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Es dauerte den ganzen Nachmittag und den halben Abend, bis jemand auch nur eine Spur von Interesse zeigte. Ich rief die Trainer der englischen und irischen Teilnehmer an und erkundigte mich, ob die Besitzer ihrer Meinung nach Angeboten zugänglich seien. Jedem Trainer versprach ich, daß er das Pferd weiterhin trainieren würde und außerdem den 2-Millionen-Guineen-Jährling, den mein Vater gestern gekauft hatte, zur Ausbildung bekäme. Einige Trainer waren auf der Auktion in Newmarket, so daß ich sie in Hotels aufspüren mußte, und nachdem das geschehen war, mußten sie wiederum erst die Besitzer aufspüren, um sich mit ihnen zu beraten. Manche sagten einfach nein, vergessen Sie’s.

Um Viertel vor acht schließlich rief ein Trainer aus Newmarket zurück und teilte mit, daß sein Besitzer bereit sei, eine 50-Prozent-Beteiligung zu verkaufen, wenn sein Preis gezahlt werde. Ich gab die Nachricht und den Preis an Malcolm weiter.

«Was hältst du davon?«sagte er.

«Hm… das Pferd ist ziemlich gut, der Preis ist hochgegriffen, der Trainer zählt zur Spitze.«

«Okay«, sagte Malcolm.»Gekauft.«

«Mein Vater akzeptiert«, sagte ich.»Und, ehm, der Jährling steht noch im Auktionsstall. Können Sie ihn morgen abholen, wenn wir das mit den Versteigerern regeln?«

Und ob er das konnte. Er hörte sich alles in allem recht vergnügt an. Er würde den Papierkram erledigen, sowie Malcolm das Geld auf sein Geschäftskonto überwiesen hätte, Bank und Kontonummer wie folgt. Ich notierte die Angaben nach seinem Diktat. Malcolm winkte mit der Hand und sagte:»Kein Problem. Gleich morgen früh. Morgen nachmittag hat er’s.«

«Schön«, sagte ich und stieß die Luft aus, als ich den Hörer auflegte,»jetzt besitzt du die Hälfte von Blue Clancy.«

«Stoßen wir drauf an«, sagte Malcolm.»Laß uns einen Bollinger kommen.«

Ich bestellte welchen beim Zimmerservice, und während wir darauf warteten, erzählte ich ihm von meiner Begegnung mit seinem Gärtner Arthur Bellbrook.

«Anständiger Kerl«, sagte Malcolm nickend.»Verdammt guter Gärtner.«

Ich erzählte ihm ironisch von Moira und dem Zuchtgemüse, eine Sache, die ihm neu war.

«Das dumme Biest«, sagte er.»Arthur wohnt in einem

Reihenhaus mit einem taschentuchgroßen Garten, der nach Norden geht. Da kann man nichts Prämienreifes ziehen. Wäre sie zu mir gekommen, hätte ich ihr das gesagt und sie ermahnt, ihn in Ruhe zu lassen. Gute Gärtner haben jedes Vorrecht, das man ihnen einräumt, verdient.«

«So leicht kann ihn anscheinend nichts erschüttern«, sagte ich,»und ziemlich aufgeweckt schien er mir übrigens auch. Ihm war aufgefallen, daß die Mauer zum Gemüsegarten an der Ecke zu breit ist. Er hat den alten Fred danach gefragt und von der Kammer erfahren, die ich mir da gebaut habe. Er wollte wissen, wie man reinkommt, damit er dort Äpfel lagern kann.«

Malcolm schoß praktisch aus seinem Sessel hoch, die Augen schreckgeweitet, die Stimme rauh und erstickt.

«Mein Gott, du hast es ihm doch nicht etwa gesagt?«

«Nein«, erwiderte ich langsam.»Ich sagte ihm, sie sei leer und vor zwanzig Jahren zugemauert worden. «Ich hielt inne.»Was hast du da reingetan?«

Malcolm ließ sich wieder in den Sessel sinken, aber die Angst war noch in ihm.

«Ist doch egal«, sagte er.

«Du vergißt, daß ich nachsehen könnte.«

«Das vergesse ich nicht.«

Er starrte mich an. Er hatte sich interessiert für die drehbare Ziegelsteintür, die ich damals im Sommer entworfen und gebaut hatte. Tag für Tag war er in den Garten gekommen, um zuzusehen, und oft hatte er mir auf die Schulter geklopft und über das Geheimnis gelächelt. Die Mauer, die dabei herauskam, sah massiv aus, fühlte sich massiv an, war massiv. Aber an einer Stelle führte senkrecht eine dicke Stahlstange durch, die von einem Betonfundament bis in den Dachbalken reichte. Bevor ich das neue Dach aufsetzte, hatte ich geduldig Löcher in Ziegelsteine gebohrt (wobei viele zerbrochen waren), sie über die Stange gleiten lassen und die Tür in sauberen Schichten ausgerichtet und verfugt, so daß ihre Kanten sich in das angrenzende feste Mauerwerk einfügten.

