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Er grinste, führte die Zigarette an die Lippen und stellte fest, daß sie sich um nichts schlossen.

Daumen, Zeige- und Mittelfinger standen einige Millimeter auseinander, aber die Zigarette befand sich nicht mehr zwischen ihnen.

»Paß' auf, Lem«, rief der Mann am Radarschirm, »er hat eine Nadelpistole.«

»Ist keine Nadelpistole«, knurrte Bigman, »nur ein einfacher Brummer.«

Zwischen beiden Waffen bestand ein erheblicher Unterschied. Ein Brummerprojektil sah zwar wie eine Nadel aus, war aber zerbrechlich und explodierte nicht. Man benutzte sie zum Scheibenschießen oder für die Kleinwildjagd. Traf das Geschoß auf die Haut eines Menschen, entstand kein ernsthafter Schaden, aber es tat höllisch weh.

Fisks Grinsen hatte sich in Nichts aufgelöst. Er schrie: »Paß auf, du verrückter Dummkopf. Damit kann man jemanden blind machen.«

Bigman hielt den Brummer weiter auf Fisk gerichtet. Die dünne Mündung der Waffe ragte zwischen den Fingern hervor. »Ich werde dich nicht blind schießen«, sagte er, »aber ich kann es so einrichten, daß du einen Monat lang nicht auf deinem Hintern sitzen kannst. Und wie du vielleicht bemerkt hast, ziele ich gar nicht mal so schlecht. Und du da«, rief er über die Schulter in Richtung zu dem Mann am Rechencomputer, »rührst dich nicht in Richtung Alarmanlage, sonst bekommst du eine Brummernadel durch die Hand.«

»Was willst du?« fragte Fisk.

»Komm herunter und kämpfe.«

»Gegen einen Brummer?«

»Den stecke ich ein. Nur mit den Fäusten, ein fairer Kampf. Deine Kumpel können aufpassen.«

»Ich kann niemanden schlagen, der kleiner ist als ich.«

»Dann hättest du mich auch nicht beleidigen sollen.« Bigman hob den Brummer. »Ich bin nicht kleiner als du. Vielleicht sehe ich nach außen so aus, aber innerlich bin ich genauso groß wie du; vielleicht sogar größer. Ich zähle bis drei.« Beim Zielen kniff er die Augen zusammen.

»Heilige Milchstraße!« fluchte Fisk. »Ich komme runter. Jungs, ihr könnt bezeugen, daß ich dazu gezwungen worden bin. Ich werde versuchen, den verrückten Idioten nicht zu sehr zu verletzen.«

Er sprang von seinem Hochsitz auf. Der Mann am Rechencomputer übernahm seinen Platz am Sub-Äther.

Fisk war einen Meter und sechsundsiebzig, zwanzig Zentimeter größer als Bigman, dessen Figur mehr die eines Knaben als die eines Mannes war. Aber Bigmans Muskeln waren wie Stahlfedern, und seine Körperbeherrschung war vollkommen. Ausdruckslos wartete er auf den Angriff.

Fisk machte sich nicht die Mühe, sich zu decken. Er streckte einfach seine rechte Hand vor, ganz so, als wolle er Bigman am Kragen fassen und durch die noch offenstehende Tür werfen.

Bigman tauchte unter dem Arm durch. Seine Linke und Rechte klatschte mit schnellen Eins-zwei Kombinationen gegen den Solarplexus des anderen, dabei tanzte er fast im gleichen Atemzug wieder außer Reichweite.

Fisk wurde grün im Gesicht und setzte sich auf den Boden, dabei hielt er sich den Magen und stöhnte.

»Steh' auf, Großer«, sagte Bigman. »Ich warte auf dich.«

Durch den plötzlichen Wandel der Ereignisse schienen die beiden anderen Männer zu Säulen erstarrt zu sein.

Fisk kam langsam auf die Beine. Sein Gesicht glühte vor Haß, aber diesmal näherte er sich langsamer.

Bigman wich zurück.

Fisk stürzte sich auf ihn! Er verfehlte Bigman um fünf Zentimeter, Fisk schoß eine gefährliche Rechte ab. Einen Zentimeter vor Bigmans Kinn war Ende.

Bigman tanzte vor seiner Nase hin und her wie ein Korken im wildbewegten Wasser. Ab und an kam ein Arm hoch, um einen Hieb abzufälschen.

Mit unzusammenhängendem Gebrüll stürzte sich Fisk auf seinen, einer Stechmücke gleichenden Gegner. Bigman machte einen Schritt zur Seite und versetzte dem glattrasierten Gesicht seines Gegenübers eine schallende Ohrfeige. Das hörte sich an, als würde ein Meteor die obersten dichteren Luftschichten über einem Planeten treffen. Die Spuren von vier Fingern zeichneten sich rot auf Fisks Wange ab.

