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»Aus meinem Zimmer im Ratsbüro. Ich habe ihm schon erzählt, was Sie gemacht haben.«

Bigman lief vor Freude rot an. Lucky würde stolz auf ihn sein. »Ich will mit ihm sprechen.«

Luckys Miene auf dem Bildschirm sah jedoch grimmig aus. »Meine Glückwünsche, Bigman, du bist toll gewesen, habe ich gehört.«

»War gar nichts dabei«, erwiderte Bigman grinsend. »Aber wo hast du bloß gesteckt?«

»Ist Dr. Morriss da? Ich kann ihn nicht sehen.«

Morriss quetschte sein Gesicht vor den Bildschirm. »Hier bin ich.«

»Nach allem, was ich gehört habe, konnten Sie den Mann am Hebel festsetzen.« »Stimmt. Wir haben es dank Bigman geschafft«, sagte Morriss.

»Dann lassen Sie mich mal raten. Als Sie sich ihm genähert haben, hat er da nicht versucht, den Hebel zu ziehen. Er hat sang- und klanglos aufgegeben.«

»Ja«, antwortete Morriss mit gerunzelter Stirn. »Wieso können Sie das erraten?«

»Weil der Zwischenfall an der Schleuse ein Ablenkungsmanöver gewesen ist. Der wirkliche Schaden sollte an diesem Ende der Stadt eintreten. Als mir das klar geworden war, bin ich verschwunden. Ich habe versucht, hierher zukommen. Ich sah mich gezwungen, dazu einen Hopper zu benutzen, um durch die Menge zu gelangen. Das letzte Stück fuhr ich in einem Wagen.«

»Und?« fragte Morris gespannt.

»Ich bin zu spät gekommen!«

VII

Fragen

Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Die Menschenmassen hatten sich aufgelöst. Die Atmosphäre in der Stadt konnte als ruhig, beinahe sogar verschlafen bezeichnet werden. Nur ab und zu traf man auf kleine Zweier- oder Dreiergrüppchen, die immer noch über die Ereignisse der letzten paar Stunden diskutierten.

Und Bigman war verärgert.

Er hatte den Ort der eben gebannten Gefahr zusammen mit Morriss verlassen und war zum Hauptquartier des Wissenschaftsrates gerast. Dort hatte Morriss sich mit Lucky beraten, bei dieser Konferenz hatte Bigman keinen Zutritt gehabt, und der Mann von der Venus war ärgerlich und mit grimmiger Miene wieder herausgekommen. Lucky blieb ruhig, aber wenig mitteilsam.

Selbst als die beiden allein waren, sagte Lucky bloß: »Los, wir fahren zum Hotel zurück. Ich brauche Schlaf und du auch nach deinem kleinen Spielchen heute.«

Er summte den Ratsmarsch leise vor sich hin, wie er es immer tat, wenn er völlig in Gedanken versunken war. Er gab einem vorbeifahrenden Taxi ein Zeichen. Der Wagen hielt automatisch an, als der Anblick einer ausgestreckten Hand mit gespreizten Fingern von den photoelektrischen Suchern registriert wurde.

Lucky schubste Bigman vor sich in den Wagen. Um die Koordinaten des Bellevue Hotels einzugeben, drehte er die Wählscheibe, dann warf er die richtige Anzahl von Münzen ein und überließ alles weitere dem Computer. Mit einer Fußbewegung stellte er die Fahrtgeschwindigkeit auf »langsam« ein.

Das Taxi schwebte mit einer angenehm gleitenden Bewegung los. Bigman hätte es sowohl tröstlich als auch entspannend empfunden, wenn er sich in einem weniger kribbelnd-neugierigen Gemütszustand befunden hätte.

Der kleine Marsbewohner riskierte einen Blick in Richtung seines großen Freundes. Aber Lucky schien nur an Ruhe und Nachdenken interessiert zu sein. So sah es wenigstens aus, denn er hatte sich mit geschlossenen Augen in den Polstern zurückgelehnt. Er ließ sich von den Fahrtbewegungen wiegen, während das Hotel sich ihnen zu nähern schien und schließlich zu einem großen Schlund wurde, der sie aufnahm, als das Taxi automatisch den Eingang zum Empfangsdock der Hotelgarage fand.

Bigman erreichte den Punkt, an dem er platzte, erst, als sie beide in ihrem Zimmer waren. »Lucky, was geht eigentlich vor? Ich werde noch verrückt bei dieser Geheimnistuerei.«

Lucky zog sich das Hemd aus und sagte: »Wenn du es recht betrachtest, dann ist alles nur eine Frage der Logik. Was für Unfälle haben sich vor dem heutigen Tag als Folge von geistiger Kontrolle ereignet? Von welchen Arten hat Morriss gesprochen? Da ist der Mann, der Geld verschenkt. Einer, der einen Tangballen fallen läßt. Ein Mann hat Gift unter eine Hefenährlösung gemischt. In allen Fällen wurde eine kleine Handlung begangen, aber es war eine Handlung. Es wurde etwas getan.«

»Na, und?« erwiderte Bigman.

