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»Gut.« Das war eindeutig Bach. »Sobald die anderen da sind, werden wir uns die ganze Geschichte einmal genauer ansehen...«

Es hatte keinen Sinn, die Konfrontation herauszuschieben. Obwohl meine Arme vor Angst fast wie gelähmt waren und meine Beine vor Überanstrengung zitterten, sprang ich vor, mit dem Revolver in meiner Hand. Es war mehr eine impulsive Handlung als eine geplante Aktion; wir konnten es uns nicht leisten, auf die von Bach angekündigte Verstärkung zu warten.

Die drei Männer, die plötzlich mit meiner Waffe konfrontiert wurden, sahen mich überrascht an: Bach, die Hände wie immer waffenlos, einen Mann neben sich mit einem Schlüsselsatz oder einem Satz Dietriche in der Hand und vor ihm der Gefährlichste von ihnen, der offensichtlich seine Pistole gerade zurückgeschoben hatte.

Es war Albano, der direkt vor mir stand, ohne Sonnenbrille, mit gelockerter Krawatte und beschmutztem, am linken Ärmel eingerissenem Jackett und mit einer um seinen Hals baumelnden Gasmaske. Auf seiner Wange war eine frische Schürfwunde und seine Augen wirkten trübe und waren rot entzündet. Ich hatte Albano noch nie in einem solchen Zustand gesehen; er legte Wert darauf, jeder Situation korrekt und gefasst zu begegnen.

Seine Reaktionen hatten darunter jedoch nicht gelitten; seine Hand fuhr zurück zu seinem Pistolenhalfter und er hätte sicherlich die Waffe gezogen, wenn ich ihn nicht mit einem lauten »Nicht!« gestoppt hätte.

»Tu es nicht, Phil«, fuhr ich leise fort. »Ich bin nicht in der Stimmung für Diskussionen und ich habe absolut keine Skrupel, dich niederzuschießen. Zieh einfach deine Waffe und wirf sie auf den Boden und schieb sie mir mit dem Fuß rüber.«

Albano runzelte die Stirn, ließ die Hand aber erst einmal wieder sinken. »Du hast keine Chance, John«, sagte er, während Bach hinter ihm keine Mine verzog. Auch der dritte Mann blieb einfach stocksteif stehen. »Selbst wenn du mich erschießen würdest - du kämst nicht lebend aus Majestic heraus.«

»Lass das meine Sorge sein, verdammt noch mal. Wenn du nicht gleich deine Waffe rüberschmeißt, schieße ich dir erst dein linkes Bein weg, dann dein rechtes...«

In Albano arbeitete es; er schien seine Chancen abzuwägen, aber seine Rechnung schien nicht aufzugehen. »Also gut«, antwortete er schließlich. Er musste erkannt haben, dass ich es absolut ernst meinte. Langsam und vorsichtig zog er seine Waffe aus dem Halfter und ließ sie fallen. Sie polterte zu Boden und blieb ein paar Zoll von seinem Fuß entfernt am Boden liegen.

»Jetzt rüber zu mir.«

Er biss sich auf die Lippe und tauschte einen Blick mit Bach. Der stumme Dialog musste offensichtlich zu seinen Ungunsten ausgegangen sein, denn er zuckte mit den Achseln und gab der Pistole einen Schubs, der sie an mir vorbeischlittern ließ. Fast wäre ich sofort in die Hocke gegangen, um sie aufzunehmen, doch dann hätte ich Albano einen Moment den Rücken zukehren müssen. Genau das hatte er sicherlich beabsichtigt.

Doch das Majestic-Training machte sich auch diesmal bezahlt; ich verzichtete auf meine instinktive Reaktion und ließ sie die Treppenstufen an mir vorbei herabpoltern. »Kim, schnapp dir die Waffe und gib sie mir dann«, sagte ich stattdessen.

Wenn Albano enttäuscht war, dann ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Ich behielt ihn weiter scharf im Auge. Im Ernstfall hätte ich zwar nicht viel machen können; Steels Revolver, den ich in den Händen hielt, war durch meinen Glückstreffer wahrscheinlich für immer und alle Zeiten außer Gefecht gesetzt worden und damit vollkommen unbrauchbar; ich konnte mir nicht vorstellen, dass er plötzlich wieder funktionierte. Aber das wussten weder Bach noch Albano.

Kim brauchte nur wenige Sekunden, um Albanos Waffe zu holen und mir in die freie Hand zu drücken; ich wechselte sie mit Steels Revolver aus und gab ihr stattdessen den Revolver. Wenn Kim darüber verblüfft war, so ließ sie es sich nicht anmerken. Mir war es jedenfalls lieber, wenn Albano davon ausgehen musste, es mit zwei Bewaffneten zu tun zu haben. »Ich brauche ja wohl nicht zu sagen, dass jeder von euch Gefahr läuft, sich bei einer falschen Bewegung eine Kugel einzufangen.«

Bach schüttelte den Kopf, ob in gespielter oder echter Empörung, das vermochte ich nicht zu entscheiden. »Was soll das?«, fragte er scharf.

