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»Ich habe von den Piraten gehört.«

»Wir sind die Männer von den Asteroiden, Williams. Keine andere Bezeichnung bitte.«

»Das soll mir recht sein. Ich bin hier, um mich den Männern von den Asteroiden anzuschließen.«

»Sie schmeicheln uns, aber mein Daumen ist immer noch am Abzug. Warum wollen Sie bei uns mitmachen?«

»Auf der Erde gibt es keine Zukunft mehr. Einer wie ich könnte Buchhalter oder Ingenieur werden. Ich würde vielleicht sogar Fabrikdirektor werden oder hinter einem Schreibtisch sitzen und meine Stimme auf der Hauptversammlung abgeben. Spielt alles keine Rolle. Was es auch ist, es wäre doch nur Routinekram. Ich wüßte von vorn bis hinten, wie mein Leben aussehen würde. Es gäbe keine Abenteuer und keine Ungewißheit.«

»Sie sind ein Philosoph, Williams. Nur weiter so.«

»Da sind die Kolonien, aber ich habe keine Lust, meine Tage als Farmboy auf dem Mars oder als Kesselreiniger auf der Venus zuzubringen. Was mich anzieht, ist ein Leben auf den Asteroiden. Dort ist es hart und gefährlich. Dort kann ein Mann zu Macht kommen, so wie Sie. Wie Sie richtig gesagt haben, Macht gibt dem Leben einen Sinn.«

»Deswegen haben Sie sich also als blinder Passagier auf ein leeres Schiff geschmuggelt?«

»Ich wußte nicht, daß es leer war. Ich mußte mich an Bord einschleichen. Weltraumreisen sind teuer, und heutzutage werden für die Asteroiden keine Pässe ausgestellt. Ich wußte, daß dieses Schiff zu einer kartographischen Expedition gehörte. Das hat sich herumgesprochen. Das Ziel waren die Asteroiden. Da habe ich einfach bis kurz vor dem Start gewartet. Das ist der Zeitpunkt, wenn jeder mit den Startvorbereitungen beschäftigt ist und die Schleusen noch geöffnet sind. Ich hatte einen Kumpel, der hat eine Wache aus dem Verkehr gezogen.

Ich bin davon ausgegangen, daß wir auf Ceres Halt machen würden. Das mußte der Ausgangshafen für jede Expedition zu den Asteroiden sein. Einmal dort angekommen, schien es mir nicht schwer, unbemerkt davonzukommen. Die Mannschaft würde aus Mathematikern und Astronomen bestehen. Wenn man denen die Brille wegnimmt, sehen sie eh' nichts mehr. Halt' ihnen einen Blaster unter die Nase, und schon sterben sie vor Angst. Erst mal auf Ceres, wollte ich irgendwie mit den Pi-, den Männern von den Asteroiden, Kontakt aufnehmen. Ganz einfach.«

»Aber Sie haben eine Überraschung erlebt, als Sie an Bord gegangen waren. Ist es das?« fragte Anton.

»Das kann man wohl sagen. Niemand da, und bevor ich mir das noch recht durch den Kopf gehen lassen konnte, hob die Rakete auch schon ab.«

»Was steckt dahinter, Williams? Zu welchem Schluß sind Sie gekommen?«

»Ich weiß es nicht. Das geht über meinen Verstand.«

»Na, mal sehen, ob wir es herausbekommen. Sie und ich zusammen.« Er machte eine scharfe Bewegung mit dem Blaster und bellte: »Kommen Sie mit.«

Der Piratenkapitän ging voraus, verließ den Kommandostand und trat in den langen Zentralgang des Schiffes hinaus. Aus einer Tür weiter unten tauchte eine Gruppe von Männern auf. Sie murmelten einander kurze Kommentare zu und verfielen in Schweigen, als sie Antons Blick begegneten.

»Herkommen«, befahl Anton.

Sie kamen näher. Einer wischte sich mit dem Handrücken über seinen angegrauten Schnurrbart und sagte: »Sonst ist niemand an Bord, Captain.«

»Gut. Was hältst du von dem Schiff?«

Sie waren zu viert, doch die Gruppe erweiterte sich, da sich mehr Leute hinzugesellten.

Antons Stimme bekam einen ungeduldigen Unterton. »Was haltet ihr von dem Schiff?«

Dingo bahnte sich einen Weg nach vorn. Er hatte seinen Raumanzug abgelegt. Sein Blick schien Lucky zu durchbohren. »Mir gefällt es nicht«, sagte er.

»Das Schiff gefällt dir nicht?« kam es scharf von Anton.

