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»Mach mich glücklich. Ich liebe dich.« Sie streckte ihre Arme aus und zog seinen Kopf an sich heran. Ihre Lippen waren kalt und klamm. Sie waren zu schmal im Verhältnis zu ihren kräftigen Zähnen. Er wich zurück, aber sie hielt ihn weiter fest. Er lauschte angespannt nach einem anderen Geräusch als dem Heulen des Windes, aber er hörte nichts. »Unterhalten wir uns ein bißchen«, sagte er. »Bist du einsam, Anna? Wen hast du?«

»Wie meinst du das?«

»Eltern, Freunde, irgend jemand.« Sie schüttelte in der Dunkelheit den Kopf. »Nur dich.«

»Hör mal, wir wollen deinen Mantel zuknöpfen. Ich unterhalte mich gerne zuerst. Ich werde dir von London erzählen. Ich wette, daß du gerne etwas von London hörst. Einmal, als ich spazierenging - es regnete -, da traf ich einen Mann am Fluß, der im Regen Bilder aufs Pflaster malte. Komisch, so etwas! Im Regen mit Kreide malen, und der Regen wäscht es gleichzeitig wieder weg.«

»Komm jetzt. Komm.«

»Weißt du, was er gezeichnet hat? Bloß Hunde, kleine Häuser und solches Zeug. Und die Leute - hör dir das an, Anna - standen im Regen und schauten ihm zu.«

»Ich will dich. Halte mich! Ich hab' Angst.«

»Hör gut zu! Weißt du, weshalb ich spazierenging? Man wollte von mir, daß ich mit einem Mädchen ins Bett gehe. Man hatte mich dazu nach London geschickt, und ich ging statt dessen im Regen spazieren.«

Er konnte erkennen, wie sie ihn beobachtete und nach irgendeinem Instinkt beurteilte, der ihm unverständlich war.

»Bist du auch allein?«

»Ja.«

»Warum bist du gekommen?«

»Die Engländer sind ein verrücktes Volk! Dieser alte Kerl am Fluß: sie denken, die Themse sei der größte Fluß der Welt, hast du das gewußt? Dabei ist sie gar nichts! Nur gerade so ein kleiner brauner Fluß, an manchen Stellen kann man fast hinüberspringen!«

»Was war das für ein Geräusch?« sagte sie plötzlich. »Das kenne ich! Es war ein Revolver. Das Schloß von einem Revolver!«

Er hielt sie fest, um ihr Zittern zu unterdrücken. »Es war nur eine Tür«, sagte er. »Die Klinke einer Tür. Dieses Haus ist ja aus Papier. Wie hast du überhaupt etwas hören können, bei diesem Wind?« Auf dem Korridor waren Schritte. In panischer Angst schlug sie auf ihn ein, ihr Regenmantel schwang um ihren Körper. Als sie ins Zimmer traten, stand er über ihr, mit dem Messer an ihrer Kehle, den Daumen oben und die Klinge parallel zum Boden. Er hielt seinen Rücken ganz steif, und sein mageres Gesicht war ihr zugewandt, ausdruckslos und gestrafft von einer nur ihm noch faßbaren inneren Disziplin: ein Mann, noch einmal auf sein Auftreten bedacht und sich der Tradition bewußt.

Das Bauernhaus stand dunkel und leer mit blinden Fenstern unter den wehenden Zweigen und den am Nachthimmel ziehenden Wolken. Sie hatten vergessen, einen Fensterladen zu schließen, und er schlug je nach der Stärke des Sturmes langsam und unregelmäßig auf und zu, auf und zu. Schnee wurde wie Asche zusammengeweht und zerstreut. Sie waren gegangen und hatten nichts zurückgelassen als Reifenspuren in dem gefrierenden Schlamm, ein Knäuel Draht und das schlaflose Klopfen des Nordwindes.

** ENDE **