Nie mehr!
Denn nun war der Erzfeind besiegt. Und die Menschen starben nicht mehr, sie schritten weiter!
Aber er hatte sogar noch mehr als ein Leben nach dem Tode gewonnen. Er hatte es geschafft, ein ganzes Leben in dieses eine Jahr zu quetschen.
Er war in einem weißen Zimmer mit blendenden Lichtern geboren worden, mit dem bärtigen Gesicht eines Arztes über ihm und einer mütterlichen Krankenschwester, die ihn fütterte, während er beunruhigt dem Geplapper fremder Zungen lauschte. Er hatte sich früh in die Welt hinausgewagt, unschuldig und ungebildet, und er hatte die orientalische Pracht New Yorks bewundert, einem ehrlich dreinblickenden, redegewandten Fremden ermöglicht, ihn nicht nur zum Narren zu halten sondern ihn sogar beinahe zu einer Leiche zu machen, bis ihn klügere Köpfe schließlich aus seiner Misere gerettet und seinen Schmerz gemildert hatten. In seinen großartigen, starken, geheimnisvollen Körper gekleidet, hatte er sich wieder vorgewagt, diesmal schon klüger, und hatte sich als Gleicher unter Gleichen unter Männern bewegt, die mit glitzernden Waffen ihren Gefahren und ihrem Ruhm nachgingen. Und er hatte auch diese Dummheit überlebt und hatte, älter geworden, einen ehrbaren Beruf gewählt. Doch bestimmte dunkle Omen, die schon seine Geburt begleitet hatten, waren schließlich zur Reife gelangt, und er hatte seine Heimat verlassen und war bis ans Ende der Welt geflüchtet. Und doch war es ihm unterwegs gelungen, sich eine Familie anzueignen: eine Familie, die manch eine Leiche im Kleiderschrank verborgen hielt, aber immerhin sein war. In seinen besten Jahren war er in ein Land gekommen, das er liebte, hatte sich eine Frau genommen und hatte auf seiner Hochzeitsreise die Berge von Moorea im flammenden Sonnenuntergang gesehen. Er hatte sich niedergelassen, um seine letzten Monate in Frieden und nützlicher Arbeit zu verbringen und in liebevollen Erinnerungen an die Wunder, die er gesehen hatte. Und so hatte er sie auch verbracht, von allen geehrt und respektiert.
Es war genug. Blaine drehte den Schalter.
XXXVII
»Wo bin ich? Wer bin ich? Was bin ich?«
Keine Antwort.
»Ich erinnere mich. Ich bin Thomas Blaine und bin gerade eben gestorben. Ich befinde mich jetzt an der Schwelle, an einem sehr realen und völlig unbeschreiblichen Ort. Ich spüre die Erde. Und weiter vorne spüre ich das Jenseits.«
»Tom -«
»Marie!«
»Ja.«
»Aber wie konntest du – ich hatte nicht gedacht -«
»Na ja, vielleicht war ich ja in mancher Hinsicht keine besonders gute Ehefrau, Tom. Aber ich war immer treu, und was ich getan habe, das habe ich für dich getan. Ich Hebe dich, Tom. Natürlich wollte ich folgen.«
»Marie, darüber bin ich sehr glücklich.«
»Das freut mich.«
»Wollen wir weiterziehen?«
»Wohin, Tom?«
»Ins Jenseits.«
»Tom, ich habe Angst. Könnten wir nicht erst eine Weile hierbleiben?«
»Die gibt sich schon. Komm mit mir.«
»Oh, Tom! Was, wenn sie uns trennen? Wie wird das sein? Ich glaube nicht, daß es mir sehr gefallen wird. Ich fürchte, daß es schrecklich fremdartig und gespenstisch und schauderhaft sein wird.«
»Marie, mach dir keine Sorgen. Ich bin in zwei Leben schon dreimal Junior-Yachtdesigner gewesen. Das ist mein Schicksal! Das kann doch nicht hier schon enden!«
»Also gut. Ich bin bereit, Tom. Gehen wir.«
ENDE