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Offiziere mussten in demselben Lager wohnen und dasselbe essen. Das Letzte war natürlich lächerlich. Sie schufen ihre eigene Kantine und beschlagnahmen die Hälfte von Fleischportionen der Studenten, genauso wie von Butter. Dazu organisierten sie eine Abteilung, die für sie Pilze pflückte und eine andere, die Fische fangen. Wein und Wodka kauften sie, bedauerlicherweise, selbst.

Diesmal waren aber Studenten besonderes widerlich – schon nach zwei Wochen beklagten sie Mangel an Fleisch und Butter. Man muss wissen, dass Soldatenration in der Sowjetarmee bestand überwiegend aus Graupe. Man genoss diesen Brei dreimal täglich und vorgeschriebene Fleisch und Butter konnten nur den Geruch etwas verbessern, doch die halbierten Portionen reichten sogar dafür nicht. Der Genosse Oberst Paraschko war zum Tiefsten empört. Genosse Oberst war überall bekannt dank seinem genialen Satz: Von mir bis zur nächsten Eiche! Dieser Genosse Oberst befahl den Studenten zum Appell aufzutreten und produzierte noch mal geflügelte Worte: Sie denken wohl sie kamen hierher, um Fleisch zu fressen? Aber Nein! Sie verteidigen hier ihre Heimat!

Doch kreative Studenten waren damit nicht zufrieden. Sie verfassten ganz hinterlistig eine Rock-Oper und schickte sie nach Rostow. Genosse Oberst Paraschko und andere Offiziere bekamen ihre fünfzehn Minuten von Ruhm und einen Rüffel vom Rektor.

Die Urheber der Oper bekamen seinerseits drei Tage Arrestanstalt, Alik aber sieben Tagen. Er bekam so viel, weil er als ehemaliger Soldat zum Gefreiter wurde und als Abteilungsführer installiert, so das alles seine Schuld war. Das erinnerte Alik zu sehr an seinen Armeedienst. Er kam nach der Arrestanstalt gleich in der Küche, nahm eine Flasche Sonnenblumenöl, vermischte das Öl mit Wasser und trank die Mischung. Zwei Studenten später brachte man ihn mit akutem Durchfall ins Hospital. Der Hauptarzt diente schon seit langem, deshalb untersuchte er Alik überhaupt nicht, sondern schlug ihm vor, bei der Renovierung des Hospitals zu helfen. Aliks Heldentaten blieben nicht unbemerkt, und in einer Woche half fast die ganze Aliks Abteilung, an kranken Magen leidend, bei der Renovierung des Spitals. So wurden sie zu Leutnants des Beurlaubtenstandes.

Es verging noch ein Jahr, die Staatsprüfungen waren abgelegt, die Diplomarbeit verteidigt und neugebackene Spezialisten waren fürs Berufsleben bereit. In der Sowjetunion sorgte der Staat um die Arbeitsplätze für sogenannte „junge Spezialisten“ und diese Plätze waren nicht immer gut. Igor Drima wollte nicht irgendwohin nach Belieben verreisen. Er fühlte sich gut in Mariupol mit seiner Familie, Verwandten und Freunden. Alik war das eigentlich egal, aber er zog es vor, mit Igor zusammen zu sein. Zum Glück arbeitete Igors Schwiegervater in Gesundheitsamt der Stadt und konnte zwei Arbeitsplätze zusätzlich für Freunde schaffen. Leider nicht in der Schule als Geografielehrer, sondern in der psychiatrischen Anstalt als Psychologen.

Alik und Igor verstanden nicht viel von Psychologie, was aber nicht von Bedeutung war, weil es so viele Menschen gibt, die einen Job tun, von dem sie überhaupt keine Ahnung haben – wie man weiß, das trifft vor allem Abgeordneten aller Sorten.

Die psychiatrische Anstalt schickte Freunde zu Weiterbildung und in zwei Monaten wurden sie zu klinischen Psychologen. Man zeigte ihnen nebenbei, wie man mit psychologischen Testen hantiert. Alik war von Rorschach und TAT fasziniert. MMPI war für ihn zu langweilig. Und er praktizierte ehe freie Interpretation der Testergebnisse, als die, die in Lehrbücher geschrieben stand. Aber wozu existiert immer noch gesunder Menschenverstand?

Die Arbeit war interessant und keineswegs monoton. Früher konnte Alik sich nicht vorstellen, wie viele Spinner überall in der Stadt laufen. Diese Tätigkeit als klinischer Psychologe öffnete ihm die Augen. Alik entschied sein Leben zur Bekämpfung der Spinner zu widmen. In diesem Kampf erreichten Alik und Igor sehr viel. Besonders stolz waren sie auf einen Fall mit Patienten Z.

Dieser Patient Z. war ein neunzehnjähriger Junge. Nach dem Abitur wollte er nicht in der Uni, sondern in Hafen, um dort als Dockarbeiter nach Vorbild seines Vaters zu arbeiten. Doch dieser Job faszinierte ihn nicht lange. Schon bald wollte er Bass-Gitarrist sein. Solch ein Wandel zwang seinen Vater zum Grübeln. Wie kann man diesen bezaubernden Beruf so einfach hängen lassen? Der Vater war der stolze Dockarbeiter oder, wie man das in Odessa schön nennt, Bindüschnik. Der Vater-Bindüschnik verstand das nicht und schickte seinen Sohn in die psychiatrische Anstalt.

