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»Wir waren nicht bei ihm«, erwiderte Conway ungeduldig. »Der Posten, den wir für ihn abgestellt hatten, mußte sich zum Milizdienst melden. Hansen bestand darauf mitzukommen, und der Posten gelangte zu der Ansicht, daß er auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könne, nämlich gleichzeitig gegen die Piraten kämpfen und dabei den Einsiedler bewachen zu können.«

»Er hat den Einsiedler aber nicht bewacht.«

»Das kann man dem Mann unter den gegebenen Umständen wohl kaum anlasten. Das letzte, was der Posten von Hansen sah, war, wie er einen Piraten angegriffen hat. Dann war auf einmal nichts mehr von ihm zu sehen, und die Piraten traten den Rückzug an. Hansens Leiche ist nicht gefunden worden, die Piraten müssen ihn also lebend oder tot mitgenommen haben.«

»Bestimmt«, sagte Lucky. »Aber jetzt laßt euch mal etwas gesagt sein. Ich will euch mal genau verdeutlichen, was für einen Bock wir da geschossen haben. Ich bin fest davon überzeugt, daß der ganze Angriff nur ein Ziel hatte, nämlich Hansen zu kapern.«

Henree griff nach seiner Pfeife. »Weißt du, Hector«, meinte er, zu Conway gewandt, »ich bin fast geneigt, Lucky hierin recht zu geben. Der Angriff auf das Observatorium war zu schlecht geflogen; er diente offensichtlich nur dazu, uns abzulenken. Das einzige, was sie erreicht haben, ist, Hansen in ihre Gewalt zu bekommen.«

Conway schnaubte verächtlich. »Aber eine undichte Stelle ist es doch nicht wert, dreißig Schiffe aufs Spiel zu setzen.«

»Das ist es ja gerade«, sagte Lucky hitzig. »Im Augenblick kann das doch sehr wohl der Fall sein. Ich habe euch doch von dem Asteroiden berichtet, auf dem ich gewesen bin, diese Art von Großfabrik. Mal angenommen, die sind fast so weit, den entscheidenden Schlag zu führen? Vielleicht kennt Hansen das genaue Datum? Vielleicht weiß er, wie die Sache ablaufen soll?«

»Warum hat er es uns dann nicht gesagt?« hakte Conway nach.

»Vielleicht«, gab Henree zu bedenken, »vielleicht hat er mit seinem Wissen hinter dem Berg gehalten, um sich damit Straflosigkeit zu erkaufen. Du muß doch zugeben, Hector, daß unter diesen Voraussetzungen jede Zahl von Schiffen das Risiko wert ist. Und du mußt ebenfalls zugeben, daß Lucky vermutlich recht hat, wenn er meint, daß die Piraten kurz davor sind, den großen Wurf zu riskieren.«

Lucky blickte scharf von einem zu anderen. »Warum sagst du das, Onkel Gus? Was ist passiert?«

»Sag' du es ihm, Hector«, kam es von Henree.

»Warum sollten wir ihm überhaupt etwas sagen«, knurrte Conway. »Ich habe seine Einzelaktionen langsam satt. Er würde bestimmt zum Ganymed fliegen wollen.«

»Was gibt es denn auf Ganymed?« erkundigte sich Lucky sachlich. Soweit ihm bekannt war, spielte sich auf Ganymed nichts ab, was für irgend jemanden von Interesse sein könnte. Es war der größte Jupitermond, aber gerade die Nähe des Jupiters erschwerte Raumschiffen das Manövrieren so sehr, daß sich Raumfahrt in seiner Nähe nicht lohnte.

»Nun sag es ihm schon!« drängte Henree.

»Gut«, sagte Conway schließlich resignierend. »Die Sache sieht so aus: Wir wußten schon, daß Hansen ein wichtiger Mann ist. Der Grund, weswegen wir ihn nicht schärfer bewacht haben und nicht persönlich anwesend waren, ist folgender: zwei Stunden vor dem Piratenangriff kam eine Meldung vom Wissenschaftsrat herein, die besagte, daß es Anzeichen für die Tatsache gibt, daß auf Ganymed sirianische Einheiten gelandet sind.«

»Was für Anzeichen?«

»Gebündelte Subäthersignale sind abgehört worden. Das Ganze ist eine lange Geschichte, aber der Kern der Sache besteht darin, daß mehr durch Zufall einige Codefetzen aufgefangen wurden. Die Spezialisten sind der Meinung, es handele sich um einen sirianischen Code, auf Ganymed gibt es keine terrestrischen Einrichtungen, die in der Lage wären, ein derartig kompaktes Signalbündel zu senden. Als die Piraten angriffen, wollten Gus und ich gerade mit Hansen zur Erde fliegen, das ist alles. Das ist auch nach wie vor unsere Absicht. Jetzt, wo die Sirianer mitmischen, könnte es jederzeit zum Krieg kommen.«

