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Der anhaltende Durchzug verschaffte mir inzwischen keine Linderung mehr. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang schien die in den Mauern und dem flachen, teerbeschichteten Dach gespeicherte Hitze durch die Tapete nach innen zu sickern und sich in den Zimmern auszubreiten wie eine unsichtbare, zähe Masse. Das bloße Dasitzen verursachte mir Schweißausbrüche. Auf dem Nachttisch stand ein Plastikkübel mit Eis aus dem Automaten vor dem Büro, inzwischen zu zwei Dritteln mit Schmelzwasser gefüllt. Hin und wieder nahm ich einen Eiswürfel, um mir damit Gesicht und Hals zu kühlen, und einmal lutschte ich versuchsweise einen Eisklumpen auf, um meine trockene Kehle anzufeuchten. Die Kälte kontrastierte fast schmerzhaft mit der lähmenden Hitze um uns herum. Nach ein paar Stunden schien es, als sei die Zeit stehen geblieben. Nur der dunkle Umriss des breiten Stundenzeigers, der immer wieder andere Teile des im gespenstischen Radiumlicht leuchtenden Zifferblattes auf unserem kleinen Reisewecker überdeckte, bewies mir, dass ich noch wach und bei Verstand war. Meine Gedanken, die zunächst noch dahingerast waren, einander verfolgend und sich dabei überschlagend, waren zu einem fast völligen Stillstand gekommen. Im Grunde waren es nur mehr immer wieder dieselben Namen, die einander folgten wie die Töne einer hypnotisch langsamen Melodie... Bach, Steel, Kennedy, Ruby, Oswald, Bach... Eine schwere, tragende Melodie, wie die eines Trauermarsches, und immer wieder dazwischen der Name Kim, wie ein heller Glockenton, der die dunklen Töne für einen Augenblick in den Hintergrund drängte. Irgendwo auf der Welt, so hatte ich gelesen, gab es Mönche, die den ganzen Tag lang immer wieder dasselbe Wort wiederholten, als Teil ihrer Meditation. Was immer sie für ein Wort für ihre Gebete gewählt hatten, für mich erfüllte in dieser Nacht ein Name denselben Zweck.

Zweimal hatte ich Kim ein mit kühlem Wasser getränktes Taschentuch auf die Stirn gelegt, nachdem ich sie aus ihrem immer wiederkehrenden Albtraum hatte wecken müssen. Ich erinnerte mich noch an die heftige Grippe, die sie sich während unserer Zeit an der UCLA eingefangen hatte, unmittelbar nach den Prüfungen. Damals hatte sie sich völlig verausgabt und am Ende hatte ich, wie jetzt auch, an ihrem Bett gesessen, während sie im Fieber Tropfen für Tropfen ihre Krankheit ausgeschwitzt hatte. Fast sehnte ich mich nach diesen Tagen und Nächten im Studentenwohnheim zurück. Damals war mir ihre so plötzliche und so schwer erscheinende Krankheit wie eine schreckliche Bedrohung vorgekommen. Männer neigen zur Übertreibung, hatte sie schon damals gesagt. Jetzt, im Rückblick, stimmte ich ihr zu. Das Fieber, das sie in dieser Nacht, in diesem schäbigen Motel im Würgegriff hielt, war kaum von der Art, die man ausschwitzen konnte.

Ich erwachte aus meinen um sich selbst drehenden Grübeleien, als sie sich ein weiteres Mal auf dem Bettlaken bewegte. Es war eine kaum erkennbare Regung, aber inzwischen war ich in meiner einsamen Wache so auf sie konzentriert, dass ich die winzige Verlagerung der Hand selbst vom anderen Ende des Zimmers her wahrgenommen hätte. Sie lag seit einiger Zeit wieder auf dem Rücken, nicht mehr zusammengekauert wie ein kleines Kind, und während ich sie noch aufmerksam betrachtete, fiel ihr Kopf zur Seite, mir entgegen. Eine Haarsträhne klebte an ihrer Stirn. Glücklicherweise funktionierte die Dusche, dachte ich. Die Dusche war so ziemlich das einzige, was in diesem Motelzimmer seinen Dienst verrichtete. Wir würden beide eine ausgiebige Dusche nötig haben, bevor wir zum Flughafen aufbrachen.

