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Diese Zeitungen schlossen ihre Artikel mit der gleichen Verlautbarung:

Der erklärte Wille von Korsar Triplex ist es, Englands Aufmerksamkeit zu erregen und die Öffentlichkeit so zu beeinflussen, daß sie Druck auf die Regierung ausübt, seinem Wunsche zu entsprechen. Ab heute widersetzt sich nichts mehr der Tatsache, daß der rätselhaften Person dieser Wunsch erfüllt wird. Man hat der Pazifikflotte Befehl gegeben, sich zu der Goldinsel zu begeben, wo sich der Korsar mit ihr treffen will. Wir werden in der Lage sein, das Geheimnis, das die öffentliche Meinung so stark beschäftigt, vor Ort zu lösen. Heute noch werden wir einen Sonderkorrespondenten in den Pazifik schicken, um die ersten zu sein, die unsere Leser vollständig und genau über die Vorfälle auf diesem Schauplatz unterrichten werden.

Fünftes Kapitel

Der Kreuzer Shell

Mitten in der Gaya-Bucht lag der Kreuzer Shell vor Anker, ein Wahrzeichen britischer Macht vor Borneo. An Bord langweilte man sich. Der Kreuzer war sechs Monate durch den Pazifik gedampft, ohne daß sich etwas Nennenswertes ereignet hatte, und diese Monotonie drohte sich fortzusetzen.

Auf der Brücke schwatzten Kapitän Murray und sein Erster Offizier Bathurst miteinander.

»Nun, Mr. Bathurst«, sagte der Kapitän, »ich meine, für unsere Karriere ist das vertane Zeit gewesen. So eine nichtige Kreuzerei bringt uns keine Tressen.«

»Man kann mit abgehackten Beinen eben nicht laufen«, erwiderte Bathurst. »Ich denke, Kapitän Murray, daß Sie unsere Situation scharfsinnig erkannt haben.«

»Keine Abwechslung ist uns gestattet.«

»Keine. Uns ist sogar verboten, an Land zu gehen. Außer es ist dienstlich.«

»Alles wegen dieser verfluchten Eingeborenen, der Dayaks …«

»Die eine ausgeprägte Vorliebe für weißes Fleisch haben.«

»Komische Geschmäcker. Als ob Roastbeef nicht eine bekömmlichere Mahlzeit wäre als das Filet von Ihnen.«

»Oh, ein scheußlicher Posten.«

»Scheußlich und verloren. Warum sind wir hier? Um die malaiische Bevölkerung an der Küste zu hindern, sich der Piraterie hinzugeben. Als ob einem Malaien etwas anderes als ein Dolch heilig wäre oder sie jemals etwas anderes getrieben hätten als Piraterie.«

»Fest steht, Kapitän Murray, das ist ein Volk von Dieben …«

»Die über uns lachen. In ihren verschlammten Flüssen und vor ihren Küsten, die voller Sandbänke sind, können wir sie nicht verfolgen mit unserem stattlichen Tiefgang. Erinnern Sie sich an den Händler, der vor kurzem an Bord gekommen ist? Ich ließ ihn unser Schiff bewundern und wagte auch noch, ihm zu erklären, daß dies eins der stolzesten Schiffe unserer verehrten Majestät sei«, der Kapitän salutierte. »Und wissen Sie, was mir der Kerl erwidert hat? Ich war platt. ›Schönes Schiff‹, hat er gesagt, ›aber gefährlich, damit auf dem Wasser zu schwimmen. Zu großer Bauch, berührt Grund. Du bist vorsichtiger Kapitän, hast Anker geworfen. Du weißt, daß dein großes Schiff macht gluck-gluck, wenn schwimmt.‹ Das denken diese Derwische von der englischen Marine, der ersten der Welt, Mr. Bathurst.«

»Der ersten, Kapitän, Sie sagen es.«

Wie man sieht, war die Laune der Offiziere nicht die beste. Deshalb wohl hatten sie auch keine Muße, sich dem großartigen Schauspiel zu widmen, das sie vor Augen hatten.

Die Bucht beschrieb einen weiten, bogenförmigen Halbkreis und war von bewaldeten Bergzügen umrahmt, die bis zum Meer abfielen. Das Ganze wirkte wie ein natürliches Amphitheater. Teak- und Ebenholzstämme, wilde Muskatnußbäume kreuzten sich mit ihren Ästen und bildeten ein weitverzweigtes, dichtes Blätterdach. Nach Norden zu zog sich die Küste hin, die am Horizont von dem gigantischen Felsmassiv des Kinabalu beherrscht wurde, der seinen stolzen Gipfel mehr als viertausend Meter hoch in den Himmel reckt. Die Wellen, die über eine Korallenbank gischteten, hatten die Transparenz eines Kristalls, und die brennende Sonne, deren Hitze durch eine angenehme Brise gemildert wurde, tauchte alle Gegenstände in ihren goldenen Schein. Es war eine Orgie aus Licht, der der dunkle Hintergrund des Unterholzes eine unerhörte Intensität gab.

