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»Was, zum Teufel, ist das?« sagte Arnie. »Ich werde aus dieser verrückten Kinderzeichnung nicht schlau; erklären Sie es mir.«

»Das ist das Am-Web«, sagte Jack. »Ein riesenhafter Wohnblock. Da leben Tausende von Menschen. Der größte auf dem Mars. Nur zerfällt dem Bild nach alles zu Schutt und Asche.«

Schweigen. Arnie war verdutzt.

»Vielleicht interessiert es Sie ja gar nicht«, sagte Jack.

»Natürlich interessiert es mich«, sagte Arnie wütend. Er wandte sich an Doreen, die ein wenig abseits stand und nachdenklich dreinsah. »Begreifst du das?«

»Nein, Schatz«, sagte sie.

»Jack«, sagte Arnie, »ich habe Sie herkommen lassen, damit Sie mir berichten. Und alles, was ich kriege, ist diese schwachsinnige Zeichnung. Wo liegt dieser riesige Wohnblock?«

»In den FDR-Bergen«, sagte Jack.

Arnie merkte, wie sein Puls langsamer ging und dann nur mühsam weiterschlug. »Aha, ja, ach so«, sagte er. »Ich verstehe.«

Grinsend sagte Jack: »Dachte ich's mir doch. Es interessiert Sie also. Wissen Sie, Arnie, Sie halten mich für schizophren, und Doreen glaubt es auch, und mein Vater glaubt es ... aber ich wüßte trotzdem gern Ihre Beweggründe. Ich kann Ihnen eine Menge Informationen über das UN-Projekt in den FDR-Bergen beschaffen. Was wollen Sie noch darüber wissen? Es ist kein Kraftwerk und kein Park. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Genossenschaft. Ein ungeheuer großer Bau voller Vielzweckwohnungen mit Supermärkten und Bäckereien, mitten im Henry Wallace.«

»Wissen Sie das alles von diesem Kind?«

»Nein«, sagte Jack. »Von meinem Dad.«

Sie schauten einander lange Zeit an.

»Ihr Dad ist Spekulant?« sagte Arnie.

»Ja«, sagte Jack.

»Ist er gestern erst von der Erde eingetroffen?«

»Ja«, sagte Jack.

»Himmel«, sagte Arnie zu Doreen. »Himmel, das ist der Vater von diesem Burschen. Und er hat sich bereits eingekauft.«

»Ja«, sagte Jack.

»Ist noch was übrig?« fragte Arnie.

Jack schüttelte den Kopf.

»Ach, du großer Gott«, sagte Arnie. »Und so einen habe ich auf der Lohnliste. Wieviel Pech kann der Mensch eigentlich haben?«

Jack sagte: »Bis eben habe ich ja nicht gewußt, daß Sie dahinter her waren, Arnie.«

»Ja, auch wieder wahr«, sagte Arnie. Zu Doreen sagte er: »Ich hab es ihm nicht gesagt, also ist es nicht sein Fehler.« Geistesabwesend griff er nach der Zeichnung des Jungen. »Und so wird es einmal aussehen.«

»Irgendwann«, sagte Jack. »Anfangs nicht.«

Arnie sagte zu Manfred: »Du hattest also die Information, aber wir haben sie zu spät aus dir rausgekriegt.«

»Zu spät«, wiederholte Jack. Er schien zu verstehen; er wirkte betroffen. »Tut mir leid, Arnie. Tut mir aufrichtig leid. Das hätten Sie mir sagen sollen.«

»Ich mache Ihnen ja keinen Vorwurf«, sagte Arnie. »Wir sind nach wie vor Freunde, Bohlen. Es ist einfach Pech. Sie waren mir gegenüber absolut ehrlich; ich weiß. Verdammt noch mal, das ist wirklich ein Jammer. Hat er schon seinen Anspruch angemeldet, Ihr Dad? Na ja, so was kommt vor.«

»Er vertritt eine Gruppe von Investoren«, sagte Jack heiser.

»Natürlich«, sagte Arnie. »Mit unbegrenztem Kapital. Was hätte ich schon machen können? Da kann ich nicht mithalten. Ich bin allein.« Zu Manfred sagte er: »All diese Leute ...« Er deutete auf die Zeichnung. »Werden sie dort wohnen, ist es so? Stimmt das, Manfred? Kannst du sehen, ob große Menschenmengen dort wohnen werden?« Seine Stimme wurde lauter, geriet außer Kontrolle.