Als ich ganz fertig war, mußte man, um in den Raum zu gelangen, zunächst eine keilförmige Schwelle entfernen, die der geschlossenen Tür von unten zusätzlichen Halt gab, und dann das Schnappschloß auf der Innenseite betätigen, indem man einen dünnen Draht durch ein winziges Loch im Mörtel führte, das ich mit dreizehn Jahren auf meiner damaligen Hüfthöhe angebracht hatte. Das Schloß war keine Eigenkonstruktion gewesen, sondern einem Buch entnommen; jedenfalls hatte es nach dem Einbau auf Anhieb funktioniert.

Es war mir ein großes Vergnügen gewesen, eine Tür zu bauen, die Gervase niemals entdecken würde. Keine toten Ratten mehr. Keine lebend eingesperrten Vögel, die ängstlich flatterten. Keine Invasionen mehr in mein privates Reich.

Gervase hatte die Tür nicht entdeckt, auch sonst niemand, und mit den Jahren war hohes Gras vor der Mauer gewachsen, Brennesseln waren hinzugekommen, und obschon ich vorgehabt hatte, Robin und Peter das Geheimnis eines Tages zu verraten, hatte ich es bis zu dem Autounfall nicht getan. Nur Malcolm wußte, wie man hineinkam — und Malcolm hatte das Wissen angewendet.

«Was ist da drin?«fragte ich nochmals.

Er setzte seine scheinheiligste Miene auf.»Nur ein paar Sachen, die Moira nicht in die Finger kriegen sollte.«

Ich erinnerte mich deutlich an die in seinem Arbeitszimmer fehlenden Gegenstände.

«Der Golddelphin, der Amethystbaum, der silberne Kerzenständer… ja?«

«Du hast nachgesehen«, warf er mir vor.

Ich schüttelte den Kopf.»Mir ist aufgefallen, daß sie

verschwunden sind.«

Die wenigen Kostbarkeiten konnten seine heftige Bestürzung vorhin dennoch kaum erklären.

«Was ist noch da drin?«sagte ich.

«Eigentlich«, erwiderte er,»eine ganze Menge Gold.«

Kapitel 5

Manche Leute kaufen und verkaufen Gold, ohne es jemals zu Gesicht zu bekommen«, sagte er.»Aber ich besitze gern das Material als solches. Papiergeschäfte machen keinen Spaß. Gold an sich ist schön, und ich sehe und fasse es gern an. Aber es läßt sich nicht ohne weiteres in Banken und Depots aufbewahren. Dafür ist es zu schwer und zu sperrig. Und die Versicherungsprämien sind enorm. Sie schlucken zuviel vom Gewinn. Ich versichere es nie.«

«Du verwahrst es dort in der Mauer… und wartest, daß der Preis steigt?«

«Du kennst mich, was?«Er lächelte.»Billig kaufen, Däumchen drehen, hoch verkaufen. Zwei, drei Jahre muß man warten, selten mehr. Der Goldpreis selbst schwingt wie ein Pendel, aber Goldzertifikate oft um das Zwei- bis Dreifache. Ich verkaufe erst das Gold und ein paar Monate später die Zertifikate. Du mußt wissen, es ist ein psychologisches Phänomen, daß die Leute weiter in Goldminen investieren und den Preis hochtreiben, wenn der Goldpreis selber stagniert oder zu sinken anfängt. Unlogisch, aber von unschätzbarem Wert für Leute wie mich.«

Er saß da, sah mich mit den lebhaften blauen Augen an, belehrte sein Kind.

«Strategie Minerals zum Beispiel. So was wie die Strategic Minerals Corporation in Australien hast du noch nie erlebt. In diesem Jahr stieg der Goldpreis um 25 Prozent, aber Strats — Inhaberzertifikate von Strategie Minerals — stiegen um fast 1000 Prozent, bevor sie in den Keller gingen. Ich bin da ziemlich am Anfang eingestiegen und habe mit 950 Prozent Gewinn verkauft. Aber vertu dich nicht — Strats gibt es nur ein-, zweimal im Leben.«