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„Ach, das wird er dir beantworten, und zwar so, daß du zufrieden sein wirst, und sicherlich wirst du dich mit ihm vertragen, nicht wahr, Trurl?“ sagte beruhigend der Vermittler.“Bestimmt…“, meinte der mit schwacher Stimme.

„So?“ sagte die Maschine. „Wieviel ist dann zwei plus zwei?“„Vi… das heißt sieben…“, sagte Trurl noch leiser.

„Haha! Nicht vier, sondern sieben, was?“ donnerte die Maschine.“Siehst du! Sieben, natürlich sieben, es war schon immer sieben!“ bestätigte eifrig Klapaucius. „Wirst du uns jetzt herauslassen?“ fragte er vorsichtig.

„Nein. Trurl soll noch einmal sagen, daß es ihm sehr leid tut und dann noch, wieviel zwei plus zwei ist…“„Läßt du uns gehen, wenn ich es sage?“ fragte Trurl.

„Ich weiß nicht. Das will ich mir noch überlegen. Du hast mir keine Bedingungen zu stellen. Sag, wieviel ist zwei plus zwei?“„Aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du uns doch herauslassen“, sagte Trurl, obwohl Klapaucius ihn am Arm zerrte und ihm ins Ohr flüsterte: „Sie ist eine Idiotin, eine Idiotin, streit dich nicht mit ihr, ich flehe dich an!“

„Ich lasse dich nicht heraus, wenn es mir nicht paßt“, erwiderte die Maschine. „Du wirst mir sowieso sagen wieviel zwei plus zwei ist…“Trurl packte plötzlich die Wut.

„Oh! Ich will es dir sagen, du sollst es hören!“ rief er. „Zwei plus ist vier und zwei mal zwei ist vier, und wenn du dich auf den Kopf stellst, wenn du die ganzen Berge in Staub verwandelst, wenn du dich am Meer verschluckst, wenn du den Himmel aussäufst, hörst du? Zwei plus zwei ist vier!“„Trurl! Du bist verrückt geworden! Was redest du? Zwei plus zwei ist sieben, ich bitte Sie, meine Dame! Meine liebe Maeschine, sieben! Sieben!!!“ rief Klapaucius, bemüht, den Freund zu übertönen.

„Stimmt nicht! Vier! Nur vier, vom Anfang bis zum Ende der Welt vier!!“ brüllte Trurl, bis seine Stimme versagte.Plötzlich wurden die Felsen unter ihren Füßen von fieberhaftem Schaudern erschüttert.

Die Maschine rückte vom Höhleneingang ab, so daß graues Dämmerlicht hereinfiel, und gleichzeitig stieß sie einen durchdringenden Schrei aus: „Das ist nicht wahr! Sieben! Gleich sagst du es, wenn ich dich packe!“„Nie werde ich es sagen!“ erwiderte Trurl, so als wäre ihm alles einerlei, und da brach ein Steinhagel über ihre Köpfe herein, die Maschine begann mit ihrem achtstöckigen Leib ein ums andere Mal den Felshang wie ein Sturmbock zu bearbeiten und schlug mit sich selbst gegen den senkrechten Hang, bis von den Felsen riesige Brocken herabsplitterten und mit Getöse ins Tal rollten.

Donner und der Gestank von Kieselerderauch füllten im Verein mit den Funken, die der Stahl gegen den Felsen schlug, die Höhle aus, jedoch ließ sich Trurls Stimme durch die höllischen Sturmlaute hin und wieder vernehmen. Unaufhörlich rief er: „Zwei plus zwei ist vier! Vier!!!“Klapaucius versuchte ihm den Mund mit Gewalt zu stopfen, verstummte aber, denn er wurde heftig zurückgestoßen und setzte sich, wobei er den Kopf mit den Händen bedeckte. Die Maschine ließ in ihren höllischen Bemühungen nicht nach, und es hatte den Anschein, daß im nächsten Moment die Höhlendecke über den Gefangenen einstürzen, sie zermalmen und für Ewigkeiten begraben würde. Doch als sie schon alle Hoffnungen begraben hatten, als beißender Staub die Luft erfüllte, knirschte es plötzlich entsetzlich, ein Donnerschlag ertönte, stärker als sämtliche Laute des verbissenen Hämmerns und Anstürmens, dann heulte es in der Luft, die schwarze Wand, die die Öffnung verdeckte, verschwand wie vom Sturmwind weggeblasen, und eine Lawine riesiger Felstrümmer stürzte herab. Noch rollte das Echo der Donnerschläge durch das Tal, von den Bergen hallend, als beide Freunde den Höhlenausgang erreichten, sich halb herauslehnten, die Maschine erblickten, die durch den selbst ausgelösten Felssturz zerschmettert und zermalmt dalag, ein gewaltiger Block mitten in ihren acht Stockwerken, durch den sie fast in zwei Teile zerbrochen wäre. Vorsichtig stiegen sie über den noch staubenden Geröllhaufen. Um zum Bett des ausgetrockneten Baches zu gelangen, mußten sie dicht am Wrack der platt daliegenden Maschine vorbei, das so groß wie ein gestrandetes Schiff war. Stumm blieben beide vor der eingedrückten stählernen Flanke stehen. Die Maschine bewegte sich noch schwach, und man hörte, wie in ihr etwas immer schwächer rasselte und kreiste.

