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»Weil ich es eilig habe«, antwortete Lamont abrupt. »Weil ich weiterkommen möchte.«

»Glückwunsch«, sagte Bronowski kurz. »Ich aber auch. Sag mal, du rechnest doch nicht etwa mit deinem baldigen Ableben, wie? Dein Arzt hat dir nicht gesagt, du wärst unheilbar krank oder so?«

»Nein, nein«, stöhnte Lamont.

»Also was dann?«

»Lassen wir das«, sagte Lamont und hastete davon.

Als er Bronowski zum erstenmal auf eine Zusammenarbeit ansprach, drehten sich Lamonts Gedanken ausschließlich um Hallams engstirnige Ablehnung der Möglichkeit, daß die Paramenschen intelligenter waren. Ausschließlich in diesem Punkte erstrebte er den Durchbruch und hatte darüber hinaus keine Ambitionen — zunächst.

Doch in den folgenden Monaten hatte er immer wieder Ärger gehabt. Seine Materialanforderungen, seine Bitten um technische Hilfe und um Computerzeit wurden verzögert bearbeitet; seine Anträge auf Reisekostenerstattung gekürzt, seine Meinung bei Abteilungskonferenzen unweigerlich übergangen.

Zum offenen Bruch kam es, als Henry Garrison, der an Dienst-Jahren und noch mehr an Fähigkeiten entschieden nicht mit ihm konkurrieren konnte, einen mit Prestige ausgestatteten Beraterposten erhielt, der eigentlich Lamont zugestanden hätte. Damit wurde Lamonts Groll in einem Maße gesteigert, daß ein einfacher Beweis für die Richtigkeit seiner Meinung nicht mehr genügte. Er wollte Hallam zerdrücken, ihn am Boden zerstören.

Dieser Wunsch verstärkte sich von Tag zu Tag, fast von Stunde zu Stunde — gefördert durch die klare Haltung der anderen Leute in der Pumpstation. Lamonts unverbindliche Art ließ nicht gerade Sympathie aufkommen, obwohl insgeheim doch einige Leute auf seiner Seite standen.

Garrison selbst war in großer Verlegenheit. Er war ein ruhiger, freundlicher junger Mann, der offensichtlich keine Schwierigkeiten wollte. Er kam zu Lamont ins Laboratorium mit einem Gesicht, auf dem die Angst nicht zu verkennen war.

Er sagte: »Pete, könnte ich mal mit Ihnen sprechen?«

»Bitte schön, so lange Sie wollen«, antwortete Lamont, runzelte die Stirn und vermied es, den Blick des anderen zu erwidern.

Garrison kam herein und setzte sich. »Pete«, begann er, »ich habe die Berufung nicht abgelehnt, aber ich möchte Ihnen auch sagen, daß ich mich nicht danach gedrängelt habe. Das alles kam völlig überraschend.«

»Wer hat denn von Ihnen verlangt, den Posten abzulehnen? Mir ist das doch egal!«

»Pete, es liegt an Hallam. Wenn ich abgelehnt hätte, wäre jemand anders berufen worden — aber nicht Sie. Was haben Sie dem Alten getan?«

Lamont ging zum Gegenangriff über. »Was halten Sie von Hallam? Was für ein Mann ist er — Ihrer Meinung nach?«

Garrison war überrascht. Er schürzte die Lippen und rieb sich die Nase. »Nun…« hob er zögernd an.

»Großer Mann? Brillanter Wissenschaftler? Anregender Vorgesetzter?«

»Nun…«

»Ich sag’s Ihnen. Der Mann ist ein Täuscher, ein Hochstapler! Er hat seinen Ruf und seine Stellung und sitzt in panischem Schrecken darauf. Er weiß, daß ich ihn durchschaut habe, und das hat er gegen mich.«

Garrison stieß ein leises, ängstliches Lachen aus. »Sie sind doch nicht zu ihm gegangen und haben gesagt…«

»Nein, direkt habe ich ihm noch nichts gesagt«, erwiderte Lamont mürrisch. »Eines Tages tue ich das. Aber er weiß es schon jetzt. Er weiß, daß er mich nicht täuschen kann, auch wenn ich nichts sage.«

»Aber, Pete, was hat es für einen Sinn, ihm das unter die Nase zu reiben? Ich behaupte ja auch nicht, daß er der Größte auf der Welt ist — aber warum das hinausposaunen? Schmeicheln Sie ihm lieber ein bißchen. Er hat über Ihre Karriere zu bestimmen.«

»Oh, wirklich? Und ich habe über seinen Ruf zu bestimmen. Ich nehme es mit ihm auf. Ich werde ihn entlarven.«

»Wie?«

»Das ist meine Sache!« knurrte Lamont, der in diesem Augenblick nicht die geringste Ahnung hatte, wie er das schaffen wollte.