Ich streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus, um ihr die Haare aus den Augen zu streichen. Bevor ich sie noch berühren konnte, zog sie den Kopf plötzlich wieder halb zurück. Ihre Lippen verzogen sich plötzlich zu einem glückseligen Lächeln, noch bevor ich sie überhaupt berührt hatte. Es war das erste wirkliche Lächeln, das ich seit Wochen an ihr gesehen hatte, und ich bezweifelte, das es sich im wachen Zustand gezeigt hätte. Sie murmelte etwas und ihre Lider flatterten. Meine Finger verharrten in der Luft, eine Hand breit von ihrem Gesicht entfernt. Ich wagte nicht sie zu stören, aber ich wollte sie so gern berühren, und meine Unentschlossenheit ließ mich einfach stillsitzen, nicht einmal merkend, wie mein Arm ermüdete.

Ihr Mund öffnete sich. Ihre Lippen waren trocken und spröde wie meine eigenen. Eine Schweißperle rann von ihrem Kinn den Hals herab. Ich beugte mich unwillkürlich vor. Ich sah es nur aus den Augenwinkeln, aber ihre Hände schlossen sich zu Fäusten, und die an ihrem Hals scharf wie Draht hervortretenden Sehnen warnten mich.

Ich schwankte noch zwischen dem Impuls zurückzuweichen und dem Drang sie festzuhalten, als sie, anscheinend im tiefsten Schlaf, weit die Augen aufriss. Ihre Pupillen waren so sehr geweitet, dass sie die Iris vollständig verdrängt hatten, und im ersten Moment schien es, als wären ihre Augenhöhlen mit großen Tropfen aus nachtschwarzer Tinte gefüllt. Ihre Kehle bewegte sich, als wolle sie schreien, aber kein Wort drang hervor. Ihr Körper verkrampfte sich. Ich legte ihr in einer unwillkürlichen Reaktion die Hand auf den Mund. Ihr Schrei hätte das gesamte Motel aufgeschreckt. Etwas glitt über meine Handfläche, eine feuchte, kalte Berührung, die mich an Schnecken denken ließ. In panischem Schrecken zog ich die Hand zurück, nur um zu erkennen, dass es sich um ihre Zunge gehandelt hatte. Sie stammelte Worte, die ich nicht verstehen konnte, während sie den Kopf von rechts nach links warf. Ihre Finger waren so fest in das Bettlaken verkrallt, dass es unter ihrem Körper zum Zerreißen gespannt war. Falten zogen sich sternförmig von ihren beiden Fäusten davon. Ihre gestreckten Beine zuckten unregelmäßig, so als habe sie die Kontrolle über ihren Körper bereits verloren. Ich nahm mich zusammen, fasste sie mit beiden Händen bei den Schultern und schüttelte sie heftig.

»Kim«, rief ich, so laut ich es wagte. »Bitte, Honey. Wach auf!«

Ihre Kehle rang mit gurgelnden Lauten, die ich nie zuvor von ihr gehört hatte. Ihre Augen waren immer noch weit offen, die Pupillen so erweitert, dass ihr selbst das schwache Licht der Parkplatzbeleuchtung wehtun musste, aber sie nahm es gar nicht wahr, so wenig wie meine flehentlichen Rufe. Ich rüttelte sie, bis ihr Oberkörper in meinen Händen wie der einer Puppe pendelte, aber sie verharrte in einer Trance, aus der ich sie einfach nicht erwecken konnte. Die Krämpfe wurden heftiger und ich spürte, dass ihr Atem ausgesetzt hatte. In meiner Verzweiflung drückte ich sie an mich, während meine Hand nach dem Kübel auf dem Nachttisch tastete. Ohne Zögern schüttete ich ihr den Inhalt ins Gesicht.

Das kalte Wasser traf sie wie ein Schlag. Sie hustete plötzlich und ein Schwall Wasser traf mich aus ihrem offenen Mund. Der Hustenanfall war so heftig, dass ich sie in den Armen halten musste, während sie den Kopf in den Händen barg. Ihr ganzer Körper ruckte, wenn sie wieder zu keuchen begann. Schließlich ließen die Zuckungen wieder nach.

»Was...?«, japste sie atemlos.

»Du hattest wieder einen Albtraum«, sagte ich.

Kim warf mir einen verständnislosen Blick zu. Ihre Augen waren noch ein wenig dunkler als gewöhnlich, aber die Trance war beendet. Sie zog die Beine an und setzte sich auf. »Hast du mich deshalb ertränken wollen?«, fragte sie mit rauer Stimme.

»Ein Versehen«, sagte ich ruhig. »Ich wollte dir einen kalten Umschlag machen, als es losging. Du hast mich überrascht.«

»Großartig«, murmelte sie. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und zupfte an ihrem nassen Nachthemd, dann sah sie wieder zu mir und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.

»Du bist angezogen«, sagte sie.

»Nur das Hemd«, antwortete ich. »Ich konnte nicht schlafen.«