Выбрать главу

Es war die Thomas-Edison-Lehrmaschine, ein älterer Herr, der erschreckt aufsah und eine Hand hinters Ohr legte. Jack wiederholte, was er gerade gesagt hatte.

Sie nickte und sagte: »Kwatsch kwatsch.«

Jack starrte sie an. Und dann drehte er sich um und sah zu Manfred zurück. Der Junge saß immer noch zusammengesunken da, den Rücken an die Wand gelehnt.

Wieder öffnete die Thomas-Edison-Lehrmaschine den Mund und sagte zu Jack: »Kwatsch kwatsch.« Nichts weiter; sie verstummte.

Bin ich das? fragte sich Jack. Bricht die Psychose bei mir jetzt endgültig aus? Oder ...?

Er konnte die Alternative nicht glauben; es war einfach nicht möglich.

Am Ende des Flurs wandte sich eine andere Lehrmaschine an eine Gruppe von Kindern; widerhallend und metallisch kam ihre Stimme aus der Ferne. Jack lauschte gespannt.

»Kwatsch kwatsch«, sagte sie zu den Kindern.

Er schloß die Augen. In diesem Moment perfekter Wahrnehmung wurde ihm klar, daß seine Psyche, seine Sinne ihn nicht falsch informiert hatten; was er hörte und sah, geschah wirklich.

Manfred Steiners Gegenwart war in die Strukur der Public School eingedrungen, hatte sie bis auf den Grund ihres Seins durchsetzt.

Zwölf

Dr. Milton Glaub grübelte noch hinter dem Schreibtisch in seinem Sprechzimmer von Camp B-G über das Verhalten von Anne Esterhazy nach, als er eine Katastrophenmeldung erhielt. Sie kam vom Rektorschaltkreis der Public School.

»Doktor«, erklärte die klanglose Stimme, »es tut mir leid, Sie zu stören, aber wir brauchen Ihre Hilfe. Ein männlicher Bürger irrt offenbar im Zustand geistiger Verwirrung bei uns durchs Haus. Wir möchten Sie bitten, zu kommen und ihn zu entfernen.«

»Gewiß«, murmelte Dr. Glaub. »Ich fliege sofort los.«

Kurz darauf befand er sich in der Luft und steuerte seinen Hubschrauber über die Wüste von Neu-Israel Richtung Public School.

Als er gelandet war, empfing ihn der Rektorschaltkreis und führte ihn schnellen Schritts durch das Gebäude, bis sie an einen versiegelten Flur kamen. »Wir haben es für besser gehalten, die Kinder von ihm fernzuhalten«, erklärte der Rektorschaltkreis und veranlaßte die Wand, zur Seite zu gleiten, so daß der Flur zugänglich wurde.

Mit verwirrter Miene stand dort ein Mann, den Dr. Glaub kannte. Der Arzt empfand sofort, ohne daß er es wollte, ein Gefühl der Genugtuung. Jack Bohlens Schizophrenie hatte ihn also doch noch eingeholt. Bohlen starrte ins Leere; anscheinend befand er sich in einem Zustand stupöser Katatonie, die wahrscheinlich mit Erregungszuständen abwechselte - er wirkte erschöpft. Und noch eine Person war bei ihm, die Dr. Glaub wiedererkannte. Manfred Steiner saß zusammengekauert auf dem Boden, vornübergebeugt, ebenfalls im Zustand fortgeschrittener Entrückung.

Euer Bündnis hat keinem von euch besonders viel Glück gebracht, sagte sich Dr. Glaub.

Mit Hilfe des Rektorschaltkreises verfrachtete er Bohlen und den Steiner-Jungen in seinen Hubschrauber, und kurz darauf befand er sich auf dem Rückflug nach Neu-Israel ins Camp B-G.

Vorgebeugt und die Hände ineinander verschränkt, sagte Bohlen: »Ich möchte Ihnen erklären, was passiert ist.«

»Nur zu«, sagte Dr. Glaub und hatte - endlich - wieder das Gefühl, Herr der Lage zu sein.

Jack Bohlen sagte mit rauher Stimme: »Ich bin zur Schule gekommen, um meinen Sohn abzuholen. Ich hatte Manfred dabei.« Er verrenkte sich auf seinem Sitz, um einen Blick auf den Steiner-Jungen zu werfen, der seine Katalepsie noch nicht überwunden hatte; der Junge lag zusammengerollt auf dem Boden des Hubschraubers, reglos wie eine Plastik. »Manfred ist mir weggelaufen. Und dann - brach die Verbindung zwischen mir und der Schule zusammen. Alles, was ich noch hören konnte, war ...« Er unterbrach sich.

»Folie a deux«, murmelte Glaub. Doppelter Wahnsinn.

