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»Ach so. Ich gehe.«

Diese Antwort veranlasste sie schließlich, mich anzusehen, und zwar durch eine ziemlich starke Brille. »Sie sind John Perry«, sagte sie.

»Genau. Wie haben Sie das erraten?«

Sie schaute wieder auf den Computermonitor. »Die meisten Leute, die zur Armee wollen, kommen an ihrem Geburtstag, obwohl sie danach noch dreißig Tage Zeit haben, sich offiziell einschreiben zu lassen. Heute haben wir nur drei Geburtstage. Mary Valory hat bereits angerufen, um zu sagen, dass sie nicht gehen will. Und Sie sehen nicht aus, als wären Sie Cynthia Smith.«

»Das freut mich zu hören.«

»Und da Sie nicht gekommen sind, um sich erstmals registrieren zu lassen«, fuhr sie fort, ohne auf meinen zweiten Versuch eines Scherzes einzugehen, »spricht einiges dafür, dass Sie John Perry sind.«

»Ich könnte einfach nur ein einsamer alter Mann sein, dem nach menschlicher Gesellschaft zumute ist.«

»So etwas passiert hier nur sehr selten«, sagte sie. »Die meisten Leute werden abgeschreckt, wenn sie nebenan die Jugendlichen mit den dämonischen Tattoos sehen.« Endlich schob sie die Tastatur zur Seite und schenkte mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Also gut. Dann weisen Sie sich bitte aus.«

»Aber Sie wissen doch schon, wer ich bin«, gab ich zu bedenken.

»Trotzdem wollen wir sichergehen.« Ihr Gesicht zeigte nicht die leiseste Spur eines Lächelns, als sie das sagte. Es ging offenbar nicht spurlos an einem vorüber, wenn man jeden Tag mit geschwätzigen alten Männern zu tun hatte.

Ich gab ihr meinen Führerschein, meine Geburtsurkunde und meinen Personalausweis. Sie nahm alles an sich, holte einen Handscanner aus einer Schreibtischschublade, schloss ihn an den Computer an und schob ihn zu mir herüber. Ich legte meine Handfläche darauf und wartete, bis der Scanvorgang abgeschlossen war. Sie nahm das Gerät wieder an sich und zog meinen Ausweis durch einen Schlitz an der Seite, um die Daten meines Handabdrucks abzugleichen. »Sie sind John Perry«, sagte sie schließlich.

»Damit wären wir wieder da, wo wir angefangen haben.«

Wieder ging sie nicht auf meine Erwiderung ein. »Als Sie vor zehn Jahren Ihre Bereitschaft zur Rekrutierung abgegeben haben, erhielten Sie Informationen über die Koloniale Verteidigungsarmee und über Ihre Pflichten im Fall eines Eintritts in die KVA.« Ihr Tonfall ließ darauf schließen, dass sie diese Worte seit Jahren mindestens einmal täglich aufsagte. »In der Zwischenzeit wurde Ihnen weiteres Auffrischungsmaterial zugeschickt, um Sie an Ihre Pflichten zu erinnern. Benötigen Sie zum jetzigen Zeitpunkt weitere Informationen oder eine Auffrischung, oder erklären Sie, dass Sie sich Ihrer künftigen Pflichten in vollem Umfang bewusst sind? Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es nicht unter Strafe steht, wenn Sie um eine Auffrischung bitten oder sich entscheiden, der KVA zum jetzigen Zeitpunkt doch nicht beizutreten.«

Ich erinnerte mich an die Einführungsveranstaltung. Der erste Teil hatte aus einer Zusammenkunft von älteren Mitbürgern bestanden, die auf Klappstühlen im Gemeindezentrum von Greenville saßen, Kaffee tranken und Donuts aßen und dem KVA-Apparatschik zuhörten, der die Geschichte der menschlichen Kolonien herunterleierte. Dann teilte er Pamphlete über das Leben im Dienst der KVA aus, das genauso wie in jeder anderen militärischen Organisation abzulaufen schien. Während der Fragerunde stellten wir fest, dass er gar kein Mitglied der KVA war, sondern nur eingestellt worden war, um Präsentationen in der Miami-Valley-Region durchzuführen.

Der zweite Teil der Einführungsveranstaltung war eine kurze medizinische Untersuchung. Ein Arzt kam herein, nahm mir Blut ab, tupfte die Innenseite meiner Wange ab, um ein paar Schleimhautzellen zu bekommen, und machte einen Gehirnscan. Offenbar hatte ich den Test bestanden. Seitdem erhielt ich jedes Jahr per Post ein neues Pamphlet◦– dasselbe, das schon bei der Einführungsveranstaltung ausgeteilt wurde. Ab dem zweiten Jahr warf ich sie in den Müll. Seitdem hatte ich das Pamphlet nicht mehr gelesen.

»Ich habe alles verstanden«, sagte ich.

