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Mr. Stich inspizierte einige der Leichen. Kein anderer wollte näher herangehen.

»Sie wollten den Turm vervollständigen«, sagte ich, weil es jemand aussprechen musste. »Technologie und organische Elemente, um ihn fertigzustellen. Weil sie in Eile waren. Weil sie wussten, dass wir kommen.«

»Wag es nur ja nicht, dir die Schuld dafür zu geben«, sagte Molly sofort. »Nichts davon ist deine Schuld. Das Manifeste Schicksal ist ganz allein dafür verantwortlich, indem sie sich mit den Abscheulichen eingelassen haben. Also los, lasst uns Truman finden.«

»Woher willst du wissen, dass er immer noch am Leben ist?«, fragte Giles.

»Weil Ratten wie er immer ein Loch finden, in dem sie sich verstecken können«, erwiderte sie.

Wir brauchten nicht lange, um ihn aufzuspüren. Wir folgten einfach den Anzeigen an der Wand zu seinem Privatbüro und wie zu erwarten, waren die Leichenhaufen vor seiner verschlossenen und verbarrikadierten Tür höher als überall sonst. Eine grüne Lampe über der Tür leuchtete und zeigte an, dass sich der Führer darin befand. Und eine einzelne Überwachungskamera fuhr hin und her und scannte uns mit einem kleinen roten Licht. Ich schlug mit der Faust an die Tür.

»Du weißt, wer hier ist, Truman. Und stell dir vor, ich will dich nicht umbringen. Eigentlich bin ich sogar deine beste Chance, diesen Schweinestall hier lebend zu verlassen. Mach auf, damit wir mit dir über die Abscheulichen reden können.«

»Verschwinde!«, kreischte eine Stimme von drinnen, schrill und gebrochen. »Du kannst mich nicht reinlegen. Ihr seid keine Menschen! Nicht mehr!«

»Hier ist Edwin Drood, Truman. Und jetzt lass mich rein, oder ich reiße die Tür mitsamt den Angeln raus!«

Es entstand eine lange Pause, gefolgt von etwas, das ein Kichern hätte sein können. »Ein Drood ist gekommen, um mich zu retten. Dass es mal so weit kommt.«

Man hörte das Geräusch von Möbeln, die weggezogen wurden und dann, nach einer kleinen Weile, ging das Schloss der Tür von selbst auf. Ich stieß sie auf und wir gingen in Trumans Büro hinein. Es war vielleicht einmal luxuriös gewesen, eventuell sogar beeindruckend, aber jetzt sah es aus wie ein Rattenloch. Das Zimmer war ein Saustall, es stank nach Schweiß und Furcht. Truman saß steif hinter seinem Schreibtisch, vor ihm lag ein halbes Dutzend Pistolen, die Mündungen auf uns gerichtet, auch wenn er Verstand genug besaß, die Hände davonzulassen. Er hielt seinen Kopf aufrecht, ohne Zweifel war der voller Implantate, die alles, was er sich selbst und seinem Kopf angetan hatte, unterstützten. Truman glaubte an die Vorzüge der Schädelbohrung, oder anders gesagt, daran, sich den Kopf durch eine Menge Löcher zu ventilieren, damit das Gehirn sich ausweiten konnte. Also hatte er rund ein Dutzend Löcher in seinen gebohrt und dann lange Stahlnadeln tief in sein Hirn eingeführt. Die großen Stahldornen ragten aus seinem Kopf und der weite Bogen, den die Spitzen bildeten, umgab seinen Kopf wie ein metallener Heiligenschein. Er hoffte, damit klüger zu werden als ein normaler Mensch, aber ich konnte nicht behaupten, dass ich je einen Beweis dafür gesehen hatte. Truman sah blass und erschöpft aus, mit Augen wie ein gehetztes Tier. Er brachte ein schwaches Lächeln für Molly und mich zustande.

»Immer, wenn ich denke, die Dinge können gar nicht schlimmer werden, taucht ihr beide auf.«

»Sag' uns, was passiert ist«, meinte Molly kurzangebunden. »Dann werden wir entscheiden, ob dein jämmerlicher Arsch es vielleicht wert ist, gerettet zu werden. Was hast du hier angestellt, Truman?«

