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Eine Baufirma kaufte leerstehenden Platz neben dem Gebäude, wo Valera residierte. Da wollten diese kapitalistischen Haie ein Hochhaus auf diesem Platz bauen. Genau die Idee gefiel Valera nicht. Früher stand am diesen Platzt eine Bude, wo man Bier verkaufte. Viele aus alten Erbfamilien der Picheler konnten bis heute an diese Bude erinnern. Das Bier war vielleicht etwa schlecht und dünn, weil die Verkäuferin Tötja Motja, wie man sie liebend nannte, es gnadenlos mit Wasser verdunstete. Aber was für die Menschen sammelten sich da! Welche lebhaften Diskussionen fanden dort statt! Man debattierte Fußball und die Wodkapreise, die politische Situation in der Welt und mit wem schlief Tötja Motja. Selbstverständlich waren die Disputierten nicht immer der gleichen Meinung und manchmal schlugen sie einander, aber die Milizstation war gleich in der Nähe, genauso wie Ausnüchterungsanstalt. Diese Bude war auch deshalb beliebt, weil man hinter der Bude ruhig und ungestört an Valeras Hauswand anpissen konnte. Bis zur nächste öffentliche Toilette sollte man vierzig Minuten zu Fuß laufen, was aber bestimmt nicht ausgesprochen bequem war. Deswegen kamen zur Valeras Hauswand sogar Suchende der Erleichterung von anderen naheliegenden Bierbuden. Die Valeras Hauswand befand sich wesentlich näher für Leidenden, als die Toiletten.

Valera protestierte sehr aktiv gegen Existenz der Bierbude. Er setzte regelmäßig die Stadtverwaltung, die Gebietsverwaltung und die Regierung in Kenntnis darüber. Er sammelte Unterschriften der Nachbarn für seine Proteste. Er lud Korrespondenten der Zeitschriften und Fernsehen ein. Man organisierten verschiedene Kommissionen, die kamen und sprachen mit Alkoholikern, Tötja Motja, Hausbewohner und, natürlich, mit Valera persönlich. Diese Kommissionen schrieben ihre Empfehlungen, Schlussfolgerungen und Gutachten, die man im Stadtarchiv lagerte und danach passierte nichts. Übrigens, man erwartete nichts anderes.

Diese Tätigkeit nahm viel Valeras Zeit in Anspruch. Wiederum fühlte er sich als Verteidiger der Interessen des einfachen Volkes, ungeachtet voller Erfolglosigkeit seiner Bemühungen. Nach wenigen Jahren war Valera mit Zivilgesetzbuch so gut vertraut, dass er seine Nachbarn bei gesetzlichen Fragen konsultierte. Interessanterweise hatten Alkoholiker keinen Groll auf Valera. Umgekehrt, er machte ihr Leben vielfältiger, jemand interessierte sich für sie und einfache Leute insgesamt. Alle Säufer kannten Valera, er bekam ihre volle Anerkennung und niemals machten sie Anstalten, bei ihm Geld zu borgen.

Valeras Kampf ging schon seit Jahren, alle waren daran gewöhnt, als plötzlich verkaufte die Stadt dieses Grundstück. Die Baufirma schaffte die Bierbude ab und alle Alkoholiker waren weg. Valera war irritiert, als ob man ihm den Boden von Füßen entzog. Was sollte er nun tun? Er war nicht mehr ein Volksheld. Er verbrachte einige schlaflose Nächte mit Nachdenken über die Situation. Eines Tages kam ihm plötzlich ein glänzender Gedanke – er würde gegen diese Baufirma kämpfen! Genauso entschieden und tapfer, wie er gegen Bierbude kämpfte. Und er würde kämpfen um die Sonne! Ja, stimmt!

Valera ging aus seinem Haus mit einem Bandmaß in der Hand und maß die Entfernung des Hochhauses von der angepissten Mauer seines Hauses. Er wusste es, es fehlte die ganze zwanzig Zentimeter! Und wenn diese Zentimeter fehlte, dann, laut Baunormen und Gesetz, bekommt seine Wohnung nicht genug Licht, das heißt – man stiehlt ihm die Sonne. Die Baufirma musste entweder das Hochhaus um zwanzig Zentimeter verschieben, oder Valera und seiner Familie eine neue Wohnung kaufen! Von diesem Gedanken erregt, roch er sogar das Stinken des Urins von der Mauer nicht mehr.

Valera träumte von neuen Wohnungen – ihm genügt zwei Zimmer, seine Schwester, die mittlerweile schon zwei Kinder hatte, sollte vier Zimmer bekommen, und die Wohnungen mussten nicht weit voneinander sein. Viele Wochen, während er das Gesetz genauer studierte, vergingen doch nicht umsonst. Es stellte sich heraus, dass nur Valeras Familie den Anspruch auf eine neue Wohnung stellen konnte, weil niemand mehr die Fenster von dieser Seite des Gebäudes hatte – alle andere waren schon seit langem gemauert. Die Nachbarn waren überhaupt nicht darauf gefreut, dass Valera neue Wohnung bekommt, so verlor er seinen Status des Volkshelds. Jetzt hassten ihn seine Nachbarn. Das war aber nicht mehr wichtig, nur die neue Wohnung zählte.

