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In diesem Frühjahr wurde der Russische Friedhof renoviert. Die Gräber leuchten jetzt wie neu. Auch die Friedhofstore hat man frisch überstrichen (die beiden Sowjetsterne sind jetzt grau) und einen stabileren Zaun gegen die Wildschweine gebaut, die diese Gegend beherrschen.

Meist hocke ich nur da am Grab, und mir fällt nicht viel ein. Keine Hymnen, kein Psalm. Der Wald hält still oder rauscht mit den alten Sätzen:

«Die Toten warten auf uns, Ed, was sagst du dazu?«

oder

«Denk an das grüne Licht«

oder

«Hier wartest du so lange und rührst dich nicht weg«.

«Ich verspreche es«, murmele ich, und irgendwann kommen Speiche und ich auf den Klausner zu sprechen, die Arbeit im Abwasch, Schöpfkellen, Viola, Koch-Mike und irgendetwas, was nur dort, auf der Insel, zu haben gewesen war, und auch nur damals. Und warum er es trotzdem versuchen musste, warum es keinen anderen Weg für ihn gegeben hatte.

Wenn ich Zeit habe, halte ich auf dem Rückweg bei» Ritas Imbiss«, einer Bretterbude an der B 2, auf halbem Weg nach Hause. Es gibt dort ein Sägewerk und eine stillgelegte Bahnstation namens Nesselgrund. Und es gibt eine Wendeschleife für Lastkraftwagen — eigentlich ist es nur ein sehr großer freier Platz, nichts als Sand, wie am Strand, drei Kilometer vor Potsdam.

DANK

Ich danke meinen ehemaligen Klausner-Kollegen Jörg Schieke, Anke Schmidt, Ramona Zynda und Viktor Zynda für die Beantwortung unzähliger Fragen. Für Gespräche und Anregungen danke ich Friedrich Christian Delius, Ralf Eichberg, Gerd Püschel und Dirk Uhlig. Friedrich Dethlefs vom Deutschen Rundfunkarchiv danke ich für die rasche und unkomplizierte Versorgung mit historischem Tonmaterial. Bei meiner Recherche für den Epilog erhielt ich wertvolle Unterstützung von Rebecca Elsäßer, Henriette Seibold und Antje Wischmann. Ein besonderer Dank gilt Jesper Clemmensen, ohne dessen Hilfsbereitschaft ich die» Abteilung Verschwunden «nicht gefunden hätte.

Die Dokumentationen Über die Ostsee in die Freiheit und Hinter dem Horizont liegt die Freiheit von Christine Vogt-Müller und Bodo Müller sowie Flugtrute Østersøen von Jesper Clemmensen haben mir viele nützliche Informationen geliefert. László F. Földényis Überlegungen zu Perspektiven der Freiheit in Europa nach 1989 beschäftigen mich noch immer.

Das Gedicht Melopee des flämischen Dichters Paul van Ostaijen wird in der Übertragung Klaus Reicherts zitiert. Verstreute Zitate aus Robinson Crusoe von Daniel Defoe folgen der Übersetzung Anna Tuhtens in einer Ausgabe des Verlags Philipp Reclam jun. Leipzig von 1950. Antonin Artaud wird in der Nachdichtung Elena Kapraliks wiedergegeben. Die Verse aus dem Werk Georg Trakls entstammen dem von Franz Fühmann herausgegebenen Band Vor Feuerschlünden. Erfahrungen mit Georg Trakls Gedicht, Hinstorff Verlag 1984. Aus Edgars» Beständen «summen Zeilen von Jürgen Becker, Friedrich Nietzsche, Gottfried Benn und Peter Huchel in den Text. In einzelnen Sätzen werden Fjodor Dostojewski, Marguerite Duras, Don DeLillo, Thomas Morus, das Alte Testament sowie Nachrichten und Wetterberichte des Deutschlandfunks zitiert.

INHALT

Kleiner Mond

Trakl

Matthew

Wolfstraße

Hotel am Bahnhof

Die Insel

Zum Klausner

Das Zimmer

Die Zwiebel

Das Tagebuch

Kruso

Ans Meer

Das Frühstück

Die Christkiefer

Warum ziehen der Mond und der Mann

Der Lurch

Viola

Am Enddorn

Die Schiffbrüchigen I

Trakl vorgetragen

Der Gral

Kamikaze

Eine Art kleine Laube

Die Karte der Wahrheit

Schwarze Quartiere

Die Route der Ruhetage

Drei Bären

Lippen

Die Verwandlung

Die Kruso-Energie

Das Konzert

Kobold-Marén

Die Schiffbrüchigen II

Grit

Dostojewski

Ohren

Die Wurzel

Der Tag der Insel

Bernsteinlegende

Das erste Zimmer

Kalte Hände

Tschaikowski

Unterwegs im Raum Sehnsucht

Rommstedt

Das alte Leben

Der eigene Ton

Das Blut kommt später

Pan

Die Maschine

Exodos

Deutschlandfunk

Die sieben Samurai

Der Herbst, der Herbst

Gute Nacht

Keine Gewalt

Das schwarze Band

Letzte Vergabe

Märchen des Lebens

Der letzte Esskaa

Liebe

Wir Hiergebliebenen

Die Aufgabe des Ostens

Heimholung

Auferstehung

Epilog / Abteilung Verschwunden

Dank