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»Mein Arm ist eingeschlafen.«

»Solange nichts anderes eingeschlafen ist …«

»Und wie war’s mit unserem wilden Indianer?«

»Er war ziemlich wild, als er erst mal losgelegt hatte.«

»So gut wie ich?«

Sie lachte leise. »Wie ein berühmter Filmstar mal gesagt hat: ›Mit Güte hatte das nichts zu tun.‹«

»Damit wäre die Liste dann ja vollständig, nicht? Bis auf die Russkis.«

»Von denen lasse ich mich nicht anrühren!«

»Schade. Der arme Mikhail Andrejewitsch sieht aus, als könnte er jeden Tag platzen.«

»Soll er. Ist mir egal.«

»Und Iwschenko scheint ein ganz lustiges Kerlchen zu sein. Wenn ich mitkäme, könnten wir vielleicht einen kleinen Dreier machen.«

»Du beschwerst dich doch jetzt schon, daß die Kojen zu eng sind.«

»Ähm … ja, da hast du auch wieder recht.«

»An die Russen mache ich mich nicht heran. Sollen sie in ihrem eigenen Saft schmoren.«

»Aber sonst …«

»Waterman war die letzte Bastion.«

»Und jetzt ist sie gefallen.«

»Was ist mit dir? Wie erfolgreich warst du?«

»Also, Katrin und ich haben im Sportraum wieder ein bißchen trainiert.«

»Aber was ist mit Joanna?«

Ein langes Schweigen.

»Na?«

»Bei Joanna muß man sehr vorsichtig sein, weißt du. Ich glaube, sie ist noch Jungfrau.«

»Nur drei Frauen auf dem Schiff, und an eine davon kommst du nicht ran.«

»Ich arbeite dran.«

»Ich habe jetzt bei allen Männern Erfolg gehabt.«

»Außer bei den Russen.«

»Pah! Bums du doch mit den Russen, wenn dir so viel an ihnen liegt.«

»Wohl kaum! Ich will die kleine Joanna.«

»Dann wirst du da wohl ein bißchen mehr Mühe reinstecken müssen, oder?«

»Du meinst, ich stecke in dich nicht genug rein?«

»Hmm … tja … ich glaube, für den Moment reicht das.«

Stunden später, als er allein war und immer noch nicht einschlafen konnte, sagte sich Tony Reed, daß alles nur ein Spiel war, eine angenehme Art, die langweiligen Wochen herumzubringen, in denen sie in dem Raumschiff zusammengepfercht waren. Wir tun niemandem etwas zuleide. Außer vielleicht den Russen, aber das ist nicht meine Sache. Vielleicht kümmert sich Katrin um sie, ein kleiner deutsch-russischer Freundschaftspakt.

Er drehte sich in der Koje um und versuchte, eine bequemere Position zu finden. Es ist nur ein Spiel, ein reizvolles Spiel. Aber eine Stimme tiefer in seinem Innern erinnerte ihn daran, daß Soldaten auf dem Weg in die Schlacht ganz ähnliche Spiele treiben. Der Ansporn ist Furcht, sagte die Stimme zu Tony. Du tust alles, was nötig ist, um Leben zu erzeugen, weil du eine Scheißangst vor dem bevorstehenden Tod hast.

Unsinn, antwortete Tony seiner inneren Stimme. Wir sind absolut sicher in diesem Raumschiff. Das Werk der besten Gehirne der Welt schützt uns. Natürlich gibt es ein gewisses Element des Risikos. Das macht es alles so interessant.

Die Stimme war nicht besänftigt. Der Tod wartet nur ein paar Zentimeter von dir entfernt, auf der anderen Seite der dünnen Metallhaut dieses Raumschiffs. Spiel ruhig dein Spiel, versuche, die Furcht aus deinen Gedanken zu vertreiben oder sie mit erotischen Eskapaden zu sühnen. Aber der Tod wartet auf uns alle, und wir fliegen auf ihn zu.

SOL 6

MORGEN

Als Jamie mit Wosnesenski in dem engen Rover hockte, fühlte er sich seltsamerweise wohler und freier als in der Kuppel ihres Basislagers.

Der Rover war ein segmentiertes Trio zylindrischer Aluminiumbehälter mit dünnen, federnden Rädern, die über den sandigen, von Steinen übersäten Marsboden rumpelten. Eines der zylindrischen Segmente enthielt einen so großen Treibstofftank, daß der Rover eine Woche oder länger draußen im Gelände bleiben konnte. Im mittleren Segment lagerten Ausrüstungsgegenstände und Vorräte. Der vorderste und größte der drei zylindrischen Behälter war druckfest gemacht worden wie ein Raumschiff, damit Menschen ohne Schutzanzug sich darin aufhalten konnten. Vorne hatte er ein knolliges Plastglascockpit und hinten, wo er mit dem zweiten Segment verbunden war, eine Luftschleuse.

