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Die Fallschirmjägerabteilungen versuchten, die umliegenden Dörfer zu algorithmisieren, die Formationen stießen aufeinander, also schickten beide Könige die Flügeladjutanten und Sonderkuriere aus, damit sie Ordnung in die Reihen brachten. Aber kaum war einer herangesprengt und hatte mit seinem Pferd eine Volte gezogen und sich dem jeweiligen Korps geschlossen, um zu erfahren, woher diese Unordnung komme, gab er im Nu seinen Geist im Korpsgeist auf. So blieben die Könige ohne Adjutanten. Das Bewußtsein erwies sich als eine schreckliche Falle, in die man hineingeraten, unmöglich aber herauskommen kann. Vor den Augen Unheuers sprengte sein Vetter, der Großherzog Derboullion, um der Truppe Mut einzuflößen, zu den Linien, kaum aber hatte er sich zwischengeschaltet, hauchte er seinen Geist aus und war überhaupt nicht mehr vorhanden.

Als Mägerle sah, daß es schlecht stand, obwohl er nicht wußte, warum das so war, winkte er die zwölf Leibtrompeter heran. Auch Unheuer winkte, der auf dem Kommandeurshügel stand; die Bläser legten das Erz an die Lippen, und von beiden Seiten ertönten die Trompeten zum Angriff. Auf dieses langhallende Zeichen hin verband sich jede der Armeen endgültig. Das drohende Eisengeschirr der sich schließenden Kontakte wurde vom Winde auf das künftige Schlachtfeld getragen, und anstelle der tausendfachen Bombardiere und Kanoniere, Richtschützen und Ladeschützen, Gardisten und Artilleristen, Pioniere, Gendarmen und Marineinfantristen entstanden zwei gigantische Geister, die mit einer Million Augen über die große Ebene hinweg, die unter weißen Wolken lag, einander ansahen, und es trat ein Augenblick völliger Stille ein. Auf beiden Seiten war es nämlich zu der berühmten Kulmination des Bewußtseins gekommen, die der große Gargancjan mit mathematischer Genauigkeit vorausgesehen hatte. Oberhalb einer bestimmten Grenze verwandelt sich nämlich das Militärische als lokaler Zustand in das Zivile, und zwar deshalb, weil der Kosmos als solcher absolut zivil ist, und die Geister beider Heere hatten eben bereits eine kosmische Dimension erreicht! Obschon also von außen der Stahl, die Panzer, Kartätschen und tödlichen Stichwaffen glänzten, wogte innen ein doppelter Ozean abgeklärter Heiterkeit, allumfassenden Wohlwollens und vollkommener Vernunft. Auf den Hügeln stehend, mit dem in der Sonne funkelnden Stahl, unter unausgesetztem Trommelwirbel, lächelten beide Armeen einander an. Trurl und Klapaucius traten gerade an Deck ihres Schiffes, da geschah es, was sie erstrebt hatten: Vor den Augen der vor Scham und Wut schwarz gewordenen Könige räusperten sich beide Heere, faßten einander unter und gingen spazieren, Blumen pflückend unter den dahineilenden Wolken auf dem Felde der nicht stattgehabten Schlacht.

Die Tracht Prügel

An der Tür des Konstrukteurs Klapaucius klopfte es. Er öffnete, steckte den Kopf heraus und erblickte eine bauchige Maschine auf vier Beinen.

„Wer bist du, und was willst du?“

„Ich bin die Maschine zur Erfüllung aller Wünsche, und hergeschickt hat mich Trurl, dein Freund und großer Kollege, ich bin sein Geschenk.“

„Ein Geschenk?“ sagte Klapaucius, der recht gemischte Gefühle für Trurl hegte und dem besonders mißfiel, daß die Maschine Trurl als „großen Kollegen“ bezeichnet hatte. „Na schön“, versetzte er nach kurzer Überlegung, „kannst kommen.“

Er befahl ihr, sich neben den Ofen in die Ecke zu stellen und ging wieder, scheinbar ohne sie zu beachten, an seine Arbeit. Er baute an einer kugelförmigen Maschine auf drei Beinen. Sie war fast fertig, und er war gerade dabei, sie zu polieren. Eine Weile später meldete sich die Maschine zur Erfüllung aller Wünsche wieder:

„Ich möchte an meie Anwesenheit erinnern.“

„Ich habe dich nicht vergessen“, sagte Klapaucius und fuhr in seiner Arbeit fort. Eine Weile später sprach die Maschine von neuem: „Darf man erfahren, was du tust?“

„Bist du eine Maschine zur Erfüllung von Wünschen oder eine Maschine zum Fragenstellen?“ fragte Klapaucius und fügte noch hinzu: „Blaue Farbe brauche ich.“

