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Siegers vorgestellt wurden, die Italiener waren und mit Ramseys schleppender Sprechweise nicht zurechtkamen. Pressefotografen blitzten drauflos wie ein galaktisches Feuerwerk. Es gab Fernsehkameras, Reporterfotografen, Reden, die Preisverleihung. Malcolm schien die italienischen Besitzer zu beneiden: Dritter sein war gut, Siegen war besser.

Wir vier gingen dann zu einem feierlichen Umtrunk; Champagner natürlich.

«Auf den nächsten Streich«, sagte Ramsey.»Den Breeders’ Cup. Klare Sache.«

«Wir müssen abwarten, in welchem Zustand er sich befindet«, gab der Trainer zu bedenken.»Er hat ein schweres Rennen gehabt!«

«Das packt er schon«, sagte Ramsey voller Zuversicht.»Haben Sie den Abstand gesehen? Zwei Längen hinter dem Sieger. Das ist Weltklasse, ohne Flachs.«

Der Trainer sah nachdenklich drein, widersprach aber nicht. Der Favorit, unleugbar Weltklasse, war Zweiter geworden, fraglos durch seinen vorherigen strapaziösen Wettkampf um den Sieg gebracht. Nach diesem mörderischen» Arc «kam er unter Umständen gar nicht mehr wieder. Der französische Favorit (und meiner), Meilleurs Voeux, war als Fünfter durchs Ziel gegangen, Blue Clancy demnach besser, als ich angenommen hatte. Vielleicht würde er im Breeders’ Cup nicht deklassiert, falls wir daran teilnahmen. Ich hoffte, wir würden es tun, aber ich war das Hoffen allmählich leid.

Der Nachmittag verebbte mit dem Champagner, und Malcolm, fast so müde wie sein Pferd, ließ sich glückselig in die Limousine sinken, die uns zurück zum Flughafen brachte. Im Jet schloß er die Augen.

«Mein allererster Starter«, sagte er schläfrig.»Dritter im >Arc<. Nicht übel, was?«

«Nicht übel.«»Den Jährling werde ich Chrysos nennen.«

«Warum Chrysos?«sagte ich.

Er lächelte, ohne die Augen zu öffnen.»Das ist griechisch für Gold.«

Malcolm fühlte sich eingesperrt im Savoy.

Sonntag abend, als wir aus Paris zurückkamen, hatte er kaum die Energie gehabt, sich auszuziehen. Am Montag morgen lief er mit neu erwachtem Schwung den Teppich ab und klagte, eine weitere Woche im Savoy werde ihm den Verstand rauben.

«Ich geh zurück nach Quantum«, meinte er.»Mir fehlen die Hunde.«

Mit böser Vorahnung sagte ich:»Die Familie braucht höchstens einen halben Tag, um rauszufinden, daß du dort bist.«

«Was nützt es? Ich kann mich nicht ewig verstecken. Du kannst ja mitkommen und dort in meiner Nähe bleiben.«

«Geh nicht«, sagte ich.»Hier bist du sicher.«

«Sorg in Quantum für meine Sicherheit.«

Er war eisern und fing an zu packen, und ich hätte ihn nur aufhalten können, wenn ich ihn ans Bettgestell gefesselt hätte.

Kurz bevor wir abreisten, rief ich Norman West an und erreichte ihn zu Hause — was für die Ermittlungen nichts Gutes verhieß. Aber er sagte, erfreulicherweise sei es jetzt sicher, daß Mrs. Deborah Pembroke, Ferdinands Frau, nicht auf der Auktion in Newmarket gewesen sein könne, denn sie habe an dem Tag für Modeaufnahmen Modell gestanden. Heute früh habe er mit Mrs. Deborahs Einwilligung bei dem Magazin nachgefragt, und sie hätten es bestätigt.

«Gut«, sagte ich.»Was ist mit Ferdinand selbst?«

«Mr. Ferdinand war an den beiden Tagen nicht in seinem Büro. Den Freitag hat er zu Hause gearbeitet. In der Woche darauf besuchte er einen Kursus über die statistischen Möglichkeiten des Versicherungsbetrugs. Er sagt, nach der Anmeldung am Montag hätten sie keine Anwesenheitslisten mehr geführt. Ich habe auch dort nachgehört, aber niemand erinnert sich genau, die sind sich alle halb fremd.«

Ich seufzte.»Tja… mein Vater und ich gehen zurück nach Quantum.«

«Das ist doch wohl nicht klug.«

«Er hat das Gefangenenleben satt. Sie melden sich dort, ja?«

Er sagte, das werde er tun, wenn er wieder etwas Neues habe.

Debs ist raus, dachte ich. Prima für Debs.

Ich fuhr uns nach Berkshire hinunter, und im Dorf hielten wir bei Arthur Bellbrook, um die Hunde abzuholen.

