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»Recht gut gesagt, gesprochen wie ein tapferer Degen, und haust du so gut auf sie wie auf mich bei Lichtenstein, so schlägst du dich durch sechshundert Bündler durch. Die Leute, die ich dir gebe, sind gut. Es sind die Fleischer, Sattler und Waffenschmiede von Stuttgart und den anderen Städten. Ich kenne sie aus manchem Kampf, sie sind wacker, und hauen einen Schädel bis aufs Brustbein durch. Das Schwert in der Faust, reiten sie dir in die Hölle, wenn sie dir einmal zugetan sind, und wen sie einmal ans Hirn getroffen haben, der braucht keinen Arzt mehr auf dieser Welt. Das sind die echten Schwabenstreiche.«

»Und bei Untertürkheim soll ich mich aufstellen?«

»Dort triffst du auf einer Anhöhe die Landsknechte unter Georg von Hewen und Schweinsberg. Die Losung is ›Ulericus für immer‹. Den beiden Herren sagst du, sie sollen sich halten bis fünf Uhr, ehe der Tag aufgeht, sei ich mit sechstausend Mann bei ihnen, und dann wollen wir den Bund erwarten. Gehab dich wohl, Georg.«

Der junge Mann erwiderte den Gruß, indem er sich ehrerbietig neigte; er ritt an der Spitze der tapfern Reiter, und trabte mit ihnen das Tal hinauf. Es waren kräftige Gestalten, mit breiten Schultern und starken Armen, unter den Sturmhauben hervor blickten ihn mutige Augen und breite ehrliche Gesichter freundlich an; er fühlte sich ehrenvoll ausgezeichnet eine solche Schar zu führen. Bald ging jetzt der Weg bergan, man näherte sich dem Fuß des Rothenberges, auf dessen Gipfel das Stammschloß von Württemberg weit über das schöne Neckartal hinsah. Es war vom Sternenschimmer matt erhellt, und Georg konnte seine Formen nicht deutlich unterscheiden, aber dennoch blickte er immer wieder nach diesen Türmen und Mauern hinauf; er erinnerte sich jener Nacht, wo Ulerich in der Höhle mit Wehmut von der Burg seiner Väter sprach, von welcher er sonst auf ein schönes Land voll Obst, Wein und Frucht hinabgeschaut, und dies alles sein genannt hatte. Er versank in Gedanken über das unglückliche Schicksal dieses Fürsten, das ihm aufs neue den Besitz des schönen Landes streitig zu machen schien; er dachte nach über die sonderbare Mischung seines Charakters, wie hier wahrhafte Größe oft durch Zorn, Trotz und unbeugsamen Stolz entweiht sei.

»Was Ihr dort unten unterscheiden könnet zwischen den beiden Bäumen«, unterbrach ihn der Reiter, welcher ihm den Weg zeigte, »ist die Turmspitze von Untertürkheim. Es geht jetzt wieder etwas ebener, und wenn wir Trab reiten, können wir bald dort sein.«

Der junge Mann trieb sein Pferd an, der ganze Zug folgte seinem Beispiel, und bald waren sie im Angesicht dieses Dorfes. Hier war eine doppelte Linie von Landsknechten aufgestellt, welche ihnen drohend die Hellebarden entgegenstreckten. An vielen Punkten sah man den rötlichen Schimmer glühender Lunden, die wie Scheinwürmchen durch die Nacht funkelten.

»Halt, wer da?« rief eine tiefe Stimme aus ihren Reihen. »Gebt die Losung!«

»Ulericus für immer«, rief Georg von Sturmfeder. »Wer seid Ihr?«

»Gut Freund!« rief Marx Stumpf von Schweinsberg, indem er aus den Reihen der Landsknechte heraus, und auf den jungen Mann zuritt. »Guten Morgen, Georg; Ihr habt lange auf Euch warten lassen, schon die ganze Nacht sind wir auf den Beinen, und harren sehnlich auf Verstärkung, denn dort drüben im Wald sieht es nicht geheuer aus, und wenn Frondsberg den Vorteil verstanden hätte, wären wir schon längst übermannt.«

»Der Herzog zieht mit sechstausend Mann heran«, erwiderte Sturmfeder. »Längstens in zwei Stunden muß er da sein.«

»Sechstausend, sagst du? bei Sankt Nepomuk, das ist nicht genug; wir sind zu dritthalbtausend, das macht zusammen gegen neuntausend; weißt du, daß sie über zwanzigtausend stark sind, die Bündischen? Wie viel Geschütz bringt er mit?«

»Ich weiß nicht; es wurde erst nachgeführt als wir ausritten.«

»Komm, laß die Reiter absitzen und ruhen«, sagte Marx Stumpf; »sie werden heute Arbeit genug bekommen.«

Die Reiten saßen ab und lagerten sich; auch die Landsknechte lösten ihre Reihen auf und stellten nur starke Posten auf den Anhöhen und am Neckar auf. Marx Stumpf besichtigte alle Anstalten, und Georg legte sich in seinen Mantel gehüllt, nieder, um noch einige Stunden zu ruhen. Die Stille der Nacht, nur durch den eintönigen Ruf der Wachen unterbrochen, senkte ihn bald in einen Schlummer, der seine Seele weit hinweg über Krieg und Schlachten, in die Arme seines Weibes entführte.

