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"Aber Sie machen sich noch immer Gedanken darüber, nicht wahr?"

"In der Weise, daß ich meine, wir zerstören uns vielleicht, und daß ich das ungern sähe - natürlich."

"Und da sind Sie nun auf den Mond gekommen, um hier zu tun, was Hallam, Ihr alter Feind, auf der Erde zu verhindern wußte."

"Auch Sie stellen gern Vermutungen an", sagte Denison langsam.

"O wirklich?" Gottsteins Stimme klang gleichgültig. "Vielleicht bin ich auch ein bißchen brillant. Habe ich recht?"

"Vielleicht. Ich habe die Hoffnung, mich eines Tages wieder mit der Forschung zu befassen, nicht aufgegeben. Es würde mich freuen, etwas tun zu können, das das Damoklesschwert der Vernichtung von der Menschheit nimmt - indem ich entweder beweise, daß es gar nicht existiert, oder indem ich den Verdacht im einzelnen bestätige und einen Impuls zur Verhütung der Katastrophe gebe."

"Ich verstehe. Dr. Denison - ich möchte noch einen anderen Punkt mit Ihnen diskutieren. Mein Vorgänger, Hochkommissar Montez, sagt mir, daß die aktuellen Schwerpunkte aller Forschung auf dem Mond liegen. Er scheint anzunehmen, daß sich ein unverhältnismäßig großes Geistes und Initiativpotential der Menschheit hier oben aufhält."

"Da hat er vielleicht recht", sagte Denison. "Ganz sicher weiß ich es nicht."

"Da hat er vielleicht recht", wiederholte Gottstein nachdenklich. "Wenn das der Fall ist, meinen Sie dann nicht auch, daß Sie dadurch wiederum benachteiligt werden könnten? Was Sie auch erreichen - für die Menschen mögen Ihre Funde ein Ergebnis der lunaren Forschungsstruktur sein. Persönlich wird Ihnen auf diese Weise vielleicht jede Anerkennung versagt, so wertvoll Ihr Beitrag auch sein mag... Was natürlich ungerecht wäre."

"Ich bin der ganzen Jagd nach Anerkennung überdrüssig, Hochkommissar Gottstein. Ich möchte meinem Leben noch einen Sinn geben und es nicht als Vizepräsident für den Bereich Ultraschall-Enthaarungsmittel beschließen. Ich finde diesen Sinn in einer Rückkehr in die Forschung. Wenn ich da etwas erreiche, das mich befriedigt, genügt es mir."

"Mir würde das nicht genügen. Die Anerkennung, die Ihnen zusteht, sollte auch nicht ausbleiben, und als Hochkommissar wäre ich wohl in der Lage, der terrestrischen Öffentlichkeit die Tatsachen so nahezubringen, daß Ihr Interesse gewahrt bleibt. Sie sind doch sicher noch so weit Mensch, daß Sie haben möchten, was Ihnen zusteht."

"Sie sind sehr freundlich. Und was erwarten Sie als Gegenleistung?"

"Jetzt sind Sie zynisch. Aber durchaus berechtigt. Als Gegenleistung erbitte ich Ihre Hilfe. Der bisherige Hochkommissar ist nicht sicher, welche Richtung die hier auf dem Mond betriebene Forschung nimmt. Die Verständigung zwischen den Völkern der Erde und des Mondes ist nicht sehr gut, und die Koordinierung der Anstrengungen auf beiden Welten käme zweifellos allen zugute. Verständlich, daß beide Seiten mißtrauisch sind, aber wenn Sie dazu beitragen könnten, dieses Mißtrauen abzubauen, wäre uns das nicht minder wertvoll als Ihre etwaigen wissenschaftlichen Erkenntnisse."

"Sie halten mich doch nicht für den geeigneten Mann, den Lunariern zu erzählen, wie fair und kooperativ das wissenschaftliche Establishment der Erde ist?"

"Sie dürfen einen rachedurstigen Wissenschaftler nicht mit der ganzen irdischen Menschheit in einen Topf werfen, Dr. Denison. Formulieren wir es so. Ich würde es begrüßen, wenn Sie mich über Ihre wissenschaftlichen Funde auf dem laufenden hielten, damit Ihnen die gebührende Anerkennung zuteil wird; damit Ihre Ergebnisse auch richtig verstanden werden -vergessen Sie nicht, ich bin kein berufsmäßiger Wissenschaftler , wäre es nützlich, wenn Sie mir Ihre Ausführungen im Rahmen der Gesamtsituation der Forschung auf dem Mond erläuterten. Sind Sie damit einverstanden?"