»Bitte, Arnie«, sagte Doreen. »Beruhige dich; ich sehe, wie sehr dich das aufregt, und das sollte es nicht.«

Arnie hob den Kopf und sagte mit leiser Stimme zu ihr: »Ich begreife nicht, warum dieses Kind nie lacht.«

Plötzlich sagte der Junge: »Kwatsch, kwatsch.«

»Ja«, sagte Arnie bitter. »So ist's recht. Das nenne ich erstklassige Verständigung, Kleiner. Kwatsch, kwatsch.« Zu Jack sagte er: »Sie haben eine prächtige Verbindung hergestellt; ich seh's.«

Jack schwieg. Er wirkte jetzt grimmig und fühlte sich nicht sehr wohl in seiner Haut.

»Es wird noch eine ganze Weile dauern«, sagte Arnie, »bis dieses Kind soweit ist, daß wir mit ihm sprechen können. Richtig? Schade, daß wir nicht weitermachen können. Bei mir ist die Luft raus.«

»Ist vielleicht besser so«, sagte Jack mit schwerer Zunge.

»Genau«, sagte Arnie. »Das war's dann wohl. Ihr Job ist beendet.«

Doreen sagte: »Aber du könntest ihn doch noch gebrauchen ...«

»Ja, sicher«, sagte Arnie. »Ich brauche sowieso einen tüchtigen Mechaniker, für solche Sachen wie den Chiffrierer; ich hab tausend Dinge, die jeden gottverdammten Tag den Geist aufgeben. Ich meine ja auch nur diesen speziellen Job. Schicken Sie es nach B-G zurück, das Kind. Am-Web. Ja, die Genossenschaftsgebäude tragen so komische Namen. Die Genossenschaft kommt zum Mars! Das ist ein dicker Brocken, diese Genossenschaft. Die werden viel für ihr Land bezahlen; aber sie haben's ja. Richten Sie Ihrem Vater von mir aus, daß er ein gewitzter Geschäftsmann ist.«

»Geben Sie mir die Hand drauf, Arnie?« fragte Jack.

»Klar, Jack.« Arnie streckte sie ihm entgegen, und die beiden schüttelten sich lange und kräftig die Hand und sahen sich dabei fest in die Augen. »Ich hoffe Sie noch oft hier zu sehen, Jack. Das ist nicht das Ende zwischen Ihnen und mir; das ist erst der Anfang.« Er ließ Jack Bohlens Hand los und ging wieder in die Küche, wo er für sich allein nachdachte.

Kurz darauf gesellte sich Doreen zu ihm. »Das waren schreckliche Neuigkeiten für dich, stimmt's?« sagte sie und legte den Arm um ihn.

»Ganz furchtbare«, sagte Arnie. »Die schlimmsten seit langer Zeit. Aber ich komme schon drüber weg; die Genossenschaftsbewegung macht mir keine Angst. Lewistown und die Kanalarbeiter waren zuerst hier, und sie werden noch viel länger hier sein. Hätte ich das Projekt mit dem Steiner-Jungen eher gestartet, wäre es anders gelaufen, aber ich gebe Jack sicher nicht die Schuld.« Doch tief in seinem Herzen dachte er: Du hast gegen mich gearbeitet, Jack. Die ganze Zeit. Du hast gemeinsame Sache mit deinem Vater gemacht. Und sogar von Anfang an; seit dem Tag, an dem ich dich eingestellt habe.

Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Jack stand mißmutig und schweigend am Bandgerät und spielte mit den Knöpfen herum.

»Nehmen Sie's nicht so schwer«, sagte Arnie zu ihm.

»Danke, Arnie«, sagte Jack. Sein Blick war stumpf. »Ich komme mir vor, als hätte ich Sie hintergangen.«

»Mich nicht«, versicherte ihm Arnie. »Sie haben mich nicht hintergangen. Mich hintergeht nämlich niemand.«

Auf dem Boden war Manfred Steiner weiter mit Kleben beschäftigt und ignorierte sie alle.

*

Als er seinen Vater nach Hause zurückflog und sie die FDR-Berge hinter sich ließen, dachte Jack: Soll ich das Bild des Jungen Arnie zeigen? Soll ich es nach Lewistown mitnehmen und ihm geben? Es ist so wenig ... es gibt einfach nicht das her, was ich bisher hätte herausholen sollen.

Er wußte, daß er Arnie am Abend auf jeden Fall sehen würde.

»Ganz schön trostlos da unten«, sagte sein Dad und deutete mit einem Nicken zur Wüste hinunter. »Erstaunlich, daß ihr euch ständig beklagt; ihr solltet stolz sein.« Aber eigentlich war er mehr an seinen Landkarten interessiert. Seine Worte waren nichtssagend; reine Formalität.

Jack stellte das Funkgerät an und rief Arnie in Lewistown. »Tschuldige, Dad; ich muß mit meinem Boss sprechen.«

Das Gerät gab ein paar Geräusche von sich, die sofort Manfreds Interesse weckten; er hörte auf, sich mit seinen Zeichnungen zu beschäftigen, und hob den Kopf.