Выбрать главу

»Nie von Ihnen gehört«, meinte Blaine nach kurzem Nachdenken.

»Natürlich nicht.«

»Haben wir uns jemals vor der Geschichte im Rex-Hochhaus getroffen?«

»Nicht offiziell.«

»Aber wir haben uns getroffen?«

»Kurz.«

»In Ordnung, James Olin Robinson, erzählen Sie mir davon. Wann trafen wir uns?«

»Es war wirklich sehr kurz«, erzählte Robinson. »Wir erblickten uns nur für Sekundenbruchteile, dann sahen wir nichts mehr. Es passierte spät in der Nacht, 1958, auf einem einsamen Highway, Sie in Ihrem Auto und ich in meinem.«

»Sie haben das Auto gefahren, mit dem ich meinen Unfall hatte?«

»Ja, wenn man es einen Unfall nennen will.«

»Aber das war es! Es war doch völlig zufällig.«

»Wenn das stimmt, habe ich hier nichts mehr zu suchen«, erklärte Robinson. »Aber, Blaine, ich weiß, daß es kein Unfall war. Es war Mord. Fragen Sie Ihre Frau.«

Blaine sah zu seiner Frau, die in der Ecke der Couch saß. Ihr Gesicht war wächsern. Alle Lebenskraft schien sie verlassen zu haben. Ihr Blick schien nach innen gerichtet und dort Dinge zu sehen, die ihr absolut keine Freude bereiteten. Blaine fragte sich, ob sie auf die Geister einer alten Schuld starrte, lange vergraben, lange verdrängt, die jetzt von dem bärtigen Robinson wiedererweckt worden waren.

Langsam begann er die Dinge zu begreifen und wie ein Puzzle zusammenzusetzen.

»Marie«, sagte er, »was war mit dieser Nacht 1958? Woher wußtet ihr damals, daß ich einen Autounfall haben würde?«

Sie sagte: »Wir haben statistische Vorhersagemethoden benutzt, Wahrscheinlichkeitsberechnungen …« Ihre Stimme verlor sich in einem Flüstern.

»Oder habt ihr dafür gesorgt, daß ich mein Auto zu Bruch fuhr? Habt ihr nachgeholfen?« wollte Blaine wissen. »Hast du den Unfall genau zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort vorprogrammieren lassen, um mich in die Zukunft zu eurer Werbekampagne zu holen?«

Marie antwortete nicht. Und Blaine dachte genau darüber nach, wie er eigentlich damals gestorben war.

Er war über einen geraden, leeren Highway gefahren, die Scheinwerfer leuchteten vor ihm alles aus, dahinter die endlose, vorbeihuschende Dunkelheit … Sein Auto schleuderte, brach aus und schlingerte auf die entgegenkommenden Scheinwerfer zu … Er riß hart am Steuerrad. Es war blockiert … Dann kam das Steuer frei und drehte sich in seiner Hand, der Motor heulte auf

»Bei Gott, ihr habt mich diesen Unfall bauen lassen!« schrie Blaine seine Frau an. »Du und Rex, ihr habt meinen Wagen zum Schleudern gebracht! Sieh mich an und antworte mir! Ist es so?«

»Na gut!« sagte sie. »Aber wir hatten nicht vor, ihn umzubringen. Robinson kam zufällig gerade vorbei. Tut mir leid für ihn.«

»Du hast schon die ganze Zeit gewußt, wer dieser Zombie ist«, rief Blaine.

»Ich hatte einen Verdacht.«

»Und du hast mir nie davon erzählt.« Blaine sprang auf und lief im Zimmer hin und her. »Marie! Verdammt, du hast mich umgebracht, du!«

»Das habe ich nicht, Tom! Nicht wirklich. Ich habe dich nur aus dem Jahr 1958 in unsere Zeit geholt. Ich habe dir einen anderen Körper gegeben. Aber ich habe dich nicht wirklich getötet.«

»Sie haben mich einfach umgebracht«, sagte Robinson.

Mit großer innerer Anstrengung löste Marie sich von ihren Gedanken und richtete ihren Blick auf den Zombie. »Ich fürchte, ich bin tatsächlich für Ihren Tod verantwortlich, Mr. Robinson. Auch wenn er in keiner Weise beabsichtigt war. Ihr Körper muß gleichzeitig mit dem von Tom gestorben sein. Das Rex-Antriebssystem, von dem er in die Zukunft gezogen wurde, hat Sie mitgerissen. Dann nahmen Sie Reilly als Wirtskörper.«

»Ein erbärmlicher Tausch, den ich für meinen früheren Körper gemacht habe«, sagte Robinson.

