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»Das mag aber auch an ihrer Naivität liegen«, sagte Bronowski gleichmütig.

»Sie können doch nicht im Ernst die Ansicht vertreten, die Paramenschen glaubten, daß es nur eine gesprochene und geschriebene Sprache gebe und daß jede Intelligenz in einem anderen Universum ebenfalls diese Sprache sprechen und schreiben müsse? Ich bitte Sie!«

»Selbst wenn ich Ihnen recht gäbe — was erwarten Sie von mir?« fragte Bronowski. »Ich habe mir die Parasymbole angesehen, wie vermutlich jeder Archäologe und Philologe auf der Erde. Ich wüßte nicht, was ich da tun könnte, und den anderen geht es sicher ebenso. Seit über zwanzig Jahren sind keine Fortschritte mehr erzielt worden.«

Lamont sagte eindringlich: »Die Wahrheit ist, daß zwanzig Jahre lang überhaupt kein Wunsch nach Fortschritten bestand. Die Pumpenbehörde möchte die Symbole nicht enträtseln.«

»Warum sollte sie das nicht?«

»Wegen der ärgerlichen Möglichkeit, daß sich bei einem Kontakt mit den Paramenschen die andere Seite klar als intelligenter erweisen könnte. Und weil das die Menschen als Marionettenpartner der Wesen am anderen Ende der Pumpe entlarven würde, was natürlich dem Ego nicht wohltut. Und, vor allen Dingen« Lamont versuchte die Verachtung aus seiner Stimme herauszuhalten, »weil Hallam dann seinen Ruhm als Vater der Elektronenpumpe verlieren würde.«

»Nehmen wir einmal an, man wollte doch Fortschritte machen. Was könnte man dann tun? Der Wille ist noch lange nicht die Tat.«

»Man könnte die Paramenschen dazu bringen, mit uns zusammenzuarbeiten. Man könnte Nachrichten in das Parauniversum schicken. Bisher ist so etwas noch nicht geschehen, aber es wäre möglich. Eine Nachricht auf Metallfolie ließe sich unter ein Wolframkörnchen legen.«

»Oh? Obwohl die Pumpen in Betrieb sind, halten die Paramenschen noch nach neuem Wolfram Ausschau?«

»Nein, aber sie werden das Wolfram bemerken und vermuten, daß wir damit ihre Aufmerksamkeit erregen wollen. Wir könnten die Nachricht sogar direkt auf eine Wolframfolie gravieren. Wenn sie die dann übernehmen und überhaupt etwas davon verstehen, vielleicht nur ein kleines bißchen, schicken sie uns bestimmt eine Antwort, in der ihre Feststellungen enthalten sind. Vielleicht schicken sie uns eine vergleichende Tabelle ihrer und unserer Vokabeln, oder sie gebrauchen eine Mischung aus ihren und unseren Worten. Es wäre ein abwechselnder Informationsstoß — zuerst von ihrer Seite, dann von unserer, dann wieder von drüben, und so weiter.«

»Wobei die andere Seite«, sagte Bronowski, »die meiste Arbeit macht.«

»Ja.«

Bronowski schüttelte den Kopf. »Wo liegt da der Spaß? Die Sache reizt mich nicht.«

»Warum nicht?« entgegnete Lamont auffahrend. »Meinen Sie, es bringt Ihnen nicht genügend Anerkennung? Nicht genug Ruhm? Was sind Sie denn schon — ein Kenner des Ruhms? Was für eine Art Ruhm hat Ihnen die Sache mit den etruskischen Inschriften überhaupt gebracht, verdammt! Sie sind fünf Konkurrenten zuvorgekommen. Vielleicht sechs. Denen sind Sie bekannt wie ein buntes Huhn und verhaßt für Ihren Erfolg. Was sonst? Sie reisen herum und reden über das Thema vor einem Publikum, das allenfalls ein paar Dutzend Köpfe ausmacht und das Ihren Namen am nächsten Tag schon vergessen hat. Steht Ihnen der Sinn wirklich danach?«

»Werden Sie nicht dramatisch.«

»Schon gut. Ich besorge mir jemand anders. Dann dauert’s eben länger — aber wie Sie selbst sagen, die Paramenschen werden ohnehin die meiste Arbeit tun. Schlimmstenfalls mache ich alles allein.«

