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PERRY: Das wäre eine Möglichkeit. Aber ich werde es nicht tun. Ich möchte nicht darüber nachdenken, dass die Würmer es vielleicht persönlich genommen haben. (Verhaltenes Gelächter) Ja, Madam?

4. EINWOHNERIN: Captain Perry, wie würden Sie antworten, wenn ich Ihnen sage, dass die gegenwärtige politische Struktur der Kolonialen Union imperialistisch, kolonialistisch und totalitär geprägt ist und dass Sie die rassistischen, imperialistischen Zielsetzungen dieses Kontrollsystems erfüllen. (Stöhnen)

PERRY: Auch ich bin sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.

KULKARNI: Sie müssen Savitri entschuldigen, Captain Perry. Ihre Eltern mussten nach dem Subkontinentalen Krieg auf dieser Kolonie ins politische Exil gehen◦– ob nun zu Recht oder Unrecht. Aber sie haben ihre Tochter gut indoktriniert, obwohl sie als Kolonistin geboren wurde. Sie hetzt gerne die Leute auf, obwohl sich die Leute hier nur selten aufhetzen lassen. Die meisten von uns sind aus freien Stücken hier.

4. EINWOHNERIN: Sie müssen mich nicht entschuldigen, Bürgermeister. Und Sie, Captain Perry, brauchen mich nicht so von oben herab zu behandeln. Wir müssen uns nur klar machen, wie die Wirklichkeit aussieht. Die Kolonisten, die Menschen, die die Koloniale Union bilden, stammen allesamt aus armen Ländern der Erde, die fast alle außerhalb der westlichen Sphäre liegen. Nur Norwegen schickt regelmäßig europäische Kolonisten ins All, und jeder von uns weiß von den ökologischen Katastrophen, unter denen dieses Land zu leiden hat. Doch die Koloniale Verteidigungsarmee rekrutiert sich ausschließlich aus reichen Ländern, vorwiegend aus den Vereinigten Staaten. Soweit uns bekannt ist, besteht die KVA praktisch nur aus Amerikanern wie Ihnen. Und die Verwaltung der Kolonialen Union setzt sich aus Vertretern der älteren Kolonien zusammen, die von westlichen Ländern besiedelt wurden, bevor die Union beschloss, nur noch Kolonisten aus Ländern der Dritten Welt zu akzeptieren. Das heißt: westliche Verwaltung, amerikanisches Militär, arme braune Menschen als Kolonisten und Bauern. Sagen Sie mir bitte, was an diesen Verhältnissen nicht nach kolonialistischem Imperialismus stinkt!

KULKARNI: Sie brauchen nicht auf ihre Frage zu antworten, Captain.

4. EINWOHNERIN: Das stünde ganz im Einklang mit der Politik der Kolonialen Union.

PERRY: Warum sollte ich nicht darauf eingehen? Vielleicht hat sie ja Recht.

4. EINWOHNERIN: Wie bitte?

PERRY: Nun ja, zumindest haben Sie Recht, dass die Kolonisten aus Ländern der Dritten Welt stammen oder mit Ausnahme der ersten Kolonien aus Nationen, die es einmal waren. Das Personal der KVA kommt aus den reichen Industrieländern, hauptsächlich aus den USA, aber nicht ausschließlich, da ich bereits neben Leuten aus Argentinien, Großbritannien, Japan und verschiedenen Teilen Europas gedient habe. Auch wenn niemand gerne darüber redet, ist es so, dass die KVA von Zeit zu Zeit in Einsätze geschickt wird, bei denen es um interne koloniale Probleme geht. Eine gute Freundin von mir verlor ihr Leben bei einem Arbeiteraufstand auf Elysium. Sie wurde auf einer Ölbohrplattform in die Luft gesprengt und dann an die Fische verfüttert, während sie noch lebte. Also können Sie sich vorstellen, dass die KVA bei den Vergeltungsmaßnahmen nicht gerade zimperlich vorgegangen ist. Zufällig handelt es sich bei Elysium um eine Kolonie der ersten Generation. Ich glaube, dort leben hauptsächlich Griechen, was zumindest zum Namen passen würde. Aber das ändert nichts an den Grundtatsachen.

