden sollte. Allmählich begann Nicci Richard für seine bemerkenswerte Nachsicht zu bewundern.

»Suchen wir unsere Sachen zusammen«, schlug Zedd vor. »Es wird bald hell.«

Nicci nahm Rikka am Ellbogen beiseite. »Sobald ich mich umgezogen habe, mache ich Euch das Nachthemd fertig, damit Ihr es zu Euren Sachen packen könnt.«

Erneut huschte ein Lächeln über Rikkas Gesicht. »Ja, gut.«

Die Aussicht, etwas Schönes zu besitzen, etwas, das nichts mit dem Anzug einer Mord-Sith zu tun hatte, schien sie in eine Art stille Aufregung zu versetzen. Nicci versuchte, sich ganz auf diesen erfreuliehen Gedanken zu konzentrieren und ihre Nervosität über ihre neuerliche Reise in der Sliph abzustreifen. Schließlich würde ihr Richard diesmal nicht zur Seite stehen.

15

»Was ist es denn?«, raunte Jennsen der jungen Frau zu, die vor ihr durch das hohe, ausgedörrt Gras robbte. »Psst«, war Lauries einzige Antwort. Laurie und ihr Mann waren an diesem trostlosen Ort unterwegs gewesen, um eine späte Ernte wilder Feigen einzubringen, die hier in dem Gebiet zwischen den niedrigen Hügeln wuchsen. Dabei hatten sie sich immer weiter fortgewagt und waren schließlich getrennt worden. Als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte und Laurie sich auf den Weg zurück in den Ort machen wollte, hatte sie ihren Mann nicht mehr gesehen. Es war, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden.

In ihrer wachsenden Verzweiflung war sie schließlich in die Ortschaft Hawton zurückgelaufen, um Jennsen um Hilfe zu bitten. Da Eile geboten war, hatte Jennsen beschlossen, ihre Lieblingsziege Betty in ihrem Stall zurückzulassen, worüber diese sich alles andere als erfreut gezeigt hatte. Doch Lauries Mann wiederzufinden war ihr wichtiger. Als sie schließlich mit einem kleinen Suchtrupp zurückkehrten, war die Sonne längst untergegangen.