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«Berenice schiebt ihre Töchter, soweit sie kann, auf ihre Mutter ab.«

«Glaubst du, Berenice hat Moira umgebracht?«sagte er zweifelnd.

«Ich glaube, sie ist der Meinung, mit mehr Geld wäre sie glücklicher, und das stimmt wahrscheinlich. Solltest du dich zu irgendwelchen. ehm, Zuwendungen entschließen, würde ich die Frauen ebenso bedenken wie die Männer. Getrennt, meine ich. Damit sie unabhängig werden.«

«Warum?«sagte er.

«Gervase würde Ursula vielleicht eher schätzen, wenn sie finanziell nicht auf ihn angewiesen wäre.«

«Ursula ist eine Maus.«

«Sie ist verzweifelt.«

«Sie sind alle verzweifelt«, sagte er gereizt.»Und alle sind sie selber schuld. An uns, nicht unsern Sternen liegt’s, mein lieber Brutus, daß wir Knechte sind.«

«Da ist was dran«, sagte ich.

«Der Portier im Hotel hat mir einen Tip für das vierte Rennen gegeben.«

Zurück zu den Pferden.

Ein anderer Tag, eine andere Fahrt.

Malcolm fragte:»Was hat Serena gesagt, als du bei ihr warst?«

«Sie sagte, du könntest dir dein Geld irgendwohin stecken, oder Worte diesen Inhalts.«

Malcolm lachte.

«Sie sagte außerdem«, fuhr ich fort,»daß Alicia ihr erzählt hat, du hättest dich nur um das Sorgerecht für sie bemüht, um Alicia zu quälen.«

«Alicia ist ein echtes Ekel.«

«Weißt du, daß sie einen Liebhaber hat?«fragte ich.

Er war wie vom Donner gerührt.»Wen denn?«

«Den Mann einer anderen, möchte ich meinen. Darauf steht sie doch, oder?«

«Nun werd mal nicht anzüglich.«

Ein paar Kilometer weiter unterhielten wir uns über die Schaltuhren, die auch für ihn eine unwillkommene Neuigkeit gewesen waren.

«Thomas hat sie am besten gemacht, nicht?«sagte Malcolm.»Das konnte er im Handumdrehen. Sie waren ursprünglich, glaube ich, seine Idee. Serena hat Robin und Peter mal eine mitgebracht, die Thomas ihr vor Jahren gebastelt hatte.«

Ich nickte.»Eine Mickymausuhr. Sie liegt noch im Spielzimmer.«

«Serena hat ihnen einen Lego-Leuchtturm dazu gebaut, entsinne ich mich. «Er seufzte tief.»Coochie fehlt mir immer noch, weißt du? Der Unfall war bald danach.«

Er schüttelte den Kopf, um die Traurigkeit loszuwerden.

«Was für ein Rennen sollen wir für den Coochie-Memorial-Pokal nehmen? Was meinst du?«

An einem anderen Tag fragte ich, warum Ferdinand sich nicht an seiner unehelichen Geburt störte, während Gervase davon an den Rand des Zusammenbruchs getrieben wurde.

«Ich weiß nicht«, sagte Malcolm.»Gervase meint immer, daß man über ihn spottet und ihn belächelt, auch heute noch. Irgendwer hat ihm das mal unter die Nase gerieben, als er jung war, verstehst du? Ihm gesagt, er sei Abschaum, ein Versehen, er hätte abgetrieben werden sollen. Jungs können verdammt grausam sein. Gervase ist vermutlich aggressiv geworden, um das zu kompensieren. Ferdinand nimmt alles eher auf die leichte Schulter. Er ähnelt mir nicht nur im Aussehen.«

«Bisher erst zwei Frauen«, sagte ich unvorsichtigerweise.

«Warum heiratest du nicht?«fragte er.

Ich war schnippisch.»Bin der einzig Wahren noch nicht begegnet. Will keine fünf.«

«Traust du dich nicht?«sagte er.

Himmel, dachte ich, das traf; das saß. Das war unfair. Gerade seinetwegen traute ich mich nicht, denn in der Unbeständigkeit fühlte ich mich ganz als sein Sohn.

Im Guten wie im Bösen trugen wir alle seinen Stempel.

Kapitel 18

Am Mittwoch belebte sich das Beverly Wilshire, wie Ramsey prophezeit hatte, und Ramsey erschien mit einem Koffer voller Pläne. Wir würden auf Parties gehen. Wir würden die Stallungen besichtigen. Wir würden zu einem HollywoodGalaball gehen.

Die Organisatoren des Breeders’ Cup öffneten ihren Empfangsraum, und jeder, der mit den Rennen zu tun hatte, konnte dort Frühstück und Cocktails (auch Cocktails zum Frühstück) bekommen und über Pferde reden, oder Autos und Eintrittskarten besorgen und über Pferde reden, oder die Leute wiedertreffen, die er in Epsom und Longchamp getroffen hatte, und über Pferde reden. Kultivierte Leute in guten Anzügen und Seidenkleidern, Besitzer, deren Enthusiasmus den Sport förderte und finanzierte. Viele Dollars, viel Geschäft, viel Vergnügen.

