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»Beim All, Lucky!« meinte Bigman. »Es ist doch nicht verwunderlich, daß die Leute sie mögen. Sie sind niedlich. Man braucht Menschen nicht zu hypnotisieren, damit sie V-Frösche leiden können.«

»Hast du den Frosch spontan gemocht, Bigman? Es gab nichts, was dich dazu veranlaßt hat?«

»Ich bin todsicher, daß nichts mich dazu veranlaßt hat, ihn zu mögen. Er gefiel mir einfach.«

»Er gefiel dir einfach? Es dauerte keine zwei Minuten, da hast du den ersten V-Frosch, den du zu Gesicht bekommen hast, schon gefüttert. Erinnerst du dich daran?«

»Da ist doch nichts dabei, oder?«

»Ah, aber womit hast du ihn gefüttert?«

»Was er gern mag. Erbsen mit Wagenschm.« Die Stimme des Kleinen erstarb.

»Genau. Dieses Fett roch nach Wagenschmiere. Wie bist du dazu gekommen, die Erbse in das Zeug zu tauchen? Fütterst du Haustiere immer mit Wagenschmiere? Hast du je ein Tier gekannt, das Wagenschmiere frißt?«

»Bei allen Marswüsten!« sagte Bigman leise.

»Liegt es nicht auf der Hand, daß der V-Frosch etwas haben wollte, und da du gerade verfügbar warst, hat er dich dazu gekriegt, ihm etwas zu geben. daß du nicht ganz dein eigener Herr warst?«

»Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen«, murmelte Bigman, »aber wenn du es einem erklärst, hört sich die Sache so einfach an. Ich fühle mich schrecklich.«

»Warum?«

»Die Gedanken eines Tieres in meinem Kopf zu haben, ist eine Vorstellung, die mir widerwärtig ist. Ist irgendwie unsauber, ungesund.« Sein kleines, koboldhaftes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Abscheu.

»Unglücklicherweise ist das Ganze mehr als nur unsauber«, bemerkte Lucky.

Er wandte sich wieder den Instrumenten zu.

*

Das Intervall zwischen der Lotpeilung und dem Echo verriet, daß die beiden Schiffe knapp einen Kilometer voneinander entfernt waren. Mit überraschender Plötzlichkeit zeigte der Radarschirm den Schatten von Evans Schiff.

Luckys Stimme ging über den Sender. »Evans, wir können dich jetzt sehen. Kannst du manövrieren? Ist dein Schiff angeschlagen?«

Die Antwort war eindeutig gefühlsbewegt: »Die Erde ist mein Zeuge, Lucky, ich habe mein Bestes versucht, dich zu warnen. Du sitzt in der Falle! Genau wie ich!«

Als sollte der Klageruf des Ratsmitgliedes noch unterstrichen werden, wurde das Unterwasserschiff Hilda im gleichen Moment von einem Schlag getroffen, das sie auf die Seite legte und die Hauptaggregate außer Gefecht setzte.

IX

Das Ding aus der Tiefe

Im Nachhinein wirkten die Ereignisse in Bigmans Erinnerung, als hätte er sie durch ein verkehrt herum gehaltenes Teleskop betrachtet. Ein weitentfernter Alptraum verwirrender Ereignisse.

Durch den plötzlichen Schlag war er gegen das Schott geschleudert worden. Alle Viere von sich gestreckt, lag er keuchend da; dieser Zustand dauerte in Wirklichkeit wahrscheinlich nur wenig mehr als eine Sekunde, kam ihm aber viel länger vor.

Der immer noch an den Instrumenten stehende Lucky rief: »Die Hauptgeneratoren sind ausgefallen.«

Bigman bemühte sich, auf dem geneigten Deck wieder auf die Beine zu kommen. »Was ist passiert?«

»Wir sind getroffen worden. Wie schlimm es uns erwischt hat, kann ich nicht sagen.«

»Die Beleuchtung funktioniert«, stellte Bigman fest.

»Ich weiß. Die Notgeneratoren haben sich eingeschaltet.«

»Wie steht es mit dem Hauptantrieb?«

»Ich bin mir nicht sicher. Ich versuche das gerade zu überprüfen.«

Irgendwo unter und hinter ihnen husteten die Maschinen heiser. Das sanfte Schnurren hatte aufgehört; an seine Stelle war dieses schwindsüchtige, rasselnde Geräusch getreten, das Bigman die Zähne zusammenbeißen ließ.

Die Hilda schüttelte sich wie ein waidwundes Tier und richtete sich wieder auf. Die Maschinen verstummten erneut.

Der Empfänger gab ein klagendes Echo von sich, und jetzt bekam Bigman seine Sinne soweit in die Gewalt, daß er versuchte, in die Nähe des Radiosenders zu kommen.