»Ich wollte nie, dass das Manifeste Schicksal mit den Abscheulichen kooperiert«, sagte er und sah auf seine Hände, damit er uns nicht ansehen musste. »Sie stehen für alles, was ich hasse und verachte. Aber nachdem ihr meine alte Organisation zerstört hattet, musste ich in den Untergrund gehen und meine Berater bestanden darauf, dass wir mächtigen Beistand brauchen, um uns selbst zu schützen, solange wir restrukturierten. Die Abscheulichen kamen zu mir und sie sagten die richtigen Dinge und versprachen mir die Welt und alles darin, wenn ich sie nur einen ihrer verdammten Türme hier bauen ließe. Ich kannte die Gefahr, das kann man nicht anders sagen, aber ich war so sicher, dass ich sie kontrollieren und benutzen und dann den Turm zerstören könnte, bevor sie irgendetwas damit tun könnten … Ich war ein Idiot. Sie infizierten meine Leute einen nach dem anderen. Bei meinen Beratern haben sie angefangen, sodass ich nur hörte, was sie wollten, dass ich höre. Das erste Mal, dass ich merkte, dass etwas falsch lief, war, als die infizierten Drohnen plötzlich den Rest meiner Leute angriffen, hier, in meiner eigenen Basis.« Er lächelte auf einmal, ein seltsames, schiefes Lächeln. »Sie haben sogar mich infiziert. Oh ja. Einer meiner ältesten Freunde hat es getan, ihre dreckige Präsenz in mich gepflanzt. Aber ich hab ihn getötet und dann habe ich ES umgebracht. Langsam, bis es tot war. Mein vergrößertes Hirn war dem winzigen, schwachen Ding, dass sie mir in den Kopf gepflanzt haben, mehr als gewachsen. Ich hab's gegessen und seine sterbenden Schreie mit meinem Hirn verschlungen.«

An dieser Stelle lachte er tatsächlich laut auf und genoss die Erinnerung in vollen Zügen. Er wurde erst wieder nüchtern, als er die Mienen auf unseren Gesichtern sah. »Natürlich war es da schon zu spät. Meine Leute waren übernommen oder abgeschlachtet und meine Basis auseinandergenommen worden, um mit dem guten Material ihren verdammten Turm bauen zu können. Aber ich werde trotzdem zuletzt lachen! Oh ja! Ich habe eine geheime Waffe, die ich im Verborgenen für den Tag vorbereitet habe, an dem sie sich gegen mich erheben. Die Seelenkanone! Nur ich habe die Zugangscodes. Kein anderer kommt da dran oder kann sie abfeuern! Lasst sie ihren Turm aktivieren! Ich werde meine Seelenkanone abfeuern, mit aller Macht, die die Seele Albions hergibt und sie verwenden, um die Abscheulichen für immer aus dieser Welt zu verbannen!«

Er funkelte uns triumphierend an, aber Molly und ich schüttelten schon mit den Köpfen.

»Wird nicht funktionieren«, sagte ich. »Zu deinem Pech hast du dir nie die Mühe gegeben, wirklich zu kapieren, was es mit der Seele Albions auf sich hat. Das ist nicht nur ein Ding, etwas, das du benutzen kannst. Die Seele fiel aus einer höheren Dimension auf die Erde, genau wie das Herz der Droods. Vielleicht ist es sogar ein Teil des Herzens, das bei dessen Abstieg verlorenging. Um genau zu sein, ist die Seele ein winziger Kristall mit einer Babyintelligenz, nur wenige Jahrhunderte alt und zu jung, um eine volle Persönlichkeit entwickelt zu haben. Es beschützt England, weil es glaubt, dass das seine Heimat ist. Wenn du versuchst, ihm seine Kraft zu nehmen und dabei alles Leben aus ihm herauszusaugen, dann wird es nur dich und deine Basis zerstören und wieder schlafen gehen.«

»Und selbst wenn du diesen Plan umsetzen könntest«, sagte Molly, »glaubst du dann wirklich, dass ein Babykristall hoffen könnte, die Eindringlinge zurückzuhalten? Die Vielwinkligen, die Hungrigen Götter? Weißt du, dass der Turm gebaut wurde, um sie herzubringen?«

»Nein«, sagte Truman. »Nein, nein - ihr wollt mir nur Angst machen …«

»Vertrau mir«, sagte ich. »Wir haben schon Angst genug. Wir müssen den Turm zerstören, bevor die Eindringlinge durchkommen. Wo ist er?«

Ein Alarm ging los, ohrenbetäubend laut in dem kleinen Büro. Wir fuhren alle zusammen. Truman hieb auf die Kontrollen seines Schreibtischs ein und ein Bildschirm flammte an der Wand auf. Er zeigte Harry und Roger Morgenstern, die vorsichtig durch die unterirdische Basis schlichen. Endlich waren sie hier. Ich musste lächeln. Harry würde es so hassen, nur der Zweite hier zu sein.