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Joanna glitt von ihrem Hocker, kam am Labortisch entlang herüber und blieb neben Ilona stehen.

»Brauchst du Hilfe?« fragte sie.

Ilona sah zu, wie die Zentrifuge immer langsamer wurde. »Monique müßte eigentlich schon hier sein«, antwortete sie.

»Sie ist bei ihren Pflanzen. Einige davon fangen schon an zu keimen.«

»Ja, ich weiß.« Die Zentrifuge blieb stehen. »Wenn alles gutgeht, kann ich ihr Marswasser für ihre kostbaren Keime geben.«

Joanna sah zu, wie Ilona eine Phiole von der Zentrifuge abnahm und ins Licht der Deckenlampen hielt.

Die Phiole war in zwei Sektionen geteilt; die Flüssigkeit oben war klar, die am Boden wesentlich trüber.

»Siehst du? Das Wasser ist jetzt klar. Ich habe die aufgelösten Mineralien abgeschieden.«

»Es sieht aus, als würde es sprudeln«, sagte Joanna.

»Kohlendioxid, das von der Luft aufgenommen wird. Wenn man den gesamten Permafrost schmelzen könnte, würden wir nicht nur den halben Mars mit Wasser bedecken, sondern auch soviel CO2 freisetzen, daß die Atmosphäre fast so dicht werden würde wie die der Erde.«

Ilona goß langsam das klare Wasser in ein Becherglas aus Plastik.

»Willst du es nicht analysieren?« fragte Joanna.

»Das Massenspektrometer geht schon wieder nicht.«

»Ich dachte, Abell …«

»Paul sagt, er hätte es repariert, aber ich vertraue der Kalibrierung nicht, seit er es in den Händen gehabt hat. Ich muß es mir selbst ansehen, und ich hatte noch nicht die Zeit dazu.«

Joanna sagte: »Im Geologielabor gibt es ein Massenspektrometer.«

Mit einem plötzlichen Lächeln antwortete Ilona: »Guter Gedanke.«

Die Männer stritten immer noch, schrien sich beinahe an, als die beiden Frauen um die Trennwand herumkamen und das Geologielabor betraten. Der Streit brach ab, und Stille trat ein.

»Wir bräuchten mal eben euer Spektrometer«, sagte Ilona. »Habt ihr was dagegen?«

»Nein«, sagte Naguib. »Natürlich nicht. Ist das hiesiges Grundwasser, was Sie da haben?«

»Ja.«

»Ungesichert?« fragte Patel. »Ohne Deckel drauf?«

»Es ist nur Wasser, Rava. Es kann Ihnen nichts tun.«

»Wir haben es jedem Test unterzogen, den wir kennen«, fügte Joanna hinzu. »Es sind keine Organismen darin. Es ist völlig steril.«

»Jetzt nicht mehr«, sagte Patel. »Ihr habt es unserer Luft ausgesetzt, unseren Mikroben.«

Ilona zuckte mit großer Geste die Achseln, als würde sie die Bemerkung des Hindus überhaupt nicht ernst nehmen, und ging zu dem Massenspektrometer hinüber, das zwischen einem Sortiment kleiner Steine und einer dicken Bedienungsanleitung auf dem Arbeitstisch stand. Neben dem Handbuch stand ein Tischcomputer mit dunklem Bildschirm.

»Ich muß Doktor Li anrufen«, sagte Jamie und erhob sich.

»Hiergeblieben«, sagte Ilona. »Es dauert nur ein paar Minuten.«

Jamie zögerte. Er sah die anderen beiden Männer und dann Joanna an.

»Bitte bleib«, sagte Joanna.

Er blieb einen Moment lang unsicher stehen, dann lud er Joanna mit einer Handbewegung ein, auf dem Hocker Platz zu nehmen.

Ilonas Wassertest dauerte länger als nur ein paar Minuten. Monique Bonnet tauchte auf und entschuldigte sich dafür, daß sie soviel Zeit mit ihrem Garten verbrachte. »Beim Gemüse entfalten sich die ersten Blätter«, verkündete sie. Außer ihr schien es niemanden zu interessieren.

Tony Reed schlenderte am Labor vorbei, sah die Gruppe und fragte: »Was ist denn hier los? Eine Verschwörung?«

Ilona blickte von dem Computerbildschirm auf, der endlich das Resultat des Spektrometertests zeigte.

»Komm rein, Tony. Komm rein. Der Sanitätsoffizier sollte bei diesem Experiment dabeisein.«

»Experiment?« fragte Reed und betrat den Laborbereich. »Was für ein Experiment?«

»Wir wollen gerade den hiesigen Wein probieren«, sagte Monique.