Malcolm war davon begeistert. Ich auch. Das Leben auf vollen Touren. Freitag früh fuhren wir hinaus zur Rennbahn, um Blue Clancy in seinem Stall zu sehen, und beobachteten, wie er zu einem letzten Galopp vor dem großen Rennen aufs Geläuf ging. Sein englischer Trainer war bei ihm und sein englischer Pfleger. Es herrschte starke Erregung, große Unruhe. Die geordnete Betriebsamkeit des Stallebens, die Gerüche, die Flüche, der saftige Humor, der Stolz, die Zuneigung, die Eifersüchteleien, Ungerechtigkeiten, herben Enttäuschungen — auf der ganzen Welt das gleiche.

Blue Clancy sah prächtig aus, arbeitete gut, versetzte Malcolm und Ramsey in einen Freudentaumel.»Warten Sie bis morgen«, warnte der Trainer, der zusah, wie sie einander auf den Rücken klatschten.»Wir treten gegen die Besten der Welt an, vergessen Sie das nicht. Der Geheimtip ist ein Pferd aus Kalifornien.«

«Wieso Geheimtip?«wollte Malcolm wissen.

«Weil die Eingeweihten auf ihn setzen. Leute mit vertraulichen Informationen.«

Wen kümmert das! meinte Malcolm. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben mehr Spaß gehabt zu haben — und ich führte seine Euphorie zumindest teilweise darauf zurück, daß er dieses Leben dreimal fast verloren hatte.

Zusammen mit tausend anderen fuhren wir auf den Ball, wenn auch nicht mit einer Zauberkutsche, sondern mit der Stretchlimousine; und in dem riesigen Tonstudio, das vor kurzem noch ein aufgeschnittenes Flugzeug zum Filmen von Kabinendramen beherbergt hatte, tanzte Malcolm mit mehreren Damen, die er seit zwei Tagen gut kannte. Er lachte unentwegt. Er wirkte ansteckend. Alles um ihn herum strahlte wie Nachtlichter, Trübsinn war ausgeschlossen.

Wir schliefen, frühstückten, fuhren zu den Rennen. Der Smog, der die ganze Woche lang die Berge verhüllt hatte, von denen alle schworen, daß sie jenseits der Bahn lagen, ließ nach, verflog und legte eine sonnenbeschienene Felsenkulisse frei, die dem Anlaß angemessen war. Über Nacht waren Eßtische in der Vereinstribüne aufgetaucht, und überarbeitete Kellner im Frack schleppten riesige Tabletts mit Speisen, schlängelten sich durch Massen von Rennplatznomaden, verloren dabei nie die Übersicht.

Es gab sieben Rennen im Breeders’ Cup; verschiedene Distanzen, Pferde verschiedener Altersgruppen. Die ersten fünf boten jeweils einen Gesamtgeldpreis (für den Ersten, Zweiten, Dritten und so weiter) von einer Million Dollar. Blue Clancys Rennen, das Turf über 2400 Meter, war mit zwei Millionen dotiert, und der Höhepunkt, das Breeders’ Cup Classic, mit drei. Man lief nicht für Kleingeld. Der Besitzer des Siegers von Blue Clancys Rennen würde persönlich um 629000 Dollar reicher werden; dafür konnte er wochenlang Bollinger trinken.

Wir jubelten die ersten fünf Sieger durchs Ziel. Wir gingen runter zu den Sattelboxen und ließen Blue Clancy bereitmachen. Wir gingen auf die Tribüne und kauten Nägel.

Fünf der sieben Rennen wurden auf dem Dirttrack gelaufen, zwei auf der Grasbahn, davon war dies das zweite, und auf Gras, dem satten Grün der Heimat, starteten die meisten europäischen Pferde. Blue Clancy trat gegen den Sieger des Derbys von Epsom, den» Arc de Triomphe«-Sieger und den Sieger des italienischen Derbys an. Auf dem Papier hatte er höchstens die Chance, Vierter zu werden. In Malcolms und Ramseys Augen war er der sichere Gewinner, ein Shoo-in. (Malcolm hatte den ortsüblichen Jargon gelernt.)

Blue Clancy kam sauber vom Start auf der anderen Seite der Bahn weg, und sein englischer Jockey hielt ihn die ganze Gegengerade hinunter abwartend auf dem sechsten Platz. Ramsey und Malcolm schauten durch Ferngläser und feuerten ihn leise an. Blue Clancy, der sie nicht hörte, ging in unverbesserter Position in den langen unteren Bogen des Linkskurses und lag auch noch an sechster Stelle, als das Feld den Dirttrack kreuzte und auf die Zielgerade bog. Malcolms Anfeuerungen wurden lauter.»Komm schon, du Klepper. Komm.«