Bohlen sagte: »Statt der Schule hörte ich ihn. Ich hörte seine Worte aus dem Mund der Lehrer.« Dann verstummte er.

»Manfred ist eine starke Persönlichkeit«, sagte Dr. Glaub. »Es zehrt an den Kräften, wenn man ihn lange um sich hat. Ich glaube, es wäre für Sie und Ihre Gesundheit das beste, wenn Sie dieses Projekt aufgäben. Ich finde, das Risiko ist zu groß.«

»Ich muß mich heute abend mit Arnie treffen«, flüsterte Bohlen heiser und barsch.

»Und was ist mit Ihnen? Was soll aus Ihnen werden?«

Bohlen schwieg.

»Ich kann Sie behandeln«, sagte Dr. Glaub, »jedenfalls in diesem Stadium Ihres Leidens. Später - bin ich mir da nicht mehr so sicher.«

»Da drin, in dieser verdammten Schule«, sagte Bohlen, »bin ich völlig konfus geworden; ich wußte nicht mehr, was ich tun sollte. Ich bin immer weitergegangen und habe nach jemandem gesucht, mit dem ich noch reden kann. Der nicht so war wie - er.« Er deutete auf den Jungen.

»Für Schizophrene stellt es ein großes Problem dar, sich auf die Schule einzulassen«, sagte Glaub. »Schizophrene wie Sie gehen mit anderen Menschen häufig auf unbewußter Ebene um. Die Lehrmaschinen haben natürlich keine tiefere Persönlichkeit; alles, was sie sind, liegt an der Oberfläche. Da Schizophrene es aber gewohnt sind, beständig zu ignorieren, was an der Oberfläche liegt, und hinter die Dinge zu sehen - erfaßt sie Verzweiflung. Es ist ihnen einfach nicht möglich, sie zu verstehen.«

Bohlen sagte: »Ich habe nichts von dem verstanden, was sie dort sagten; es war immer nur dieses - sinnlose Geplapper, das Manfred von sich gibt. Diese Privatsprache.«

»Sie können von Glück reden, daß Sie da wieder herausgekommen sind«, sagte Dr. Glaub.

»Ich weiß.«

»Und wie soll's jetzt mit Ihnen weitergehen, Bohlen? Fronturlaub? Oder wollen Sie diesen gefährlichen Kontakt weiter aufrechterhalten, mit einem Kind, das ...«

»Ich habe keine Wahl«, sagte Jack Bohlen.

»Ganz recht. Sie haben keine Wahl; Sie müssen sich zurückziehen.«

Bohlen sagte: »Aber ich habe etwas gelernt. Ich habe gelernt, wieviel für mich persönlich auf dem Spiel steht. Jetzt weiß ich, wie es ist, von der Welt abgeschnitten zu sein, isoliert wie Manfred. Ich würde alles tun, um das zu verhindern. Ich habe nicht vor, jetzt einfach aufzugeben.« Mit zitternden Händen holte er sich eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an.

»Ihre Prognose sieht nicht gut aus«, sagte Dr. Glaub.

Jack Bohlen nickte.

»Ihre Schwierigkeiten haben ein wenig nachgelassen, zweifellos, weil Sie dem Schulmilieu entronnen sind. Darf ich offen reden? Niemand kann Ihnen sagen, wie lange Sie noch funktionieren werden, vielleicht zehn Minuten, eine Stunde - womöglich bis heute abend, aber dann könnte es zu einem noch schwereren Kollaps kommen. Die Nachtstunden sind besonders schlimm, nicht wahr?«

»Ja«, sagte Bohlen.

»Ich kann zweierlei für Sie tun. Ich kann Manfred ins Camp B-G zurückbringen, und ich kann Sie heute abend bei Arnie vertreten, als Ihr offizieller Psychiater. So etwas mache ich öfter; das gehört zu meinem Beruf. Geben Sie mir einen Vorschuß, und ich setze Sie bei sich zu Hause ab.«

»Vielleicht nach heute abend«, sagte Bohlen. »Vielleicht können Sie mich später vertreten, wenn es schlimmer werden sollte. Aber heute abend nehme ich Manfred mit zu Arnie Kott.«

Dr. Glaub zuckte die Achseln. Gutem Rat unzugänglich, wurde ihm klar. Ein Anzeichen für Autismus. Man konnte Jack nicht überzeugen; er war schon zu sehr von allem abgeschnitten, als daß er noch hören oder verstehen konnte. Sprache war für ihn ein hohles Ritual geworden, ohne jede Bedeutung.

»Mein Sohn David«, sagte Bohlen plötzlich. »Ich muß noch einmal zur Schule zurück und ihn holen. Und mein Hubschrauber von der Yee Company; der ist auch noch dort.« Seine Augen waren jetzt klarer geworden, als tauchte er aus seinem Zustand wieder auf.