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Jones hatte ihm gesagt, daß die Verkehrsmittel überwacht würden. Was hatte er dann noch für Chancen? Er war unbewaffnet, wehrlos -

Na ja, das konnte er vielleicht ändern. Mit einer Pistole in der Hand wäre die Lage schon anders. Sie könnte sogar sehr viel anders sein. Wie Hull erklärt hatte, konnte ein Jäger ganz legal ein Opfer erschießen; aber wenn ein Opfer einen Jäger erschoß, dann wurde es festgenommen und es drohten ihm schwere Strafen.

Wenn er tatsächlich einen Jäger erschießen würde, dann müßte die Polizei ihn festnehmen! Es würde zwar alles ziemlich kompliziert werden, aber es würde ihn wenigstens vor der unmittelbaren Gefahr retten.

Er ging weiter, bis er an ein Pfandhaus kam. Im Schaufenster lagen zahlreichende glitzernde Projektor- und Strahlenwaffen, Jagdgewehre, Messer und Macheten. Blaine ging hinein.

»Ich möchte eine Pistole«, sagte er zu dem schnurrbärtigen Mann hinter dem Verkaufstresen.

»Eine Pistole. Soso. Und was für eine Pistole?« fragte der Mann.

»Haben Sie Strahlenpistolen?«

Der Mann nickte und schritt an eine Schublade. Er holte eine glitzernde Pistole mit Kupferpolierung hervor.

»Das hier«, sagte er, »ist ein Sonderangebot. Es ist ein echter Sailes-Byrn-Nadelstrahler, der für die Großwildjagd auf der Venus benutzt wird. Damit können Sie auf fünfhundert Yards durch alles hindurchmähen, was geht, krabbelt oder fliegt. An der Seite befindet sich ein Streuungswähler. Sie können breit streuen für nahe Ziele, oder den Nadelstrahl für weit entfernte Ziele dünn bündeln.«

»Schön, schön«, sagte Blaine und zog Banknoten aus seiner Tasche.

»Dieser Knopf hier«, erklärte der Pfandleiher, »reguliert die Länge des Strahls. So wie er eingestellt ist, bekommen Sie den Standard-Bruchteilschub. Einmal klicken, und es verlängert sich auf eine Viertelsekunde. Auf Automatik eingestellt mäht es wie eine Sense. Die Waffe hat eine Energieversorgung von mehr als vier Stunden, und in der Originalverpackung sind noch über drei Stunden drin. Sie können Sie auch in Ihrer Heimwerkstatt verwenden. Wenn Sie einen speziellen Aufsatz daran befestigen und einen Widerstand einkoppeln, um die Energieabgabe zu dämpfen, dann können Sie damit Plastik besser zersägen als mit einer Säge. Es gibt noch einen anderen Dämpfer, mit dem sie sich in einen Lötkolben verwandeln läßt. Die Dämpfer können Sie auch im Pack zu Sonder -«

»Ich kaufe sie«, unterbrach ihn Blaine.

Der Pfandleiher nickte. »Darf ich bitte Ihren Waffenschein sehen?«

Blaine zog seine Jägerlizenz hervor und zeigte sie dem Mann. Der Pfandleiher nickte und füllte mit nervtötender Langsamkeit eine Quittung aus.

»Machen Sie sich keine Umstände. Ich nehme sie so.«

Der Pfandleiher sagte: »Das macht dann fünfundsiebzig Dollar.« Als Blaine das Geld über den Tresen schob, blickte der Pfandleiher auf einer Liste nach, die hinter ihm an der Wand hing. »Halt!« sagte er plötzlich.

»Hä?«

»Ich kann Ihnen die Waffe nicht verkaufen.«

»Warum nicht?« fragte Blaine. »Sie haben doch meine Jägerlizenz gesehen.«

»Aber Sie haben mir nicht gesagt, daß Sie ein registriertes Opfer sind. Sie wissen doch, daß Opfer keine Waffen besitzen dürfen. Ihr Name ist uns vor einer halben Stunde reingeblitzt worden. Mr. Blaine, Sie können in ganz New York keine legale Waffe kaufen.«

Der Pfandleiher schob die Banknoten wieder zurück über den Tresen. Blaine griff nach dem Nadelstrahler. Der Pfandleiher ergriff ihn als erster und richtete ihn auf ihn.

»Ich sollte denen die Mühe ersparen«, sagte er. »Sie haben doch Ihr verdammtes Jenseits. Was wollen Sie denn noch?«

Blaine blieb stocksteif stehen. Der Pfandleiher senkte die Pistole.

