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eines erfahrenen Meditationsprofis tritt demnach während der geistigen Übung eine dramatische

Zunahme des Alphaanteils auf, die obendrein die» hochgeistigen «Regionen im vorderen,»frontalen «Teil

des Denkapparates erfasst. Bei Normalsterblichen spielt sich der mutmaßlich viel schwächere

Alphazuwachs überwiegend im hinteren Part des Gehirns ab.

Doch auch in diesem Fall nimmt der Vergleich mit einer neutralen Kontrollgruppe der

Meditationspropaganda den Wind aus den Segeln. Die ganze Alpha-Euphorie entbehrt jeglicher

Grundlage, wie ein Artikel des britischen Hirnforschers M. M. Delmonte aufzeigt.8 Fazit: Der Laie bringt,

wenn er döst, genauso viele Alphawellen im Gehirn hervor wie die großen Meister in der professionellen

Versenkung. Auch länger anhaltende Versenkungs-Praxis steigert das Alpha-Potenzial eines Menschen

nicht im Geringsten. Die EEG-Veränderungen während der Meditation deuten lediglich auf einen Zustand

verringerter Erregung hin.»Physiologisch gesehen sind sie keineswegs spezifisch für die Meditation,

sondern passen genauso gut zu dem schläfrigen Zustand kurz vor dem Einnicken«, zieht der Psychologe

Barry L. Beyerstein Bilanz.

Nach seiner Ansicht hätte es den Gurus und ihren Jüngern zu denken geben müssen, dass selbst Tiere,

die nie Meditation oder andere Formen der» Bewusstseinserweiterung «praktizieren, erhebliche Mengen

von Alphawellen erzeugen. Bei Katzen wurde der Nachweis dafür bereits im Jahr 1875 geführt.

Andererseits gibt es einen gewissen Prozentsatz von Menschen, bei denen die sagenumwobenen Kurven

durch Abwesenheit glänzen, ohne dass den Betreffenden die Fähigkeit zur inneren Sammlung fehlt. Wenn

man sich gerade am euphorischen» High «des Alkoholrausches ergötzt, wird das gesamte Gehirn von

wahren Alphaattacken durchzuckt. Dass diese sich ausgerechnet im Suff ereignen, ist keineswegs

verwunderlich: Die Alphaaktivität ist ein Zeichen dafür, dass sich weite Teile des Gehirns» im

Gleichtakt«(synchron) entladen und wegen dieser Monotonie relativ wenige Informationen verarbeiten

können.

Wie sehr der Hirnwellenmythos auf der Macht der Suggestion beruht, hat Beyerstein mit einem

entlarvenden Experiment gezeigt. Seine meditierenden Versuchspersonen wurden in den Glauben

versetzt, dass sie die Zunahme ihrer Alphawellen am Ausschlag eines Zeigers ablesen könnten. In

Wirklichkeit hatte der Versuchsleiter das Instrument jedoch umgepolt, so dass die scheinbare

Alphazunahme in Wirklichkeit einer Abnahme der Alphawellen und einer Steigerung der» unruhigen«

Betawellen entsprach. Nichtsdestoweniger bildeten sich die gefoppten Probanden bei der Zunahme der

falschen Alphawellen das Erreichen eines seligen Entrückungszustandes ein.

In einem anderen Experiment wurden die Versuchspersonen für jedwede Verminderung ihrer

Alphaaktivität mit einem harmlosen, aber schmerzhaften elektrischen Schock bestraft.

Verständlicherweise löste diese Versuchsanordnung bei den Probanden ängstliche und feindselige Gefühle

sowie einen erheblichen Anstieg der körperlich-geistigen Erregung aus. Aber dennoch strotzte ihr Gehirn

vor Alphawellen, obwohl ihr Geisteszustand keine Spur von Gelassenheit besaß. Ende der achtziger Jahre

versetzte ein amerikanischer Neurowissenschaftler dem Alphakult den Todesstoß: Kurz bevor sie den

Exitus erlitten, peitschten die von ihm untersuchten Komapatienten noch einmal einen ordentlichen Stoß

Alphawellen durch das EEG.