»Aber das ist lächerlich«, sagte Garrison. »Sie können dabei unmöglich gewinnen. Er wird Sie einfach vernichten. Auch wenn er kein Einstein oder Oppenheimer ist — für die Öffentlichkeit ist er weit mehr! Für die zwei Milliarden auf der Erde ist er der Vater der Elektronenpumpe, und was Sie auch anstellen, ändert nichts, solange die Elektronenpumpe der Schlüssel zum menschlichen Paradies ist. Solange das gilt, ist Hallam unantastbar, und Sie wären verrückt, das Gegenteil anzunehmen. Was soll’s denn, Pete? Sagen Sie ihm, er wäre der Größte, und fressen Sie ein bißchen Dreck, wie wir anderen auch. Seien Sie kein zweiter Denison!«

»Ich will Ihnen mal was sagen, Henry«, erwiderte Lamont in plötzlicher Wut, »warum scheren Sie sich nicht um Ihre eigenen Angelegenheiten?«

Garrison stand abrupt auf und ging. Wieder hatte sich Lamont einen Feind gemacht oder zumindest einen Freund verloren. Doch er kam bald zu dem Schluß, daß der Preis nicht zu hoch war, denn eine Bemerkung Garrisons brachte die Angelegenheit in eine völlig neue Richtung.

Garrison hatte im wesentlichen gesagt: »… solange die Elektronenpumpe als Schlüssel zum menschlichen Paradies gilt, ist Hallam unantastbar.«

Dieser Satz ging Lamont im Kopfe herum, als er sich nun zum erstenmal von Hallam abwandte und seine Aufmerksamkeit auf die Elektronenpumpe richtete.

War denn die Elektronenpumpe tatsächlich der Schlüssel zum Paradies? Oder gab es, beim Himmel, irgendwo einen Haken?

Bisher hatte noch jedes Ding einen Haken gehabt. Was war der Haken bei der Elektronenpumpe?

Lamont kannte sich in der Geschichte der Paratheorie hinreichend aus, um zu wissen, daß auch das Problem eines »Hakens« bereits erforscht war. Nach der ersten Ankündigung, die grundsätzliche Wirkung der Elektronenpumpe bestehe darin, Elektronen aus dem Universum in das Parauniversum zu pumpen, hatte es natürlich sofort Stimmen gegeben, die da fragten: »Aber was ist, wenn alle Elektronen hinübergepumpt sind?«

Das ließ sich leicht beantworten. Bei der größten vertretbaren Pumpleistung würde der Elektronenvorrat mindestens eine Billion Billion Billionen Jahre reichen — und das gesamte Universum und wahrscheinlich auch das Parauniversum würden nur noch einen winzigen Bruchteil dieser Zeit zu leben haben.

Der zweite Einwand war schwieriger. Es gab einfach keine Möglichkeit, alle Elektronen hinüberzupumpen. Durch das Pumpen der Elektronen gewann das Parauniversum an negativer Ladung und das Universum an positiver Ladung hinzu, so daß es mit jedem Jahr, da dieser Unterschied in der Ladung wuchs, schwieriger wurde, weitere Elektronen gegen die Kraft der Ladungsdifferenz zu pumpen. Tatsächlich gepumpt wurden natürlich nur neutrale Atome, doch durch die bei dem Vorgang entstehende Verzerrung der Kreisbahnelektronen ergab sich eine effektive Ladung, die mit den nachfolgenden radioaktiven Veränderungen erheblich zunahm.

Wenn die Ladungsanreicherung an den Pumpstellen verblieben wäre, hätte der Effekt auf die kreisbahnverzerrten gepumpten Atome den gesamten Vorgang fast sofort zum Stillstand gebracht, aber natürlich durfte die Diffusion nicht vergessen werden. Die Ladungsanreicherung verteilte sich über die Erde, und die Wirkung auf den Pumpvorgang war unter Berücksichtigung dieser Tatsache berechnet worden.

Die zunehmende positive Ladung der Erde drängte den positiv geladenen solaren Wind in eine allgemein größere Entfernung vom Planeten ab, und die Magnetosphäre vergrößerte sich. Aufgrund der Arbeit McFarlands (der nach Lamonts Auffassung der eigentliche Urheber der Großen Einsicht war) ließ sich zeigen, daß ein gewisser Ausgleich erzielt wurde, indem der solare Wind immer mehr von den sich ansammelnden positiven Partikeln davonfegte, die von der irdischen Erdoberfläche abgestoßen und in die Exosphäre hinaufgetrieben wurden. Mit jeder Zunahme der Pumpleistung, mit jeder neuen Pumpstation erhöhte sich die positive Ladung auf der Erde um ein Geringes, und die Magnetosphäre dehnte sich um ein paar Kilometer aus. Die Veränderung fiel jedoch gering aus, und die positive Ladung wurde zum Schluß vom solaren Wind davongeweht und in den äußeren Bereichen des Sonnensystems verbreitet.