»Sind Sie mit diesem Projekt beauftragt?«

»Nein. Und wenn schon! Oder ist das auch ein Grund, warum Sie nichts damit zu tun haben wollen? Disziplinarprobleme? Es gibt kein Gesetz dagegen, eine Übersetzung zu versuchen, und ich kann Wolfram auf meinen Tisch stellen, soviel ich will. Ich werde davon absehen, die Nachrichten zu melden, die ich im Austausch für das Wolfram erhalte, und werde insofern den Kodex brechen. Aber wenn die Übersetzung erst steht, wer fragt dann noch danach? Würden Sie mitmachen, wenn ich Ihnen absolute Verschwiegenheit garantiere? Da ginge Ihnen der Ruhm natürlich durch die Lappen, aber Ihre Sicherheit ist Ihnen vielleicht noch lieber. Na ja.« Lamont zuckte die Achseln. »Wenn ich’s selbst tue, brauche ich mir wenigstens über die Sicherheitsprobleme anderer Leute nicht den Kopf zu zerbrechen.«

Er stand auf. Beide Männer waren wütend und begegneten sich mit der umständlichen Höflichkeit zweier verfeindeter, aber noch immer auf Manieren bedachter Parteien. »Ich darf zumindest annehmen«, sagte Lamont, »daß Sie unsere Unterhaltung vertraulich behandeln?«

Bronowski war ebenfalls aufgestanden. »Dessen dürfen Sie versichert sein«, erwiderte er kühl, und die beiden schüttelten sich kurz die Hand.

Lamont glaubte das Kapitel Bronowski damit abgeschlossen und begann sich einzureden, daß es auf jeden Fall besser war, die Übersetzung allein anzugehen.

Zwei Tage später jedoch tauchte Bronowski in Lamonts Büro auf und sagte ziemlich brüsk: »Ich reise heute weiter, aber ich bin im September wieder hier. Ich habe den Posten angenommen, und wenn Sie noch Interesse haben, will ich mich mal des Übersetzungsproblems annehmen, auf das Sie mich neulich ansprachen.«

Lamont hatte kaum Gelegenheit, ein überraschtes Danke zu sagen, als Bronowski auch schon weitergestapft war, offensichtlich ärgerlich darüber, zum Schluß doch noch eingewilligt zu haben.

Mit der Zeit freundeten sich die beiden an, und nach einiger Zeit erfuhr Lamont auch, was Bronowskis Entschluß herbeigeführt hatte. Am Tage nach ihrer Diskussion war Bronowski zusammen mit einigen leitenden Herren der Universität im Fakultätsklub essen gewesen — ein Essen, an dem natürlich auch der Präsident teilnahm. Bronowski hatte angekündigt, daß er den Posten annehmen und sein formelles Einwilligungsschreiben zu gegebener Zeit schicken würde, und alle hatten darüber ihre Befriedigung zum Ausdruck gebracht.

Der Präsident hatte gesagt: »Es ist eine große Ehre für uns, den berühmten Übersetzer der cheruskischen Inschriften an unserer Universität zu haben. Vielen Dank.«

Der Irrtum war natürlich nicht berichtigt worden, und Bronowski hielt sein Lächeln. Doch im Hinblick auf Lamonts höhnische Bemerkung über das Ausmaß seines Ruhms fand Bronowski das Ganze doch sehr ärgerlich.

Als Lamont die Geschichte schließlich zu hören bekam, lächelte er: »Hör auf«, sagte er. »Ich kenne das. Du hast dir gedacht: Bei Gott, jetzt stelle ich etwas auf die Beine, das sogar dieser Klotzkopf schlucken muß!«

»So etwa«, sagte Bronowski.

5

Die Arbeit eines ganzen Jahres hatte jedoch nicht viel erbracht. Es waren Nachrichten in das andere Universum verschwunden, und Nachrichten waren zurückgekommen. Nichts.

»Du mußt herumraten!« hatte Lamont aufgeregt zu Bronowski gesagt. »Wild spekulieren! Probier’s an ihnen aus.«

»Das tue ich doch, Pete. Weshalb bist du so aufgeregt? Für die etruskischen Inschriften habe ich zwölf Jahre gebraucht. Denkst du etwa, unsere Sache hier geht schneller?«

»Guter Gott, Mike. Wir haben keine zwölf Jahre.«

»Warum nicht? Hör mal, Pete, es ist mir nicht entgangen, daß sich deine Einstellung geändert hat. Im letzten Monat bist du einfach unmöglich gewesen. Ich dachte, wir wären uns von Anfang an einig, daß die Arbeit nicht schnell abgewickelt werden kann und daß wir geduldig sein müssen. Ich dachte, du hättest begriffen, daß ich noch meine tägliche Arbeit an der Universität habe. Hör mal, ich habe dich schon öfter gefragt. Noch einmaclass="underline" Warum hast du es plötzlich so eilig?«