„Gar nichts wird er mir tun. Und weißt du, weshalb nicht?“ fragte Klapaucius und setzte sich auf die Bank.
„Ich weiß es nicht“, sagte Trurl, der froh war, daß in der Prügelei eine Pause eintrat.
„Du bist nämlich nicht der richtige Trurl. Der ist zu Hause, hat eine Maschine zur Erfüllung aller Wünsche gebaut und sie mir als Geschenk geschickt, und ich habe sie auf die Probe stellen wollen und habe ihr befohlen, dich zu konstruieren. Jetzt werde ich dir den Kopf abdrehen, ihn unter mein Bett stellen und ihn als Stiefelknecht benutzen!“
„Du bist ein Ungeheuer! Warum willst du es tun?“
„Ich habe es dir schon gesagt: Weil es mir Vergnügen bereitet. So, jetzt habe ich das leere Geschwätz satt!“
Mit diesen Worten ergriff Klapaucius beidhändig den Stock, und Trurl schrie: „Hör auf! Hör auf! Ich will dir etwas Wichtiges sagen!“
„Da bin ich aber neugierig, was das sein könnte, das mich davon abhielte, deinen Kopf als Stiefelknecht zu benutzen“, erwiderte Klapaucius, hörte jedoch auf, ihn zu schlagen. Hierauf rief Trurclass="underline" „Ich bin ja kein von der Maschine gemachter Trurl! Ich bin der echte Trurl, der echteste von der Welt, und ich wollte nur erfahren, was du da so lange treibst, nachdem du dich in deinen vier Wänden eingeschlossen hast! Ich habe also die Maschine gebaut, habe mich in ihrem Bauch versteckt und habe mich in dein Haus tragen lassen, unter dem Vorwand, sie sei für dich ein Geschenk!“
„Ich bitte dich, was hast du dir da für eine Geschichte ausgedacht, und so auf die Schnelle!“ sagte Klapaucius, erhob sich und preßte das dickere Ende des Stockes fester in die Hand. „Du brauchst dir keine Mühe zu machen, deine Lügen durchschaue ich. Du bist ein Trurl, den die Maschine gemacht hat, sie erfüllt alle Wünsche, ich habe von ihr Schrauben und Farbe bekommen, auch blaue Farbe sowie Bohrer und andere Dinge. Wenn sie das geschafft hat, dann konnte sie auch dich machen, mein Lieber!“
„Ich hielt das alles in ihrem Bauch bereit!“ rief Trurl. „Es war nicht schwer vorauszusehen, was du bei deiner Arbeit brauchen würdest! Ich schwöre dir, ich sage die Wahrheit!“
„Wäre das die Wahrheit, dann bedeutete sie, daß mein Freund, der große Konstrukteur Trurl, ein gewöhnlicher Betrüger ist, und das werde ich nie glauben!“ erwiderte Klapaucius. „Da, da!“
Und er versetzte ihm einen Schlag vom Ohr bis über den Rücken.
„Dies für die Verleumdungen, die du für meinen Freund Trurl hast. — Da, noch einmal!“
Und er verpaßte ihm eins von der anderen Seite. Dann schlug er ihn noch, walkte ihn durch und prügelte, bis er müde wurde.
„Ich gehe jetzt schlafen und erhole mich ein bißchen“, sagte er erläuternd und warf den Stock fort. „Aber du warte nur, ich bin bald wieder da…“ Als er fort war und man ihn im ganzen Haus schnarchen hörte, wand sich Trurl so lange in den Schnüren, bis er sie gelockert hatte, löste dann die Knoten, lief leise hinauf, kroch in die Maschine und fuhr stracks mit ihr nach Hause. Klapaucius lachte sich unterdessen ins Fäustchen, während er durch das obere Fenster seine Flucht beobachtete. Tags darauf stattete er Trurl einen Besuch ab. Der ließ ihn mit finsteren Blicken in die Stube. Dort herrschte Halbdämmer, aber der scharfsinnige Klapaucius hatte dennoch bemerkt, daß Trurls Rumpf und Kopf Spuren deftiger Prügel trugen, die er ihm verabreicht hatte, obwohl zu erkennen war, daß sich Trurl rechtschaffen bemüht hatte, die Vertiefungen, die von den Schlägen verursacht worden waren, geradezuklopfen und auszubessern.
