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"Komischer Gedanke. Aber vielleicht ging es darum, daß, je weniger Leute über Ihren Intuitionismus Bescheid wußten, desto weniger auch Ihre Mitarbeit an etwas erahnen konnten, das ansonsten ihm allein zugeschrieben würde."

"Jetzt hören Sie sich aber fast wie Barron an."

"Wirklich? Und ist es möglich, daß er sich immer ziemlich aufregt, wenn es mit Ihrem Intuitionismus mal besonders gut klappt?"

Selene zuckte die Achseln. "Barron ist ein mißtrauischer Mann. Wir alle haben unsere Fehler."

"Ist es dann klug, hier allein mit mir zu sitzen?"

"Jetzt tun Sie nicht gleich beleidigt, nur weil ich ihn verteidige", sagte Selene scharf. "Er hält es eigentlich nicht für möglich, daß wir uns sexuell danebenbenehmen. Sie sind von der Erde. Ich sollte Ihnen vielleicht gleich sagen, daß er unser Zusammensein sogar fördert. Er meint, ich könnte von Ihnen lernen."

"Und haben Sie das?" fragte Denison kalt.

"O ja ... Aber das mag für ihn der wichtigste Grund sein, unser Beieinander zu fördern - für mich ist er es nicht."

"Und was ist Ihr Grund?"

"Wie Sie sehr wohl wissen", antwortete Selene, "und wie Sie jetzt auch hören wollen, habe ich Spaß an Ihrer Gesellschaft. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte ich alles, was ich sonst noch will, wesentlich schneller bekommen."

"Also gut, Selene, Freunde?"

"Freunde! Absolut!"

"Was haben Sie von mir gelernt? Darf ich das erfahren?"

"Das ließe sich nicht mit ein paar Worten erklären. Sie wissen, der Grund, warum wir nicht nach Wunsch an jeder Stelle eine Pumpstation errichten können, liegt darin, daß wir das Parauniversum nicht lokalisieren können, auch wenn uns die Paramenschen mühelos ausmachen. Das mag darauf zurückzuführen sein, daß sie viel intelligenter oder technologisch viel weiter fortgeschritten sind als wir."

"Was nicht unbedingt das gleiche ist", murmelte Denison.

"Ich weiß. Deshalb habe ich ja auch "oder" gesagt. Aber es liegt vielleicht auch daran, daß wir weder besonders dumm noch besonders zurückgeblieben sind. Vielleicht ist einzig und allein die Tatsache ausschlaggebend, daß die anderen das schwierigere Ziel abgeben. Wenn die Starke nukleare Wechselwirkung im Parauniversum stärker ist, muß es dort auch viel kleinere Sonnen und aller Wahrscheinlichkeit nach viel kleinere Planeten geben. Die Welt der Paramenschen müßte folglich schwieriger zu lokalisieren sein als unsere Welt.

Eine andere Möglichkeit", fuhr sie fort. "Nehmen wir einmal an, die Paramenschen richten sich beim Aufspüren nach dem elektromagnetischen Feld. Das elektromagnetische Feld eines Planeten ist viel größer als der Planet selbst und ist viel leichter auszumachen. Und daraus würde folgern, daß sie zwar die Erde orten können, nicht aber den Mond, der kein nennenswertes elektromagnetisches Feld besitzt. Vielleicht ist es uns deshalb nicht gelungen, eine Pumpstation auf dem Mond zu installieren. Und wenn die kleinen Planeten drüben kein nennenswertes elektromagnetisches Feld haben, können wir sie auch nicht ausmachen."

"Ein verlockender Gedanke", meinte Denison.

"Überdenken wir als nächstes den Austausch von Eigenheiten zwischen den Universen - den Austausch, der drüben die nukleare Wechselwirkung schwächt und die Sonnen abkühlen läßt, während er unsere Wechselwirkung stärkt und unsere Sonnen anheizt und zur Explosion bringt. Was läßt sich daraus schließen? Nehmen wir an, die Paramenschen könnten in einer Richtung auch ohne unsere Hilfe Energie aufnehmen, doch nur mit unmöglich niedrigem Wirkungsgrad. Unter normalen Umständen wäre ein solches Verfahren nicht praktikabel. Sie würden uns brauchen, um konzentrierte Energie zu ihnen zu leiten

- indem wir ihnen Wolfram-186 zur Verfügung stellen und im Austausch Plutonium-186 erhalten. Aber nehmen wir weiterhin an, unser Arm der Galaxis implodiert zu einem Quasar. Das würde in der Nachbarschaft des Sonnensystems zu einer wesentlich stärkeren Energiekonzentration führen, die eine Million Jahre anhalten könnte.

