Tomek liegt am Strand von Netania. Fast alle ihre Knochen sind gebrochen – Beine, Hände, Rippen. Sie kann kaum atmen, verliert ständig das Bewusstsein und hofft nur, dass die berittene Polizei, die den Strand regelmäßig patrouilliert, sie bald findet. Die Polizei findet sie. Tomek ist bewusstlos. Der Krankenwagen bringt sie zum Krankenhaus. Aber es ist zu spät.
Tomek ist tot, mausetot.
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Unser Training kommt langsam zu Ende. Wir besprechen nochmal, wie man die unterschiedlichen verbalen und nonverbalen Signale von anderen Menschen einschätzt. Da spricht Löscha Inow. Er stellt eine unerwartete Frage: ob man mithilfe eines Lügendetektors bessere Ergebnisse bekommen könnte. So müssen wir etwas über Lügendetektor erzählen. XXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX.
Die Idee „objektive“ Anzeichen finden, mittels dessen man Lügner ertappen könnte, ist nicht modern. Schon im antiken China zwang man Verdächtigen Reismehl zu kauen. Man glaubte, dass der Lügner wegen Angst keinen Speichel kriegt und Reismehl trocken bleibt. Fast die gleiche Methode benutzte die Inquisition. Man bereitete dem Verdächtigen „die Mahlzeit der Wahrheit“ aus Brot und Käse. Wenn jemand sich verschluckte, dann war es seine letzte Mahlzeit. Es gab noch andere, genau so „objektive“ und glaubwürdige Methoden, um Wahrheit zu gewinnen, und elektrischer Draht, Elektroden, Computer und „wissenschaftliches“ Geplauder der Spezialisten, die mit Polygraph hantieren, machen dieses Gerät nicht weniger barbarisch als chinesisches Reismehl.
Lügendetektor zeichnet gleichzeitig Änderungen der physiologischen Signale wie Herzschlag, Blutdruck, Respiration und galvanische Hautreaktion auf. Die begründende Theorie besagt, dass wenn man lügt, dann würde er nervös und diese Nervosität kann man messen – Herzschlag wächst, Blutdruck steigt auf, Respiration wechselt sich und galvanische Hautreaktion ändert sich.
Also, man macht zuerst die sogenannte „Grundlinie“, die man bekommt, wenn man die Fragen mit vorherberechneten für den Ermittler Antworten stellt. Danach kommen die relevanten für die Untersuchung Fragen und man vergleicht, wie groß die Aberration von Grundlinie ist. Wenn so was passiert, dann denkt man, dass der Verdächtigte lügt. Diese Methode ist sehr populär bei FBI, CIA und anderen verschiedenen Behörden in USA. Andere Länder sind mit Lügendetektor etwas vorsichtiger. XXXX XXXX XX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXX XXXXXXXX XXXXX XXXX XX XXX.
Es gibt drei Verfahren für die Benutzung des Lügendetektors. Im ersten Fall – Kontrollfragentest – stellt man zuerst die Fragen, ob man den Verbrechen beging und danach die Fragen, die indirekt mit der Tat verbunden sind. Man geht davon aus, dass bei fälschlich Verdächtigtem die indirekten Fragen die größere Reaktion verursachen, als beim echten Täter.
Im zweiten Fall – Direktlügentest – muss der Verdächtigte zuerst mit den Lügen auf die Fragen antworten und danach mit der Wahrheit. Man geht davon aus, dass man alle andere Antworten mit diesen Basisantworten vergleichen kann und so echten Täter ertappen.
Im dritten Fall – Tatwissenstest – fragt man nicht, ob der Verdächtigte die Tat beging, aber was er über die Tat weiß. Man geht davon aus, dass man so den Täter entlarven kann, wenn er Details über die Straftat preisgibt, die nur der echte Täter wissen könnte.
Existiert irgendein Beweis, dass Lügendetektor in der Tat fähig ist, die Lüge zu erkennen? Nein. Das Gerät messt nur Herzschlag, Blutdruck, Respiration und galvanische Hautreaktion. Die Voraussetzung ist, dass eine trainierte Person diese physiologischen Signale richtig interpretieren könnte und Wahrheit von Lüge unterscheiden könnte. Gibt es aber nur eine vertrauenswürdige wissenschaftliche Studie, die den Zusammenhang zwischen physiologische Reaktionen und Lügen beweist? Auch nein. Gibt es eine zuverlässige wissenschaftliche Studie, die beweist, dass Lügendetektorexperten besser Lügen erkennen können, als nicht Lügendetektorexperten, die andere Methoden praktizieren? Nein. Es existieren in der Welt keine Geräte und keine Experten, die zuverlässig Lügen erkennen können.