Alik erkannte gleich, dass er mit dem Spinner zu tun hat. Die Krankengeschichte der Patienten Z. erinnerte ihm an etwas, was aber nicht wichtig war. Schon nach zehn Minuten hatte Alik die Diagnose bereit – Schizophrenie. Eigentlich hatte Alik diese Diagnose immer parat, weil die alles Mögliche beinhaltete. MDP gefällt ihm nicht, Epilepsie war zu einfach, deshalb litten fast alle Aliks Patienten unter Schizophrenie. Aber wie kann man das anders interpretieren, wenn auf die Frage: Warum wollen Sie ein Bass-Gitarrist sein? antwortete Patient Z.: Ich will es so! Ein klarer Fall der Schizophrenie! Am liebsten sollte man den Patienten Z. mit Lobotomie behandeln, aber sogar die sowjetische Psychiatrie war schon damit fertig, was Alik persönlich beleidigend fand. Man könnte Elektroschocktherapie benutzen, und Alik dachte schon daran, aber Progress des Patienten Z. in Sachen der Genesung machte das, zur Aliks Bewunderung, nicht nötig.

Patient Z. erfasste sehr schnell, dass Irrenjacke passte ihm nicht besonders, würde aber für ihm zu üblichen Kleidung werden, wenn er nicht gehorchen würde. Patient Z. war, so zu sagen, altklug. In zwei Tagen wusste er, wie man Tabletten versteckt, in einer Woche begann er die zu verkaufen. In einer Monat fand er, das in Irrenanstalt es nicht so schlecht war: man futterte ihn, putzte für ihn, er hatte immer saubere Gewände. Weil er auf dem Weg zur Genesung war, erlaubte man ihm in der Stadt spazieren zu gehen. Das Leben in Anstalt erwarb eine schöne Gestalt – viele jungen Mädchen, die genau so krank waren, wie er, und wenn nicht, dann junge Krankenschwester...

Alik war sehr mit Ergebnissen seiner Arbeit zufrieden. Er dachte sogar darüber nach, einen Artikel an psychiatrische Zeitschrift zu schicken, doch der Hauptarzt der Anstalt riet ihn davon ab. Die Genesung der Patienten Z. entwickelte sich wundervoll. Igor und Alik spielte manchmal mit ihm Rock im Konferenzsaal der Anstalt. XXX XXXXXXXXX XXX XXXXX XXX XXXX XX XXX XXXXX XX XXX XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXX XX XXX XXXXXXX XX XXX XXXXXXXXX XXX XXXXXXXX XX XXXX XXX XXXXXX.

Das Leben war gut. Von Zeit zu Zeit kamen zu Gast alte Freunde aus Rostow und sie alle organisierten Jam-Sessions. Alik und Igor besuchten auch Verwandte und Freunde in Rostow, wo sie auch Jam-Sessions spielten. Einmal waren sie in Rostow und kamen zu Gedanken, Rostower Zoo zu besuchen. Der Zoo war schön, es gab viele Tiere, und Freunde amüsierten sich prächtig. Auf einmal fühlte Alik ein dringendes Verlangen einen großen Tiger zu streicheln. Gedacht – getan. Aber der grobe Tiger würdigte Aliks Zärtlichkeiten nicht. Er versuchte dem geografisch-klinischen Psychologen den Finger abzubeißen, so dass Alik sich in der Klinik operieren lassen musste. Das alles brachte Igor an die Idee, dass Alik verheiratet sein muss.

Alik war schon über dreißig und noch nie verheiratet. Er hatte kein Interesse an schwaches Geschlecht. Billigermaßen muss man sagen, dass er auch kein Interesse an starkes Geschlecht hatte. Das Sexualleben existierte für ihn bloß und einfach nicht. Er verbrachte gern Zeit mit den Freunden, und das war es. Aber Igor und besonders seine Frau waren der Meinung, dass es jemand sein sollte, der um ihn sorgte, und wer wäre dann dafür besser geeignet, als seine eigene Frau. So begannen sie, besonders Igors Frau, eine Braut für Alik auszusuchen. Durch reinen Zufall hatte schon Igors Frau ein Mädchen im Auge, nämlich die Tochter des Hauptarztes. Die war auch schon über dreißig und noch nie verheiratet.

Das Mädchen war gut und hatte nur einen Makel – sie war etwas, aber ganz klein wenig, unterentwickelt wegen des Downsyndromes. Ansonsten war mit ihr alles O.K. Der stolze Vater wusste gar nicht, was er mit ihr tun sollte – einen Schwiegersohn mit Downsyndrom wollte er nicht und Burschen ohne dieses Syndrom wollten seine Tochter nicht. Die Idee von Igors Frau, die beide zu verkuppeln, kam ihm ganz gelegen. Die zukünftige Braut wurde dem zukünftigen Bräutigam vorgestellt und in drei Monaten heirateten sie.