Aber weder der Erste Offizier Bathurst noch Kapitän Murray waren in dem Zustand, die Natur zu bewundern. Auf der Brücke stehend, tauschten sie ihre Eindrücke aus, die eher unangenehm waren.

Da fuhren sie mit einemmal zusammen. Die Alarmglocke, die die Brücke mit der Kabine des Kapitäns verband, schrillte. Die beiden Seeleute blickten auf den Hammer, der die Glocke ununterbrochen bearbeitete, dann schauten sie sich an.

»Komisch«, murmelte schließlich der Kapitän. »Ich bin nicht in meiner Kabine, aber man läutet. Wer erlaubt sich denn einen solchen Scherz?«

»Ich werde nachsehen«, schlug Bathurst vor.

»Nein, nein, das mach ich selbst. Ich möchte den Witzbold gern auf frischer Tat ertappen.«

Mit diesen Worten stieg Murray schnell die Leiter der Brücke hinab, rannte über das Deck, wobei er die Mannschaft aus ihrem gelangweilten Nichtstun schreckte, und stieg ins Zwischendeck hinab. Seine Kabine lag im Heck, und die Bullaugen zeigten nach backbord.

Er riß die Tür auf, im Begriff, den Verursacher des Läutens gleich am Schlafittchen zu packen, aber das war vertane Liebesmüh: Die Kabine war leer.

Ein wenig erstaunt näherte sich der Kapitän dem Alarmknopf und stellte fest, daß der Verbindungshebel auf dem Kontakt auflag; da er sich jedoch nicht vorstellen konnte, daß ein Mitglied der Mannschaft riskieren würde, diesen Kontakt zu schließen, nur um das zweifelhafte Vergnügen zu genießen, den Kapitän damit zu ärgern, schloß er, daß der Hebel von selbst heruntergefallen sein mußte.

Als er die Kabine verlassen wollte, fiel sein Blick auf den Tisch unter dem Bullauge. Dort lag ein sorgfältig verschnürtes Päckchen, und daneben ein Umschlag, auf dem in kühngeschwungenen Lettern stand: Für Mr. Murray, Kommandant des Kreuzers Shell.

Man läutete nicht nur, man hinterlegte in seiner Kabine auch noch Päckchen und Briefe!

Was sollte man dazu sagen? Schließlich war das hier ein Kriegsschiff und keine Post!

Eher ungehalten als neugierig riß Murray den Umschlag auf und las mit wachsendem Erstaunen folgende Mitteilung:

Kommandant,

es ist möglich, daß Sie wie alle Kapitäne von Kriegsschiffen der Pazifikflotte Befehl erhalten, sich in einigen Wochen von hier zur Goldinsel (Cookarchipel) zu begeben. Der Unterzeichner – eigentlicher Verursacher dieser Reise – hält es für seine Pflicht, sich durch diesen Brief vorzustellen. Da er sich jedoch nicht selbst an Bord begeben kann, schickt er als seine Visitenkarte (siehe beiliegendes Päckchen) einige Perlen und Korallen, die Blumen des Meeres, die Mrs. Murray sicher als sehr angenehm empfinden wird, wenn Sie sie ihr bei Ihrer Rückkehr nach England gütigst überreichen wollen. Für Sie selbst und um seine Wertschätzung für Ihre ehrenwerte Person zu bezeigen, rechnet es sich der Unterzeichner zur Ehre an, wenn er Ihnen einige Delikatessen für Ihre Tafel überreichen darf. Wenn Sie bereit wären, heute abend ein Boot zu Wasser zu lassen, so wird es dem Unterzeichner ein Vergnügen sein, es mit auserlesenen Fischen zu füllen.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung

Korsar Triplex

Es ist unmöglich, die Verblüffung des ehrenwerten Kapitäns nach der Lektüre dieser Nachricht zu beschreiben.

Wie alle Welt hatte er natürlich schon von dem berühmten Korsaren sprechen gehört; aber mit der schönen Ungläubigkeit der Seeleute hatte er die ihm zugeschriebenen übernatürlichen Fähigkeiten für die Erfindungen von Journalisten gehalten.