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Armand und Robert nickten zufrieden, und Pack fuhr fort: »Hertz wies die theoretisch vorausgesagten elektromagnetischen Wellen experimentell nach und begründete das, was man nach ihm die Hertzsche Elektrizität oder Hochfrequenztechnik nannte. Was ist diese Elektrizität? Nun, ich will versuchen, Ihnen das so klar wie möglich zu erklären.«

Während er sprach, zeichnete er Striche und Kreise in sein Notizheft.

»Stellen Sie sich zwei elektrisch geladene Kugeln vor, A und A eins, allerdings sind beide nicht so stark geladen, daß sich ihre Elektrizität verbindet, das heißt, daß ein Funke zwischen den Punkten B und B eins überspringt. Wenn man die beiden Punkte allerdings mit einem Kabel miteinander verbindet, wäre der Kontakt hergestellt. Nun, wenn Sie einen Stromkreis C herstellen, der die beiden Kugeln mit einer Batterie D verbindet, wird die elektrische Entladung groß genug, damit zwischen B und B eins der Funke überspringen kann. Und während der Funke entsteht, gibt er diese Eigenelektrizität über den Stromkreis ab und erlaubt den beiden Kugeln, sich zu verbinden. Dergestalt entsteht eine Vielzahl von Verbindungen, deren Dauer nur durch das Aussetzen der Funken begrenzt wird. Hertz hat experimentell nachgewiesen, daß dieses Phänomen in der Luft Schwingungen hervorruft beziehungsweise eine Welle, die über bestimmte Entfernungen hinweg drahtlos zu spüren ist. Kurz, der deutsche Wissenschaftler hatte die Hertzsche Elektrizität gefunden.«

»Und der Franzose Branly?« fragte Aurett mit einem Lächeln, das ihrem Mann zugedacht war.

»Der hat den Empfänger gefunden. Er hatte bemerkt, daß Eisenfeilspäne im Strom ein schlechter Leiter waren. Zu seiner großen Überraschung mußte er jedoch feststellen, daß diese Eisenspäne selbst zum Leiter wurden, wenn eine Hertzsche Welle entstand, und daß sie sogar diese Leitfähigkeit beibehielt, es sei denn, sie erhielt einen Schlag. Jetzt war der Empfänger gefunden. Und wenn Sender und Empfänger in bestimmter Entfernung voneinander plaziert sind, genügt es, letzteren an ein Morsegerät anzuschließen, um die von dem Sender ausgehende Depesche drahtlos aufzuzeichnen.«

Mit blitzenden Augen hatte Maudlin James betrachtet. Sie schien direkt Vergnügen dabei zu empfinden, dieser gemeinhin für Frauen so uninteressanten Vorlesung zu folgen. Armand allerdings war der Mann, der erst dann eine Frage vergißt, wenn ihn die Antwort darauf befriedigt.

»Sei es, wie es sei«, sagte er. »Das ist der drahtlose Telegraf, gewiß. Sie haben ihn sehr klar erklärt. Dennoch verstehe ich nicht den Zusammenhang zwischen dieser Erfindung und der … Konfiszierung der durch das Unterseekabel übermittelten Depeschen.«

»Das gerade ist ja die Entdeckung von James!« rief Maudlin ungestüm.

Alle schauten sie an. Sie errötete und senkte den Kopf derart verlegen, daß sich der Korsar beeilte, weiterzureden, um die Anwesenden nicht auf andere Gedanken kommen zu lassen.

»Ich werde gleich davon sprechen, Mr. Lavarède. Die Frage war einfach. Es handelte sich darum, den elektrischen Strom im Kabel durch einen Hertzschen Strom zu beeinflussen. Hören Sie, wie ich das Problem gelöst habe.« Und indem er einige neue Figuren in sein Heft malte, fuhr er fort: »Sie wissen, wie so ein Kabel aussieht. Das stromführende Kabel muß vom Meerwasser isoliert sein, das ja selbst leitet, und sehr fest, um vor eventuellen Schlägen gegen Unterwassergestein und viele andere Ursachen der Zerstörung geschützt zu sein. Es besteht im wesentlichen aus drei Teilen: dem stromführenden Kabel, das aus sieben geflochtenen Kupferdrähten besteht; einer isolierenden Schicht aus Guttapercha oder gummiartigen Verbindungen, die dieselbe Eigenschaft haben; und schließlich aus einem Mantel von Stahldraht, der mit einem Hanfgeflecht umgeben ist.«