Die beiden ausgewachsenen Dobermannpinscher begrüßten Malcolm wie Welpen, tollten um ihn herum und rieben sich an seinen Beinen, während er sie klapste und kraulte. Wahre Liebe auf beiden Seiten, sah ich. Ungetrübt von Habgier, Neid und Ablehnung.

Malcolm blickte auf und sah, daß ich ihn beobachtete.

«Du solltest dir auch einen Hund anschaffen«, sagte er.»Du brauchst was zum Liebhaben.«

Manchmal traf er wirklich ins Schwarze, dachte ich.

Er beugte sich wieder zu seinen Freunden runter, spielte mit ihren Schnauzen und ließ sie nach seinen Fingern schnappen, denn er wußte, sie würden nicht zubeißen. Es waren an sich keine Wachhunde — er mochte Dobermänner wegen ihrer Beweglichkeit, ihrer Ausgelassenheit. Ich war mit Generationen von ihnen groß geworden, aber was ich wollte, war nicht die Zuneigung von Hunden, und ich hatte mir nie einen eigenen gewünscht.

Ich dachte an den Nachmittag, als er sie aus der Küche gelassen und dann einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte.

Die Hunde mußten gesehen oder gewittert haben, daß jemand dort war. Wenngleich keine Wachhunde, hätten sie Malcolm doch warnen müssen.

«Bellen die Hunde, wenn Fremde kommen?«fragte ich.

«Ja, natürlich. «Malcolm richtete sich noch immer lächelnd auf, während die geschmeidigen Körper sich an seine Knie preßten.»Warum?«

«Haben sie Freitag vor einer Woche gebellt, als du mit ihnen rausgehen wolltest?«

Das Lächeln erstarb in seinem Gesicht. Fast verzweifelt sagte er:»Nein. Ich glaube nicht. Ich weiß nicht mehr. Nein… nicht besonders. Sie freuten sich aufs Rausgehen.«

«Wen von der Familie kennen sie gut?«sagte ich.

«Alle waren seit Moiras Tod schon mehrmals im Haus. Alle außer dir. Erst dachte ich, sie kämen, um mir beizustehen, aber…«- er zuckte enttäuscht die Achseln —»es war ihnen nur darum zu tun, daß keiner von den anderen sich bei mir einschmeichelt und sie aussticht.«

Jede Möglichkeit führte zu einer Gewißheit zurück, die wir nicht akzeptieren konnten.

Malcolm schauderte und sagte, er werde mit den Hunden durchs Dorf gehen. Dabei würde er Bekannte treffen, und es gab Leute hier, die eng mit Vivien, Alicia und Joyce befreundet gewesen waren, für sie Partei ergriffen hatten und sie heute noch mit hetzerischen Halbwahrheiten über Malcolms Treiben versorgten.

«Du weißt, daß der Dorfklatsch schneller ist als Telex«, sagte ich.»Steck die Hunde ins Auto.«

Er wollte nicht hören. Erst sechs Tage war es her, daß zum zweitenmal jemand versucht hatte, ihn umzubringen, aber schon redete er sich ein, es werde keine weiteren Versuche geben. Nun, heute morgen wahrscheinlich nicht. Er ging zwei

Kilometer mit den Hunden, und ich fuhr langsam voraus, blickte zurück, vergewisserte mich an jeder Biegung, daß er noch da war. Als er das Haus wohlbehalten erreichte, meinte er, ich sei übertrieben beschützerisch.

«Ich dachte, du wolltest es so«, sagte ich.

«Ja und nein.«

Überraschenderweise verstand ich ihn. Er hatte Angst und schämte sich dessen, daher drängte es ihn, seinen Mut zu beweisen. Schlichte ungeschminkte Angst, dachte ich, hätte uns vieles erleichtert. Wenigstens brachte ich ihn dazu, daß er mit den Hunden draußen wartete, während ich das Haus erkundete, aber niemand hatte darin Todesfallen aufgestellt, niemand lauerte mit schlagbereiten stumpfen Gegenständen hinter einer Tür, niemand hatte Briefbomben mit der Post geschickt.

Ich holte ihn, und wir packten unsere Sachen aus. Beide sahen wir es als selbstverständlich an, daß ich in meinem alten Zimmer schlafen würde, und so richtete ich dort mein Bett her. In London hatte ich Brot, Milch, Zitronen, Räucherlachs und Kaviar eingekauft, die Kost, die wir inzwischen beide als normal betrachteten. Champagner lagerte im Keller, und die Gefriertruhe war voll mit Fertiggerichten aus der Zeit nach Moira. Verhungern würden wir nicht, dachte ich bei der Durchsicht der vielen Schachteln — höchstens Verdauungsstörungen bekommen.