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Brumado setzte wieder sein Lächeln auf. »Diese Zahl ist stark übertrieben. Außerdem werden die Missionskosten natürlich von über zwei Dutzend Ländern gemeinsam bezahlt; die Vereinigten Staaten tragen die Last nicht allein.«

»Ja, aber …«

»Wir haben wichtige Entdeckungen auf dem Mars gemacht«, schnitt Brumado ihm das Wort ab. »Sehr wichtige Entdeckungen. Die Landeteams sind erst seit etwas über einer Woche auf dem Boden, und sie haben bereits Wasser gefunden — das Elixier des Lebens.«

»Unter der Oberfläche, gefroren«, sagte die Nachrichtenfrau vom Fernsehen.

»Aber keine Spuren von Leben selbst«, sagte der Reporter des Magazins.

»Noch nicht.«

»Rechnen Sie denn damit, auf dem Mars Leben zu finden?«

»Ich bin jetzt optimistischer als noch vor einer Woche«, sagte Brumado, und nun war sein Lächeln echt. »Es scheint, als gäbe es ausgedehnte Permafrostgebiete. Und den allerletzten Berichten des Geologen zufolge, der eine Exkursion zu den Valles Marineris — dem Grand Canyon des Mars — unternommen hat, hängen dort jeden Morgen Nebelschleier in der Luft. Das heißt, dort gibt es Feuchtigkeit. Und unten am Grund dieses Tals sind die Temperaturen vielleicht erheblich höher als anderswo. Kann sein, daß es dort Leben gibt.«

Der Zeitungsmann fixierte Brumado mit glitzernden Augen. »Geben wir es doch zu — Sie müssen Leben auf dem Mars finden, um dieses sündhaft teure Programm zu rechtfertigen. Sie müssen optimistisch sein, nicht wahr?«

»Ich möchte natürlich, daß das Programm weitergeführt wird. Was wir bei dieser ersten Mission bereits entdeckt haben, rechtfertigt die nächste Mission allemal.«

»Noch einmal fünfhundert Milliarden?«

»Auch nicht annähernd soviel. Der größte Teil der Entwicklungs- und Konstruktionskosten ist bereits bezahlt. Die zweite Expedition wird nur einen Bruchteil der ersten kosten. Unsere bisherigen Ausgaben werden sich durch weitere Missionen sogar amortisieren, und wir werden wesentlich mehr für das Geld bekommen, das wir bereits investiert haben.«

»Und damit müssen wir uns verabschieden«, sagte der Moderator und beugte sich zwischen Brumado und dem Reporter nach vorn. »Unsere Zeit ist um. Ich möchte mich bei unseren Gästen bedanken …«

Brumado lehnte sich in seinen Sessel zurück und entspannte sich. Später würde er sich ein Band von der Sendung ansehen, aber im Moment hatte er den Eindruck, daß er seine Argumente recht gut herübergebracht hatte.

Und die Sache mit dem Indianer und deren Auswirkungen auf die politische Situation hier in den Staaten haben sie nicht einmal angesprochen. Dafür können wir uns bei Konoye bedanken. Er ist nicht umsonst gestorben.

Die Overhead-Scheinwerfer erloschen, und Brumado ließ sich von dem Studiotechniker das Mikrofon abnehmen. Die drei Journalisten lächelten und sagten ein paar verbindliche Worte, wie es sich gehörte, dann gingen sie rasch zu der kleinen Bar, die im hinteren Teil des Studios aufgebaut worden war.

»Sie haben sich einen Drink verdient«, sagte der Moderator.

»Danke. Ich könnte einen gebrauchen.«

Brumado hatte vor, diese paar informellen Minuten zu nutzen, um seine Fragesteller ein wenig zu erziehen. Ohne es zu merken, waren Hunderte von Zeitungs- und Fernsehleuten bei geselligen Anlässen wie diesem auf raffinierte Weise von ihm bekehrt worden.

Eine jüngere Frau sprach bereits mit den Reportern, eine kesse, sportliche Blondine, die typisch amerikanisch aussah. Sie stellte sich als Edie Elgin vor und erzählte, sie sei neu in New York — und eine persönliche Freundin von James Waterman.

Bei der Erwähnung von Watermans Namen leuchteten bei Brumado sämtliche Warnlämpchen auf.

»Wie geht es ihm?« fragte Edith. »Man hat mich nicht mit ihm sprechen lassen, seit er auf dem Mars gelandet ist.«

»Sind Sie Journalistin?« fragte Brumado.