Eine Zeit lang versuchten die Entrückungspropheten den Niedergang des Alphakultes durch einen

neuen Coup zu retten: Erfahrene Meditationsprofis setzen demnach in ihrem EEG eine außerordentliche

Portion an Thetawellen frei. Diese ultralangsamen Hirnstromwellen von 3 bis 7 Kurvenausschlägen pro

Sekunde treten sonst nur im Dämmerzustand des frühen Schlafes auf. Aber wieder einmal brachte der

Vergleich mit einer neutralen Kontrollgruppe von gemütlich Dösenden die hochtrabenden Behauptungen

zu Fall, hebt Beyerstein hervor.

Auch bei einem anderen EEG-Mythos ist kein Sterbenswörtchen wahr. Normale Sterbliche, denen

man immer wieder den gleichen Reiz vorführt, zum Beispiel ein Klicken, zeigen zunächst eine heftige

EEG-Reaktion, die so genannte Alpha-Blockade, die sich im Vordringen schneller und ungeordneter

Betawellen äußert. Mit der Zeit jedoch legt sich dieser neuronale Aufruhr wieder, er» habituiert«. Nun

wurde den Zenpraktikern lange Zeit nachgesagt, sie zeigten selbst bei endlosen Wiederholungen nicht den

geringsten Ansatz zur Habituation. In ihrer begnadeten Geistesverfassung nähmen sie selbst das banalste

und abgedroschenste Ereignis als neu und einzigartig wahr. Von den Yogis wiederum hieß es, sie

brächten, kraft ihrer klaftertiefen Entrückung, erst gar keine Alpha-Blockade hervor, selbst wenn neben

ihnen eine Kanone losginge.

Doch im Lichte der Forschung liegen diese Behauptungen schief. Selbst Meister, die jahrelang Zen,

Yoga oder TM praktiziert haben, legen unter Trance eine klare Alpha-Blockade an den Tag, die ganz

normal habituiert. Zu guter Letzt finden sich im EEG auch keinerlei Hinweise darauf, dass jemand, der

tüchtig meditiert, nach einer Weile seine rechte, nichtdominante Hemisphäre in Schwung versetzt, in der

angeblich so modische Talente wie das intuitive und ganzheitliche Denken verankert sind.

«Meditation erzeugt keine unerwünschten Nebenwirkungen«

Meditation gilt im Allgemeinen als eine sanfte und gutartige Form der Entspannung, die keinerlei

unangenehme und schädliche Nebenwirkungen nach sich zieht. Für ein Verfahren, das bei der strengen

Wirkungsprüfung durchgefallen ist, ruft die Meditation aber offenbar doch beträchtliche Nebenwirkungen

hervor. Sage und schreibe drei Viertel all derer, die langfristig Versenkungstechniken praktizieren, werden

nach dem Ergebnis einer empirischen Studie früher oder später von unerwünschten gesundheitlichen

Effekten ereilt, gibt Robert Todd Carroll zu bedenken. Gelegentliche Schwindelgefühle,

Entfremdungszustände oder sonstige negative Empfindungen sind wahrscheinlich jedem Meditierenden

schon einmal untergekommen. Entsprechend vorbelastete Personen können aber sogar in eine Psychose

abgleiten, von einer tiefen Depression oder Angstanfällen gepeinigt werden, wenn nicht sogar Selbstmord

begehen.

Allerdings sollte man aus diesen Daten auch keine übereilten Schlüsse ableiten, räumt Carroll ein.

«Die Meditation zieht vermutlich Charaktere an, die intensiven Belastungen unterliegen und die

verzweifelt Linderung suchen. Viele, die beim Meditieren körperliche oder seelische Probleme erleiden,

haben wahrscheinlich schon vor dem Beginn der Übungen mit diesen Störungen zu kämpfen gehabt. In

diesem Fall hat die Meditation die Störungen zwar nicht ausgelöst, aber sie hat auch keinen Beitrag zu

ihrer Heilung geleistet. «Hier rächt sich offenbar die Tatsache, dass Anhänger der Meditation bereits vor

der Aufnahme des Trainings ein überdurchschnittliches Maß an Alphawellen im EEG aufweisen: Eine

überdurchschnittliche Alphaaktivität geht nämlich nachweislich mit hypochondrischen Neigungen in

Persönlichkeitstests einher.

«Meditation funktioniert nur mit einem maßgeschneiderten Mantra richtig«