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»Genau«, sagte der Doktor. »Ich werde die offensichtliche Intaktheit des Geräts bescheinigen.«

»Ein fairer Vorschlag«, antwortete der Cheftechniker. »Und ich werde die offensichtliche körperliche Eignung des Patienten bescheinigen.«

Sie wechselten einen Blick vollsten Verständnisses.

Die Direktoren hielten mittlerweile eine eigene Konferenz ab und versuchten, die kurzfristigen Auswirkungen abzuschätzen, die das Geschehen auf die personelle Struktur der Firma haben würde, überlegten, wie man die Erklärung publik machen sollte und ob man der Belegschaft von Rex einen freien Tag gewähren sollte, um den Todespalast der Familie Reilly zu besuchen.

Der ursprüngliche Körper des alten Reilly lag zusammengesackt im Sessel und wurde langsam steif. Noch immer trug er sein gelöstes, geringschätziges Grinsen.

Marie Thorne erlangte ihr Bewußtsein wieder.

»Kommen Sie«, sagte sie und führte Blaine aus dem Theatersaal hinaus. Sie eilten durch die langen grauen Gänge auf die Straße, wo sie ein Helitaxi rief und dem Piloten eine Adresse nannte.

»Wo fahren wir hin?« fragte Blaine, als das Helitaxi sich erhob und davonflog.

»In meine Wohnung. Rex wird jetzt eine Weile lang das reinste Irrenhaus sein.« Sie richtete ihre Frisur.

Blaine lehnte sich in die Polster und blickte auf die glitzernde Stadt hinab. Aus dieser Höhe sah sie aus wie eine exquisite Miniatur, ein buntes Mosaik aus Tausendundeiner Nacht. Doch irgendwo dort unten lief der Zombie durch die Straßen und Ebenen und versuchte sich zu erinnern – an ihn.

»Aber warum ich?« fragte Blaine laut.

Marie Thorne blickte ihn an. »Warum Sie und der Zombie? Herrje, warum denn wohl nicht? Haben Sie denn noch nie Fehler gemacht?«

»Ich schätze schon. Aber die sind vorbei und erledigt.«

Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht konnten Fehler in Ihrer Zeit für immer vorbei sein. Heutzutage stirbt nichts mehr mit Sicherheit. Das ist einer der großen Nachteile beim Leben nach dem Tode, wissen Sie. Manchmal weigern sich unsere Fehler, sich anständig beerdigen zu lassen und tot zu sein. Manchmal verfolgen sie einen eben.«

»Das merke ich«, sagte Blaine. »Aber ich habe nie etwas getan, das sowas bewirken würde!«

Sie zuckte ungerührt mit den Schultern. »Wenn das der Fall ist, dann sind Sie besser als die meisten von uns.«

Noch nie war sie ihm so fremd gewesen. Das Helitaxi senkte sich langsam. Und Blaine brütete über die Nachteile, die in allen Vorteilen steckten.

In seiner Zeit hatte er erlebt, wie die Seucheneindämmung in den rückständigen Teilen der Welt eine Bevölkerungsexplosion, Hungersnot und neue Krankheiten erzeugt hatte. Er hatte mit angesehen, wie Kernkraft zum Atomkrieg führte. Jeder Vorteil hatte seine eigenen, speziellen Nachteile mit sich gebracht. Warum sollte es da heute anders sein?

Ein beglaubigtes, wissenschaftliches Jenseits war zweifellos ein Vorteil für die Menschheit. Die Manipulation hatte die Theorie wieder eingeholt! Aber die Nachteile … Es gab eine bestimmte Aufweichung der Schutzgrenzen des irdischen Lebens, ein paar Risse im Vorhang, ein paar Brüche im Deich. Die Toten weigerten sich, still zu bleiben, sie beharrten darauf, sich im Leben einzumischen. Zu wessen Vorteil? Sogar Gespenster – zweifellos logisch und innerhalb der bekannten Naturgesetze operierend. Aber das war ein kühler Trost für einen heimgesuchten Menschen.

Heutzutage, dachte Blaine, brach eine völlig neue Existenzebene in die Existenz des Menschen auf der Erde ein. Genau wie der Zombie auf beunruhigende Weise in seine Existenz eingebrochen war.

Das Helitaxi landete auf dem Dach eines Hochhauses. Marie Thorne zahlte und führte Blaine zu ihrem Apartment.