»Starr«, tönte es. »Lucky Starr! Hier spricht Evans. Bestätigen.«

Lucky war zuerst am Gerät. »Hier Lucky, was hat uns da getroffen?«

»Ist ganz egal«, konnte man die müde Stimme sagen hören. »Es wird dich nicht mehr belästigen. Es wird ihm genügen, dich hier hocken und sterben zu lassen. Warum bist du nicht weggeblieben? Ich habe dich doch so gebeten.«

»Ist dein Schiff außer Gefecht, Evans?«

»Ist seit zwölf Stunden außer Betrieb, kein Licht, kein Strom. gerade noch ein bißchen Saft, um das Radio in Gang zu halten, aber damit ist es auch bald zuende. Luftfilter zerstört, der Sauerstoffvorrat geht zur Neige. Leb' wohl, Lucky.«

»Kannst du raus?«

»Die Schleusenmechanik funktioniert nicht, ich habe zwar einen Taucheranzug, aber wenn ich versuche mich durchzuschweißen, würde ich zerschmettert.«

Bigman wußte, worauf Lou Evans anspielte und erschauderte. Schleusen an Unterwasserschiffen waren so konstruiert, daß das Wasser langsam in die Ausgleichskammer eindrang. Wenn man versuchte, eine Schleusentür auf dem Meeresgrund aufzuschweißen, um sich aus dem Schiff zu befreien, bedeutete das, daß der Wassereintritt unter hunderten von Tonnen Druck zustande kam. Selbst in einem Stahlanzug würde ein Mensch wie eine leere Konservendose unter der Einwirkung eines Preßlufthammers zerquetscht werden.

»Wir können noch manövrieren«, sagte Lucky. »Ich komme dich holen. Wir gehen Schleuse an Schleuse.«

»Danke, aber wozu? Wenn du dich rührst, wirst du wieder getroffen; und selbst wenn nicht, dann macht es kaum einen Unterschied, ob ich hier schnell sterbe, oder bei euch drüben etwas langsamer.«

Wütend erwiderte Lucky: »Wenn es sein muß, werden wir sterben, aber nicht eine Sekunde eher, als unbedingt sein muß. Jeder muß eines Tages sterben, das ist nicht zu verhindern. Aufgeben aber ist nicht zwangsläufig.«

An Bigman gewandt sagte er: »Mach', daß du in den Maschinenraum kommst und stell' fest, wie groß der Schaden ist. Ich will wissen, ob er zu beheben ist.«

*

Bigman konnte fühlen, wie das Schiff mühselig über den Meeresgrund kroch, und auch das heisere Knirschen der Motoren konnte er hören. Er befand sich im Maschinenraum, wo er mit Greifern, die glücklicherweise noch funktionierten, am »heißen« Mikromeiler herumfummelte. Einmal hörte er ein entferntes Dröhnen. Die Hilda stöhnte daraufhin auf, und ein Zittern lief durch ihre Verbände, als hätte ein großes Geschoß hundert Meter neben ihnen auf dem Meeresboden eingeschlagen.

Er merkte, wie das Schiff abstoppte, das Motorengeräusch sank zu einem rauhen Murmeln ab. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie der Schleusenkammervorbau der Hilda ausgefahren wurde und sich hermetisch an den Rumpf des anderen Schiffes preßte. Sein Gefühl sagte ihm, daß das Wasser zwischen den beiden Schiffen aus der Röhre abgepumpt wurde, tatsächlich konnte er sehen, wie die Beleuchtung im Maschinenraum schwächer wurde, als der Energieabfluß aus den Notgeneratoren gefährlich stieg. Lou Evans würde trockenen Fußes von seinem Schiff zur Hilda kommen können, ohne eines künstlichen Schutzes zu bedürfen.

Bigman stieg auf die Brücke hinauf und fand Lou Evans und Lucky. Evans Gesicht wirkte unter den blonden Bartstoppeln müde und erschöpft. Es gelang ihm, Bigman ein wackeliges Lächeln zu schenken.

Lucky sagte gerade: »Erzähl' weiter, Lou.«

»Am Anfang war es nur eine wilde Spekulation, Lucky. Ich habe alle diese Leute, die in die seltsamen Unfälle verwickelt waren, durchleuchtet. Die Gemeinsamkeit, auf die ich dabei stieß, war, daß sie alle in V-Frösche vernarrt waren. Das sind mehr oder weniger alle Venusbewohner, aber die Betreffenden hielten sich jede Menge dieser Viecher in der Wohnung. Aber ich traute mich nicht so recht, diese Theorie vorzubringen, ohne einige Tatsachen in Händen zu halten, ich hätte wie ein Trottel dagestanden. Wenn ich es nur getan hätte. na, jedenfalls faßte ich den Plan, die V-Frösche dadurch zu überführen, daß sie Wissen von etwas verrieten, was nur in meinem eigenen Kopf vorhanden war und ansonsten nur ganz wenigen Leuten bekannt sein konnte.«