»Ich werde Sie erschießen, Frank, wenn Sie nicht meine Forderungen erfüllen, das soll es.« Meine Stimme klang rau, aber sie spiegelte auch meine Entschlossenheit wider. Nach den Ereignissen der letzten Stunden war etwas in mir zerbrochen - und es war nicht unbedingt Feinfühligkeit und Rücksichtnahme, die sich daraus bei mir entwickelt hatten. »Sie werden dafür sorgen, dass Kim und ich hier auf dem kurzen Dienstweg verschwinden können.«

»Sie machen einen großen Fehler, John«, sagte Bach. Er griff in seine Jackentaschen und verlangsamte seine Bewegungen, als die Mündung meiner Waffe zu ihm herüberwanderte. Mit einem abfälligen Lächeln brachte er eine Packung Zigaretten hervor und entnahm ihr einen Glimmstängel. Was mich aber mehr störte als die in dieser Situation provozierende Handlung, war das joviale John. Bei unserem letzten Gespräch hatte er mich durchgehend mit Nachnamen angeredet - doch jetzt, angesichts einer auf ihn gerichteten Waffe, fiel er wieder in den vertrauten Gebrauch des Vornamens zurück - so ein verlogenes Dreckschwein!

»Ich kann verstehen, dass Sie das alles hinter sich lassen wollen«, sagte er, während er sich die Zigarette anzündete. »Sie haben schließlich eine Menge durchgemacht. Aber gerade jetzt brauchen wir Sie am dringendsten.« Er paffte eine Rauchwolke in meine Richtung. »Vielleicht haben Sie sogar Recht.« Er nickte nachdenklich, als wollte er seinen Worten mehr Nachdruck verleihen. »Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, an die Öffentlichkeit zu gehen. Vielleicht sollten wir uns aller Hilfe versichern, derer wir habhaft werden können.« Er deutete auf die Treppe, die wir gerade hochgekommen waren. »Das dort unten wird alles ändern.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Was genau ist eigentlich passiert? Mit was müssen wir rechnen?«

Möglicherweise hatte ich Frank Bach überschätzt, vielleicht durchschaute ich ihn auch nur mittlerweile. Er kam mir vor wie ein schmieriger Gebrauchtwagenverkäufer, der einem Kunden für eine Schrottkiste gutes Geld abluchsen will.

»Für wie blöde halten Sie mich eigentlich, Frank?«, sagte ich, wobei ich seinen Namen besonders betonte. »Wenn Sie jemanden mit Ihrem Gewäsch einseifen wollen, dann suchen Sie sich jemand anderen. Nein,« diesmal schüttelte ich den Kopf, »machen Sie, was Sie wollen. Wenn Sie da runtergehen, werden Sie einen zusammengeschossenen Steel und einen Haufen technischen Firlefanz finden, der Ihnen gar nicht behagen wird. Aber zuerst werden Sie einen Hubschrauber für uns ordern und dann werden Sie uns auf unserem Flug begleiten - nur damit ich sichergehen kann, dass die Maschine nicht zufällig unterwegs abstürzt oder sonst irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.«

»Was glaubst du eigentlich, du Hurensohn, wer du bist?«, schrie Albano vollkommen unerwartet. »Du hast kein Recht, irgendwelche Forderungen zu stellen! Du solltest froh sein, dass Frank so fair mit dir umgeht. Wenn es nach mir ginge...«

»Stopp, Phil. Wir wollen doch nicht, dass die Situation eskaliert.« Bachs Blick schien sich in der Ferne zu verlieren und dann zuckte er mit den Achseln. »Sie schätzen die Situation falsch ein, John. In Majestic ist es drunter und drüber gegangen. Wir hatten alle Hände voll zu tun, um einen hinterhältigen Gasangriff in den Griff zu bekommen. Und dann mussten wir feststellen, dass wir auf irgendeiner Art... Station sitzen.« Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Ich mache mir Sorgen, John, ernsthafte Sorgen. Irgendjemand hat uns dazu gebracht, Majestic über etwas anderem zu bauen, das offensichtlich schon Jahrzehnte vorher in diese Gegend gesetzt worden ist, in eine Tiefe, die mich schwindlig werden lässt. Irgendetwas hat von Anfang an seine Fühler in Majestic drin gehabt. Alles, wovon wir bislang ausgehen konnten, können wir jetzt in eine Mülltonne stopfen. Es ist überhaupt nichts mehr sicher.«