„Ich weiß nicht, ob ich gerade die Nuance habe, die du brauchst“, erwiderte die Maschine und schob ihm eine Büchse Farbe durch die Klappe im Bauch hin. Klapaucius machte sie auf, tauchte stumm seinen Pinsel hinein und fing an zu malen. Bis zum Abend verlangte er noch Schmirgel, Karborund, einen Bohrer und weiße Farbe sowie Schrauben, und jedesmal gab ihm die Maschine gleich, was er sich wünschte. Gegen Abend bedeckte er mit einer Plane die Vorrichtung, stärkte sich, setzte sich auf einen Hocker vor die Maschine und sagte: „Wollen mal sehen, was du kannst. Du behauptest, du könntest alles machen?“

„Alles nicht, aber verschiedene Dinge ja“, erwiderte die Maschine bescheiden. „Warst du nicht mit den Farben, mit den Schrauben und mit dem Bohrer zufrieden?“

„Freilich, freilich!“ erwiderte Klapaucius. „Aber nun verlange ich von dir etwas viel Schwierigeres. Tust du es nicht, schicke ich dich mit dem entsprechenden Dankeswort und einem Gutachten an deinen Herrn zurück.“

„Was ist es denn?“ fragte die Maschine und trat neugierig von einem Bein aufs andere.

„Na, ein Trurl“, erklärte Klapaucius. „Du sollst mir einen Trurl machen, genauso einen wie der richtige. So daß man einen nicht vom anderen unterscheiden kann!“

Die Maschine brummte, summte, rauschte und sagte dann: „Gut, ich mache dir einen Trurl, aber geh behutsam mit ihm um, denn er ist ein sehr großer Konstrukteur!“

„Ah, natürlich, sei unbesorgt“, sagte Klapaucius. „Nun wo ist denn dieser Trurl?“

„Wie? So schnell? Das ist keine Kleinigkeit“, sagte die Maschine. „Es dauert eine Weile. So ein Trurl — das ist keine Schraube und kein Lack!“

Dennoch trompetete und klingelte sie erstaunlich schnell, eine ziemlich große Tür öffnete sich in ihrem Bauch, und aus dem dunklen Verlies trat Trurl heraus. Klapaucius erhob sich, ging um ihn herum, betrachtete ihn aus der Nähe, tastete und klopfte ihn genau ab, aber es bestand kein Zweifel — er hatte Trurl vor sich, der dem Original wie ein Tropfen dem anderen glich. Trurl, der aus dem Bauch der Maschine gekrochen war, blinzelte im Licht, aber sonst verhielt er sich ganz normal.

„Trurl, wie geht's?“ sagte Klapaucius.

„Wie geht es dir, Klapaucius? Aber wie bin ich eigentlich hierhergekommen?“ erwiderte Trurl und staunte.

„Na eben so, du kamst einfach vorbei… Ich habe dich lange nicht gesehen. Wie gefällt es dir hier?“

„Nicht schlecht, nicht schlecht… Was hast du da unter der Plane?“

„Ach, nichts Besonderes. Möchtest du nicht Platz nehmen?“

„I wo, mir kommt es vor, daß es schon spät ist. Draußen ist es dunkel, ich muß wohl nach Hause.“

„Nicht so schnell, nicht gleich!“ protestierte Klapaucius.

„Komm erst in den Keller, du wirst dann sehen, wie interessant es wird…“

„Hast du denn etwas Besonderes im Keller?“

„Vorläufig noch nichts, aber gleich werde ich es haben. Komm, komm.“

Klapaucius klopfte Trurl begütigend auf die Schulter und führte ihn in den Keller, dort stellte er ihm ein Bein, und als Trurl der Länge nach hinfiel, fesselte er ihn und begann ihn dann mit einer dicken Stange nach allen Regeln der Kunst zu verprügeln. Trurl brüllte aus Leibeskräften, schrie um Hilfe, fluchte wechselnd und flehte um Erbarmen, doch es half nichts — die Nacht war finster und kein Mensch in der Nähe, Klapaucius prügelte jedoch weiter, daß es nur so krachte.

„Oh! Au! Warum prügelst du mich so?“ rief Trurl und versuchte, den Schlägen auszuweichen.

„Weil es mir Vergnügen bereitet“, erklärte Klapaucius und holte von neuem aus. „Das hast du noch nicht ausprobiert, Trurl!“

Und er traf ihn auf den Kopf, daß der wie ein Faß dröhnte.

„Du läßt mich sofort los, sonst gehe ich zum König und sage ihm, was du mit mir angestellt hast, er sperrt dich ins Gefängnis!“ schrie Trurl.