Ich muss Ihnen sagen, dass Ihr Standpunkt zwar durchaus vernünftig klingt, wir in der KVA die Sache aber etwas anders sehen. Für uns sieht es so aus, dass wir zwar aus den reichsten Ländern der Erde stammen, die Koloniale Union uns aber nicht erlaubt, Kolonisten zu werden. Man nennt uns keinen Grund, außer dass die Union einfach keine Kolonisten aus den USA oder andern Industriestaaten rekrutiert. Einsprüche werden ignoriert, da die Union das Monopol auf die Raumfahrt hat. Also können wir nur zusehen, wie die Bürger von Indien, Pakistan, Äthiopien, Guatemala und Neu-Guinea das Universum besiedeln, während wir auf dem Planeten Erde festsitzen. Wir kommen nur weg, wenn wir uns zum Kriegsdienst verpflichten, und damit müssen wir warten, bis wir Greise geworden sind. Danach müssen wir noch einmal zehn Jahre lang warten und vor allem überleben, bevor man uns erlaubt, uns in einer Kolonie niederzulassen. Nur wenige von uns halten so lange durch.

Also kann ich verstehen, warum Sie das Gefühl haben, dass die westlichen Länder versuchen, die Dritte Welt zu gängeln, selbst hier draußen in der Galaxis. Aber ich weiß, dass die meisten von uns, wenn sie die Wahl zwischen Kampf und einem Leben als Kolonist gehabt hätten, sich sofort für ein Leben als Kolonist entschieden hätten. Und genauso gerne hätten sie anderen die militärische Verantwortung überlassen, die wir übernehmen mussten. Wir in der KVA sind genauso Bauern in einem Schachspiel wie Sie.

4. EINWOHNERIN: Nur dass Sie die Waffen haben.

PERRY: Das ist das eine. Ich kann dazu nur sagen, dass ich irgendwann in der Zukunft, falls ich lange genug überlebe, meine Waffe niederlegen und mich irgendwo als Kolonist niederlassen werde. Dann werden Sie und ich im selben Boot sitzen. Persönlich wäre ich lieber Kolonist als Soldat. Aber nur so war es mir möglich, zu den Sternen zu gelangen. Also habe ich mich mit den Bedingungen einverstanden erklärt. Wenn ich die Bedingungen ändern könnte, würde ich es sofort tun, das dürfen Sie mir glauben. Aber diese Wahl hatte ich nicht.

5. EINWOHNER: Warum erlaubt die KVA nicht, dass Kolonisten in die Armee eintreten?

PERRY: Manchmal wünsche ich mir, sie würde es tun! (Gelächter) Wie ich die Sache verstehe, hat die Koloniale Union zu einem frühen Zeitpunkt entschieden, dass es besser ist, wenn sich die Kolonisten ausschließlich dem Aufbau ihrer Kolonien widmen. Als Soldaten sollten nur Leute rekrutiert werden, die keine Verbindung zu einer bestimmten Kolonie haben. Ich bin mir sicher◦– und hier sehen Sie, wie ich in Richtung der vorigen Fragestellerin nicke◦– dass es mehrere Ebenen machiavellistischer Realpolitik gibt, die ich überspringen muss, und der wahre Grund dafür wesentlich komplizierter ist. Aber oberflächlich klingt dieser Grund in meinen Ohren sehr plausibel. In den vergangenen Monaten habe ich viele Kolonien besucht. Ich habe gesehen, dass das Leben der Kolonisten unglaublich hart ist, und in manchen Kolonien, vor allen in den jüngeren, scheint es kaum genug Menschen für die nötigsten Arbeiten zu geben. Huckleberry wurde schon vor einiger Zeit kolonisiert◦– wie lange ist es her, Bürgermeister?

KULKARNI: In zwei Monaten feiern wir den achtundfünfzigsten Jahrestag unserer Gründung.

PERRY: Richtig. Also wurde Huckleberry schon vor fast sechs Jahrzehnten kolonisiert, was genügend Zeit ist, eine planetare Population zu entwickeln, sowohl durch Einwanderung als auch natürliches Bevölkerungswachstum. Das ist genug Zeit für die paar Millionen Menschen, die hier leben. Aber manche dieser neuen Kolonien bestehen aus nur wenigen tausend Personen, die gewissermaßen nur das »Saatgut« einer Kolonie sind. Das sind die Leute, die arbeiten, um alles für die zweite Welle der Kolonisten vorzubereiten. Diese Leute hören niemals auf zu arbeiten. Drei Stationen vor meiner Ankunft hier war ich auf Orton, wo man noch nicht einmal den ersten Jahrestag feiern konnte. Ich habe mich schon völlig erschöpft gefühlt, den Kolonisten nur beim Arbeiten zuzusehen. Sie können es sich auf keinen Fall leisten, ihre Leute zum Militär zu schicken. Und wenn ich ehrlich bin, sehe ich auch keinen Grund, warum sich jemand, der schon Kolonist ist, von der KVA rekrutieren lassen sollte.