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»Nun, dafür wollen wir dem lieben Gott dankbar sein«, sagte ich. »Ich denke wirklich nicht, dass ich mit einer Vollerfahrung fertig werden würde. Alles hier ist vollkommen überdreht.«

»Es ist ziemlich anstrengend«, sagte Giles. »Und ich habe schon einiges hinter mir.«

»Wir müssen tun, wozu wir gekommen sind und solange wir in der Lage dazu sind«, sagte ich. »Molly, ich glaube - … Molly?«

»Ach, scheiße«, sagte Molly.

Ich zwang mich, meinen Blick vom Boden zu heben und in die Richtung zu sehen, in die sie blickte. Ich hörte Giles nach Luft schnappen, als er sie ebenfalls sah. Sie waren überall um uns herum. Die Eindringlinge, die Vielwinkligen, die Hungrigen Götter. Große, immense und lebende Dinge, riesig wie Berge. Sie existierten in mehr als nur drei räumlichen Dimensionen gleichzeitig, sodass mein Verstand ihre Erscheinung als eine Reihe sich überlappender Bilder begriff, die sich immer wieder ein wenig veränderten und nie ganz einheitlich waren. Ihr Anblick flimmerte in meinem Kopf, ihr Eindruck ebenso wie ihr Bild. Es waren Kreise, endlose Reihen, eine unmögliche Anzahl von Anblicken, die sich bis in weite Ferne erstreckten, so weit, wie ich mich nur trauen konnte, zu sehen. Abwartend.

Sie ragten bis in den Himmel und alle bewegten sich langsam, aber unerbittlich vorwärts. Zu dem Portal, das vor uns immer noch pulsierte und sich auffaltete. Mir wurde schwindlig, wenn ich zu ihnen aufsah, so als würde ich von meinen Füßen gerissen und nach oben in den unerträglichen Himmel gewirbelt. Ich hatte keine Ahnung, woraus die lebenden Berge bestanden, nur, dass es etwas Niederträchtiges und Ekelhaftes war, wie Krebszellen, mit Folgen, die mein Gehirn sich nicht ausmalen mochte. Sie hatten keine sichtbaren Glieder oder Sinnesorgane, aber ich wusste, dass sie wussten, das wir hier waren. So klein wir im Vergleich waren, sie sahen uns und sie kannten uns und sie hassten uns.

Da war so viel mehr um sie als mein begrenzter, menschlicher Verstand hätte erfassen können; als ich je hätte verstehen können. Ich wusste das. Ich zwang mich, mich auf das zu konzentrieren, was meine Augen mir zeigten. Sie waren groß und sie waren uralt und sie waren Monster. Ihre Natur wirkte über ihre Form hinaus und wurde auch nicht von irgendeinem falschen Schamgefühl versteckt. Sie wussten, was sie waren, was sie aus sich gemacht hatten, und genossen es. Sie waren bösartig, boshaft wie das beinahe reine Konzept davon und hassten alles, was nicht wie sie selbst war. Weil das Einzige, was sie nicht verschlingen konnten oder verschlingen würden, sie selbst waren. Sie fraßen Leben und das nicht nur als Nahrung, sondern um der reinen Freude willen, es zu zerstören. Antigötter, die nur damit beschäftigt waren, die Schöpfung zu verschlingen.

»Wie sollen wir das da bekämpfen?«, fragte ich.

»Gar nicht«, sagte Molly.

Ich sah mich schnell zu ihr um. Etwas in ihrer Stimme machte mich nervös und ich sah, wie mich etwas Fremdes aus Mollys Augen anblickte. Sie sah … anders aus, ihr ganzes Gesicht strahlte eine andere Persönlichkeit aus. Sie hielt sich sogar anders, als würden sich neue Dinge in ihr bilden, die ihre Gestalt und ihr Gleichgewicht änderten. Giles fluchte leise hinter mir und griff nach seinem Schwert. Ich bedeutete ihm eilig, damit aufzuhören und richtete meine Aufmerksamkeit ganz auf Molly. Ich wusste, was passiert war. Die Abscheulichen waren nur Auswüchse der Hungrigen Götter und so nah an ihrer eigenen Realität war die Drohne in Molly erwacht und hatte die Kontrolle übernommen.

