der Hypnose, sondern der Glaube des Patienten, sich einer erfolgreichen Therapie zu unterziehen.
Patienten, die in dieser Hoffnung schwelgten, ließen auch nach einer schlichten Belehrung vom
Nägelkauen ab. Und auch eine Pseudotherapie, die nur eine oberflächliche Ähnlichkeit mit einer
hypnotischen Sitzung besaß, erzeugte den gleichen günstigen Heileffekt.
1 «Taktvoll in Trance«. In: Bild der Wissenschaft, Nr. 9/1999.
2 Wagstaff, Graham: Hypnosis. In: Della Sala, Sergio (Hg.): Mind Myths. Exploring popular assumptions about the mind and brain. Verlag John Wiley & Sons, Chichester et al. 1999.
3 Crombag, Hans F. M./Harald L. G. Merckelbach: Missbrauch vergisst man nicht. Verlag Gesundheit, Berlin 1997.
4 Spanos, Nicholas P.: Multiple identities and false memories: A sociocognitive perspective. American Psychological Association, Washington 1996.
5 «Hypnosis and hypnotherapy from a sociological point of view«. http: //www.neurolinguistic.com /pnl /articles /engl-03.htm
6 Seidman, Barry F.: Legitimatizing psychology's prodigal son. Reconsidering hypnosis for the 21st Century. In: Skeptic, Vol. 7 (1999), Nr. 1, S. 40–44.
7 «You are feeling very, very sleepy«. In: New Scientist, 4.7.1998.
8 Höfer, Eberhard/Köhnken, Günter: Zeugen. In: Straufl, Bernd (Hg.): Zuschauer.
Hogrefe, Verlag für Psychologie, Göttingen, Bern, Toronto, Seattle 1998
9 Loftus, Elizabeth: The myth of repressed memory. New York, St. Martin's Press 1994
10 «Hypnosis«. http://www.skepdic.com/contents.html
Einmal Jenseits und zurück?
Viele Menschen machen in Todesnähe läuternde Erfahrungen mit der Transzendenz«
Gegen die Vorstellung, dass der Tod der endgültige Abschluss, unser Leben nur eine vorübergehende
Episode sei, hat der Mensch sich seit jeher aufgebäumt. In den so genannten Nahtod-Erlebnissen, den
traumhaften» Reiseberichten «von beinah Verstorbenen, hat der Glaube an ein Weiterleben im Jenseits
seine modernste und zeitgemäßeste Gestalt angenommen. Doch nach einer nüchternen Bestandsaufnahme
der Ergebnisse aus Hirnforschung und Kulturgeschichte kommen skeptische Seelenforscher zu einem
desillusionierenden Fazit: Die Visionen aus der Dunstzone der Transzendenz sind in Wirklichkeit nur
Hirngespinste eines hinüberschlummernden Denkapparates.
Wie ein Radio, das beim Herausziehen des Steckers mit den letzten kriechenden Elektronen noch ein
paar entstellte Laute produziert, beschwören die kollabierenden Synapsen offenbar ein letztes
Phantasiegebilde herauf.»Es ist nichts Magisches an den Nahtod-Erfahrungen«, betont Michael
Persinger, Psychologie-Professor der kanadischen Laurentian University i »Ich kann nicht länger an eine
Seele und einen höheren Geist glauben«, bestätigt seine britische Kollegin Susan Blackmore, die nach
einer dreistündigen Nahtod-Erfahrung im Jahr 1970 die gesamte Forschungsliteratur aufarbeitete.2»Ich
denke, sie sind nur dumme Ideen des Gehirns.«
In den Schilderungen von Personen, die einer Umklammerung durch den Tod entkamen, zum Beispiel
bei einem schweren Unfall oder bei der Wiederbelebung nach einem Herzinfarkt, tauchten häufig einige
frappierende Übereinstimmungen auf. Immer wieder dämmerte Betroffenen nach solchen Berichten, dass
sie nicht allein waren, und sie erfuhren, dass ihre Visionen einen Namen haben. Near-Death-Experience
(NDE), Nahtod-Erlebnisse, nannte der amerikanische Psychiater Raymond Moody in seinem 1975
erschienenen Buch» Life after Life «die Phänomene an der Schwelle zum Tod. Insbesondere aus der
beobachteten Gleichförmigkeit hatten» Fachleute «wie die Schweizer Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-
Ross den» Beweis «für ein Leben danach abgeleitet:»Es gibt keinen Tod. Was wir Tod nennen, ist nur ein
Übergang in eine andere Ebene.«3 Jedem Erdenbürger, so ihre Botschaft ans entzückte Newage-
Publikum, ist ein schöner Abgang in ein friedvolles Jenseits vergönnt — sagt Kübler-Ross, die schon
«einige Male selbst drüben war«.