»Aber das ist nicht meine Aufgabe«, sagte er. »Die Jäger kriegen Sie noch früh genug.«

Er langte mit der Hand unter den Tresen und drückte auf einen Knopf. Blaine drehte sich um und rannte aus dem Laden. Es wurde langsam dunkel. Aber sein Standort war jetzt bekannt. Die Jäger würden ihn bald umzingeln.

Er meinte jemanden zu hören, der seinen Namen rief. Er drängte sich durch die Menschenmenge, blickt nicht zurück und dachte daran, irgend etwas zu unternehmen. Er konnte doch nicht auf diese Weise sterben, oder? Er war doch nicht 152 Jahre durch die Zeit gereist, nur um vor einer Million Leute erschossen zu werden! Das war einfach nicht gerecht!

Er bemerkte einen Mann, der dicht hinter ihm ging und dabei grinste. Es war Theseus, der mit gezückter Waffe auf ein freies Schußfeld wartete.

Blaine rannte plötzlich los, im Zickzack durch die Menge, und bog scharf in eine Seitenstraße ab. Er lief die Straße hinunter und blieb plötzlich stehen.

Am Ende der Straße, silhouettenhaft vor dem Gegenlicht, stand ein Mann. Der Mann hatte einen Arm in die Hüfte gestemmt, den anderen hatte er in Schußhaltung erhoben. Blaine zögerte und blickte sich nach Theseus um.

Der kleine Jäger feuerte und versengte Blaines Ärmel. Blaine rannte auf eine offene Tür zu, die ihm vor der Nase zugeschlagen wurde. Ein zweiter Schuß versengte sein Jackett.

Mit traumwandlerischer Klarheit sah er, wie die Jäger näherkamen. Theseus dicht hinter ihm, der andere Jäger noch weiter entfernt und den Fluchtweg nach vorn blockierend. Blaine lief mit bleischweren Füßen auf den entfernteren Mann zu, über Gullilöcher und U-Bahngitter, an verrammelten Fenstern und verriegelten Gebäuden vorbei.

»Deckung, Theseus!« rief der Jäger. »Ich hab ihn!«

»Hol ihn dir, Hendrick!« rief Theseus zurück und lehnte sich flach an eine Wand, aus der Schußlinie des Strahls.

Der Pistolenschütze, der noch fünfzig Fuß entfernt war, zielte und schoß. Blaine ließ sich zu Boden fallen, und der Strahl verfehlte sein Ziel. Er rollte zur Seite und versuchte, hinter der ungenügenden Deckung eines Hauseingangs Schutz zu finden. Der Strahl sengte ihm hinterher, kratzte über Beton und verwandelte Abwasserpfützen in Dampf.

Dann gab ein U-Bahngitter unter ihm nach.

Während er hinabstürzte wurde ihm klar, daß das Gitter von dem Strahl gelockert worden sein mußte. Was für ein Glück! Aber er mußte mit den Füßen zuerst aufkommen. Er mußte bei Bewußtsein bleiben, sich von der Öffnung fortschleppen, etwas aus seinem Glück machen. Wenn er das Bewußtsein verlieren sollte, dann würde sein Körper in voller Schußlinie liegen, ein leichtes Ziel für die Jäger oben am Rand der Öffnung.

Er versuchte, sich im freien Fall umzudrehen, doch zu spät. Er schlug hart mit den Schultern auf, und sein Kopf krachte gegen eine eiserne Runge. Doch die Notwendigkeit, bei Bewußtsein zu bleiben war so stark, daß er sich auf die Beine hochrappelte. Er mußte sich aus dem Schußfeld schleppen, weiter in den U-Bahnschacht hinein, damit sie ihn nicht sehen würden. Doch selbst der erste Schritt war schon zuviel. Erschöpft gaben seine Beine unter ihm nach. Er fiel mit dem Gesicht nach unten, rollte sich mit letzter Kraft herum und starrte zu der Schachtöffnung über ihm hoch.

Dann wurde er ohnmächtig. 

XXVII

Als er wieder aufwachte, entschied er, daß er das Jenseits nicht sonderlich mochte. Es war finster und klumpig und stank nach Öl und Schliere. Außerdem tat ihm der Kopf weh, und sein Kreuz fühlte sich so an, als sei es an drei verschiedenen Stellen gebrochen.

Konnte ein Geist Schmerz empfinden? Blaine bewegte sich und stellte fest, daß er immer noch einen Körper hatte. Wenn man es ganz genau nahm, dann war er überhaupt nur noch Körper, jedenfalls fühlte er sich so. Offensichtlich war er gar nicht im Jenseits.