»Richtig«, sagte Molly. Sie klang nicht wie sie selbst. Sie lächelte, wie Molly nie gelächelt hätte. In ihrem Blick lag Hass und Verachtung. »Ich habe jetzt das Steuer übernommen. Molly gönnt sich ein kleines Nickerchen, während ich mit euch rede. Ich habe das schon einmal getan, wisst ihr, als ich U-Bahn Ute getötet habe. Oh ja, das war ich. So einfach und leicht war es, und keiner hat es gemerkt. Kam es euch nicht ein wenig verdächtig vor, dass sie so plötzlich starb? Ohne guten Grund? Nein? Na ja, gib dir nicht die Schuld, Eddie. Du hast so viel im Kopf.«

Sie streckte sich langsam und lustvoll, in einer nicht ganz menschlichen Art. »Es tut gut, wieder draußen anstatt in einem so kleinen und begrenzten Ding gefangen zu sein, die Welt durch ihre Augen zu betrachten und nur Pläne zu schmieden. Ich bin noch nicht stark genug, um sie ganz zu übernehmen, ihren Verstand und ihre Seele zu durchdringen und zu meiner zu machen. Ich habe mehr Potenzial, als ich derzeit nutzen kann. Aber du hättest mich nie hierher bringen dürfen, Eddie. Du hättest mich nie nach Hause bringen dürfen.«

»Wie lange … schaltest du sie schon aus und übernimmst sie?«, fragte ich. Mein Mund war trocken, aber ich rang um eine feste Stimme.

»Nicht lange. Es war nicht leicht, Molly von innen zu korrumpieren, so geschützt wie sie ist von ihrer Magie und den Bedingungen der ganzen unerfreulichen Verträge und Abkommen, die sie für ihre Macht eingegangen ist. Du würdest einige Sachen nicht glauben, die sie getan hat, und einige der Dinge, die sie versprechen musste, damit sie die Hexe der Wilden Wälder werden konnte. Ich denke, du verdächtigst mich, Eddie, stimmt's, aber du hast nicht gefragt, weil du's gar nicht wissen wolltest. Trotzdem: Keine Sorge deshalb. Ich werde zu ihr werden und sie wird nichts weiter als eine Drohne sein, um den Meistern zu dienen, solange sie durchhält.«

»Warum U-Bahn Ute umbringen?«, fragte ich. »Sie war deine Freundin.«

»Nicht meine Freundin, Eddie. Die liebe Ute musste weg, weil sie vielleicht erkannt hätte, dass ihr den Weg der Verdammnis benutzen könntet, um in die höheren Dimensionen zu gelangen. Und wir mögen keine Besucher hier. Wirklich nicht.«

»Und warum hast du Sebastian getötet?«

»Das war ich gar nicht, Liebelein«, sagte das Ding in Molly. »Warum sollte ich einen von uns töten? Also, gib mir die Waffe. Das Kästchen, das Klägliche Ende. Deine Mission ist vorbei, die Jagd vergeblich und dein Krieg verloren.«

»Das kann ich nicht tun«, sagte ich. »Molly würde das nicht wollen.«

Eine silberne Klinge erschien in Mollys Hand und sie legte die Klinge an ihre eigene Kehle. Es war das Athame, seine übernatürlich scharfe Klinge schnitt ihr bereits die Haut ein, sodass Blut ihren Hals herunterfloss. Molly lächelte mit Schadenfreude in den Augen. »Tu, was man dir sagt, kleiner Mensch, oder ich schneide mir die Kehle durch. Und wenn sie tot ist, dann nehme ich mir das Kästchen so.«

»Bist du wirklich bereit zu sterben?«, fragte Giles.

»Ich kann nicht sterben. Ich bin Teil von etwas Größerem. Du würdest das nicht verstehen. Ich existiere nur zu einem Zweck. Gib mir die Box, Eddie, und du bekommst Molly zurück. Für eine kleine Weile.«

»Sie würde lieber sterben, als sich in dich zu verwandeln«, sagte ich. »Sie würde glücklich sterben, wenn das hieße, dass sie dich und deine Meister mit sich nehmen könnte.« Ich hob langsam meine rechte Hand, um ihr das silberne Kästchen mit dem roten Knopf zu zeigen. »Wenn ich diesen Knopf drücke, verschwindet dieser ganze Ort hier auf immer und ewig. Ein zweiter Urknall, einer, um ein Universum zu beenden. Kein Hier mehr, kein du, keine Hungrigen Götter. Molly würde ihren Tod als einen Triumph sehen, wenn sie das erreichte.«

»Bist du sicher?«, sagte das Ding mit einer Stimme, die so nach der echten Molly klang, dass es mir ins Herz schnitt.

»Ja«, sagte ich. »ich bin verdammt sicher, dass sie in der Erwartung zu sterben hierher kam. Und ich glaube, mir ging es ebenso. Wir haben nie wirklich daran gedacht, wieder zurückzukommen. Und wenigstens können wir auf diese Weise zusammen sterben.«

»Und wann genau wolltet ihr mir das sagen?«, fragte Giles.

Ich sah ihn an. »Du kannst immer noch gehen«, sagte ich. »Das Portal ist immer noch da und steht offen. Du hast alles getan, was man von dir erwarten konnte, und hast Molly und mich so lange unterstützt, dass wir tun konnten, was nötig war.«