»Sicher. Aber was wollen Sie jetzt? Was kann ich tun? Das Jenseits …«

»Das will ich keinesfalls«, meinte Robinson schnell. »Ich habe noch überhaupt keine Chance auf dieser Erde gehabt.«

»Wie alt waren Sie denn, als der Unfall passierte«, wollte Blaine wissen.

»Neunzehn.«

Blaine nickte traurig.

»Ich bin noch nicht für das Jenseits bereit«, erklärte Robinson. »Ich möchte reisen, Dinge erleben, Dinge sehen. Ich möchte herausfinden, was für ein Mensch ich eigentlich gewesen bin, was für eine Art Mann. Ich will leben! Wissen Sie, daß ich nicht einmal eine richtige Frau gehabt hatte? Ich tausche gerne die Unsterblichkeit für zehn gute Jahre auf der Erde.«

Robinson zögerte einen Moment, dann sagte er: »Ich will einen Körper. Ich will den guten Körper eines Mannes, in dem ich leben kann. Nicht dieses tote Ding, das ich jetzt herumschleppen muß. Blaine, deine Frau hat meinen früheren Körper getötet.«

»Wollen Sie meinen?« fragte Blaine.

»Wenn Sie glauben, daß es fair ist«, antwortete Robinson.

»Nun mal langsam!« rief Marie. Die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt. Mit ihrem Geständnis schien sie sich aus dem Bann des alten Bösen befreit zu haben, um nun wieder den Kampf mit der Gegenwart und dem Leben aufnehmen zu können.

»Robinson«, sagte sie, »das können Sie nicht von ihm verlangen. Er hatte absolut nichts mit Ihrem Tod zu tun. Es war mein Fehler, und es tut mir leid deswegen. Sie werden wohl nicht den Körper einer Frau haben wollen, oder? Meinen würden Sie sowieso nicht bekommen. Was passiert ist, ist passiert! Verschwinden Sie jetzt hier!«

Robinson ignorierte sie und sah zu Blaine. »Ich habe immer gewußt, daß Sie es waren, Blaine. Wenn ich auch sonst nichts gewußt habe, von Anfang an erkannte ich Sie als den Schuldigen. Ich habe über Sie gewacht, Blaine. Ich habe Ihnen das Leben gerettet.«

»Ja, das haben Sie«, bestätigte Blaine ruhig.

»Ja, und?« schrie Marie. »Er hat dir also das Leben gerettet. Das heißt doch nicht, ihm gehört es jetzt! Man rettet kein Leben, um es sich dann auf Anfrage aushändigen zu lassen. Tom, hör nicht auf ihn!«

Robinson sagte: »Ich habe nicht die Absicht oder den Wunsch, Sie zu irgend etwas zu zwingen, Blaine. Sie werden entscheiden, was richtig ist, und ich werde mich danach richten. Und Sie werden sich an alles erinnern.«

Blaine sah den Zombie fast mit einer gewissen Zuneigung an. »Also gibt es mehr zwischen uns. Viel mehr. Ist es nicht so, Mr. Robinson?«

Robinson nickte, die Augen auf Blaines Gesicht fixiert.

»Aber woher wissen Sie davon?« fragte Blaine. »Welche Möglichkeit hatten Sie, davon zu erfahren?«

»Weil ich Sie verstehe. Ich habe Sie zu meiner einzigen Lebensbeschäftigung gemacht. Mein Leben hat sich ganz auf Ihres konzentriert. Ich habe über nichts anderes nachgedacht als über Sie. Und je besser ich Sie kennenlernte, Blaine, desto sicherer wurde ich mir in dieser einen Sache.«

»Vielleicht«, sagte Blaine.

Marie sagte: »Worüber, bei allen Himmeln, redet ihr da eigentlich? Was gibt es zwischen euch? Was noch?«

»Ich muß darüber nachdenken«, meinte Blaine ruhig. »Ich muß versuchen, mich genau zu erinnern. Robinson, lassen Sie mich bitte für eine Weile allein.«

»Sicher«, antwortete der Zombie und verließ sofort das Haus.

Blaine winkte Marie zu, still zu sein. Er setzte sich und vergrub seinen Kopf in den Händen. Nun mußte er sich an etwas erinnern, über das er eigentlich nie nachdenken wollte. Jetzt mußte er es wieder heraufbeschwören und ihm ein für alle Mal in die Augen sehen.

*

Noch immer hatte er die Worte im Kopf, wie eingraviert in seine grauen Zellen, die Reilly in seinem Palast des Todes geschrien hatte:

»Alles ist Ihre Schuld! Sie haben mich mit Ihrem bösen, mörderischen Geist getötet! Ja, Sie, Sie widerliches Ding aus der Vergangenheit, Sie verdammtes Ungeheuer! Alle meiden Sie, außer ihr Freund, der tote Mann! Warum sind Sie denn nicht tot, Sie Mörder!«