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Endlich brüllte Alpha einen Befehl durch sein Megaphon, und alle gepanzerten Männer eröffneten gleichzeitig das Feuer und zielten dabei auf mich. Ich war schon vor Molly getreten, um ihr Deckung zu geben, und stand ruhig da, während ein Kugelhagel auf mich niederprasselte. Statt dass die Geschosse harmlos von meiner gepanzerten Gestalt abprallten, wie es früher bei meiner goldenen Rüstung der Fall gewesen war, absorbierte die silberne fremde Materie sowohl die kinetische Energie der Kugeln wie auch die Kugeln selbst. Schluckte sie einfach, so schnell wie sie kamen. War wohl sicherer für unschuldige Passanten, nahm ich an, aber ich fragte mich, ob die Rüstung die Kugeln später wohl wieder ausscheißen musste. Ich nahm mir vor, darauf zu achten, dass Molly nicht hinter mir stand, wenn der Kampf zu Ende war.

Die gepanzerten Männer erkannten, dass ihre Kugeln keine Wirkung auf mich hatten, und der Kugelhagel legte sich nach und nach. Sofort trat Molly hinter mir hervor, hob die Arme in Beschwörungshaltung und rief die Elemente herab.

»Erwachet, erwachet, ihr Winde des Nordens …«

Ein mächtiger Sturmwind kam dahergeheult; er ergriff die gepanzerten Männer und ließ sie kopfüber über die gesamte Länge der Straße purzeln. Einige versteckten sich in Hauseingängen oder hinter Autos und konzentrierten ihr Feuer auf Molly. Die Kugeln durchschlugen den tobenden Wind, nur um zu Rosenblättern zu werden, bevor sie auch nur in Mollys Nähe kamen. Sie wurde von allen Magien des wilden Waldes beschützt, und nichts aus der materiellen Welt konnte ihr etwas anhaben. Sie ließ sich nur deshalb von mir beschützen, weil sie wusste, dass ich mich dann besser fühlte. Sie winkte in einer scharfen Geste, und Blitze stießen aus dem immer dunkler werdenden Himmel herab, fanden gepanzerte Männer in ihren Verstecken und verbrannten sie.

Aus verborgenen Stellungen trafen neue Männer mit schwereren Waffen ein. Sie kämpften sich gegen den heulenden Wind vorwärts, Schritt für Schritt. Molly stieß mit dem Finger nach ihnen, und plötzlich war die Straße voll von zirka einem Dutzend sehr verwirrt aussehender Lamas.

Molly war in ihrem Element.

Aber diese Art von Zauberei erschöpfte sie. Also beschloss ich, dass es Zeit war, mit anzupacken. Angetrieben von der unnatürlichen Kraft meiner gepanzerten Beine stürmte ich mit Bewegungen von übermenschlicher Schnelligkeit in die Menge der übrigen Soldaten vor. Schneller als sie reagieren konnten, war ich mitten unter den gepanzerten Männern und hieb mit entsetzlicher, potenzierter Kraft nach ihnen. Meine dornigen Silberknöchel schlugen in verstärkte Helme und rissen durch Kevlar, als ob es Papier wäre. Blut spritzte durch die Luft und Männer fielen schreiend. Sie lebten noch. Ich ziehe es vor, nicht zu töten, wenn ich nicht muss. Ich bin ein Agent, kein Mörder.

In der Hoffnung, mich überwältigen und durch ihre schiere, zahlenmäßige Übermacht zu Boden zerren zu können, drängten sie sich um mich. Sie schlugen mit Gewehrkolben nach mir und schossen mir aus kürzester Entfernung ins Gesicht. Ich hob sie hoch und warf sie hierhin und dorthin, ließ sie mit meiner mehr als menschlichen Stärke durch die Straße fliegen. Männer krachten gegen Mauern, die unter der Wucht des Aufpralls rissig wurden. Immer mehr gepanzerte Männer kamen angerannt, um sich mir entgegenzuwerfen, und wenn sie auch dumm handelten, so musste ich doch ihren Mut bewundern. Ich ging, um ihnen zu begegnen, mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Lied im Herzen. Das Gute daran, wenn man gegen richtige Drecksäcke wie die Leute vom Manifesten Schicksal kämpft, ist, dass man wegen der schrecklichen Dinge, die man ihnen antut, kein schlechtes Gewissen zu haben braucht. Und es war ein gutes Gefühl, gegen geballte Feindmassen zurückschlagen zu können, weil man die Frustrationen des laufenden Tages an ihnen auslassen konnte. Ich ging mitten in sie hinein und ließ die Fäuste fliegen.

Die armen Schweine hatten keine Chance.

Gepanzerte Wagen kamen die Straße heruntergerollt und schossen mit wirklich großen Gewehren aus Schießscharten. Molly verwandelte das Gewehrfeuer in hübsche Schmetterlinge und brachte anschließend mit einer Handbewegung die Räder sämtlicher Wagen zum Schmelzen. Stahlfelgen gruben sich in die Straße und die Wagen kamen quietschend zum Stehen. Auf Mollys Stirn standen tiefe Falten der Konzentration; sie war so vertieft in das Unheil, das sie anrichtete, dass sie den gepanzerten Mann nicht einmal sah, der sich an sie heranarbeitete. Irgendwie hatte er sich durch den tobenden Wind vorgekämpft und näherte sich ihr in ihrem toten Winkel. Er hob eine Pistole, um ihr aus kürzester Entfernung in den Kopf zu schießen, und sie wusste nicht einmal, dass er da war.