Reed sah das Becherglas mit dem Wasser auf dem Tisch stehen und verstand sofort. »Nichts Schädliches drin, oder?«

»Dem Massenspektrometer zufolge ist es nur Wasser mit ein bißchen aufgelöstem Kohlendioxid und kaum wahrnehmbaren Spuren einiger weniger Mineralien«, erwiderte Ilona.

Reed ging hinüber und schaute auf den Bildschirm. »Da habe ich in der Wasserversorgung von London schlimmere Sachen gesehen. Viel schlimmere.«

»Dann kann ich ab jetzt also das einheimische Wasser für die Gartenpflanzen benutzen?« fragte Monique.

»Nach dem letzten Test«, sagte Ilona. Und hob den Becher an die Lippen.

Absolute Stille, während sie einen kleinen Schluck davon trank. Sie schaute einen Moment lang nachdenklich drein, fuhr sich dann mit der Zungenspitze über die Lippen und gab Tony das Becherglas.

»Mal sehen, was du sagst«, meinte sie.

Reed nahm das Becherglas, hielt es mit großer Geste ins Licht und schnupperte dann daran, als wäre es ein guter Wein.

»Überhaupt kein Bouquet«, sagte er.

Niemand lächelte auch nur.

Reed trank einen Schluck, gab Ilona das Becherglas zurück und sagte dann: »Schmeckt wirklich fast genauso wie Mineralwasser.«

Monique trank einen gierigen Schluck. »Mon dieu, es ist wie Perrier!«

Sie brachen in Gelächter aus. Alle bis auf Jamie, bemerkte Ilona, der so angespannt wirkte wie ein Panther im Käfig.

»Marsianisches Mineralwasser«, sagte Reed. »Wir können es auf Flaschen füllen und verkaufen! Was für eine Sensation auf der Erde!«

»Für eine Million Dollar pro Unze«, sagte Naguib und trank lachend seinen Schluck. Dann gab er den Becher weiter, als wäre es Meßwein.

»Vielleicht könnten wir die nächste Expedition auf diese Weise finanzieren«, sagte Patel, nachdem er gekostet hatte.

Der Becher kam zu Jamie. Er setzte ihn an die Lippen, gab ihn Ilona mit einem knappen Nicken zurück und sagte: »Ich muß zur Kommunikationskonsole. Entschuldigt mich.«

* * *

Auf den Raumschiffen in der Marsumlaufbahn war zumindest wieder ein Anschein von Ordnung eingekehrt, dachte Li Chengdu. Die Wissenschaftler waren wieder mit ihren normalen Routinetätigkeiten beschäftigt, und die Astronauten und Kosmonauten hatten die gründliche Überprüfung aller Schiffssysteme abgeschlossen, die das Kontrollzentrum in Kaliningrad verlangt hatte. Ein reinigendes Ritual, dachte Li. Die bösen Geister von Dr. Konoyes Tod waren gebannt worden, indem jede Komponente der beiden Raumschiffe überprüft worden war, all ihre Systeme, sämtliche Vorräte und die gesamte Ausrüstung. Konoye war nicht an einem technischen Versagen gestorben, aber die Flugkontrolleure in Kaliningrad und Houston hatten auf dem sinnlosen Checkout bestanden.

Jetzt sind wir zwölf statt dreizehn, sagte sich Li. Das sollte die Abergläubischen unter uns beruhigen — zu denen auch er selbst gehörte. Er merkte, daß er sich immer vage unwohl gefühlt hatte, wenn er daran gedacht hatte, daß der Mars 2 dreizehn Männer und Frauen zugeteilt worden waren.

Jetzt ist alles wieder normal. Die Russen und Amerikaner haben ihre Ausrüstung auf Deimos aufgebaut, um ihren Plan zu erproben, aus dem Gestein des Mondes durch Erhitzung Wasser zu gewinnen. Die Erforschung der Planetenoberfläche geht zügig voran. Die Forschungsteams hier an Bord der Raumschiffe haben sich von dem Schock erholt, den Konoyes Tod für sie bedeutet hat, und sich wieder an die Arbeit gemacht.

Er seufzte tief. Und James Waterman macht auch schon wieder Ärger.

Li lehnte sich in seinem Sessel zurück und richtete den Blick auf die friedvolle Seidenmalerei von nebelverhangenen Bergen und anmutigen, schlanken, blühenden Bäumen. Waterman will noch einmal zu den Valles Marineris zurück, um das Gebilde zu erforschen, das eine Felsenbehausung sein soll, wie er behauptet. Völlig absurd. Sie haben noch nicht einmal eine Spur von Leben gefunden, und Waterman denkt, daß es da unten einmal eine intelligente Zivilisation gegeben hat. Lächerlich.