Ich gab Goodall und seinem Gegner das Zeichen. Goodall grinste und sprang tänzelnd vor. Mit beiden Händen hielt er die Messer unten und mit den Klingen nach hinten. Sein Consu bellte und griff an, mit dem Kopf voran und die Sensenarme ausgestreckt. Zunächst parierte Goodall den Angriff, doch im letzten Moment tauchte er ab. Der Consu schlug nach unten, wobei er ein Stück Haut und das Ohr von Goodalls Kopf abrasierte. Mit einem schnellen Stoß nach oben hackte Goodall dem Alien ein chitingepanzertes Bein ab. Es knackte wie eine Hummerschere und flog senkrecht in der Bewegungsrichtung des Hiebs davon. Der Consu neigte sich und kippte um.
Goodall vollführte auf dem Hintern eine Drehung, warf beide Messer hoch und machte eine Rolle rückwärts. Er landete rechtzeitig auf den Füßen, um die Messer wieder auffangen zu können. Die linke Seite seines Kopfes war von dickem grauem Schorf bedeckt, aber Goodall lächelte immer noch, als er wieder auf den Consu zusprang, der sich verzweifelt bemühte, sich wieder aufzurichten. Er schlug mit den Armen nach Goodall, war aber zu langsam, während Goodall eine Pirouette drehte und das erste Messer mit einem Rückwärtshieb in den Rückenpanzer des Consu rammte. Dann streckte er sich und versenkte auf dieselbe Weise das zweite Messer im Brustpanzer. Nun drehte sich Goodall um 180 Grad, sodass er neben dem Consu stand, packte beide Messergriffe und bewegte sie gleichzeitig, als würde er einen Teig umrühren. Der Consu zuckte, als die aufgelösten Bestandteile seines Körpers durch die vordere und hintere Öffnung herausfielen, dann brach er endgültig zusammen. Währenddessen grinste Goodall die ganze Zeit und zog sich schließlich mit einem kleinen Tänzchen zurück. Er hatte offenkundig Spaß an der Sache gehabt.
Gefreite Aquinas tänzelte nicht, und sie machte auch nicht den Eindruck, als hätte sie Spaß. Sie und ihr Gegner umkreisten sich misstrauisch fast zwanzig Sekunden lang, bevor der Consu endlich losstürmte. Dabei hob er die Sensenarme, als wollte er sie Aquinas wie Fleischerhaken in die Eingeweide rammen. Aquinas wich zurück und verlor das Gleichgewicht. Der Consu sprang sie an und fixierte ihren linken Arm, indem er ihn mit einem Sensenarm durch das weiche Gewebe zwischen Elle und Speiche aufspießte. Den rechten Arm legte er an ihren Hals und bewegte die Hinterbeine, um sich in eine günstigere Position für einen Enthauptungsschlag zu bringen.
Als der Consu mit dem Sensenarm ausholte und auf Aquinas’ Hals zielte, stieß sie einen lauten kehligen Schrei aus und stemmte sich gegen die Sense, die ihren Arm aufgespießt hatte. Der Unterarm und die Hand wurden aufgeschlitzt, als das weiche Gewebe nachgab, dann kippte der Consu, als sie seinem Bewegungsimpuls folgte. Aquinas drehte sich im Griff des Gegners und rammte dann mit der rechten Hand das Messer in den Panzer des Consu. Dieser versuchte sie wegzustoßen, doch Aquinas schlang die Beine um den Körper des Wesens und hielt sich fest. Der Consu konnte ein paarmal auf Aquinas’ Rücken einstechen, bevor er starb, doch mit den Sensenarmen ließ sich in inmittelbarer Nähe seines Körpers nicht allzu viel ausrichten. Aquinas erhob sich von der Leiche ihres Gegners und schaffte noch die Hälfte des Rückwegs zu ihren Leuten, bevor sie zusammenbrach und fortgetragen werden musste.
