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»Willst du wirklich, dass die Leute das erfahren?«, murmelte Danjin, als sie um die Menge herumgingen und auf die kreisförmige Wand in der Mitte der Halle zustrebten.

»Gewöhnliche Zirkler werden das Hospital nur dann akzeptieren, wenn sie das Gefühl haben, dass es Vorteile für uns hat«, antwortete sie leise. »Schlichter Frieden und Toleranz sind nicht Grund genug. Ebenso wenig wie die Annahme, dass alles, was ich tue, die Billigung der Götter hat.«

»Was ist, wenn sie davon hören?«

»Die Traumweber?« Auraya lächelte grimmig. »Sie haben meinen Vorschlag bereits angenommen. Sie haben darüber abgestimmt und werden sich gewiss nicht die Mühe machen, wegen eines bloßen Gerüchts noch einmal abzustimmen. Ich hoffe, sie sind klug genug, um meine Lüge, wir seien als Heiler ebenso tüchtig wie sie, zu durchschauen und zu begreifen, dass wir unmöglich solche Absichten verfolgen können. Wenn es unser Ziel wäre zu beweisen, dass wir ihnen nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen sind, würden wir dieses Hospital nicht einrichten.«

»Es sei denn, unsere Heiler würden ihnen eines Tages tatsächlich ebenbürtig werden. Glaubst du wirklich, dass sie diese Gefahr nicht erkennen und deinen wahren Plan erraten werden?«

Auraya verzog das Gesicht. »Sie werden sich sicher fühlen, solange wir nicht danach trachten, ihre Fähigkeiten der Traumheilung zu lernen. Bis wir das in einigen Jahren tun, werden sie sich des Erfolges unseres Unternehmens sicher sein, und die Gefahr wird lange in Vergessenheit geraten sein.«

Danjin zog die Augenbrauen hoch. »Ich hoffe, du hast recht.«

»Das hoffe ich auch.«

Sie hatten inzwischen die Wand in der Mitte der Halle erreicht. Sie lief um ein erhöhtes Podest mit einem Loch in der Mitte herum, durch das senkrecht große Ketten geführt waren. An der einen Seite wand sich eine Wendeltreppe nach oben, die Auraya jedoch ignorierte. Sie nickte dem Priester zu, der am Fuß der Treppe stand. Er schlug das Zeichen des Kreises.

Kurz darauf begannen die Ketten sich zu bewegen. Eine große Metallscheibe senkte sich langsam durch das Treppenhaus hinab. Als sie auf der gleichen Höhe wie die Decke war, kam der Rest eines großen Eisenkäfigs in Sicht. Die schwere Kette, an der der Käfig hing, reichte bis in die höchsten Stockwerke des Turms. Als der Käfig anhielt, trat der Priester vor und öffnete ihr und Danjin die Tür.

»Hast du irgendwelche Träume gehabt, die sich um das Hospital drehten?«, fragte Auraya Danjin, während der Käfig mit ihnen langsam in die Höhe stieg.

»Träume? Glaubst du, dass sie… dass sie versuchen würden, meinen Träumen deine Absichten zu entnehmen?« Er wirkte entsetzt. »Damit würden sie gegen ein Gesetz verstoßen!«

»Ich weiß. Also, hast du davon geträumt?«

Danjin schüttelte den Kopf.

»Ich muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie es versuchen könnten. Ich an ihrer Stelle würde es jedenfalls riskieren«, sagte sie. »Ich habe mit Juran darüber gesprochen und einen Vorschlag gemacht: Wenn wir einen Verbindungsring herstellen, um denjenigen zu ersetzen, den die Pentadrianer mitgenommen haben, weben wir auch einen Schild in das Material, der die Gedanken des Ringträgers abschirmt. Es muss natürlich ein Schild sein, der meinen Geist nicht aussperrt, sonst hätte es keinen Sinn, den Ring überhaupt anzufertigen.«

»Dann willst du also, dass ich diesen Ring trage?« Er war außerstande, sein Unbehagen zu verbergen.

Auraya unterdrückte ein Lächeln. Seit ihrer Rückkehr aus dem Krieg erfreute sich Danjin wieder eines herzlicheren ehelichen Einvernehmens mit seiner Gattin. Ihm war nicht bewusst, wie oft seine Gedanken in einen Tagtraum von ihr und den Freuden des Ehebettes hinüberglitten, und sie brachte es nicht übers Herz, ihn darauf hinzuweisen, dass ein Verbindungsring nicht mehr preisgeben würde als das, was sie ohnehin bereits aus seinen Gedanken kannte.