IX

In schwarzen Pulverdämpfen

Verbirgt sich Mann und Roß;

Ihr schlagt euch immer kecker

Bergunter alle zumal;

Jetzt sprengt ihr durch den Necker,

Jetzt fechtet ihr im Tal.

G. Schwab

Georg erwachte am Wirbeln der Trommeln, die das kleine Heer unter die Waden riefen. Ein schmaler Saum war am Horizont helle, der Morgen kam, die Truppen des Herzogs sah man in der Ferne daherziehen. Der junge Mann setzte den Helm auf, ließ sich den Brustharnisch wieder anlegen und stieg zu Pferd, den Herzog an der Spitze seiner Mannschaft zu empfangen. Aus Ulerichs Zügen war zwar nicht der Ernst, wohl aber alle Düsterkeit verschwunden. Sein Auge sprühte von einem kriegerischen Feuer, und aus seinen Mienen sprach Mut und Entschlossenheit. Er war ganz in Stahl gekleidet, und trug über seinem schweren Eisenkleid einen grünen Mantel mit Gold verbrämt. Die Farben seines Hauses wehten in seinem großen wallenden Helmbusch. Sonst unterschied er sich in nichts von den übrigen Rittern und Edeln, die ebenfalls in blankes Eisen »bis an die Zähne« gekleidet, den Herzog in einem großen Kreis umgaben. Er begrüßte freundlich Hewen, Schweinsberg und Georg von Sturmfeder, und ließ sich von ihnen über die Stellung des Feindes berichten.[44]

Noch war von diesem nichts zu sehen; nur an dem Saum des Waldes gegen Eßlingen hin, sah man hin und wieder seine Posten stehen. Der Herzog beschloß den Hügel, den die Landsknechte besetzt gehalten hatten, zu verlassen, und sich in die Ebene hinabzuziehen. Er hatte wenig Reiterei, der Bund aber, so berichteten Überläufer, zählte dreitausend Pferde. Im Tal hatte er auf einer Seite den Neckar, auf der andern einen Wald, und so war er wenigstens auf den Flanken vor einem Reiterangriff sicher.

Lichtenstein und mehrere andere widerrieten zwar diese Stellung im Tal, weil man vom Hügel zu nahe beschossen werden könne; doch Ulerich folgte seinem Sinn und ließ das Heer hinabsteigen. Er stellte zunächst vor Türkheim die Schlachtordnung auf und erwartete seinen Feind. Georg von Sturmfeder wurde beordert, in seiner Nähe mit den Reitern, die er ihm anvertraut hatte, zu halten; sie sollten gleichsam seine Leibwache bilden; zu diesen berittenen Bürgern gesellten sich noch Lichtenstein und vierundzwanzig andere Ritter, um bei einem Reiterangriff den Stoß zu verstärken. In jenen Tagen war ein Treffen oft in viele kleine Zweikämpfe zerstreut, die Ritter, die einem Heere folgten, fochten selten in geschlossenen Massen, sondern suchten mit schnellem Blicke einen Gegner unter den Reihen des Feindes, den sie dann mit Schwert und Lanze bekämpften. Eine solche Schar war es, die bei Georgs Reiterhaufen stand, und den Herzog selbst gelüstete es, seine ungeheure Kraft, seine weitberühmte Fertigkeit in einem solchen Zweikampf zu erproben, und nur die inständigen Bitten der Ritter hielten ihn ab, diese romantische Idee auszuführen. Neben dem Herzog hielt eine sonderbare Figur, beinahe wie eine Schildkröte, die zu Pferd sitzt, anzusehen. Ein Helm mit großen Federn saß auf einem kleinen Körper, der auf dem Rücken mit einem gewölbten Panzer versehen war; der kleine Reiter hatte die Kniee weit heraufgezogen, und hielt sich fest am Sattelknopf. Das herabgeschlagene Visier verhinderte Georg zu erkennen, wer dieser lächerliche Kämpfer sei; er ritt daher näher an den Herzog heran und sagte:

»Wahrhaftig, Euer Durchlaucht haben sich da einen überaus mächtigen Kämpen zum Begleiter ausersehen. Sehet nur die dürren Beine, die zitternden Arme, den mächtigen Helm zwischen den kleinen Schultern – wer ist denn dieser Riese?«

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44

Wir benützen zur Beschreibung dieser Schlacht hauptsächlich: Joh. Betzii hist. Ulrici Ducis Würt. und Tethinger, der besonders bei dem Angriff der Reiterei auf den mit Geschütz besetzten Hügel sehr ins einzelne geht.