Nun verstand ich, warum man mich von den Kämpfen ausgeschlossen hatte. Es war nicht nur eine Frage von Tempo und Kraft, obwohl ich den Soldaten der Spezialeinheit in beiderlei Hinsicht deutlich unterlegen war. Sie wendeten Strategien an, die auf einer völlig andersartigen Einstellung basierten, was man in Kauf zu nehmen bereit war. Ein normaler Soldat würde niemals einen Arm opfern, wie Aquinas es soeben getan hatte. Wenn man sieben Jahrzehnte mit dem Wissen gelebt hatte, dass Gliedmaßen nicht zu ersetzen waren und der Verlust zum Tod führen konnte, tat man so etwas einfach nicht. Für die Soldaten der Spezialeinheit jedoch war das kein Problem, weil sie sich jederzeit neue Arme oder Beine wachsen lassen konnten und weil sie wussten, dass die Verletzungstoleranz ihres Körper wesentlich höher als bei einem normalen Menschen war. Es war keineswegs so, dass diese Soldaten keine Angst hatten. Sie konnten diese Empfindung nur auf viel später verschieben.
Ich gab Sergeant Hawking und seinem Gegner das Zeichen, dass sie anfangen sollten. Dieser Consu entfaltete seine Sensenarme nicht, er marschierte nur in die Mitte der Kuppel und wartete auf seinen Widersacher. Hawking ging unterdessen gebückt auf ihn zu, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, um den richtigen Moment zum Angriff einschätzen zu können. Einen Schritt vor, anhalten, zur Seite treten, vorwärts, anhalten und wieder einen Schritt vor. Bei einem dieser behutsamen, wohlbedachten, winzigen Schritte nach vorn schlug der Consu plötzlich zu, als würde er explodieren. Er spießte Hawking mit beiden Sensenarmen auf, hob ihn empor und warf ihn in die Luft. Als er wieder herunterkam, schlug der Consu noch einmal auf ihn ein, trennte ihm den Kopf ab und zerteilte ihn in der Körpermitte. Der Oberkörper und die Beine flogen in unterschiedliche Richtungen davon, der Kopf landete genau vor dem Consu auf dem Boden. Der Alien musterte ihn einen Moment lang, dann spießte er ihn mit der Spitze einer Sense auf und warf ihn der Menschengruppe entgegen. Er flog über sie hinweg und verspritzte Hirnmasse und SmartBlood, bis er mit einem feuchten Klatschen auf den Boden schlug.
Während der vorausgegangenen vier Kämpfe hatte Jane ungeduldig gewartet und nervös mit ihren Messern gespielt. Jetzt trat sie kampfbereit vor, genauso wie ihr Gegner, der letzte Consu. Ich ließ die beiden anfangen. Der Consu griff sofort an und machte einen Schritt auf sie zu, wobei er die Sensenarme ausbreitete. Mit weit geöffneten Mandibeln stieß er einen kreischenden Kampfschrei aus, der die Kuppel zu sprengen drohte, worauf wir alle ins Vakuum hinausgerissen worden wären. In dreißig Metern Entfernung blinzelte Jane, dann warf sie eins ihrer Messer in die aufgerissenen Kiefer. Im Wurf lag ausreichend Kraft, um die Klinge quer durch den Kopf des Consu zu treiben, bis der Griff vor der Rückseite des Schädelpanzers stecken blieb. Der gellende Kampfschrei wich unvermittelt den Geräuschen, die ein dickes großes Insekt von sich gab, das am eigenen Blut und einem Stück Metall erstickte. Der Consu versuchte noch, das Messer herauszuziehen, aber er war schon tot, bevor er die Bewegung vollenden konnte. Er kippte nach vorn um und verschied mit einem letzten gurgelnden Seufzer.
Ich ging zu Jane hinüber. »Ich glaube nicht, dass die Messer auf diese Weise eingesetzt werden sollten«, sagte ich.
Sie zuckte die Achseln und drehte das zweite Messer in der Hand. »Niemand hat mir gesagt, dass ich es nicht tun darf«, erwiderte sie.
Der Botschafter der Consu trat wieder zu mir, wobei er seinen toten Artgenossen ausweichen musste. »Sie haben sich das Recht erkämpft, vier Fragen zu stellen«, sagte er. »Sie dürfen sie jetzt stellen.«
Vier Fragen waren mehr, als wir erwartet hatten. Wir hatten auf drei gehofft und uns auf zwei eingerichtet. Wir hatten die Consu für schwerere Gegner gehalten. Andererseits stellten ein toter Soldat und mehrere zerstörte Körperteile keineswegs eine totale Niederlage dar. Trotzdem◦– man nahm, was man kriegen konnte. Vier Fragen waren ein guter Schnitt.