»Ja, der Ring ist für dich bestimmt«, antwortete Auraya. »Obwohl es vielleicht von Zeit zu Zeit notwendig sein wird, dass du ihn an andere weitergibst.« Der Käfig verlangsamte sein Tempo und hielt an. Auraya öffnete die Tür, und sie traten hinaus. »Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf, Danjin.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich werde deine Privatsphäre respektieren.«

Er errötete und wandte hastig den Blick ab. Auraya lächelte, dann ging sie zu der Tür zu ihren Gemächern hinüber.

Emerahl konzentrierte sich auf Mirars Geist. Zuerst konnte sie nichts wahrnehmen, dann berührte ein Gefühl von Ungeduld und Unsicherheit ihre Sinne.

»Ich kann dich spüren«, sagte sie. »Du hast aus reiner Langeweile deinen Schild sinken lassen.«

Er stieß einen Seufzer aus und verdrehte die Augen. »Wie lange werden wir noch so weitermachen? Ich bekomme allmählich Hunger.«

»Du darfst den Schild nicht nur vorübergehend hochziehen. Du musst zu dem Punkt gelangen, an dem er die ganze Zeit über bestehen bleibt und du ihn unbewusst aufrechterhalten kannst. Jetzt versuche es noch einmal.«

Er stöhnte. »Können wir nicht zuerst essen?«

»Nein. Erst wenn ich nichts mehr von deinen Gefühlen wahrnehmen kann. Mach es noch einmal.«

Sie spürte Ärger, dann Verstocktheit, dann geschah etwas Eigenartiges. Einen Moment lang verblassten seine Gefühle, bis nichts mehr von ihnen übrig war, dann fing sie Verwirrung auf. Er hatte bisher lässig auf dem Bett gelegen, doch jetzt veränderte er seine Position und setzte sich aufrecht hin.

Mirar sitzt niemals so da, so… so symmetrisch, dachte sie. Er lümmelt sich immer auf seinem Platz herum. Als sie in seine Augen blickte, sah sie dort Wachsamkeit und Resignation.

»Leiard? Bist du das?«

»Ich bin es«, antwortete er ruhig.

»Wie?«

Er zog die Schultern hoch. »Ich glaube, er wollte nicht länger zugegen sein.«

»Er ist weggelaufen?« Unbezähmbare Heiterkeit stieg in ihr auf, und sie brach in Gelächter aus. »Mirar ist vor meinen Lektionen geflohen. Ha! Was für ein Feigling!«

Leiards Mundwinkel zuckten schwach, so dass es beinahe ein Lächeln war. Sie wurde wieder ernst und musterte ihn nachdenklich.

»Ich möchte nicht, dass du glaubst, ich fände keinen Gefallen an deiner Gesellschaft, Leiard, aber ich kann nicht zulassen, dass Mirar jedes Mal schwänzt, wenn er meinen Unterricht schwierig findet. Wir werden sicherstellen müssen, dass er das nicht noch einmal tut.«

Leiard zog die Augenbrauen hoch. »Wie willst du ihn denn davon abhalten?«

»Indem ich dich dazu bringe, mir von ihm zu erzählen. Erzähl mir Dinge, von denen er nicht wollen würde, dass ich sie höre. Was für Untaten hat er sich zum Beispiel in letzter Zeit geleistet?«

Als Leiards Miene sich verdüsterte, flackerte echtes Interesse in ihr auf. Offensichtlich gab es viel zu erzählen.

»Wenn ich darüber sprechen würde, müsste ich gleichzeitig meine eigene… Torheit preisgeben.«

Sie blinzelte überrascht. »Du? Eine Torheit? Du scheinst mir nicht der Typ zu sein, der sich Dummheiten gestattet.«

»Doch, allerdings, und es wird ihm großes Vergnügen bereiten, mich davon sprechen zu hören, was dich deinem Ziel kaum näher bringen dürfte.«

Sie beugte sich fasziniert vor. »Dazu können wir später kommen.« Plötzlich erinnerte sie sich an das Gespräch, das sie belauscht hatte, kurz bevor sie in der Höhle angekommen waren. »Geht es um eine Frau?«

Leiard zuckte zusammen und sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Er hat es dir erzählt.«

»Nein. Ich bin selbst eine Frau, vergiss das nicht. Wir spüren solche Dinge. Nichts verleitet einen Mann schneller zu einer Torheit als die Liebe. Vielleicht…« Sie ließ von ihrem schnippischen Tonfall ab. »Vielleicht ist das Ohr einer Frau mitfühlender für deine Geschichte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mirar einen guten Zuhörer abgibt.«

Leiard schnaubte leise. »Er war überhaupt nicht angetan.«

Mirar nicht angetan von einer Frau? Interessant. »Und wie lautet der Name dieser Frau?«