Sie nickte, holte aus einer Schublade ein Blatt Papier und einen Stift und reichte mir beides. Auf dem Blatt standen mehrere Absätze mit genug Zwischenraum, um sie einzeln unterschreiben zu können. Ich erkannte es sofort wieder. Bereits vor zehn Jahren hatte ich ein sehr ähnliches Dokument unterschrieben, die Erklärung, dass ich verstanden hatte, worauf ich mich zehn Jahre später einlassen würde.

»Ich werde Ihnen jetzt jeden Absatz vorlesen«, sagte sie. »Wenn Sie das Vorgelesene verstanden haben und einwilligen, unterschreiben Sie anschließend bitte mit Datum auf der Linie unmittelbar unter dem Absatz. Wenn Sie Fragen haben, stellen Sie sie bitte, nachdem ich den betreffenden Absatz vorgelesen habe. Wenn Sie nicht verstanden haben oder nicht in das einwilligen, was Ihnen vorgelesen und erklärt wurde, unterschreiben Sie bitte nicht. Haben Sie das verstanden?«

»Das habe ich verstanden.«

»Sehr gut«, sagte sie. »Absatz eins: Ich, der Unterzeichnende, habe verstanden und bestätige, dass ich aus freiem Willen und ohne Zwang erkläre, in die Koloniale Verteidigungsarmee eintreten zu wollen, für eine Dienstzeit von mindestens zwei Jahren. Zusätzlich verstehe ich, dass die Dienstzeit einseitig von der Kolonialen Verteidigungsarmee um bis zu acht weitere Jahre in Kriegs- und Krisenzeiten verlängert werden kann.«

Diese Verlängerungsklausel war mir nicht neu. Ich hatte die Pamphlete schließlich ein- oder zweimal gelesen. Dennoch fragte ich mich, wie viele Leute sie überlasen oder nicht glaubten, dass sie sich tatsächlich zu insgesamt zehn Jahren verpflichteten. Ich hatte den Eindruck, dass die KVA diese zehn Jahre nicht erwähnen würde, wenn sie nicht tatsächlich nötig wären. Aufgrund der Quarantänegesetze hörten wir nicht viel von den Kolonialkriegen. Aber was wir hörten, musste jedem klar machen, dass da draußen im Universum keineswegs Frieden herrschte.

Ich unterschrieb.

»Absatz zwei: Ich habe verstanden, dass mein freiwilliger Eintritt in die Koloniale Verteidigungsarmee damit verbunden ist, Waffen zu tragen und sie gegen die Feinde der Kolonialen Union einzusetzen, bei denen es sich auch um andere menschliche Streitkräfte handeln könnte. Es ist mir untersagt, während meiner Dienstzeit das Tragen von Waffen zu verweigern oder religiöse oder moralische Einwände gegen militärische Handlungen vorzubringen, um mich dem Dienst zu entziehen.«

Wie viele Leute melden sich freiwillig zum Militärdienst, um ihn anschließend aus moralischen Gründen zu verweigern? Ich unterschrieb.

»Absatz drei: Ich habe verstanden und bestätige, dass ich gewissenhaft und ohne Verzögerung alle Befehle und Anweisungen ausführen werde, die mir von vorgesetzten Offizieren erteilt werden, gemäß dem Uniformcode der Richtlinien der Kolonialen Verteidigungsarmee.«

Ich unterschrieb.

»Absatz vier: Ich habe verstanden, dass ich durch den freiwilligen Eintritt in die Koloniale Verteidigungsarmee in jegliche medizinische, chirurgische oder therapeutische Behandlung einwillige, die von der Kolonialen Verteidigungsarmee als nötig erachtet wird, um meine Kampffähigkeit zu verbessern.«

Jetzt kam es. Der Grund, warum sich zahllose Fünfundsiebzigjährige jedes Jahr freiwillig meldeten.

Vor langer Zeit hatte ich einmal zu meinem Großvater gesagt, dass man, wenn ich in seinem Alter war, eine Möglichkeit gefunden haben würde, die menschliche Lebensspanne dramatisch zu verlängern. Er hat mich ausgelacht und erklärt, dass er in jungen Jahren dasselbe gedacht hatte. Trotzdem war er ein alter Mann geworden. Genauso wie ich jetzt. Das Problem mit dem Altern ist nicht, dass eine Sache nach der anderen versagt, sondern dass alles auf einmal versagt.

Man kann das Altern nicht aufhalten. Mit Gentherapien, Ersatzorganen und plastischer Chirurgie kann man es eine Weile zurückdrängen, aber irgendwann holt es einen trotzdem ein. Wenn du dir eine neue Lunge einsetzen lässt, macht dir als Nächstes eine Herzklappe Probleme. Wenn du ein neues Herz hast, schwillt deine Leber zu einem aufblasbaren Kinderplanschbecken an. Nachdem man deine Leber ausgetauscht hat, gibt ein Schlaganfall dir den Rest. Das ist die Trumpfkarte des Alterns, denn es gibt immer noch keine Gehirnprothesen.