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Gervase wurde zornig.»Wer das getan hat, soll dafür bezahlen. «Es klang eher wichtigtuerisch als erfolgversprechend.

«Wo ist Thomas?«fragte ich.

Berenice zuckte reizbar die Achseln.»Der gute Thomas ist heute früh mal wieder unnützerweise auf Stellensuche gegangen. Ich habe keine Ahnung, wo er hinwollte. Als Vivien anrief, war er schon weg.«

Edwin sagte:»Ist das Haus gegen Bomben versichert, Malcolm?«

Malcolm blickte ihn mit Widerwillen an und gab keine Antwort.

Gervase sagte herrisch:»Du kommst am besten mit zu mir, Malcolm. Ursula wird sich um dich kümmern.«

Das gefiel keinem von den anderen. Sofort machten sie Gegenvorschläge. Der Kommissar, der aufmerksam zugehört hatte, sagte an diesem Punkt, daß alle Pläne, Malcolm mit nach Hause zu nehmen, für ein paar Stunden zurückgestellt werden müßten.

«Ach ja?«Gervase starrte von oben herunter.»Und wer sind Sie?«

«Kommissar Yale, Sir.«

Gervase hob die Augenbrauen, machte aber keinen Rückzieher.»Malcolm hat nichts verbrochen.«

«Ich möchte selber mit dem Kommissar reden«, sagte Malcolm.»Ich möchte, daß er rausfindet, wer versucht hat, mein Haus zu zerstören.«

«Das war doch wohl ein Unfall«, sagte Serena entgeistert.

Ferdinand hatte noch den Arm um sie.»Stell dich den Tatsachen, Mädchen. «Zögernd blickte er zu mir.»Vivien und Alicia haben allen erzählt, daß ihr wieder hier wohnt… wie kommt es also, daß euch nichts passiert ist?«

«Ja«, sagte Berenice.»Das war meine Frage.«

«Wir sind am Abend nach London und haben dort übernachtet.«

«Schwein gehabt«, sagte Donald markig, und Helen, die an seiner Seite stand und bisher geschwiegen hatte, nickte eine Spur zu eifrig und sagte:»Genau.«

«Aber wenn wir im Büro gewesen wären«, sagte ich,»wäre uns auch nichts passiert.«

Sie schauten an der Hausfront entlang zu der hinteren Ecke, wo die Bürofenster zersprungen waren, die Wände aber noch standen.

«Morgens um halb fünf seid ihr doch nicht im Büro«, meinte

Alicia mürrisch.»Warum solltet ihr?«

Malcolm wurde die Gesellschaft allmählich leid. Nicht einer hatte ihn umarmt, geküßt oder ihn herzlich unter den Lebenden begrüßt. Lucys Tränen, falls echt, waren dem am nächsten gekommen. Die Familie hätte seinen Tod offensichtlich leicht verwinden können, mit womöglich sogar ernst gemeinten Trauerbekundungen an seinem Grab, aber doch auch mit wohl verborgener Freude auf eine gesicherte, von Reichtum gesegnete Zukunft. Ein toter Malcolm konnte nichts mehr ausgeben. Ein toter Malcolm eröffnete ihnen die Möglichkeit, Geld auszugeben.

«Gehen wir«, sagte ich zu dem Kommissar.»Mir ist kalt.«

Ein unangenehmer Gedanke kam mir.»Hat einer von euch«, fragte ich die Familie,»Joyce gesagt… was mit dem Haus ist?«

Donald räusperte sich.»Ja, ich habe es ihr… ehm, beigebracht.«

Es war klar, wie er das meinte.»Du hast ihr gesagt, wir seien tot?«

«Das kam doch von Vivien«, erwiderte er, und wie bei ihr klang es, als müsse er sich verteidigen.»Sie wollte, daß ich Joyce informiere, also hab ich’s getan.«

«Mein Gott«, sagte ich dem Kommissar.»Joyce ist meine Mutter. Ich muß sie sofort anrufen.«

Unwillkürlich wandte ich mich zum Haus, wurde aber von Yale zurückgehalten, der erklärte, die Telefone seien außer Betrieb.

Er, ich und Malcolm gingen auf das Tor zu, doch wir hatten erst den halben Weg zurückgelegt, als Joyce selber sich durch die Menge drängte und verstört, verzweifelt herbeigelaufen kam.

Sie blieb stehen, als sie uns erblickte. Ihr Gesicht wurde blaß, sie wankte wie Serena vorhin, und ich rannte mit zwei, drei langen Schritten zu ihr und konnte ihren Sturz abfangen.

«Es ist alles gut. «Ich hielt sie fest.»Es ist gut. Wir sind am Leben.«

«Malcolm.«

«Ja, wir sind beide wohlauf.«

«Oh, ich dachte… Donald sagte… Ich habe auf dem ganzen Weg hierher geheult, ich konnte die Straße nicht sehen…«Sie drückte ihr Gesicht an meine Jacke und weinte wieder, ein paar tiefe Schluchzer, dann machte sie sich energisch los und kramte in ihren maßgeschneiderten Taschen nach einem Taschentuch. Sie fand eins aus Papier und schneuzte sich.»Tja, Liebling«, sagte sie,»da ihr am Leben seid, was zum Teufel ist denn los?«

Sie blickte über Malcolm und mich hinweg und riß die Augen auf.