„Warum blickst du so finster drein?“ fragte heiter Klapaucius. „Ich bin gekommen, dir für das schöne Geschenk zu danken, es ist nur bedauerlich, daß es sich davongemacht hat, während ich schlief, und die Tür offengelassen hat, als sei ein Brand ausgebrochen!“
„Ich habe den Eindruck, daß du, um es vorsichtig zu sagen, von meinem Geschenk nicht den richtigen Gebrauch gemacht hast!“ platzte Trurl heraus. „Die Maschine hat mir alles erzählt, du brauchst dir keine Mühe zu geben“, fügte er wütend hinzu, als er sah, daß Klapaucius den Mund aufmachte. „Du hast ihr befohlen, mich zu machen, und dann hast du mit List das Duplikat meiner Person in den Keller gelockt und es entsetzlich geschlagen! Und nach dieser Schande, die du mir angetan hast, nach diesem Dank für das prachtvolle Geschenk wagst du noch, zu mir zu kommen, so als wäre nichts geschehen? Was hast du mir zu sagen?“
„Ich verstehe deinen Ärger nicht“, erwiderte Klapaucius. „In der Tat, ich habe der Maschine befohlen, eine Kopie von dir anzufertigen. Und ich gebe zu, daß sie ausgezeichnet war, ich habe bei ihrem Anblick nicht schlecht gestaunt. Was das Schlagen betrifft, so muß die Maschine stark übertrieben haben — ich habe tatsächlich diesen Gemachten ein paarmal geknufft, ich war auch neugierig, wie er darauf reagieren würde. Er hat sich als äußerst scharfsinnig erwiesen. Und er sog sich auf der Stelle eine Geschichte aus dem Finger, als wärst du es in eigener Person; ich habe ihm keinen Glauben geschenkt, und da begann er zu schwören, das herrliche Geschenk sei gar kein Geschenk, sondern ein gewöhnlicher Betrug; du wirst verstehen, daß ich ihm zum Schutze deiner Ehre, der Ehre meines Freundes, für solche frechen Lügen verprügeln mußte. Aber ich habe mich überzeugen können, daß er sich durch eine hervorragende Intelligenz auszeichnete und nicht nur physisch, sondern auch geistig an dich erinnert hat, mein Lieber. Fürwahr, du bist ein großer Konstrukteur, das wollte ich dir nur sagen, und zu diesem Zweck bin ich so früh gekommen!“
„Ach! Nun ja, freilich“, erwiderte Trurl, ein wenig besänftigt. „Zwar scheint mir der Gebrauch, den du von der Maschine zur Erfüllung aller Wünsche gemacht hast, weiter nicht sehr glücklich zu sein, aber mag sein…“
„Ach ja, ich wollte dich gerade fragen, was du mit diesem künstlichen Trurl angestellt hast?“ fragte Klapaucius unschuldig. „Könnte ich ihn einmal sehen?“
„Er war geradezu rasend vor Wut! „erwiderte Trurl. „Er drohte, er werde dir den Schädel zerschmettern, und er wollte dir am großen Felsen in der Nähe deines Hauses auflauern, aber als ich es ihm auszureden versuchte, zankte er sich mit mir, fing nachts an, Fallen und Netze aus Drähten für dich zu flechten, mein Lieber, und obwohl ich der Ansicht war, daß du mich in seiner Person beleidigt hattest, zerlegte ich ihn, unserer alten Freundschaft eingedenk, und um dir die drohende Gefahr aus dem Wege zu räumen (denn er war wie rasend), und ich sah keinen anderen Ausweg, in kleine Stücke…“
Während Trurl das sagte, stieß er gleichsam unabsichtlich mit dem Fuß gegen die auf dem Fußboden herumliegenden Überreste von Mechanismen. Hierauf verabschiedeten sie sich wärmstens und schieden als herzliche Freunde.
Von nun an erzählte Trurl jedem, der es hören und nicht hören wollte, wie er Klapaucius die Maschine zur Erfüllung aller Wünsche geschenkt und wie unschön der Beschenkte gehandelt habe, indem er ihr einen Trurl zu machen befahl und ihm eine Tracht Prügel verabfolgte, wie die glänzend von der Maschine ausgefertigte Kopie mit geschickten Lügen versuchte, sich aus der mißlichen Lage zu befreien, und entwischt sei, sobald sich der ermattete Klapaucius schlafen gelegt hatte, und er selbst, Trurl, den fabrizierten Trurl, der in sein Haus gelaufen sei, in seine Bestandteile auseinandergenommen habe, dies aber nur, um seinen Freund vor der Rache des Geschlagenen zu schützen. Und er erzählte es und rühmte sich dessen und blähte sich auf und rief das Zeugnis des Klapaucius an, bis die Kunde an den königlichen Hof drang und sich dort niemand über Trurl anders als mit größter Bewunderung äußerte, obwohl man ihn noch unlängst allgemein als den Konstrukteur der dümmsten vernunftbegabten Maschine auf der Welt bezeichnet hatte. Als Klapaucius hörte, daß selbst der König Trurl reichlich beschenkt und ihn mit dem Orden der Großen Sprungfeder und dem Helikonoidalen Stern ausgezeichnet habe, rief er mit lauter Stimme: „Was denn? Dafür, daß es mir gelungen ist, ihn zu überlisten, als ich ihn durchschaute und ihm eine gehörige Tracht Prügel verabreichte, daß er sich hinterher geradeklopfen und flicken mußte, nachdem er geschändet auf krummen Beinen aus meinem Keller geflohen war? Jetzt schwimmt er für all das im Überfluß, mehr noch, der König zeichnet ihn dafür mit einem Orden aus? O Welt, Welt…“