Der Rover war so konstruiert, daß er bequem vier Personen Platz bot; im Notfall ließen sich sogar doppelt so viele hineinpferchen. Jamie hatte erwartet, daß es ihn nervös machen würde, mit Wosnesenski allein zu sein. Sie waren zwei Männer von sehr unterschiedlicher Herkunft, aus nahezu völlig verschiedenen Welten. Doch ihr erster Tag im Rover verlief reibungslos, obwohl sie kaum miteinander sprachen.

Der Russe fuhr meistens, und Jamie erledigte den größten Teil der Außenarbeiten. Am ersten Tag legten sie nicht viel mehr als hundert Kilometer zurück, weil sie nur bei Tageslicht fuhren. Die öde Hochebene, auf der ihr Landeplatz lag, ging schon bald in das rauhere Terrain von Noctis Fossae über, das kreuz und quer von Klüften und Verwerfungen durchzogen war wie das Schlachtfeld zweier verschanzter Heere.

Die Badlands wurde immer rauher, bis sie sich schließlich durch einen zerklüfteten steinernen Wald aus Felstürmen schlängelten, die hoch über sie aufragten; Steinsäulen, die zu unheimlichen Skulpturen geformt waren, erinnerten Jamie an Totempfähle. Der Wind hat den weichen Stein abgetragen und diese Säulen aus granitartigem Material stehenlassen, sagte er sich. Dann wurde ihm klar, daß die sanften Marswinde mehrere hundert Millionen Jahre hatten arbeiten müssen, um solche magischen Formen zustande zu bringen.

Stundenlang fuhren sie zwischen den hoch aufragenden Felstürmen hindurch. Jamie saß fasziniert und mit großen Augen da und wartete darauf, in den Stein gekratzte Symbole von Adlern oder Bären zu sehen.

Die Spalten verliefen im allgemeinen von Norden nach Süden, was ihre Fahrt in südlicher Richtung erleichterte, aber wegen der offenbar überall herumliegenden Felsbrocken, der Krater, Türme und Sanddünen erreichten sie nur selten eine Geschwindigkeit von dreißig Stundenkilometern.

Als würde man mit einem Pickup durch ein Reservat fahren, sagte sich Jamie, während sie durch die trostlose Landschaft holperten. Nur daß es hier überhaupt keine Straßen gibt. Nicht mal einen Pfad oder eine Tierfährte.

Sie machten fast jede Stunde halt. Jamie ging in seinem himmelblauen Anzug hinaus, um Stein- und Bodenproben zu sammeln und eine automatische Meteorologie/Geologie-Bake aufzustellen, die Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit messen und den Wärmestrom aus dem Boden sowie jede seismische Aktivität aufzeichnen würde. Die Bake schickte ihr Signal zu den beiden Raumschiffen im synchronen Orbit rund zwanzigtausend Kilometer über dem Äquator hinauf. Die Kommunikationseinrichtungen an Bord der Raumschiffe leiteten die Signale sowohl zu ihrem Basislager als auch zur Erde weiter.

Obwohl im Innern des Rovers normaler Atmosphärendruck herrschte, stellten Jamie und Wosnesenski fest, daß sie ihre Raumanzüge gar nicht erst ablegten. Der Russe hielt sich strikt an die Missionsvorschriften, die besagten, daß er jedesmal einen Anzug tragen mußte, wenn Jamie hinausging, falls es einen Notfall gab. Häufig folgte der Kosmonaut Jamie nach draußen. Anfangs beschäftigte er sich damit, das Äußere des Rovers zu inspizieren: die Räder, die Antennen, die Verteilung des pulverigen, eisenhaltigen Marssandes auf der lackierten Außenhaut des Rovers.

Am zweiten Morgen hatte Jamie jedoch den Eindruck, daß Wosnesenski nur mit herauskam, um Gesellschaft zu haben und die Szenerie zu genießen.

»Sie sagen, in Ihrem New Mexico sieht es so aus wie hier?« fragte der Russe.

Jamie hörte Wosnesenskis Stimme in seinem Helmkopfhörer. Steif über eine hüfttiefe Rinne gebeugt, die eine Schicht Basaltstein freilegte, sagte er: »Jawoll. Felsen und Arroyos — Schluchten. Klarer Himmel. Nicht viel Regen.«

»Dann muß es sehr unfruchtbar sein.«