Moodys Auswertung von 150 Schilderungen Überlebender trat eine ganze Lawine an Nahtod-
Berichten los. Gut 20.000 Menschen offenbarten sich beispielsweise Elisabeth Kübler-Ross, und etwa 2
Prozent aller Patienten nach Herzattacken oder gar Herzstillstand meinten, sie wären in einer» anderen
Welt «gewesen. Nach einer volkstümlichen Auffassung handelt es sich bei den» Berichterstattern «um
Menschen, die buchstäblich aus dem Reich der Toten zurückgekehrt sind, so etwa bei einer Reanimation
nach dem Herzstillstand. Diese Sichtweise kann jedoch nicht zutreffend sein, geben die beiden englischen
Psychiater Glenn Roberts und John Owen zu bedenken.4»Wenn der Tod tatsächlich durch den
unwiderruflichen Verlust von Organfunktionen definiert wird und eine absolute Einbahnstraße darstellt,
kann niemand, der ein Nahtod-Erlebnis beschrieben hat, im echten Sinne gestorben sein.«
Um einen vermeintlichen Blick ins Jenseits zu erhaschen, ist überdies nicht einmal die Nähe des Todes
erforderlich. Eine solche Extremsituation erlebt nämlich nicht nur derjenige, der dem Sensenmann im
letzten Moment ein Schnippchen schlägt. Es sind auch schon veritable Nahtod-Erlebnisse bei Menschen
aufgetreten, deren Körper unversehrt eine Schrecksekunde überdauert hat. Auch der indianische
Schamane nimmt für sich in Anspruch, den letzten Weg unter Trance hin- und zurückzupendeln.
Schließlich liegen sogar einige Berichte von Personen vor, die am Todesbett eines Freundes oder
Verwandten quasi stellvertretend von einer mustergültigen Vision überwältigt wurden — inklusive Tunnel
und Lichtgestalt.5
Den Kern der Todesnähe-Erfahrungen können die Wissenschaftler heute einigermaßen exakt
beschreiben, auch wenn keine der anderen genau gleicht und in keinem Einzelfall wirklich alle
kennzeichnenden Elemente vorhanden sind.»Das Erlebnis beginnt mit einem Gefühl wunderbaren
Friedens und Wohlbehagens, das sich im Weiteren zu überwältigender Freude und zu völligem Glück
steigert«, formuliert der Psychologie-Professor Kenneth Ring.6»In diesem Moment wird der Betroffene
sich bewusst, dass er weder Schmerzen noch sonst irgendwelche Körperempfindungen hat. Alles ist still.
Das mag ihm den Eindruck vermitteln, dass er gerade stirbt oder bereits tot ist.«
Dann hört dieser Mensch vielleicht ein summendes oder sirrendes Geräusch, als ob ein Wind wehte,
und stellt plötzlich fest, dass er aus der Vogelperspektive auf seinen physischen Körper herabschauen
kann. Er nimmt wahr, was um ihn herum getan und gesprochen wird, empfindet es als sehr real und kann
es später präzise und oft mit nachprüfbaren Details beschreiben. Selbst Blinde haben angeblich in diesem
«autoskopischen «Stadium schon verifizierbare optische Wahrnehmungen gemacht.
Während also der — in tiefer Bewusstlosigkeit liegende — Mensch sein körperliches Umfeld weiter
wahrnimmt,»wird er sich zugleich einer anderen Realität bewusst, in die er sich hineingezogen fühlt«, so