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Dyersen-Blaine kam aus dem beackerten Feld und lehnte sich gegen einen Holzzaun. Er war ein Farmer, ein altmodischer Lastwagenfarmer in Südjersey, der nur wenige Maschinen besaß, weil er ihnen sowieso nicht traute. Er war fast siebzig und immer noch verdammt gesund. Seine Glieder wiesen eine Spur Arthritis auf, die der schlaue junge Mediko im Dorf aber schon zum größten Teil geheilt hatte; und manchmal machte ihm sein Rücken Schwierigkeiten, bevor es regnete. Aber er meinte, daß er gesund wäre, gesünder als die meisten, und daß er noch gut zwanzig Jahre machen könnte.

Dyersen-Blaine ging auf seine Hütte zu. Sein graues Arbeitshemd war von saurem Schweiß durchtränkt, und Schweiß machte auch seine formlosen Jeans fleckig.

Weit entfernt hörte er einen Hund bellen und sah unscharf, wie eine gelbbraune Gestalt sich ihm näherte. (Brille? Nein danke. Geht auch so ganz gut.)

»He, Champ! He, alter Junge!«

Der Hund rannte im Kreis um ihn herum, dann trottete er neben ihm her. Er hatte etwas Graues im Maul, vielleicht eine Ratte oder ein Stück Fleisch. Dyersen-Blaine konnte es nicht genau erkennen.

Er bückte sich, um Champs Kopf zu tätscheln …

Wieder war da kein Gefühl des Übergangs oder der vergehenden Zeit. Es wurde einfach ein neues Dia auf die Leinwand geworfen, und eine neue Marionette erwachte zappelnd zum Leben.

Jetzt war er Thompson-Blaine, neunzehn Jahre alt, der dösend auf seinem Rücken auf den rauhen Planken eines Segelskiffs lag und Hauptsegel und Ruderpinne mit einer braunen Hand festhielt. Gen Steuerbord lag die flache Ostküste, und zur Backbordseite konnte er ein Stück des Hafens von Baltimore erkennen. Das Skiff trieb leicht vor der leichten Sommerbrise, und unter dem Stevenanlauf gluckerte fröhlich das Wasser.

Thompson-Blaine legte seinen schlaksigen, braungebrannten Körper auf den Planken zurecht und zappelte herum, bis er seinen Fuß endlich gegen den Mast gestützt hatte. Er war erst seit einer Woche wieder zu Hause, nachdem er zwei Jahre auf dem Mars gearbeitet und studiert hatte. Es war wirklich sehr interessant gewesen, besonders die Archäologie und Speläologie. Die Sandbebauung war ab und an ein bißchen eintönig gewesen, aber es hatte ihm Spaß bereitet, die Erntemaschinen zu steuern.

Nun war er wieder für zwei Jahre zu Hause, um einen zweijährigen Intensivkurs am College zu absolvieren. Dann sollte er auf den Mars zurückkehren, als Farmmanager. So wollte es sein Stipendium. Aber sie konnten ihn nicht dazu zwingen, noch einmal dort hinzugehen, wenn er nicht wollte.

Vielleicht würde er zurückgehen wollen. Vielleicht aber auch nicht.

Die Mädchen auf dem Mars waren so fanatisch. Zäh, kompetent und immer ein bißchen herrisch. Wenn er zurückginge – sofern er überhaupt zurückginge –, dann würde er eine Frau mitbringen und sich nicht dort eine suchen. Natürlich, da war Marcia gewesen, gar nicht so übel. Aber ihr ganzer Kibbuz war zur südlichen Polarkappe umgezogen, und sie hatte auf seine drei letzten Briefe nicht mehr geantwortet. Na ja, vielleicht war sie ja auch doch nicht so berauschend gewesen.

»He, Sandy!«

Thompson-Blaine blickte hoch und sah Eddie Duelitle, der auf seiner Thistle segelte und ihm zuwinkte. Träge winkte Thompson-Blaine zurück. Eddie war erst siebzehn und noch nie von der Erde weg gewesen; dabei wollte er Raumschiffkapitän werden. Haha! Da hatte er aber auch eine dicke Chance!

Die Sonne ging am Horizont unter, und Thompson-Blaine war froh, sie sinken zu sehen. Heute abend hatte er ein Date mit Jennifer Hunt. Sie wollten im Starsling in Baltimore tanzen gehen, und Dad würde ihm seinen Heli leihen. Mann, was war Jennifer in den letzten beiden Jahren gewachsen! Und sie konnte einen vielleicht anschauen, gleichzeitig schüchtern und frech! War gar nicht abzusehen, was nach dem Tanzen noch alles passieren würde, auf dem Rücksitz des Helis. Vielleicht auch nichts. Aber vielleicht, vielleicht …

Thompson-Blaine setzte sich auf und legte das Ruder um. Das Skiff nahm Wind auf und schwenkte herum. Es war Zeit, zum Yachthafen zurückzukehren, dann ging’s nach Hause zum Abendessen und dann …

*

Die schwarze Schlangenpeitsche flackerte über seinen Rücken.