Dingo zögerte. Er machte die Arme gerade und reckte die Schultern nach hinten. »Es stinkt.«

»Warum? Warum sagst du das?«

»Ich könnte es mit einem Dosenöffner auseinandernehmen. Frag' die anderen, ob sie anderer Meinung sind. Dieser Kasten wird mit Zahnstochern zusammengehalten. Würde keine drei Monate überstehen.«

Ein zustimmendes Gemurmel wurde laut. Der Mann mit dem grauen Schnäuzer meldete sich zu Wort: »Entschuldigung, Captain, aber die Verkabelung ist an einigen Stellen mit Isolierband bearbeitet. Pfuscharbeit. Die Isolierung ist schon fast durchgebrannt.«

»Die Schweißarbeiten wurden ziemlich eilig gemacht. Die Nähte stehen so weit heraus.« Er hielt einen dicken schmuddeligen Daumen empor.

»Wie steht's mit Reparaturen?« fragte Anton.

»Würde ein ganzes Jahr und länger dauern«, sagte Dingo. »Steht nicht dafür. Und überhaupt, hier könnten wir das sowieso nicht machen. Wir müßten es zu einem der Felsen bringen.«

Anton wandte sich an Lucky und erklärte mit eleganter Betonung: »Wir bezeichnen die Asteroiden immer als >Felsen<, müssen Sie wissen.«

Lucky nickte.

Anton fuhr fort: »Augenscheinlich liegt meinen Männern nichts daran, mit diesem Schiff weiterzugondeln. Was meinen Sie, warum schickt die Erdregierung ein unbemanntes Schiff los und dazu noch so ein Wrack?«

»Die Angelegenheit wird immer verwirrender«, antwortete Lucky.

»Dann wollen wir unseren Rundgang mal zum Abschluß bringen.«

Anton ging voraus. Lucky hielt sich dicht hinter ihm, die Männer folgten schweigend im kurzen Abstand. Luckys Nacken kribbelte. Anton hielt den Kopf aufrecht und ohne Furcht, ganz so, als ob er von Lucky keinen Angriff befürchtete. Dazu hatte er auch keinerlei Veranlassung. Zehn bewaffnete Männer hingen an Luckys Fersen.

Sie warfen flüchtige Blicke in alle kleinen Räume, die auf absolute Platzersparnis im All ausgelegt waren. Da war das winzige Rechenzentrum, ein kleines Observatorium, das Photolabor, die Brücke und die Schlafräume.

Durch eine enge spiralförmige Röhre, in der das PseudoGravitationsfeld neutralisiert war, so daß je nach Bedarf, jede Richtung >oben< oder >unten< sein konnte, schlüpften sie ins Unterdeck. Lucky wurde bedeutet, daß er vorangehen solle. Anton kam so dicht hinter ihm her, daß er kaum Zeit hatte, auf die Seite zu krabbeln (durch die plötzliche Gewichtszunahme knickten seine Knie leicht ein), bevor der Piratenkapitän über ihm war. Harte, schwere Weltraumstiefel verfehlten sein Gesicht nur um Millimeter.

Lucky fand sein Gleichgewicht wieder und wirbelte ärgerlich herum. Anton aber stand ruhig da, sein Blaster zielte haargenau auf Luckys Herz.

»Bitte tausendmal um Verzeihung«, bemerkte er. »Glücklicherweise sind Sie recht beweglich.«

»Ja«, murmelte Lucky.

Auf dem Unterdeck befanden sich der Maschinenraum und die Energieaggregate; hinzu kamen die leeren Davits, in denen vorher die Rettungsboote gehangen hatten. Außerdem gab es hier noch die Tanks, die Wasser- und Nahrungsmittelvorräte, die Luftaufbereitungsanlage und die Atomschutzpanzerung.

»Also, was halten Sie von der Sache?« murmelte Anton.

»Schäbig vielleicht, aber ich kann nichts sehen, das nicht funktioniert.«

»Das kann man nicht so einfach sagen«, gab Lucky zurück.

»Aber Sie müssen seit Tagen auf diesem Schiff gelebt haben.«

»Sicher, aber ich habe nicht viel Zeit darauf verwendet, es durchzuchecken. Ich habe nichts anderes getan, als darauf zu warten, daß wir irgendwo ankommen.«

»Verstehe. Also zurück nach oben.«

Wieder war es Lucky, der zuerst >runter< mußte. Diesmal landete er leichtfüßig, und mit der Geschmeidigkeit einer Katze sprang er zwei Meter nach links.

Sekunden verstrichen, bis Anton aus der Röhre ploppte. »Nervös?« erkundigte er sich ironisch.

Lucky errötete.

Einer nach dem anderen tauchten die Piraten auf. Anton wartete nicht, bis alle zurück waren, vielmehr bewegte sich wieder auf den Korridor zu.

»Also wissen Sie«, sagte er, »man sollte annehmen, daß wir das ganze Schiff abgesucht hätten. Die meisten Menschen würden es jedenfalls behaupten. Sie vielleicht nicht?«