"Sie verlangen viel", antwortete Denison. "Vorläufige Ergebnisse, vorzeitig bekanntgegeben - ob durch Unvorsichtigkeit oder übermäßige Begeisterung , können einem Ruf erheblich schaden. Ich würde ungern über etwas sprechen, ehe ich mir meiner Grundlagen nicht absolut sicher wäre. Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Komitee, für das Sie einmal gearbeitet haben, raten mir auf jeden Fall zur Achtsamkeit."

"Das verstehe ich schon", sagte Gottstein herzlich. "Ich würde es auch Ihnen überlassen, den Zeitpunkt meiner Information zu bestimmen... Aber ich habe Sie schon zu lange aufgehalten. Sie wollen wahrscheinlich zu Bett."

Was das Ende des Gesprächs anzeigte. Denison ging, und Gottstein folgte ihm nachdenklich mit den Blicken.

7

Denison öffnete die Tür mit der Hand. Es gab einen Kontakt, der sie automatisch aufgleiten ließ, doch so kurz nach dem Aufwachen fand er ihn nicht.

Der dunkelhaarige Mann, dessen Gesicht irgendwie düster wirkte, sagte: "Es tut mir leid... Bin ich zu früh dran?" Denison wiederholte die Frage, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. "Früh?... Nein... Ich ... ich habe wohl verschlafen."

"Ich habe Sie gestern angerufen. Wir sind verabredet.. ."

Denison begriff. "Ja. Sie sind Dr. Neville?"

"Stimmt. Darf ich eintreten?"

Er kam herein, ohne auf eine Antwort zu warten. Denisons Zimmer war klein und wurde fast völlig von einem zerwühlten Bett eingenommen. Der Ventilator seufzte leise.

Neville sagte nichtssagend höflich: "Sie haben hoffentlich gut geschlafen."

Denison sah an seinem Schlafanzug hinab und strich sich über das wirre Haar. "Nein", entgegnete er abrupt. "Ich hatte eine schreckliche Nacht. Würden Sie mich einen Augenblick entschuldigen, damit ich mich etwas zurechtmachen kann?"

"Natürlich. Soll ich inzwischen das Frühstück bereiten? Sie sind mit der Einrichtung vielleicht noch nicht vertraut."

"Das wäre nett", sagte Denison.

Etwa zwanzig Minuten später kam er wieder zum Vorschein, gewaschen und rasiert, in Hosen und Unterhemd. "Ich hoffe, ich habe die Dusche nicht kaputtgemacht. Das Wasser blieb plötzlich aus, und ich konnte es nicht wieder anstellen."

"Wasser ist bei uns rationiert. Man bekommt nur eine bestimmte Menge. Wir sind hier auf dem Mond, Doktor. Ich habe mir erlaubt, für uns beide Rühreier und heiße Suppe zu machen."

"Rühr ..."

"So nennen wir's jedenfalls. Sie würden es wohl nicht so bezeichnen."

"Oh!" Denison setzte sich ohne rechte Begeisterung und kostete von dem weichen gelben Mischmasch, der wohl die "Rühreier" sein sollte. Er versuchte, nicht gleich beim ersten Bissen das Gesicht zu verziehen, und nahm sich mannhaft einen zweiten Löffel voll.

"Sie werden sich schon daran gewöhnen", meinte Neville. "Das Zeug ist sehr nahrhaft. Ich möchte Sie schon jetzt warnen, daß die vielen Proteine und die niedrige Schwerkraft Ihr Nahrungsbedürfnis mindern werden."

"Um so besser", sagte Denison und räusperte sich.

"Selene hat mir erzählt, daß Sie auf dem Mond bleiben wollen."

"Das war meine Absicht", erwiderte Denison. Er rieb sich die Augen. "Ich habe allerdings eine fürchterliche Nacht hinter mir, die meinen Entschluß wieder ins Wanken bringt."

"Wie oft sind Sie denn aus dem Bett gefallen?"

"Zweimal. Wie ich höre, passiert das oft."

"Den Besuchern von der Erde unweigerlich. Wenn Sie wach sind, können Sie Ihre Bewegungen auf die Mondschwerkraft einstellen. Im Schlaf jedoch werfen Sie sich herum wie auf der Erde. Wenigstens fällt man hier nicht so schwer."

"Beim zweitenmal habe ich noch eine Zeitlang auf dem Boden weitergeschlafen. Wußte überhaupt nicht mehr, daß ich aus dem Bett gefallen war. Was tut man nur dagegen?"

"Sie müssen regelmäßig Puls, Blutdruck und Körperfunktionen überprüfen lassen, damit die Schwerkraftveränderung Sie nicht zu sehr belastet."

"Davor bin ich hinreichend gewarnt", entgegnete Denison angewidert. "Tatsächlich habe ich im nächsten Monat schon meine Termine. Und Pillen."