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»Der Chefingenieur von Aphrodite?«

»Stimmt genau. Der ist so ein Fall. Siehst du auch, warum? Überleg' mal, da saß gestern ein Mann in der Kuppel, mit dem Schleusenhebel in der Hand, der die ganze Stadt gefährdete, und dabei war er auf allen Seiten derartig gut geschützt, dermaßen von Alarmeinrichtungen umgeben, daß sich niemand nähern konnte, ohne daß er es gemerkt hätte, bis Bigman sich einen Weg durch die Luftschächte gebahnt hatte. Ist das nicht seltsam?«

»Nein, wieso ist das seltsam?«

»Der Mann hatte den Posten erst seit ein paar Monaten. Er war noch nicht einmal ein richtiger Ingenieur. Seine Aufgabe war mehr die eines Büroangestellten oder Laufburschen. Woher hatte er das nötige Wissen, um sich so verschanzen zu können? Wie war es nur möglich, daß er das Kraftfeldsystem in dem Kuppelabschnitt so von Grund auf kannte?«

Evans spitzte die Lippen und pfiff unhörbar. »He, da ist etwas dran.«

»Turner ist nichts aufgefallen. Kurz bevor wir an Bord der Hilda gingen, habe ich ihn genau darüber befragt. Ich habe ihm natürlich nicht gesagt, worauf ich hinauswollte. Er hat mir von sich aus über die mangelnde Erfahrung dieses Burschen berichtet, aber die Ungereimtheit an der Sache ist ihm nicht aufgefallen. Aber wer würde über die notwendigen Informationen verfügen? Wer sonst, als der Chefingenieur. Wer sollte besser Bescheid wissen als er?«

»Stimmt. Stimmt!«

»Na gut, mal angenommen, Turner stand unter sehr leichter Kontrolle. Die Informationen könnten aus seinem Kopf genommen worden sein. Er könnte auch ganz sanft dazu gebracht werden, in der Situation keinen Ausweg sehen zu können. Siehst du, worauf ich hinaus will? Und dann Morriss.«

»Morriss auch?« Evans war entgeistert.

»Möglicherweise. Er ist felsenfest davon überzeugt, daß die Sirianer hinter den Hefekulturen her sind, eine andere Erklärung hat er nicht. Handelt es sich dabei jetzt um eine echte Fehlbeurteilung, oder wird er raffiniert dazu überredet? Er war bereit, dich zu verdächtigen, Lou - ein bißchen zu schnell bereit. Ein Ratsmitglied sollte etwas weniger bereit sein, ein anderes zu verdächtigen.«

»Beim All! Wer ist dann sicher, Lucky?«

Lucky musterte seine leere Kaffeetasse und sagte: »Auf der Venus keiner. Darauf will ich ja gerade hinaus. Wir müssen die Geschichte und die Wahrheit von hier wegbringen.«

»Und wie sollen wir das anstellen?«

»Da sagst du was, wie sollen wir es anstellen?« Lucky brütete vor sich hin.

»Wir können von hier nicht weg. Die Hilda ist ein Wasserfahrzeug, dafür ist sie gebaut. Sie kann nicht in der Atmosphäre fliegen, vom Weltraum mal ganz zu schweigen. Wenn wir zur Stadt zurückkehren, um uns was Passendes zu suchen, lassen die uns nie mehr raus.«

»Ich denke, du hast Recht«, pflichtete Lucky bei, »aber wir brauchen die Venus gar nicht selbst zu verlassen. Nur unser Wissen muß von hier weg, das reicht völlig.«

»Wenn du auf unseren Bordfunk anspielst, das kannst du getrost vergessen. Der Apparat auf diesem Pott funktioniert ausschließlich nur auf der Venus. Das ist kein Subäthergerät, die Erde können wir also nicht erreichen. Wir kämen noch nicht einmal über die Wasseroberfläche damit. Alles ist so konstruiert, daß die Trägerwelle an der Unterseite der Oberfläche reflektiert wird, dadurch bekommen sie eine größere Reichweite. Aber selbst wenn wir gerade nach oben senden könnten, kämen wir nicht bis zur Erde.«

»Ich glaube nicht, daß wir das müßten«, meinte Lucky. »Zwischen hier und der Erde befindet sich etwas, das völlig genügt.«

Einen kurzen Moment lang rätselte Evans herum, dann sagte er: »Meinst du die Raumstationen?«

