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»Falls du nicht kontrollierst wirst, Lou - wenn dein Wille frei ist - dann würdest du mich niederschießen, sollte ich versuchen, uns an die Oberfläche zu bringen, oder?«

Evans antwortete nicht.

»Du wirst es tun müssen«, sagte Lucky. »Es wäre deine Pflicht dem Rat und der ganzen Menschheit gegenüber. Solltest du aber unter Kontrolle stehen, ist es durchaus möglich, daß man dir befiehlt, mich zu bedrohen, aber ich bezweifele, ob man dich zwingen kann, mich zu töten. Einen Freund und Ratsmitgliedskollegen einfach zu ermorden, würde zu sehr gegen deine Grundeinstellung verstoßen - also gib' mir meinen Blaster.«

Lucky ging mit ausgestreckter Hand auf den anderen zu.

Starr vor Entsetzen schaute Bigman zu.

Evans wich zurück. Mit rauher Stimme sagte er: »Ich warne dich, Lucky. Ich werde schießen.«

»Und ich sage, du wirst nicht schießen. Du wirst mir den Blaster geben.«

Evans stand nun mit dem Rücken zur Wand. Seine Stimme überschlug sich hysterisch. »Ich schieße, ich schieße!«

»Lucky, bleib' stehen!« schrie Bigman.

Doch Lucky war bereits stehengeblieben und wich zurück. Langsam, ganz langsam ging er zurück.

Evans Augen waren plötzlich ohne Leben, er stand nun wie eine aus Stein gemeißelte Statue da, den Finger fest am Abzug. Mit kalter Stimme sagte er: »Zurück zur Stadt.«

»Bring' das Schiff auf Stadtkurs, Bigman«, sagte Lucky bloß.

Bigman trat schnell an die Instrumente. »Jetzt ist er völlig durch den Wind, oder?« murmelte er.

»Ich habe befürchtet, daß so etwas passiert«, antwortete Lucky. »Sie haben ihn auf intensive Manipulation geschaltet, um sicher zu gehen, daß er auch wirklich schießt. Und er wird auch schießen, das ist gar keine Frage. Er ist jetzt ohne Bewußtsein. Später wird er sich an nichts mehr erinnern.«

»Kann er uns verstehen?« Bigman dachte an die beiden Küstenkreuzerpiloten, die sie auf die Venus gebracht hatten und die für ihre Umwelt überhaupt kein Interesse gezeigt hatten.

»Ich glaube nicht«, sagte Lucky, »aber er hält die Instrumente im Auge, und falls wir vom Kurs abweichen, wird er abdrücken. Mach' dir darüber keine Illusionen.« »Was machen wir denn nun?«

Aus Evans fahlen kalten Lippen kamen wieder Worte: »Zurück zur Stadt, schnell!«

Bewegungslos sprach Lucky leise und schnell mit Bigman, dabei starrte er die ganze Zeit auf die nicht schwankende Mündung des Blasters in der Hand seines Freundes. Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken bestätigte Bigman, daß er verstanden hatte.

*

Die Hilda fuhr auf dem Kurs, den sie gekommen war, zur Stadt zurück.

Ratsmitglied Evans stand mit kreidebleichem, strengen Gesicht am Schott; seine gnadenlosen Augen wanderten zwischen Lucky, Bigman und den Instrumenten hin und her. Sein Körper, der von denen, die seinen Verstand kontrollierten, zu absolutem Gehorsam stocksteif gefroren worden war, empfand noch nicht einmal das Bedürfnis, den Blaster von einer Hand in die andere zu wechseln.

Lucky spitzte die Ohren, um das leise Geräusch des Richtungsstrahls von Aphrodite hören zu können, der beständig auf dem Richtungssucher der Hilda ertönte. Der Funkstrahl ging auf einer bestimmten Wellenlänge vom höchsten Punkt der Kuppel aus in alle Himmelsrichtungen. Dadurch wurde es genauso leicht, Aphrodite zu finden, als befände sich die Stadt in Sicht und läge nur hundert Meter entfernt.

Am Klang des leise summenden Funkstrahls merkte Lucky genau, daß sie sich der Stadt nicht auf direktem Kurs näherten. Dabei handelte es sich wirklich nur um eine Klangnuance, die dem Ohr nicht ohne weiteres auffallen mußte. Der manipulierte Evans bemerkte es vielleicht überhaupt nicht. Lucky hoffte es jedenfalls inständig.

Lucky bemühte sich, dem starren leeren Blick von Evans zu folgen, wenn dieser die Instrumente prüfte. Er war sich sicher, daß die Augen des Mannes auf dem Tiefenanzeiger ruhten. Dabei handelte es sich um eine große Scheibe, die einfach bloß den Wasserdruck maß. Von Evans Standort aus konnte man ohne Schwierigkeiten erkennen, daß die Hilda nicht mit dem Bug nach oben zeigte.