„Das also ist dein unrühmliches Ende, und zwei plus zwei ist weiterhin…“, hob Trurl von neuem an, doch in diesem Augenblick summte die Maschine leise und stammelte, kaum hörbar und kaum verständlich, zum letzten Maclass="underline" „Sieben“.Hierauf knirschte etwas dünn in ihr, es regnete Steine, und sie starb, in einen toten Eisenklumpen verwandelt. Beide Konstrukteure blickten einander an und gingen dann stumm am ausgetrockneten Bach entlang

Aus dem Werk: Zifferotikon

das ist: Von Ab— oder Irrschweifferey,

Versteiffung & Thorheit des Hertzens

Von dem Königssohn Ferrenz und der Prinzessin Kristalla.Der König von Panzarike hatte eine Tochter. Die war so schön, daß sie den Glanz der Reichskleinodien übertraf. Die Flammen, die das spiegelnde Antlitz widerstrahlte, versehrten Augen und Sinn. Und wenn sie vorüberging, dann stoben selbst aus gewöhnlichem Eisen elektrische Funken. Kunde und Sage von ihr erreichten die fernsten Sterne. So hörte Ferrenz von ihr, der ionidische Thronfolger, und das Verlangen kam ihn an, sich für alle Zeiten mit ihr zu verbinden, so daß ihrer beider Eingänge und Ausgänge nichts mehr voneinander sollte trennen können. Als er dies seinem Erzeuger kundtat, betrübte sich dieser sehr und sprach:

„Mein Sohn, einen wahrhaft wahnsinnigen Vorsatz hast du gefaßt. Er wird sich niemals verwirklichen!“„Warum nicht, o mein König und Herr?“ — fragte Ferrenz, bestürzt ob dieser Worte.

„Weißt du denn nicht“, — sprach der König — „daß die Prinzessin Kristalla geschworen hat, sich niemandem als dem Bleichling zu verbinden?“„Bleichling!“ rief Ferrenz. „Was soll das nur sein? Von einem solchen Wesen habe ich noch nie gehört.“

„Darauf beruht eben deine Unschuld, mein Sohn“ — erwiderte der König. „Wisse denn, daß diese galaktische Rasse auf ebenso geheimnisträchtige wie lasterhafte Weise entstanden ist. Dazu kam es, als einst allgemeines Anfaulen der Himmelskörper eintrat. Da entwickelten sich darin naßkalte Dünste und Brünste. Sud und Sudelei, und daraus brütete sich das Geschlecht der Bleichlinge aus, aber nicht so ohne weiteres. Zuerst waren sie Schimmelwucherung und Gekreuch, sodann flossen sie aus den Land und lebten davon, daß einer den anderen verschlang. Und je mehr sie einander verschlangen, um so mehr wurden es ihrer; schließlich richteten sie sich auf, indem sie ihre klebrige Wesenheit an Kalkgerüste hängten, und begannen Maschinen zu bauen. Aus diesen Urweltmaschinen entstanden die denkenden Maschinen. Diese zeugten die gescheiten Maschinen. Diese aber ersannen die vollkommenen Maschinen. Denn das Atom wie die Galaxis sind gleichermaßen Maschine, und es gibt nichts außer der Maschine, die da ewig ist!“„Amen!“— erwiderte Ferrenz automatisch, denn dies war eine übliche religiöse Floskel.

„Das Geschlecht der backigen Bleichlinge stieß endlich auf Maschinen in den Himmel vor“ — fuhr der greise König fort. „Das Gezücht kühlte dabei sein Mütchen an edlen Metallen, marterte die süße Elektriktrizität und demoralisierte die Kernenergie. Gleichwohl begab es sich, daß das Maß bleichlingischer Untaten voll wurde. Tiefgründig und allseitig begriff dies der Urvater unseres Geschlechtes, Genetophorius, der große Rechner. So begann er denn jenen glitschigen Tyrannen darzulegen, wie überaus schändlich ihr Tun sei, wenn sie die Unschuld kristallisierter Weisheit besudelten, diese für die eigenen niederträchtigen Aufgaben einspannend, und das Maschinenvolk knechteten, um der eigenen Wollust zu frönen. Doch er fand kein Gehör. Er sagte jenen, was Ethik sei, sie aber sagten, er sei schlecht programmiert. Daraufhin schuf unser Urvater den Algorithmus der Elektroverkörperlichung und zeugte in schwerer Arbeit unseren ganzen Stamm, durch solche Wendung der Dinge die Maschinen aus dem Diensthause der Bleichlingsknechtschaft führend. Du verstehst also, mein Sohn, daß es nicht Eintracht noch Bindung gibt zwischen uns und jenen; wir betätigen uns klingend, funkensprühend und strahlend, sie aber — lallend, spritzend und verunreinigend. Gleichwohl kommt Wahnsinn auch bei uns vor. In der Jugend der Prinzessin drang er in ihren Verstand ein und trübte ihr das Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse. Seither läßt sie keinen vor ihr Angesicht treten, der sich um ihre gammastrahlende Hand bewirbt, es sei denn, er bezeichnete sich als Bleichling. Einen solchen empfängt Kristalla in dem Palast, den ihr König Aurenzius, ihr Vater, geschenkt hat. Sie prüft, ob der Bewerber wahr spreche. Entdeckt sie, daß er gelogen hat, so läßt sie ihn köpfen. Rund um das Erdgeschoß ihres Palastes stapeln sich zerschmetterte leibliche Überreste; allein der Anblick kann einen Kurzschluß mit dem Nichtsein bewirken, so grausam verfährt diese Wahnsinnige mit den Hitzköpfen, die von ihr träumen. Laß also ab von deinem Gedanken, mein Sohn, und zieh hin in Frieden.“Der Könissohn stattete seinem Herrn und Vater die geziemende Verneigung ab und entfernte sich dann schweigend; aber der Gedanke, Kristalla zu freien, verließ den Prinzen nicht. Und je länger er an sie dachte, um so stärker begehrte er sie. Eines Tages rief er den Polyphases zu sich, der Obersthofabstimmer war. Und als er vor diesem das glühende Herz ausgeschüttet hatte, sprach Ferrenz so: