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Nur wenn sie sich gegen uns wendet, korrigierte Chaia ihn energisch. Ich sage, wir sollten Auraya als Weiße behalten.

Du bist überstimmt, aber wir werden ihr gestatten, nach Si zu gehen. Der Schock über ihren Rücktritt wird genug Schaden anrichten, obwohl das Wissen, dass sie fortgegangen ist, um den Siyee zu helfen, einiges dazu beitragen wirdwartet. Sie kann uns hören!, rief Huan aus.

Ich habe euch gewarnt. Ihr wisst, dass sie uns spüren kann, wenn wir in der Nähe sind, sagte Chaia, und in seinem Tonfall schwang vielleicht ein wenig Selbstgefälligkeit mit. Ändert das eure Meinung?

Nein, sagte Huan.

Die Götter kamen näher und nahmen wieder ihre Positionen um den Altartisch ein. Auraya wurde bewusst, dass sie die ganze Zeit über Juran angestarrt hatte, und sie wandte hastig den Blick ab. Die fünf Götter erschienen wieder.

Wir gewähren dir deine Bitte, erklärte Huan.

Unter gewissen Bedingungen, ergänzte Chaia. Du darfst nicht danach trachten, selbst über ein Land oder ein Volk zu herrschen. Wenn du dich gegen uns oder die Weißen stellst oder gegen unsere Arbeit, oder wenn du dich mit unseren Feinden verbündest, werden wir dich ebenfalls als Feindin betrachten.

»Das ist vernünftig. Ich akzeptiere eure Bedingungen.«

Leg den Ring ab.

Aurayas Herz begann abermals schneller zu schlagen. Sie streckte die Hand aus, dann zog sie langsam den weißen Ring vom Finger. Nachdem sie das getan hatte, stand sie auf und wandte sich zu Chaia um.

»Es war mir das größte Glück und die größte Ehre, euch zu dienen, aber es ist offenkundig, dass ihr einen Würdigeren als mich in dieser Position braucht. Ich habe nicht den Wunsch, mich von euch abzukehren. Ihr habt noch immer meinen Respekt und meine Liebe, und ich werde euch weiterhin als Priesterin dienen, wenn das für euch akzeptabel ist.«

Chaia sah Huan an.

Das wird wie immer eine Entscheidung sein, die die Weißen treffen müssen, antwortete er.

Huans Augen wurden ein wenig schmaler. Auraya sah Juran an, dann blickte sie auf den Ring hinab. Schließlich holte sie tief Luft und legte ihn auf den Tisch. Sie empfand nichts – keinen quälenden Verlust, überhaupt keine Veränderung. Sie machte einen Schritt zurück, richtete sich auf und blickte abermals zu Juran hinüber.

Er betrachtete den Ring mit grimmiger Miene. Nun, das sollte er auch, dachte sie. Die Weißen sind ohne ein fünftes Mitglied in ihren Reihen verletzlich. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Götter diesen Zustand nicht lange werden anhalten lassen. Ich bezweifle, dass sie noch einmal fünfundzwanzig Jahre damit warten werden, einen Ersatz für mich zu finden.

Sie sah Mairae an. Zu ihrer Überraschung lächelte die junge Frau und nickte. In ihren Augen lagen Freundschaft und Respekt. Sie bezweifelte, dass die anderen Weißen genauso empfanden. Dyara und Rian beobachteten sie gewiss durch Juran und Mairae. Dyara wird enttäuscht sein, ging es Auraya durch den Kopf. Rian dagegen dürfte überglücklich sein.

Deine Entscheidung lässt sich nicht rückgängig machen, sagte Huan. Es ist jedoch nicht notwendig, dass du in Jarime bleibst. Du darfst nach Si zurückkehren.

Auraya nickte und machte das förmliche Zeichen des Kreises. »Danke.«

Die Götter verschwanden.

Auraya hielt inne, unsicher, was sie als Nächstes tun oder sagen sollte. Juran starrte noch immer den Ring an. Jetzt streckte er langsam die Hand aus und griff danach. Sein Blick wanderte zu ihr hinüber.

»Du hast alles für die Siyee geopfert«, stellte er fest.

Sie lächelte. »Ja.« Sie dachte an Mirars Überzeugung, nach der die Gabe des Fluges ihre eigene war.

»Vielleicht nicht wirklich alles«, sagte Mairae.

Auraya sah die Frau überrascht an.

»Ich kann jetzt deine Gedanken lesen«, erklärte Mairae.

»Natürlich.« Auraya schüttelte den Kopf. »Daran hatte ich nicht gedacht.«

»Nun, wirst du versuchen zu fliegen?«

Auraya sah Mairae an, dann konzentrierte sie ihren Geist auf die Wahrnehmung ihrer Position innerhalb der Welt. Sie konnte es noch immer spüren. Schließlich zog sie Magie in sich hinein und ließ sich in die Höhe steigen. Mairae lachte triumphierend auf.

»Ja! Du kannst den Siyee immer noch helfen.«

Erleichterung durchströmte Auraya, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus. »Ich kann sie erreichen. Jetzt brauche ich nur noch herauszufinden, ob ich sie noch immer heilen kann.«

»Dann vermute ich, dass du so bald wie möglich aufbrechen wirst«, sagte Juran. Er wirkte müde. Auraya ließ sich wieder zu Boden sinken.

»Ja. Ich brauche lediglich Unfug und einige persönliche Dinge einzupacken.«

Er nickte, dann stand er auf. »Gib auf dich Acht, Auraya. Ich brauche dich nicht zu ermahnen, den pentadrianischen Zauberern aus dem Weg zu gehen. Ich… ich muss mich mit den anderen beraten, bevor ich entscheide, ob du weiterhin Priesterin bleiben darfst.«

»Ich verstehe.«

»Komm ab und zu vorbei, damit wir einander auf dem Laufenden halten können«, fügte Mairae hinzu.

Auraya lächelte. »Ihr beide müsst irgendwann einmal nach Si kommen. Vielleicht könntet ihr zur Küste segeln. Ich denke, es würde euch dort gefallen.«

Mairae tauschte einen Blick mit Juran. »Wir sollten diese Mühe tatsächlich einmal auf uns nehmen.«

Er nickte, dann geleitete er sie vom Altar hinab auf den Boden der Kuppel. »Das sollten wir tun. Und es könnte von großem Nutzen für uns sein, eine Priesterin in Si zu haben, die uns schnell erreichen kann.«

Auraya sah ihn von der Seite an. »Auch ich würde gern weiterhin mit dir zusammenarbeiten, Juran von den Weißen.«

Er musterte sie kurz, und zum ersten Mal, seit sie zurückgekehrt war, lächelte er. Ihr Boot war noch genau dort, wo sie es zurückgelassen hatte. Emerahl wandte sich zu Surim und Tamun um.

»Vielen Dank für eure Gastfreundschaft«, sagte sie.

Tamun lächelte und breitete die Arme aus. Zu Emerahls Überraschung trat die normalerweise so zurückhaltende Frau vor und zog sie an sich.

»Ich sollte dir danken, dass du hergekommen bist. So hatte ich jemanden zum Reden.«

»Jemand anderen als mich«, warf Surim ein.

»Es hat auch Spaß gemacht, mit euch zusammen zu sein«, erklärte Emerahl.

Als Tamun zurücktrat, umarmte auch Surim Emerahl und presste ihr damit beinahe den Atem aus dem Leib.

»Pass auf dich auf, alte Hexe.«

»Und ihr passt aufeinander auf.«

»Oh, darauf verstehen wir uns bestens. Wir haben schon immer aufeinander aufgepasst.«

»In guten wie in schlechten Zeiten«, ergänzte Tamun. Dann räusperte sie sich. »Das reicht jetzt, Bruder.«

Surim ließ Emerahl los und trat grinsend einen Schritt zurück. »Aber es ist so lange her, dass ich das letzte Mal eine andere Frau im Arm gehalten habe.«

Tamun schnalzte mit der Zunge. »Soweit ich mich erinnere, ist es erst einige Wochen her.«

»Einige Wochen sind eine lange Zeit.« Er blickte nachdenklich drein. »Hmmm, und ich glaube, ich sollte demnächst mal wieder einen Ausflug flussabwärts machen.«

»Dieses Sumpfmädchen beansprucht einen zu großen Teil deiner Aufmerksamkeit«, sagte Tamun missbilligend.

»Sie ist ein wenig alt, um als Mädchen durchzugehen, obwohl ich davon überzeugt bin, dass es ihr schmeicheln würde.«

Tamun sog scharf die Luft ein, sagte jedoch nichts. Sie reichte Emerahl einen Beutel – den Beutel, den Emerahl sie hatte weben sehen.

»Er enthält Essen und frisches Wasser und außerdem die einheimischen Heilmittel, über die wir gesprochen haben.«

»Danke.«

»Wir werden jede Nacht versuchen, uns mit dir in Verbindung zu setzen«, sagte Surim. »In unseren Träumen.«