«Die ganze verfluchte Sippe ist zur Totenwache angereist?«Zu Malcolm sagte sie:»Du hast ein unverschämtes Glück, Alter.«

Malcolm grinste sie an, ein deutliches Zeichen des Wiedererstarkens.

Die drei Exfrauen beäugten einander argwöhnisch. Zu glauben, der knapp verhinderte Tod des Mannes, den sie alle geheiratet, und die weitgehende Zerstörung des Hauses, das sie alle geführt hatten, könnte sie schwesterlich vereint haben, war sentimental.

«Malcolm kann zu mir ziehen«, sagte Joyce.

«Auf keinen Fall«, widersprach Alicia sofort, sichtlich bestürzt.»Du kannst deinen lieben Ian aufnehmen. Malcolm geht dann zu Gervase.«

«Kommt nicht in Frage«, sagte Vivien scharf.»Wenn Malcolm irgendwohin zieht, dann doch wohl angemessenerweise zu Donald, seinem Ältesten.«

Malcolm sah aus, als wüßte er nicht, ob er lachen oder schreien sollte.

«Er bleibt bei mir«, sagte ich.»Wenn er will.«

«In deiner Wohnung?«fragte Ferdinand.

Mit Grausen stellte ich mir vor, daß meine Wohnung wie Quantum in die Luft flog, daß dabei aber anders als in Quantum Menschen starben, die darunter und darüber wohnten.

«Nein, da nicht«, sagte ich.

«Wo dann, Liebling?«fragte Joyce.

«Wo immer wir gerade sind.«

Lucy lächelte. So etwas war nach ihrem Geschmack. Sie zog den großen braunen Umhang enger um ihre Leibesfülle und sagte, der Vorschlag klänge ganz und gar vernünftig. Die anderen sahen sie an, als wäre sie schwachsinnig, nicht etwa der geistige Kopf der Sippe.

«Ich gehe, wohin ich will«, sagte Malcolm einfach,»und zwar mit Ian.«

Ich bekam ein Sperrfeuer galliger Blicke ab, da alle wie seit jeher befürchteten, ich würde sie um ihre Anteile prellen — alle außer Joyce, die wollte, daß ich das tat.

«Nachdem das geklärt wäre«, sagte sie mit einem Anflug mütterlicher Selbstzufriedenheit, der die anderen erzürnte,»würde ich gern mal sehen, wie schlimm der Schaden an dem Haus ist. «Sie blickte kurz zu mir.»Komm, Liebling, du kannst es mir zeigen.«

«Lauf zu, Muttersöhnchen«, höhnte Gervase, gekränkt, weil Malcolm ihn zurückgewiesen hatte.

«Der arme Ian, wie er an Mamis Schürzenbändern hängt. «Berenices Beitrag triefte vor Abscheu.»Habgieriger kleiner Ian.«

«Das ist unfair«, quengelte Serena.»Ian kriegt immer alles. Ich finde das gemein.«

«Komm doch, Liebling«, sagte Joyce.»Ich warte.«

Ich war geneigt zu meutern, kämpfte dagegen an und sann auf eine andere Lösung.

«Ihr könnt alle mitkommen«, sagte ich zu ihnen.»Seht euch an, was hier wirklich passiert ist.«

Der Kommissar hatte in keiner Weise versucht, die Familienversammlung aufzulösen, sondern die ganze Zeit ruhig zugehört. Jetzt begegnete ich zufällig seinem Blick, und er nickte kurz und machte an Malcolms Seite wieder kehrt, als alle um das Haus herum nach hinten zogen.

Das Ausmaß der Zerstörung dort brachte selbst Gervase zum Schweigen. Alle Münder waren aufgesperrt, in allen Augen entsetztes Staunen.

Der Feuerwehrhauptmann kam herüber und begann mit einem gewissen fachlichen Vergnügen, in derbem Berkshire-Dialekt die Tatsachen aufzuzeigen.

«Eine Explosion nimmt den Weg des geringsten Widerstands«, sagte er.»Wir haben hier ein gutes, stabiles altes Haus, deshalb steht wohl noch so viel davon. Die Explosion, sehen Sie, hat sich nach außen bewegt, von einem Punkt nahe der Mitte des ersten Stocks nach vorn und hinten. Ein Teil der Explosion ging ins Dach hinaus, so daß etliche von den kleinen Mansardenzimmern eingestürzt sind, und ich schätze, es gab auch einen ziemlichen Schub nach unten, der das Loch gerissen hat, in das der erste Stock und ein Teil des Dachgeschosses gekracht sind; sehen Sie, was ich meine?«