Endlich war die Klage verfasst und Valera überreichte sie persönlich an Sekretärin der Baufirma. Es verging Tage, Wochen, Monate, aber die Baufirma meldete sich nicht. Valera rief die Sekretärin regelmäßig an und bekam immer wieder die gleiche Antwort – Ihre Klage Nummer 17747 sei in die Arbeit genommen worden. Nach acht Monaten war Valera dieser Antwort überdrüssig und er stattete einen Besuch dem Direktor der Baufirma ab. Der Direktor, ein junger Mann ungefähr dreißig Jahre alt, offensichtlich ohne Schulabschluss, der aber die Fähigkeit hatte in der richtigen Familie geboren zu sein, sagte ihm ganz offen, dass Valera niemals eine Wohnung bekommen würde und bestimmt nicht die zwei Wohnungen. Er könne klagen so viel, wie er wolle, er könne sogar an die Mauer des Hochhauses anpissen, aber das ändert nichts. Und jetzt dürfe Herr Doktor sich von hier schnellstmöglich verpissen oder er ließ seine Jungen – zwei Schwerathleten – an ihn anpissen.

Die Jungen beeindruckten Valera nicht. Er verabschiedete sich höflich mit Versprechung dem Direktor bald im Gerichtshof zu begegnen. Danach ging er schnurgerade zum Rechtsanwalt. So begann Valeras Gerichtsepopöe. Das Gericht entschied mal zugunsten Valera, mal zugunsten der Baufirma. Wenn das zugunsten Valera entschied, gab es nichts und niemanden, der die Baufirma zwingen konnte, das Gerichtsurteil zu realisieren. Mittlerweile wurde Hochhaus schon gebaut. Der Direktor machte Baufirma pleite und gründete neue Baufirma. Es gab schon niemanden, den Valera beklagen konnte. Dazwischen zerfielen UdSSR, die ganze sowjetische Wirtschaft und Valeras Träume von neuen Wohnungen.

Die zerfallene Wirtschaft bedeutete, dass es kein Geld mehr für die Wissenschaft gab, d. h., keine Gehälter für Wissenschaftler. Aber niemand wurde gefeuert. Alle bekamen, wie früher, ihren Lohn. Valera als Doktor der Wissenschaft konnte für seinen monatlichen Lohn ein Pfund der billigsten Wurst kaufen, andere (die keine glücklichen Träger von Doktorgrad waren) begnügten sich mit 400, 200 oder 50 Gramm der Wurst – dem Gehalt entsprechend. Aber, um Wahrheit nicht zu vertuschen, niemand verlangte von Mitarbeiter, dass sie zum Arbeitsplatz kamen und dort arbeiteten. Alle sammelten sich monatlich neben der Kasse, unterhielten sich, bekamen ihr „Wurstgeld“ und gingen unzufrieden nach Hause. Zum Überleben sollte man doch irgendwo anders nach Geld jagen.

Valera dachte, dass er keine Probleme mit Geld haben würde. Sein Laboratorium beschäftigte sich schon seit ewig und drei Tagen mit Liquidkristallen. Es gab viele Möglichkeiten, diese Kristalle im Alltagsleben, genauso wie in Industrie, zu nutzen. Valera selbst besaß einige Patente in diesem Gebiet. In der Tat, der Leiter des Laboratoriums organisierte ein Kooperativ, das Thermometer für Kinder produzierte. Dieses Thermometer sah wie ein Stück durchsichtiger Folie aus. Wenn man sie auf der Stirn des Kindes hielt und die Temperatur des Letztes über 37 Grad ist, dann kann man die entstehenden auf dem Thermometer roten Buchstaben lesen – Ihr Kind ist krank! Schnell zum Arzt! Das Thermometer war sehr populär, die Produktionskosten erstaunlich niedrig (man produzierte Thermometer im Laboratorium des Instituts, bezahlte keine Miete, genauso entfielen die Kosten von Gebrauch der Geräte und Strom), so wurde Kooperativ profitabel. Alle waren zufrieden, außer Valera. Für ihn gab es im Kooperativ kein Geld und keinen Platzt. Der Direktor des Kooperatives, der gleichzeitig der Leiter des Laboratoriums war, erklärte Valera, dass das Kooperativ nur einen Doktor der Wissenschaft brauchte und dieser Doktor nicht gerade Valera war. Valera sollte sich andere Quelle der Ernährung aussuchen.

 Jetzt begann Valera sich Sorgen zu machen. Wo sollte er Geld hinkriegen? Bedrückt von Gedanken begegnete er mal einem seinen Bekannten – Doktor der Wissenschaft in Chemie, der ihn seine geschäftliche Erfolgsgeschichte vertraute und gleich schlug vor, Valera zum seinen Partner zu machen. Wegen geldloser Gegenwart und genauso geldloser Zukunft dachte Valera nicht zu lange nach und erteilte seine Zustimmung. So wurde er zum Jeanshändler.