Lucky fühlte die Gewißheit, daß Evans ohne zu zögern schießen würde, falls der Tiefenanzeiger in die falsche Richtung ausschlug.

Obwohl er sich nach Kräften bemühte, so wenig wie möglich über ihre Lage nachzudenken, um den wartenden V-Fröschen nicht zu gestatten, mehr spezifische Gedanken als unbedingt nötig aufzufangen, konnte er dennoch nicht umhin, sich zu fragen, warum Evans sie nicht einfach niederschoß. Sie waren unter dem Riesenlappen zum sterben verurteilt gewesen, aber jetzt sollten sie einfach nur wie eine Hammelerde nach Aphrodite zurückgetrieben werden.

Oder würde Evans sie in dem Moment abknallen, wenn es den V-Fröschen gelang, die letzten Skrupel ihres Opfers zu überwinden?

Das Richtfunksignal änderte die Tonlage noch ein bißchen. Lucky schaute wieder schnell auf Evans. Bildete er sich das bloß ein, oder regte sich ein Funke (mit menschlichen Gefühlen hatte es nichts zu tun, aber da war etwas) in Evans Augen?

Sekundenbruchteile später handelte es sich offensichtlich um mehr als Einbildung, denn Evans Bizeps zog sich etwas zusammen, und sein Arm hob sich ein wenig.

Gleich würde er schießen!

Und genau in dem Augenblick, als Lucky dieser Gedanke durchfuhr und sich seine Muskeln unfreiwillig und nutzlos gegen das kommende Geschoß zusammenzogen, krachte die Hilda in etwas hinein. Evans hatte nicht damit gerechnet und fiel nach hinten. Der Blaster rutschte ihm aus der Hand.

Lucky handelte sofort. Die gleiche Wucht, die Evans nach hinten geworfen hatte, beförderte ihn nach vorne. Er fing die Bewegung ab und stürzte sich auf den anderen, griff nach dessen Handgelenk und hielt es mit eisernem Griff umklammert.

Aber Evans war alles andere als ein Schlappschwanz und kämpfte mit der infernalischen Wut, die ihm aufgezwungen worden war. Er zog die Knie an, bekam Lucky um die Oberschenkel zu packen und stemmte ihn hoch. Das immer noch gierende Schiff unterstützte zufälligerweise Evans Aktion mit seinem Schlingern, und das gefangene Ratsmitglied saß auf einmal oben.

Evans Faust kam krachend nieder, aber Lucky konnte den Hieb mit der Schulter abblocken. Er hob nun seinerseits die Knie und nahm Evans unterhalb der Hüften in die Schere.

Evans Gesicht verzog sich vor Schmerz. Er wand sich, aber Lucky ging mit und kam wieder obenauf zu liegen. Er richtete sich auf, und dabei verstärkte er den Schenkeldruck noch weiter.

»Ich weiß nicht, ob du mich hören oder verstehen kannst, Lou,«, keuchte Lucky.

Evans ging darauf nicht ein. Mit einer letzten verzweifelten Kraftanstrengung hievte er sich und Lucky hoch und durchbrach den Haltegriff.

Lucky rollte sich auf dem Boden ab und kam leichtfüßig wieder auf die Beine. Er bekam Evans Arm zu fassen, als dieser sich ebenfalls aufrappelte, und zog ihn über seine Schulter. Ein Ruck, und Evans krachte auf die Bretter. Er blieb regungslos liegen.

»Bigman!« rief Lucky schwer atmend und sich mit einer schnellen Bewegung die Haare aus der Stirn streichend.

»Hier bin ich«, sagte der kleine Bursche grinsend, dabei wedelte er leicht mit dem Blaster in der Luft. »Ich stehe Gewehr bei Fuß, für alle Fälle.«

»Schon gut, steck' den Blaster weg, Bigman, und sieh' dir Lou mal an. Stell' fest, ob er sich etwas gebrochen hat. Dann kannst du ihn fesseln.«

Lucky machte sich jetzt an den Instrumenten zu schaffen, und mit unendlicher Vorsicht manövrierte er die Hilda rückwärts aus den Überresten des Riesenlappenkadavers heraus.

Luckys riskantes Spiel hatte sich ausgezahlt. Er hatte darauf gesetzt, daß die V-Frösche mit ihrer Konzentration auf geistige Belange, keine reche Vorstellung von der tatsächlichen Größe des Lappens haben würden, daß ihnen mit ihrem Mangel an Erfahrung, was Unterwasserverkehr anging, die Bedeutung der leichten Kursabweichung, die Bigman vorgenommen hatte, nicht aufgehen würde. Die Strategie hatte Lucky mit Bigman in dem kurzen Augenblick abgesprochen, als sie mit Evans Blaster im Rücken, wieder Kurs auf die Stadt hatten nehmen müssen.