Der Grund des Glaubens an Lügendetektor ist die pragmatische Verirrung - „das funktioniert“. Man erzählt von vielen Fällen, wo Lügendetektor „funktionierte“. Man hat sogar Statistiken, aber man denkt irrtümlich – Korrelation beweist ursächlichen Zusammenhang nicht. Das ist Pseudowissenschaft.
Nach dieser Einführung in die Theorie des Polygraphs erzähle ich von einem Freund, Stas Arnowskij, der sich vor einiger Zeit mit dieser Frage beschäftigt war. Wir waren mit Stas Kommilitonen und ehe gute Bekannte als Freunde. Stas war älter als andere Studenten, er studierte nach seinem Militärdienst. Er promovierte und arbeitete an der Rostower Uni. Einmal kam ich auf einen Sprung in sein Labor. Damals herrschte noch Steinzeit, d. h., Computerspiele konnte man auf einer Audiokassette speichern und auf einem aus DDR stammenden Robotron Computer abspielen. Ich tauschte mit Stas diese Kassetten.
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Stas war allein in Labor und bastelte, wie gewöhnlich, ein neues Gerät. Er verstand etwas von Elektronik, so basierten alle seine psychologischen Forschungen auf irgendeinem Gerät. Ich fragte ihn, was er eigentlich tat. Stas antwortete, dass er einen Auftraggeber fand, der sich für Forschung auf dem Gebiet von Bio-Feedback interessierte. Das Gerät konnte die galvanische Hautreaktion messen und, in Abhängigkeit von elektrischem Leitungswiderstand der Haut, akustische Signale von verschiedenen Frequenzen generieren.
Stas schlug mir vor, das Gerät in Aktion zu testen. Ich hatte nichts dagegen und nahm zwei Röhrchen aus Messing in Hände. Ein seltsamer monotoner Klang füllte das Laboratorium an. Mir wurde lustig und der Klang veränderte sich. Das gefiel mir, aber gleich erinnerte ich mich daran, dass es schon spät war und Alina wartete auf mich zu Hause. Der Klang änderte sich wieder. Langsam begriff ich, was ich tun sollte, um den Klang zu steuern. Das war irgendwie dem autogenen Training gleich. Ich versuchte einige Techniken von diesem Training zu benutzen mit dem Ziel die Melodie von „Ach, du lieber Augustin“ abzuspielen. Es gelang mir nicht, aber Stas war begeistert.
Auf einmal kam mir eine Idee in Sinn. Ich sagte Stas, dass sein Gerät mir sehr an einen modifizieren Lügendetektor erinnert. Er dachte einiger Zeit nach und stimmte mir zu. Dann kamen wir zu Idee, dass man noch Puls und Atemfrequenz messen sollte. Damit könnte man seine physiologischen Funktionen ändern und sie kontrollieren lernen. XXXX XXXXX XXX XX XXX XXXX XXXXXXXXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXX XXXX XXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXXXXXXX XXXXXX XX XXXXXX XXXXXX XX XXXXX. Weil Polygraph in der UdSSR nicht im Gebrauch war, der Gedanke von Überlistung des Lügendetektors fiel uns nicht ein. Solche verrückte Geräte könnten nur amerikanische Kapitalisten benutzen, weil sie von echter Wissenschaft nur wenig Verstand hatten. Da waren die Zeiten, als die prominenten im Bereich der Psychologie Russen mit hudert Dollars pro interessanten Projekt sich begnügten und mussten im Rahmen des Budgets die echten Resultate zeigen. Those were the days, my friend...
Danach verabschiedete ich mich und fast vergaß dieses Gerät. Wir trafen uns mit Stas von Zeit zu Zeit, aber wir besprachen seine Arbeit nicht. Dann zerfall der Sowjetunion und alle kämpften ums Überleben. Eines Tages begegnete ich Stas. Er sah scheußlich aus – abgemagert, schäbig bekleidet und schlecht gelaunt... Stas klagte über mageren Gehalt. Er versuchte verzweifelt irgendwo Geld zu verdienen, aber alles war vergeblich. Stas merkte, dass sein Sohn, der schon ein Teenager war, aß zu viel. Viel mehr dieweil, als Stas selbst. Er erzählte, dass er ein ernsthaftes Dilemma hatte – entweder gibt er alles essbares seinem Sohn, der als wachsendes Organismus viel brauchte, dann bleibt er selbst hungrig, oder sie teilen das Essen und bleiben beide gleich sowenig satt.