»Also, womit haben wir es heute zu tun gehabt? Das war ja schließlich keine Kleinigkeit, im Gegenteil, es war eine große Sache. Aber es wurde nicht gehandelt. Es war das genaue Gegenteil davon: Ein Mann legt die Hand um einen Kuppelschleusenhebel, und dann sitzt er da, und tut überhaupt nichts. Nichts!«

Lucky verschwand im Badezimmer und Bigman konnte das Geräusch der Nadelbrause und Luckys gedämpftes Schnaufen unter den belebenden Strahlen vernehmen. Schließlich ging er hinterher, wobei er wild vor sich hin murmelte.

»He«, schrie er laut.

Lucky, dessen muskulöser Körper unter den wirbelnden Warmluftstößen trocknete, fragte: »Verstehst du es nicht?«

»Beim All, Lucky, gib dich doch nicht so geheimnisvoll, ja? Du weißt, daß ich das hasse.«

»Aber es gibt nichts Geheimnisvolles. Unsere geheimnisvollen >Freunde< haben ihre Taktik vollständig geändert, und dafür muß es einen Grund geben. Ist dir nicht klar, warum man einen Mann an einen Schleusenhebel setzt und nichts tun läßt?«

»Ich habe doch schon gesagt, daß ich es nicht weiß.«

»Na gut, was ist denn dadurch erreicht worden?«

»Nichts.«

»Nichts? Heilige Milchstraße! Nichts? Denen gelingt es, die halbe Bevölkerung von Aphrodite und praktisch jeden, der hier etwas zu sagen hat, in Null-Komma-Nichts aus dem gefährdetem Gebiet zu jagen, dich, Morriss und mich. Der größte Teil der Stadt liegt verlassen da, einschließlich des Hauptquartiers, und ich bin ein derartiger Dussel, daß mir erst ein Licht aufgeht, als Turner, der Chefingenieur, beiläufig erwähnt, wie einfach es sei, aus der Stadt zu kommen, wo die Polizeikräfte sich in einem so unorganisierten Zustand befinden.«

»Ich verstehe es immer noch nicht. Also hilf mir, Lucky, sonst werde ich ...«

»Langsam, Junge.« Luckys große Hand griff nach Bigmans drohend erhobener Faust. »Die Sache sieht so aus: Ich bin so schnell ich konnte zum Ratshauptquartier zurück und habe festgestellt, daß Lou Evans bereits verschwunden war.«

»Wo haben sie ihn hingeschafft?«

»Wenn du vom Rat sprichst, die haben ihn nirgends hingebracht. Er ist entkommen. Er schlug einen Wachmann nieder, besorgte sich eine Waffe, benutzte seine Handgelenkstätowierung, um an ein Unterwasserschiff zu kommen und entkam in den Ozean.«

»War es das, wohinter sie in Wirklichkeit her waren?«

»Augenscheinlich. Die Bedrohung der Stadt war einzig und allein ein Täuschungsmanöver. Sobald Evans sicher auf offener See war, haben sie den Mann an der Schleuse aus ihrer geistigen Kontrolle entlassen, und natürlich hat er daraufhin aufgegeben.«

Bigmans Mund arbeitete. »Bei allen Wüsten des Mars! Die ganze Aktion in den Lüftungsschächten war umsonst. Ich habe mich selbst zum größten Hanswurst aller Zeiten gemacht.«

»Nein, Bigman, hast du nicht«, sagte Lucky ernst. »Du hast gute Arbeit geleistet, erstklassige Arbeit und der Rat wird davon zu hören bekommen.«

Der kleine Mann vom Mars errötete und einen Moment lang ließ aufkommender Stolz in ihm keinen Platz für irgendeine andere Regung. Diese Gelegenheit benutzte Lucky, um ins Bett zu schlüpfen.

Dann sagte Bigman: »Aber Lucky, das bedeutet. ich meine, wenn Ratsmitglied Evans mit Hilfe eines Tricks der Manipulatoren entkommen ist, dann ist er doch schuldig, oder etwa nicht?«

»Nein«, erwiderte Lucky erregt, »das ist er nicht.«

Bigman wartete ab, aber Lucky hatte zu dem Thema weiter nichts zu sagen und sein Instinkt sagte ihm, die Sache besser auf sich beruhen zu lassen. Erst nachdem er sich ebenfalls ausgezogen und gewaschen hatte und nun zwischen den kühlen Plastexlaken lag, versuchte er es erneut.