»Na klar. Zwei Raumstationen umkreisen die Venus. Die Erde mag ja zwischen dreißig und vierzig Millionen Meilen entfernt sein, aber von uns bis zu den Stationen sind es höchstens zweitausend Meilen. Ich bin sicher, daß es dort auch keine V-Frösche gibt. Morriss hat gesagt, daß sie Sauerstoff in der Luft nicht mögen, und es ist unwahrscheinlich, wenn man die wirtschaftlichen Gesichtspunkte, unter denen Raumstationen unterhalten werden, einmal berücksichtigt, daß man spezielle Kohlendioxyd Kammern für V-Frösche eingerichtet hat. Wenn es uns also gelingt, eine Nachricht an die Stationen abzusetzen und die sie dann an unser Hauptquartier auf der Erde weiterfunken, haben wir es geschafft.«

»Genau, Lucky«, rief Evans begeistert. »Das ist der Ausweg. Ihre geistigen Kräfte reichen unmöglich zweitausend Meilen durch das All.« Aber dann verfinsterten sich seine Züge wieder. »Nein, es geht doch nicht. Unser Sender reicht nicht über die Wasseroberfläche.«

»Von hier vielleicht nicht. Aber mal angenommen, wir tauchen auf und senden von da direkt nach oben.«

»An die Oberfläche willst du?«

»Ja, na und?«

»Aber sie sind da. Die V-Frösche.«

»Das weiß ich.«

»Wir werden kontrolliert werden.«

»Werden wir das?« fragte Lucky. »Bisher haben sie noch niemanden angegangen, der über sie Bescheid wußte, der gewußt hat, was er zu erwarten hat und der sich entschlossen hat, sich dagegen zu wehren. Die meisten Opfer hatten nicht den geringsten Verdacht. Was dich angeht, du hast sie richtiggehend eingeladen, in deinen Verstand zu kommen, um deine eigenen Worte zu benutzen. Also was mich betrifft, so bin ich nicht ahnungslos und ich habe auch nicht die Absicht, ihnen eine Einladung zu schicken.«

»Du schaffst es nicht, hör' auf mich. Du hast keine Ahnung, wie das ist.«

»Hast du einen anderen Vorschlag?«

Ehe Evans antworten konnte, trat Bigman durch die Tür und rollte sich die Ärmel herunter. »Alles fertig«, meinte er. »Ich garantiere, daß die Generatoren funktionieren.«

Lucky nickte und ging an die Instrumente, während Evans, den Blick immer noch voller Zweifel, auf seinem Platz sitzenblieb.

*

Da war das Summen der Turbinen wieder. Es klang voll und wie Musik in ihren Ohren. Das gedämpfte Geräusch war herrlich, und unter den Füßen konnten sie dieses seltsame Gefühl von Spannung und Bewegung spüren, das es auf Raumschiffen nie gab. Die Hilda lief durch die Wasserblase, die unter dem zusammengesunkenen Körper des

Riesenlappens gefangen worden war, und nahm Geschwindigkeit auf.

Bigman war nicht wohl in seiner Haut. »Wieviel Platz haben wir?« wollte er wissen.

»Ungefähr einen Kilometer«, gab Lucky zur Antwort.

»Was ist, wenn wir es nicht schaffen?« murmelte Bigman. »Was ist, wenn wir einfach hineinrasseln und wie eine Axt im Baum stecken bleiben?«

»Wir legen den Rückwärtsgang ein und versuchen es noch einmal«, versicherte Lucky ihm.

Es war eine Zeitlang still an Bord, dann sagte Evans mit leiser Stimme: »Hier unter dem Lappen eingeschlossen zu sein, ist, als ob man in einer Kammer sitzt.« Er murmelte halb zu sich selbst.

»In einer was?« fragte Lucky.

»In einer Kammer«, wiederholte Evans abwesend. »Auf der Venus bauen sie welche. Es sind kleine Kuppeln aus Transit, Kammern genannt, die unterhalb des Meeresbodens liegen, so ähnlich, wie Atombunker auf der Erde. Falls die Kuppel bei einem Venusbeben zum Beispiel zu Bruch geht, sollen sie angeblich gegen die eindringenden Wassermassen Schutz bieten. Diese Kammern sind meines Wissens noch nie benutzt worden, aber die besser ausgestatteten Appartementhäuser werben immer damit, daß sie über Bunker für den Notfall verfügen.«

Lucky hörte ihm zu, sagte aber nichts.

Die Tonlage der Maschinen wurde schriller.

»Haltet euch fest!« schrie Lucky.