»So ist es.«

»Was habe ich gemacht? Ich habe mir einen hohlen, kegelförmigen Keil gebaut, etwa von der Größe und dem Aussehen einer Granate. Diesen Keil schiebe ich zwischen die Ummantelung, so daß seine Spitze durch das Guttapercha dringt und Kontakt zu dem stromführenden Kabel hat. In diesem Keil steckt eine kleine Indikatorspule. Der durch das Kabel fließende elektrische Strom erzeugt durch reflektorische Wirkung in der Spule einen elektrischen Stromkreis, der einen Kontaktklöppel, einen Unterbrecher, in Bewegung setzt. Dieser Unterbrecher ist wie das metallene Ende meines Keils in einem wasserdichten Behälter aus dickem Glas untergebracht. Fließt nun Strom – eine Depesche – durch das Kabel, so baut der Unterbrecher ein Hertzsches Kraftfeld auf und erzeugt Hertzsche Wellen, die – da sie die Eigenschaft haben, Glas zu durchdringen – sich im Wasser ausbreiten und einen anderen Glasbehälter erreichen, der unmittelbar neben dem ersten steht und mit einem von mir leicht veränderten Ducretet-Empfänger ausgerüstet ist. Ein im Empfänger angebrachter Morseschreiber registriert für mich alle Depeschen, ohne daß der Adressat etwas davon erfährt. Das ist das ganze Geheimnis. Und nun sucht unser Schiff ganz einfach die Stelle, wo meine Apparaturen stehen, um sie einzusammeln.«

»Sie einzusammeln?«

»So ist es. Das Treffen, das ich der englischen Flotte vor der Goldinsel vorgeschlagen habe, wurde angenommen. Meine Telegrafenpost ist also hinfällig geworden.«

Der Korsar hatte kaum seinen Satz zu Ende gesprochen, als das Unterseeboot Nummer zwei die Maschinen stoppte.

»He? Was ist das?« fragten die Passagiere.

James schaute aus einem Bullauge.

»Sie haben die Stelle gefunden«, sagte er. »Wenn ihr durch die Bullaugen schaut, könnt ihr meine Matrosen sehen, wie sie den Apparat abbauen.«

Das ließen sie sich natürlich nicht zweimal sagen. Vor den Fenstern war der Meeresgrund durch die Scheinwerfer aus beiden Booten hell erleuchtet. Auf dem steinigen Grund glänzte das Unterseekabel wie eine riesige Schlange, und dicht daneben stand ein gläserner Behälter. Die gespenstischen Arbeiter des Meeres, die Taucher, arbeiteten in verschiedenen Gruppen. Es war ein faszinierender Anblick.

Das Schauspiel hatte alle in seinen Bann gezogen. Davon profitierte Joan, die ihre Tochter zu sich heranzog.

»Maudlin«, sagte sie, »gestattest du eine Frage?«

»O Mutter, wie kannst du nur so fragen.«

»Nun, ich möchte nicht, daß du denkst, ich will mich in deine Angelegenheiten mischen.«

»Aber das tust du doch nicht, Mutter.«

»Du sagst es, ich sehe es an deinen Augen. Also, Maudlin, mein Liebling, gedenkst du, dich mit unserem Retter, James Pack, zu liieren?«

Flammende Röte schoß dem jungen Mädchen in die Wangen. Mit leiser Stimme antwortete sie: »Nein, Mutter.«

»Dennoch legst du ihm gegenüber eine zärtliche Bewunderung an den Tag, die sich bei jeder Gelegenheit verrät«, beharrte Joan hartnäckig.

»Das stimmt, Mutter. Wie sollte es auch anders sein?«

»Ich mache dir keinen Vorwurf, Kind; aber mir scheint, du machst dir Sorgen. Warum?«

Wie ein Kind schlang Maudlin die Arme um den Hals der Mutter und flüsterte schnelclass="underline" »Ich habe keine Geheimnisse vor dir, geliebte Mutter; doch er hat eins, das ich nicht kenne. Ich fühle, ich weiß, was ich für ihn bin, er liebt mich mehr als alles auf der Welt, und dennoch spricht er ständig so, als müßten wir uns trennen, wenn seine Aufgabe erfüllt ist.«

Und mit Tränen in den Augen fügte sie hinzu: »Und das will ich nicht, Mutter, das will ich nicht.«

Und dann flüsterten die beiden Frauen lange miteinander; so lange, daß sie ganz überrascht waren, als James sich ihnen näherte und sagte, daß das Einholen der Abhöranlage beendet sei und die Unterseeboote nun endlich Kurs auf den Cookarchipel, zu dem die Goldinsel gehörte, nehmen könnten.