»An die Arbeit, du da!«

Piggot-Blaine strengte sich doppelt so sehr an, hob den schweren Pickel, schwang ihn hoch nach oben und hieb ihn mit voller Wucht in die staubige Straße. Der Wächter stand daneben, das Schrotgewehr in der linken Armbeuge, die Peitsche in der rechten Hand; ihr Ende schlängelte sich im Staub. Piggot-Blaine kannte jede Linie und Pore im schlanken, dummen Gesicht dieses Wächters, kannte den Abwärtszug des verkniffenen kleinen Mundes, kannte das zusammengekniffene Blinzeln der blassen Augen wie sein eigenes Gesicht.

Warte nur, du Geierspeise, sagte er still zu dem Wächter. Auch deine Zeit kommt noch. Warte nur, warte nur ein kleines bißchen.

Der Wächter entfernte sich und schritt die Reihe der Gefangenen hinauf und hinab, die unter der gleißenden Mississippisonne schufteten. Piggot-Blaine versuchte zu spucken, konnte jedoch nicht genug Speichel im Mund ansammeln. Er dachte: Das nennt ihr also eure schöne moderne Welt? Ihr redet also von euren großen alten Raumschiffen, von euren automatisierten Farms, von eurem feinen, fetten alten Jenseits? So soll es sein? Dann fragt doch mal, wie man die Straßen im Quilleg County in Nordmississippi baut. Sie werden es euch nicht erzählen, also kommt ihr besser mal selbst vorbei und schaut es euch an. Denn so ist die Welt wirklich!

Arny, der vor ihm an der Arbeit war, flüsterte: »Bist du bereit, Otis? Vorbereitet?«

»Bin fertig«, flüsterte Piggot-Blaine, und seine breiten Finger klammerten sich fester um den Plastikgriff des Pickels und ließen wieder los. »Bin schon mehr als fertig, Arny.«

»In einer Sekunde. Achte auf Jeff!«

Piggot-Blaines dichtbehaarte Brust wölbte sich erwartungsvoll. Er strich eine dünne braune Haarsträhne aus dem Gesicht und beobachtete Jeff, der fünf Männer weiter an der Kette stand. Piggot-Blaine wartete, und seine Schultern schmerzten vom Sonnenbrand. An seinen Fußknöcheln waren entzündete Narben von den Fußeisen, und auf seinem Rücken waren Striemen von früheren Peitschenhieben. Er verspürte einen brennenden Durst. Doch kein Eimer Wasser konnte diesen Durst jemals löschen, diesen verrückten Durst, der ihn hierher gebracht hatte, nachdem er Gainsvilles einzigen Saloon auseinandergenommen und diesen stinkenden alten Indianer getötet hatte.

Jeffs Hand bewegte sich. Die Reihe der angeketteten Gefangenen sprang vor. Piggot-Blaine stürzte auf den Wächter mit dem hageren Gesicht, seinen Pickel hocherhoben, da ließ der Wächter die Peitsche fallen und hob das Schrotgewehr.

»Geierspeise!« schrie Piggot-Blaine und schlug den Pickel mitten in die Stirn des Wächters.

»Hol die Schlüssel!«

Piggot-Blaine ergriff die Schlüssel, die von dem Gürtel des toten Wächters herabhingen. Er hörte ein Schrotgewehr, das abgefeuert wurde, und einen grellen Schmerzensschrei. Besorgt blickte er hoch …

*

Ramirez-Blaine steuerte seinen Heli über die flachen Ebenen von Texas, mit Kurs auf El Paso. Er war ein ernster junger Mann, und er widmete sich sehr aufmerksam seiner Arbeit, als er den letzten Knoten Geschwindigkeit aus dem alten Heli herausholte, um El Paso zu erreichen, bevor Johnsons Metallwarenladen zumachte.

Er ging sorgfältig mit der alten Klapperkiste um, und nur wenige Male drangen Gedanken in seine Konzentration ein, flüchtige Gedanken über Höhe und Kompaßdaten, über einen Tanzabend in Guanajuato, nächste Woche, über den Preis für Felle in Ciudad Juarez.

Die Ebene war grün gefleckt und gelb, als er hinunterblickte. Er blickte auf die Uhr, dann auf den Geschwindigkeitsmesser.