Einen Augenblick lang stand Fisk wie benommen da. Wie eine zuschnappende Schlange ging Bigman in den Mann, beide Fäuste kamen hoch und krachten gegen Fisks Kinnlade. Fisk krümmte sich zusammen.

Bigman wurde sich plötzlich des anhaltenden Heulens der Alarmsirene in der Ferne bewußt.

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Tür. Er schlängelte sich an drei völlig überraschten Wachen vorbei, die geräuschvoll den Korridor heraufpolterten, und weg war er!

*

»Und warum«, erkundigte sich Conway, »warten wir auf Bigman?«

Lucky sagte: »Also, ich sehe die Sache folgendermaßen: Was wir am dringendsten brauchen, sind weitere Informationen über die Piraten. Ich meine damit Insiderinformationen. Ich habe das versucht, aber es ist nicht alles so gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Ich bin jetzt bekannt wie ein bunter Hund. Bigman hingegen kennen sie nicht. Er steht nicht offiziell mit dem Wissenschaftsrat in Verbindung. Mein Vorschlag lautet deswegen folgendermaßen: wir könnten ihm ein Vergehen anhängen, muß natürlich echt wirken, versteht ihr, er macht sich dann mit dem Schiff des Einsiedlers in Richtung Ceres aus dem Staub.«

»Ach, beim All«, stieß Conway gequält aus.

»Halt, hör' doch erst mal zu! Er kehrt also zum Asteroiden des Einsiedlers zurück. Falls die Piraten dort sind, um so besser! Falls nicht, wird er die Rakete gut sichtbar stehen lassen und drinnen auf sie warten. Es ist ein bequemer Platz zum Warten.«

»Und wenn sie aufkreuzen«, spann Henree den Faden weiter, »werden sie ihn abknallen.«

»Das werden sie nicht tun. Deshalb nimmt er doch das Schiff des Einsiedlers. Sie müssen einfach herausbekommen, wo Hansen hin ist, von mir gar nicht zu reden. Sie müssen herausfinden, wo Bigman herkommt und wie er an das Schiff gelangt ist. Sie müssen das einfach wissen. Dadurch gewinnt er Zeit, um zu reden.«

»Etwa um zu erklären, wie er gerade Hansens Felsen unter all den anderen herausgepickt hat. Da müßte er sich einiges einfallen lassen.«

»Gar nichts müßte er sich einfallen lassen. Das Schiff des Einsiedlers war auf Ceres, was ja stimmt. Ich habe es so eingerichtet, daß es da draußen unbewacht steht, also können wir es kapern. Im Logbuch wird er die Raum-ZeitKoordinatoren vom Heimatasteroiden des Schiffes finden. Für ihn wäre das nur irgendein Asteroid wie jeder andere, und er würde haste-was-kannste loszischen, bis sich auf Ceres die Gemüter wieder beruhigt haben.«

»Trotzdem, es ist riskant«, grummelte Conway.

»Das weiß Bigman. Und ich will euch mal was sagen, es ist an der Zeit, Risiken einzugehen. Die Erde unterschätzt die Piratengefahr derartig, daß.«

Er unterbrach seinen Redefluß, als er den Kommunikator blinken sah.

Mit einer ungeduldigen Handbewegung schaltete Conway den Codeentschlüsseler auf Betrieb und straffte sich plötzlich.

»Councilwellenlänge, und - eisige Ceres -, obendrein auch noch der Zerhackercode des Rates«, sagte er.

Die kleine Sichtscheibe oberhalb des Kommunikators zeigte die charakteristischen schnellen Veränderungen des Helldunkel-Lichtmusters.

Conway schob einen Metallstreifen, den er aus einem ganzen Bund in seiner Brieftasche ausgewählt hatte, in einen schmalen, in den Kommunikator eingelassenen Schlitz. Der Streifen diente als Entschlüssler. Der wichtigste Teil des Instrumentes bestand aus einem bestimmten Muster kleiner Tungstenkristalle, die in eine Aluminiummatrix eingebettet waren. Dadurch wurden sie Sub-Äther Signale auf eine bestimmte Art und Weise gefiltert. Conway justierte langsam den Entschlüssler, schob ihn tiefer hinein und zog ihn wieder heraus, bis er exakt dem Zerhacker am anderen Ende des Signals entsprach, der in seinem Aufbau ähnlich, aber in seiner Funktion genau entgegengesetzt war.