Wenn sich dieser Quasar bildet, ist auch ein unmöglich niedriger Wirkungsgrad plötzlich ausreichend. Dann wäre es den Paramenschen auch egal, ob wir vernichtet würden oder nicht. Tatsächlich könnte man behaupten, daß es besser für sie wäre, wenn wir mit explodierten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt könnten wir ihnen noch aus allen möglichen Gründen die Pumpe beliebig abstellen, und dann hätten sie keine Möglichkeit, den Energieaustausch wieder in Gang zu bringen... Und deshalb haben Leute, die da sagen: "Wenn die Pumpe so gefährlich ist, warum wird sie dann nicht von diesen schrecklich klugen Paramenschen gestoppt?" keine Ahnung, wovon sie überhaupt reden."

"Hat Neville so argumentiert?"

"Ja, allerdings."

"Aber die Parasonne würde doch weiter abkühlen, oder nicht?" "Na und?" fragte Selene ungeduldig. "Die Pumpe würde die Paramenschen doch in allem von der Sonne unabhängig machen."

Denison atmete tief ein. "Selene, was ich Ihnen jetzt sage, können Sie nicht wissen. Vor einiger Zeit machte auf der Erde das Gerücht die Runde, Lamont habe eine Botschaft von den Paramenschen erhalten, in der es hieß, die Pumpe wäre gefährlich, doch man könnte sie nicht stoppen. Natürlich nahm das niemand ernst, aber nehmen wir einmal an, es stimmt. Nehmen wir an, Lamont erhielt eine solche Nachricht. Ist es denkbar, daß einige der Paramenschen human genug waren, eine Welt mit hilfreichen Intelligenzen nicht vernichten zu wollen - doch daß sie damit natürlich gegen die oh! so praktische Mehrheit standen?"

Selene nickte: "Das ist schon denkbar... Ich wußte das alles schon - oder hatte es mir intuitiv erarbeitet , ehe Sie hier auftauchten. Aber dann sagten Sie, daß zwischen eins und unendlich keine Zahl Bestand haben kann. Wissen Sie noch?"

"Natürlich."

"Gut. Die Unterschiede zwischen unserem Universum und dem Parauniversum liegen so offensichtlich in der Starken nuklearen Wechselwirkung, daß sich unsere Forschungen bisher nur darauf konzentriert haben. Aber es gibt nicht nur eine Wechselwirkung, sondern vier. Außer der Starken haben wir da die elektromagnetische, die Schwache und die GravitationsWechselwirkung, mit Intensitäts-Verhältnissen von 130:1 :10 10 :10 -40 . Aber wenn es vier gibt, warum dann nicht eine unendliche Anzahl, die alle zu schwach sind, als daß sie erspürbar wären?"

"Wenn eine Wechselwirkung zu schwach ist, um spürbar zu sein oder irgendeinen Einfluß auszuüben, dann existiert sie nach wissenschaftlicher Definition nicht", sagte Denison.

"In diesem Universum", entgegnete Selene heftig. "Wer weiß, was es in den Parauniversen gibt oder nicht gibt! Mit einer unendlichen Anzahl möglicher Wechselwirkungen, von denen jede in ihrer Stärke in bezug auf eine als Standard angenommene Wechselwirkung unendlich verschieden sein kann, ist die Anzahl der möglichen existenten Universen ebenfalls unendlich."

"Das ist vielleicht die Unendlichkeit des Kontinuums; Alepheins und nicht Alephnull."

Selene runzelte die Stirn. "Was heißt das?"

"Unwichtig. Reden Sie weiter."

"Warum arbeiten wir also mit dem einen Parauniversum, das sich uns aufgedrängt hat und das unseren Bedürfnissen vielleicht überhaupt nicht entspricht - und warum versuchen wir statt dessen nicht festzustellen, welches Universum - aus der unendlichen Sammlung der Möglichkeiten - am besten für uns geeignet ist und sich am einfachsten lokalisieren läßt? Entwerfen wir uns doch ein Universum - denn es muß ja existieren, was wir uns entwerfen und suchen danach!"

Denison lächelte. "Selene, ich habe schon genau den gleichen Gedanken gehabt. Und obgleich es kein Gesetz gibt, das mir sagt, daß ich vielleicht recht habe, erscheint es unwahrscheinlich, daß sich ein brillanter Kopf wie ich völlig irren kann, wenn ein brillanter Kopf wie Sie unabhängig zur gleichen Schlußfolgerung kommt...Wissen Sie was?"

"Was denn?" fragte Selene.

"Mir fängt Ihre verdammte Mondnahrung an zu gefallen. Wenigstens gewöhne ich mich daran. Gehen wir nach Hause und essen wir, und dann können wir uns auf unsere Pläne stürzen. Und wissen Sie noch etwas?"