Ich packte den nächstbesten Mann und warf ihn nach dem Bewaffneten, der sich an Molly heranschlich. Schreiend und mit unnatürlicher Geschwindigkeit flog der Mann durch die Luft, angetrieben von der schrecklichen Kraft meines gepanzerten Arms. Durch die Reibung der Luft fing er sogar Feuer und krachte als Flammenmasse in den Mann, der Molly bedrohte. Dem Bewaffneten blieb gerade noch Zeit sich umzublicken, dann traf der brennende Mann ihn so hart, dass ich unter dem Aufprall Knochen brechen hörte. Molly schaute auf die beiden Körper, die in einiger Entfernung auf dem Boden hinter ihr lagen, und dann auf mich.

»Ich wusste, dass er da war.«

»Aber sicher wusstest du das«, sagte ich. »Meinst du, du könntest mit dem Wind ein bisschen zarter machen?«

Molly runzelte die Stirn. »Das ist nicht mein Wind.«

Wir blickten beide nach oben: Die zwei schwarzen Kampfhubschrauber stürzten sich auf uns herab. Sie kamen von beiden Enden der Straße gleichzeitig herangedonnert und bestrichen uns mit Maschinengewehrfeuer, Explosivnadelgeschossen und langen Brandgeschossen. Ich blieb einfach stehen und ließ es über mich ergehen, unangetastet von den Kugeln oder den Explosionen oder den Flammen, die um mich herum emporstiegen. Den gepanzerten Männern um mich herum erging es weniger gut; schreiend und auf ihre brennenden Schutzwesten schlagend stürzten sie fort. Molly drehte sich kurz zur Seite aus der Welt hinaus, und alles ging geradewegs durch sie hindurch wie durch einen Geist. Aber solange sie sich derart auf halbem Weg zwischen den Dimensionen hielt, konnte sie nichts tun, um sich zur Wehr zu setzen. Also war es an mir, etwas gegen die Hubschrauber zu unternehmen.

Um mich herum zerkauten Kugeln die Straße, auf allen Seiten sprangen grimmige Flammen hoch. Tausend Schuss pro Minute knallten gegen meine silberne Brust und verschwanden einfach. Ich schwankte nicht einmal. Die Explosionen bewegten mich nicht und die Feuer konnten mich nicht erreichen. Ein Drood in seiner Rüstung ist eine unaufhaltsame Macht und ein Schrecken für seine Feinde. Ich packte den nächsten verletzten Mann, hob ihn von der Straße hoch und warf ihn nach dem nächsten Helikopter. Er sauste schreiend durch die Luft und krachte in den Heckrotor. Sein Schreien verstummte abrupt, als Blut und Innereien durch die Luft flogen. Der Hubschrauber taumelte hin und her, denn sein Rotor war zertrümmert, und stürzte dann wie ein verkrüppelter Vogel auf die Erde zu.

Der Pilot unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, den abstürzenden Hubschrauber direkt auf mich zu lenken. Ich rührte mich nicht von der Stelle und machte mich auf den Aufprall gefasst. Der Hubschrauber tauchte drohend vor mir auf, Rauch und Flammen hinter sich herziehend. Ich konnte direkt ins Cockpit sehen, konnte sehen, wie die Piloten mir ihren Trotz und Hass entgegenschrien. Und dann krachte die Maschine frontal in mich und explodierte. Lange Momente lang gab es nur Feuer und Lärm und schwarzen Qualm, aber nichts davon berührte mich. Ich stand unversehrt inmitten des Infernos und schritt dann gelassen aus ihm heraus, wobei ich Trümmerteile beiseite trat.

Ich sah nach oben, und der andere Helikopter kam im Tiefflug für einen erneuten Bordwaffenbeschuss herein. Inzwischen feuerten sie wild drauflos, halb von Sinnen vor Schock und Verzweiflung. Die Kugeln zersiebten die Straße und die Häuser und auch einige ihrer eigenen Leute. Und dann feuerten die Dreckskerle eine Höllenfeuerrakete auf mich ab. Mitten in Zivilgebiet! Ich rührte mich nicht von der Stelle, machte mich auf den Aufprall gefasst und fing die Rakete in meinen Armen. Die Rüstung absorbierte die gesamte Wucht des Aufpralls, und ich beugte mich nach vorn und drückte die Rakete an meine Brust. Sie explodierte und meine Rüstung absorbierte den Großteil der Energie. Um mich herum zersprangen jede Menge Fenster, aber es wurde niemand verletzt. Ich funkelte den Helikopter an: Ich hatte genug von diesen Idioten; die drehten ja völlig am Rad! Als der Helikopter auf mich zugejagt kam, sprang ich. Angetrieben von der Stärke meiner gepanzerten Beine schnellte ich hoch in die Luft, packte die Front des Cockpits und hielt mich daran fest. Der Hubschrauber taumelte und schlingerte heftig unter dem zusätzlichen Gewicht. Ich holte mit einer silbernen Faust aus und durchschlug geradewegs das Panzerglas des Cockpits.