*

Es war ein großes, luftiges Apartment, auf angenehme Weise weiblich und mit einem gewissen Hauch des Spektakulären eingerichtet. Es waren mehr helle Farben zu sehen, als Blaine bei Miss Thornes schwermütigem Charakter erwartet hatte; aber vielleicht drückten die strahlenden Gelbtöne und das scharfe Rot eine Art von Wunsch aus, eine Kompensation für die Einengung durch ihr berufliches Leben. Oder vielleicht war es auch nur gerade der vorherrschende Stil. Das Apartment enthielt die Art von Geräten, die Blaine mit der Zukunft verband: sich selbst einstellende Beleuchtung und Klimaregulierung, pneumatische Sessel und eine Bar, die auf Knopfdruck einen vernünftigen Martini produzierte.

Marie Thorne ging in eines der Schlafzimmer. Sie kehrte in einem Hauskleid mit hohem Kragen zurück und setzte sich ihm gegenüber auf die Couch.

»Nun, Blaine, was haben Sie für Pläne?«

»Ich dachte, daß ich Sie zunächst einmal anpumpen wollte.«

»Kein Problem.«

»Wenn das der Fall sein sollte, dann werde ich mir zunächst ein Hotelzimmer und dann eine Arbeitsstelle suchen.«

»Das wird nicht leicht sein«, sagte sie, »aber ich kenne ein paar Leute, die vielleicht -«

»Nein danke«, wehrte Blaine ab. »Ich hoffe, daß sich das nicht allzu dämlich anhört, aber ich würde mir lieber selbst eine Stelle suchen.«

»Nein, das hört sich nicht dämlich an. Ich hoffe nur, daß es auch möglich ist. Wie wär’s mit Abendessen?«

»Prima. Kochen Sie auch?«

»Ich drücke auf Knöpfe«, sagte sie. »Mal sehen. Wie wär’s mit einem echt marsianischen Essen?«

»Nein danke«, sagte Blaine. »Marsianisches Essen schmeckt zwar gut, aber es hält nicht lange vor. Haben Sie zufällig ein Steak im Haus?«

Marie drückte die Knöpfe, und ihr automatischer Koch erledigte den Rest:

Er wählte die Zutaten aus der Speisekammer und der Gefrierbox, schälte, richtete an, wusch und kochte sie und bestellte Nachschub als Ersatz.

Das Essen war ausgezeichnet, aber Marie schien auf merkwürdige Weise verlegen deswegen zu sein. Sie entschuldigte sich bei Blaine wegen der völligen Automatisierung des Vorgangs.

Schließlich stammte er ja aus einer Zeit, in der die Frauen ihre Konservenbüchsen selbst öffneten und auch selbst abschmeckten; aber damals hatten sie wahrscheinlich auch mehr Zeit dafür.

Als sie ihren Kaffee getrunken hatten, war die Sonne bereits untergegangen. Blaine sagte: »Recht vielen Dank, Miss Thorne. Wenn Sie mir nun das Geld leihen könnten, dann mache ich mich auf den Weg.«

Sie blickte ihn erstaunt an. »In der Nacht?«

»Ich werde schon ein Hotelzimmer finden. Sie sind sehr nett zu mir gewesen, aber ich will Ihnen nicht länger -«

»Ist schon gut«, sagte sie. »Bleiben Sie ruhig über Nacht.«

»Na gut«, sagte Blaine. Sein Mund war plötzlich trocken, und sein Herz schlug verdächtig schnell. Er wußte, daß an ihrer Einladung nichts Persönliches war, aber sein Körper verstand das nicht, wie es schien. Er bestand darauf, hoffnungsfroh zu reagieren, sogar erwartungsvoll – auf die selbstbeherrschte, antiseptische Miss Thorne.

Sie wies ihm ein Schlafzimmer zu und gab ihm einen grünen Pyjama. Als sie gegangen war, schloß Blaine die Tür, zog sich aus und stieg ins Bett. Als er dem Licht sagte, daß es ausgehen sollte, erlosch es.

Kurz darauf kam Miss Thorne herein, so wie sein Körper es erwartet hatte. Sie trug etwas Weißes, Schimmerndes und legte sich neben ihn.

Schweigend lagen sie nebeneinander. Marie rückte näher an ihn heran, und Blaine legte einen Arm unter ihren Kopf.

Er sagte: »Ich dachte, daß mein Typ Sie nicht anzieht?«

»Nicht ganz. Ich habe nur gesagt, daß ich große schlanke Männer vorziehe.«

»Ich war mal ein großer, schlanker Mann.«

»Das habe ich vermutet«, sagte sie.

Sie schwiegen. Blaine wurde unruhig und mißtrauisch. Was bedeutete das? Mochte sie ihn etwa? Oder war das nur eine Sitte der Zeit, eine Art von Eskimo-Gastfreundschaft?