Edith zeigte ihm ihr schönstes Texas-Lächeln. »Ich bin Beraterin in der Nachrichtenabteilung. Um die ganze Wahrheit zu sagen, Doktor Brumado, ich suche einen Job.«

»Kennen Sie Doktor Waterman aus Houston?«

»Wir waren sehr eng befreundet. Und jetzt will man mich nicht einmal mit ihm reden lassen.«

Bei ihrem Lächeln wurde Brumado warm ums Herz, und sein Mißtrauen schmolz dahin. »Sie wollen ihn nicht für irgendwen interviewen?«

»Ich will nur ein paar Minuten mit ihm reden, um zu erfahren, ob es ihm gut geht, und … na ja, um zu sehen, ob er immer noch …« Edith ließ den Satz vielsagend unbeendet.

Die Missionsadministratoren können den Mann nicht auf Dauer von sämtlichen Verbindungen zur Außenwelt abschneiden, sagte sich Brumado. Er erwiderte Ediths Lächeln. »Ich will sehen, was ich tun kann.«

»Oh, vielen Dank! Sie sind wirklich süß, der netteste Mann im ganzen Marsprojekt!«

* * *

WASHINGTON: Es gefiel Alberto Brumado, daß eine hübsche junge Frau ihn nett und süß fand. Und daß sie ihn für einflußreich hielt. Aber in Wahrheit glaubte er nicht, daß er eine so überaus wichtige Persönlichkeit war. »Niemand ist unersetzlich«, hatte er oft gesagt. »Wenn ich mich nicht an vorderster Front für das Marsprojekt eingesetzt hätte, dann hätte es jemand anders getan.«

Doch sowohl der japanische als auch der russische Projektleiter erklärten sich sofort bereit, nach Washington zu kommen, um sich mit ihrem amerikanischen Pendant und Dr. Brumado zu treffen — nicht nur, weil sie dringende Probleme zu besprechen hatten, sondern weil sie Brumado tatsächlich einen weiteren langen Interkontinentalflug ersparen wollten. Überschallflugzeuge konnten in zwei Stunden den halben Globus umrunden, aber die menschlichen Passagiere, die sie beförderten, litten trotzdem unter der Zeitumstellung. Der russische und der japanische Projektleiter beschlossen daher gleichzeitig und unabhängig voneinander, ihrem verehrten Mentor solch eine Anstrengung zu ersparen.

Gleich im Anschluß an sein Fernsehinterview in New York flog Brumado nach Washington, um sich im Büro des amerikanischen Projektleiters, der im alten NASA-Hauptquartier an der Independence Avenue residierte, mit ihnen zu treffen. Für ein Regierungsbüro machte es nicht viel her: ein Raum mit genug Platz für einen rechteckigen Konferenztisch, der wie der lange Schenkel eines T an einen breiten Mahagonischreibtisch stieß. Die Wände waren mit Karten und Fotos vom Mars und anderen Fotos von Raketentriebwerken bedeckt, die auf Säulen aus Flammen und Rauch vom Erdboden abhoben. Auf einem Tisch hinter dem Schreibtisch des Projektleiters standen persönliche Fotografien, die ihn mit den Großen und Mächtigen zeigten, mit Präsidenten und Ministern, aber auch mit Prominenz aus dem Fernsehen.

Der amerikanische Leiter des Marsprojekts war vor vielen Jahren einmal ein hervorragender Ingenieur gewesen. Jetzt war er ein hervorragender Politiker, der es geschickt verstand, im Dschungel von Washington zu überleben und dafür zu sorgen, daß der lebensspendende Geldstrom in sein Projekt nicht versiegte. Er sah jedoch nicht wie der archetypische ›gesichtslose Bürokrat‹ aus. Zu seinem zerknitterten grauen Geschäftsanzug trug er äußerst bequeme Cowboystiefel aus Schlangenleder und eine konservative blaue Krawatte. Sein fleischiges Gesicht war gerötet, sein Haar dicht und trotz der grauen Strähnen darin immer noch feuerrot. Die Augen hinter den randlosen Brillengläsern leuchteten vor Eifer; seine Arbeit bedeutete ihm noch etwas. Für ihn war der Mars kein Programm, sondern ein Lebenswerk.

»Ich weiß es zu schätzen, Gentlemen, daß Sie hierher in mein bescheidenes Reich gekommen sind«, sagte er zu den anderen. In seiner rauhen Stimme klang die schleppende Sprechweise des südlichen Texas durch, die selbst jahrelange Auftritte vor dem Kongreß nicht ganz ausgelöscht hatten.