»Verstehe«, sagte Lucky, »aber bevor wir uns auf den Weg zur Erde machen, möchte ich noch gerne eine Sache nachprüfen. Haben wir Filmaufzeichnungen von dem Piratenangriff? Man kann wohl nicht davon ausgehen, daß die Verteidigungssysteme auf Ceres in einem derartig desorganisierten Zustand waren, daß keine Aufnahmen zustande gekommen sind, oder?«

»Die Filme sind vorhanden. Inwiefern versprichst du dir etwas davon?«

»Das sag' ich dir, wenn ich sie mir angesehen habe.«

*

Ranghohe Flottenoffiziere projizierten die streng geheimen Filme des Angriffs, der später als »Ceres-Scharmützel« in die Geschichte eingehen sollte.

»Siebenundzwanzig Schiffe haben das Observatorium angegriffen. Stimmt das?« erkundigte sich Lucky.

»Ja«, erwiderte einer der Kommandeure. »Genau siebenundzwanzig.«

»Schön, und jetzt wollen wir mal sehen, ob ich das übrige auch richtig mitbekommen habe. Zwei der Piratenschiffe wurden während des Angriffs und eines bei der anschließenden Verfolgung abgeschossen. Die anderen vierundzwanzig sind entkommen, aber Sie haben eine oder mehrere Aufnahmen von jedem während der Flucht.«

Der Kommodore konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Wenn Sie etwa sagen wollen, daß irgendwelche Schiffe auf Ceres gelandet sind und sich immer noch hier verborgen halten, dann irren Sie sich.«

»Was diese siebenundzwanzig Schiffe angeht, mögen Sie vielleicht recht haben. Aber drei Schiffe sind auf Ceres gelandet, und ihre Besatzungen haben die Massey-Luftschleuse angegriffen. Wo sind die Aufnahmen davon?«

»Unglücklicherweise gibt es von denen keine Bilder«, mußte der Kommodore mit unbehaglichem Gesichtsausdruck zugeben. »Da sind wir übertölpelt worden. Aber vom Rückzug dieser drei Schiffe haben wir ebenfalls Aufnahmen, die haben Sie gesehen.«

»Das haben Sie, aber auf dem Film waren nur zwei Schiffe zu sehen. Die Augenzeugen haben berichtet, daß drei Schiffe gelandet sind.«

»Drei sind aufgestiegen und haben sich zurückgezogen«, sagte der Kommodore steif.

»Aber Sie haben nur von zweien Bilder?«

»Nun... ja.«

»Ich danke Ihnen.«

Wieder im Büro, meinte Conway: »Und was soll das nun wieder heißen, Lucky?«

»Ich dachte, Captain Antons Schiff wäre vielleicht an einer aufschlußreichen Stelle gewesen. Der Film beweist, daß dem so war.«

»Und wo hat es gesteckt?«

»Nirgends. Das ist es ja gerade, was es so interessant macht. Sein Schiff ist das einzige, das ich auf Anhieb wiedererkennen würde, aber an dem Überfall war kein Schiff beteiligt, das auch nur im entferntesten so ausgesehen hat. Das ist seltsam, denn Anton muß einer ihrer besten Leute sein, sonst hätte man ihm den Atlas-Auftrag nicht gegeben. Eine andere Erklärung ergibt keinen Sinn, wenn es stimmt, daß Ceres von dreißig Schiffen angegriffen worden ist und wir nur Bildmaterial von neunundzwanzig haben. Das fehlende dreißigste Schiff war Antons!«

»So weit kann ich noch selber rechnen«, bemerkte Conway trocken. »Aber was soll das?«

Lucky lächelte. »Der Angriff auf das Observatorium war ein Ablenkungsmanöver. Das räumen inzwischen sogar unsere Abfangschiffe ein. Die drei Schiffe, die den Angriff gegen die Schleuse geführt haben, sind die wichtigen, sie müssen Anton unterstanden haben. Zwei von ihnen haben sich später bei der Flucht dem restlichen Geschwader angeschlossen, ein Ablenkungsmanöver im Ablenkungsmanöver könnte man das nennen. Das dritte Schiff, Antons eigenes, das einzige, das wir nicht gesehen haben, hat dann mit der Hauptaufgabe weitergemacht. Es ist auf einer völlig anderen Flugbahn verschwunden. Beobachter haben es abheben sehen, aber dann hat es derartig stark die Richtung geändert, daß unsere eigenen Schiffe es bei ihrer stürmischen Verfolgung der feindlichen Hauptmacht noch nicht einmal vor die Kameras bekommen haben.«